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Als könnte ich, ähnlich wie er es kann, auch Harrys nervösen Herzschlag verspüren, linse ich ihn über meine Schulter an. "Ich habe mich ja mittlerweile daran gewöhnt, dass du mehr als überdurchschnittlich besorgt um mich bist, Hazza, aber du musst nicht jedes Mal Schnappatmung bekommen, wenn ich einen spitzen Gegenstand in die Hand nehme." grinse ich. Leise schnaufend sieht er mich mit gesenktem Blick an, murmelt "Aber der Stein hat so unfassbar scharfe Kanten..."
"Haz, ich habe schon eigene Waffen geschmiedet und alles kurz und klein geschnitzt, als ich gerade so die schweren Werkzeuge halten konnte. Mach dir keine Sorgen, ich werd' mich schon nic-" Ich zucke zusammen, als das kalte Gestein die Haut an meinem Finger durchschlitzt, kurz darauf durch das warme Blut ersetzt wird, das hinaus quilt.
"Mist..." murmle ich, während Harry erschrocken einatmet, meine Hand so panisch greift, als hätte ich sie mir komplett abgesäbelt und sich den blutenden Finger instinktiv in den Mund steckt, um die rote Flüssigkeit am weiteren austreten zu hindern.
Belustigt grinse ich ihn an. "Entspann dich, es ist nur ein winziger Schnitt, Harold." Noch immer mit meinen Finger zwischen seinen Lippen glubscht er mich von unten an, ich beiße mir frech auf meine eigene und rutsche ein Stückchen näher. "Oder versuchst du nur, mich abzulenken...?" hauche ich, streiche mit dem Daumen der Hand über seine Unterlippe und sehe, wie seine Atmung aussetzt.
"Tschuldigung..." kichere ich, als er meinen Finger freigibt, ihn dennoch erneut besorgt mustert und nachdenklich die Stirn kräuselt. "Siehst du, kein Grund zur Sorge, man sieht es schon kaum noch." stelle ich dann fest und ziehe meine Hand zurück. Noch einen Moment blickt er mich in Gedanken versunken an, räuspert sich dann leise und lehnt sich wieder gegen den Stamm unseres Baumes, vor dem wir es uns, um der Mittagssonne zu entkommen, im Schatten der Blätter gemütlich gemacht haben. "Pass trotzdem ein wenig besser auf, okay?" höre ich ihn sagen, als er zusätzlich seine Hand auf meinen Rücken legt. "Jaaa..." brumme ich in bester Teenie-Manier, weshalb er sich noch einmal etwas aufrichtet.
"Sei nicht so mutzelig." flüstert er, weshalb ich ihn belustigt angrinse. "Bitte was bin ich?" Ohne auch nur den Hauch einer Miene zu verziehen wiederholt er "mutzelig", sodass ich bloß fragend blinzle. "Naja so... bockig, irgendwie, aber auf eine schmollige Art, so wie du gerade eben." Ich kann mir das entzückte Grinsen nicht verkneifen, als er mit Falte zwischen den Augenbrauen versucht, dieses niedliche Worte zu erklären. "Deine Eigenkreation?" frage ich, als ich eine seiner Locken um meinen Finger wickle. Er beobachtet mich dabei, brummt verneinend und fügt nachdenklich "Johanna, sie kann es dir besser erklären..." hinzu.
"Kann es sein, dass du gern mit meinen Haaren spielst?" wispert er dann, als er seine Hand um meine legt, um mich daran zu hindern. "Oh, ich-..." Erschrocken zucke ich zurück, will die Haarsträhne loslassen, mit dessen gezwirbelten Ende ich gerade spielte, doch er schüttelt sanft lächelnd den Kopf. "Nicht schämen, ich mag es." Mit roten Wangen senke ich den Kopf und murmle "Ich schäme mich nicht...", doch ich höre ihn leise schmunzeln. "Lou..." langsam hebe ich den Kopf, "...ich spüre alles, was du spürst, du erinnerst dich?"
Wieso vergesse ich das eigentlich immer wieder? Kleine Notlügen sind bei Harry absolut nutzlos...
"Aber aus genau diesem Grund gibt es auch für dich keinen Grund, dich zu schämen." Unsicher glubsche ich ihn von unten an, als er seine Finger über meine Kopfhaut gleiten lässt. Und dadurch eine Gänsehaut aufbaut, die sich von meinen Haarwurzeln bis über meinen gesamten Körper zieht. "Ich sagte, ich mag es. Ich mag es, vor allem weil du es magst."
"Oh..." Erneut beginnen meine Wangen zu glühen, doch er ist zum Glück viel zu beschäftigt damit, mit meinen Fingern zu spielen, dass er davon diesmal nichts mitbekommt. "Weißt du..." spricht er leise, "...vor ein paar Tagen noch hatte ich Angst, dich zu berühren, dachte es wäre egoistisch, es zu tun, nur weil ich mich danach sehne. Aber noch viel süchtiger, als nach dem Gefühl, das mein zufriedengestelltes Herz mir gibt, bin ich mittlerweile nach deinen Empfindungen. Es... Es tut mir leid."
Perplex blicke ich ihn an. "Es tut-... warum tut dir das leid, Hazza?" Er schnauft leise. "Weil es egoistisch ist." Ich lache leise auf. "Was ist egoistisch daran, mich glücklich machen zu wollen?" frage ich. "Ich tue es, weil es mich glücklich macht, Lou. Um meine Bedürfnisse zu befriedigen, verstehst du?" Ich nicke lächelnd und lege ihm die Hand an die Wange. "Ja, Hazza. So funktionieren Gefühle. So funktionieren Beziehungen. Weißt du, wie viele Menschen ich kenne, die froh wären, durch etwas so simples glücklich in ihrer Beziehung zu sein? Dass dich nichts glücklicher macht, als mein Glück, ist etwas so Wundervolles für mich, hörst du?"
Scheu beißt er sich auf die Unterlippe. "Du-..." Ich sehe, wie seine Augen zwischen meinen hin und her zucken. "Ich?" flüstere ich. "B-Beziehung... Du hast Beziehung gesagt." haucht er. "Ist-... findest du, wir-... haben wir-?... also-" Wieder bilde ich mir ein, seinen Herzschlag spüren zu können, so nervös wie er wirkt. Doch es geht mir nicht viel anders, sodass es wohl eher mein eigener Herzschlag ist, den ich wahrnehme, anstatt seinen...
"Uhm... ich weiß nicht? Findest du... nicht?" Er schüttelt lächelnd den Kopf. "Love, ich habe keine Antwort auf diese Frage. Du weißt, wir Elfen führen keine Beziehungen wie ihr Menschen, wir... verbinden uns, ohne diese Entscheidung bewusst zu treffen."
Nun zerstöre auch ich meine Lippe mit meinen Zähnen, denn... ehrlich gesagt, bin auch ich überfragt. "Ich weiß genauso wenig, wie sowas funktioniert..." gebe ich zu. Überrascht sieht er auf. "Ich hatte bisher nie eine Beziehung..." Den Kopf schief legend fragt er „Du hattest nie jemanden an deiner Seite, der dich glücklich machte?" Verlegen senke ich den Blick. „Ich bin schwul, Harry, und meine Herkunftsstadt homophob." Verwirrt zieht er die Augenbrauen zusammen, sodass mir bewusst wird, dass ausnahmsweise mal er bei keinem der beiden Begriffe weiß, was sie bedeuten.
Also entscheide ich mich, mich ihm zu öffnen, ihm zu erklären, dass die Angst, für mein wahres Ich ausgegrenzt, verachtet und verprügelt zu werden, mein Leben lang größer war, als der Wunsch, zu lieben.
Denn er ist der Grund, dass sich das verändert hat.
„Weißt du, das wir hier so sitzen, so dicht beieinander, den andere im Dorf so offen zeigen, dass wir uns... g-gern haben, dass wir soetwas tun-" Ich greife nach seiner Hand, lege dessen Rücken in meine Handinnenfläche und schiebe meine Finger zwischen seine, bevor ich sie zu meinen Lippen führe und nur ganz sanft den Handballen küsse, „...in Doncaster wäre sowas niemals möglich gewesen." Gedankenversunken und mit sanftem Lächeln beobachtet er meine Liebkosungen, bevor er aufsieht und „...aber warum? Ist es dort verboten, öffentlich Nähe zu zeigen?" fragt. Ich seufze leise. „Nicht generell, nein. Bloß unter gleichgeschlechtlichen Personen." kläre ich ihn auf.
Verwirrt blinzelt er mich an. „Das... das verstehe ich nicht. Macht das einen Unterschied?" Etwas wehmütig senke ich lächelnd den Kopf, weshalb ich sofort Harrys Hand an meiner Wange spüre. „Sollte es nicht, nein. Aber leider tut es das dennoch. In Doncaster ist man der Auffassung, dass es unnatürlich, abstoßend, falsch und... widerlich sei, wenn 2 Männer oder 2 Frauen sich lieben." Er schüttelt ungläubig den Kopf. „Was könnte an dem Glück zweier Menschen falsch sein?"
Leise schnaufend fummle ich an einer seiner Locken herum. „Das, mein Lieber, ist wohl die Frage alle Fragen."
„Das heißt..." flüstert er nach einigen Sekunden, „... es fühlt sich für dich unnatürlich an, wenn ich dich so berühre?" Vorsichtig löst er seine Hand von meiner Wange, woraufhin ich meine direkt darauf lege, um sie erneut dagegen zu drücken. „Absolut nicht. Es fühlt sich absolut natürlich, richtig und..." Ich drehe meinen Kopf ein wenig, um erneut seine Handinnenfläche zu küssen, „... und wundervoll an."
Langsam beugt er sich vor und drückt für einige Sekunden seine Lippen auf meine Stirn, schmunzelt leise, als er das gleiche Glücksgefühl durchleben darf, das mich durchströmt. Meine Gefühle mit ihm teilen zu dürfen, ist etwas, was mich von Mal zu Mal mehr innere Zufriedenheit spüren lässt.
„Das heißt, du hast erst jetzt die Möglichkeit, so richtig... also, tatsächlich, wirklich glücklich zu werden?" wispert er. Ich nicke, lächle dabei instinktiv, als ich auf seine Brust blicke in der mein Herz schlägt. „Und dennoch darfst du nicht lieben, wen du möchtest..." murmelt er bedrückt und lockert seinen Griff um meine Hand etwas. Im Gegenzug lege ich beide meiner um seine, flüstere „Natürlich darf ich das.", doch er wendet traurig den Kopf ab.
„Hazza, nur weil das Schicksal bei uns ein wenig nachhelfen mag, heißt das nicht, dass es mir die Entscheidung abnimmt, wen ich gern haben darf."
Lächelnd lege ich den Kopf schief, während ich ihm über seinen kantigen Kiefer streiche. „Ich sagte es dir bereits, aber wiederhole es gern nochmal. Ich mag dich Harry, ich mag dich wirklich, wirklich gern. Und das nicht, weil mich jemand oder irgendwas dazu zwingt, sondern weil du ein wundervolles, liebenswertes Wesen bist."
Meine liebsten Vertiefungen bohren sich langsam aber sicher in seine Wangen, grinsend streiche ich mit meinem Daumen darüber, was die kleinen Löchlein noch tiefer werden lässt.
Langsam fahre ich mit meinen Fingerspitzen dann über seinen Hals hinab, er hält instinktiv die Luft an, als ich auf Höhe seines Brustmuskels angelangt bin, blickt hinab auf meine Hand, als ich sie auf seinem Herzen platziere. Ich hingegen lasse meine Lider sanft sinken, bis meine Wimpern hauchzart meine Wangenknochen berühren und atme einmal tief ein und aus, bevor sich ein glückliches Lächeln auf meine Lippen schleicht. Ich bilde mir ein, seinen Herzschlag nicht bloß spüren, sondern auch hören zu können, so intensiv nehme ich ihn wahr.
„Ist Euer Herzschlag eigentlich nur so kräftig, wenn Ihr Euren Partner gefunden habt?" wispere ich, als ich fühle, wie er seine Hand vorsichtig auf meine legt. „Uhm..." setzt er ein wenig heiser an, räuspert sich leise, weshalb ich die Augen öffne und einen Harry erblicke, der fast ein wenig verlegen an dem Stück Holz herum knibbelt, aus dem ich gerade noch im Begriff war, einen Pfeil zu schnitzen.
Seit ich vor 2 Tagen das erste Mal den Bogen habe spannen dürfen, gehe ich Harry damit auf die Nerven. Er hat mittlerweile ein gesehen, dass ich nicht kleinbei geben werde und weiter trainieren will, auch wenn er der festen Überzeugung zu sein scheint, dass ich mich dabei umbringen werde.
„...tatsächlich, also.... Nein, das ist generell nicht die Regel." Überrascht blinzle ich ihn an, wandere dann mit dem Blick zu seinem Herzen, auf dem noch immer unsere beider Hände ruhen. „Naja, besonders schwach war mein Herzschlag zwar nie, aber erst seid ich dich hab-... also, seitdem du bei mir bist, schlägt es so überaus intensiv." flüstert er. „Selbst Mama war sprachlos, als sie mich aufgrund der Schw-Schwangersch-" leise beginnt er zu kichern, „... findest du es nicht auch immernoch komisch, das auszusprechen?" Ich schmunzle etwas und brumme zustimmend.
„Sogar Mama fand es wirklich übermäßig stark." beendet er dann seinen Satz, doch ich bin gedanklich bei dem Wort, dass ihm so holprig über die Lippen kam, hängen geblieben.
„Was meinst du, was es wird?" wispere ich daher leise, blicke auf, als ich keine Antwort erhalte und schaue in Harrys verwirrtes Gesicht. Ich lasse also vorsichtig unsere Hände ein wenig tiefer rutschen, um sie unterhalb seines Bauchnabels zu platzieren. „Oh, du meinst unser Krümelchen..." stellt er fest und ich kann nicht verhindern, breit zu grinsen.
Ich liebe diesen Spitznamen für das Kleine einfach so sehr...
„Du meinst, ob ich denke, dass es ein Mensch oder eine Elfe wird?" versichert er sich noch einmal, während ich gedankenverloren mit dem Daumen über die feine Spur Haare an seinem Bauch streiche. Doch ich schüttle den Kopf. „Nein, ich meinte eigentlich das Geschlecht..."
Überrascht blinzelt er mich einen Moment an, bevor sein Blick hinunter zu seinem Bauch wandert. „Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht, ehrlich gesagt..." gesteht er. Er nimmt meine Hand von seiner Haut und legt sie in seine beiden, bevor er mich mit einer kleinen Falte zwischen den Augenbrauen anblickt. „Ist das wichtig für dich?" Etwas perplex mustere ich seine funkelnde Augen, gebe ein „Uhm..." von mir, da ich mit dieser Frage nicht gerechnet hatte. „Gibt es etwas, dass du lieber hättest?" konkretisiert er sie dann noch einmal, woraufhin ich allerdings sofort den Kopf schüttle.
„Nein, überhaupt nicht! Ich... bin einfach bloß wahnsinnig neugierig." gebe ich zu und senke die sich erhitzenden Wangen. Aus dem Augenwinkel sehe ich sein niedliches Schmunzeln, versuche zu ignorieren, dass mir die Hitze dadurch nur noch heftiger in die Bäckchen schießt und entschließe mich daher für eine spontane Ablenkung.
Ein leises „Huch...?" gibt er von sich, als ich Holz und Stein von meinem Schoß werfe, ihm den Rücken zudrehe, mich gegen seine Seite lehne und den Kopf in seiner Halsbeuge bette. Seinen Arm, den er nun um mich legt, ziehe ich noch etwas enger um mich und verschränke unsere Hände vor meinem Bauch, bevor ich die Augen schließe und tief durchatme.
„Hattest du einen... plötzlichen Anstieg von Bedarf an Nähe?" flüstert er, deutlich kann ich seine Belustigung heraushören. Ich brumme verneinend, öffne ein Auge und linse ihn damit von unten an. „Ach, ich wollte bloß die Sonne genießen..." erkläre ich mich, bin insgeheim froh, dass diese tatsächlich gerade gut steht und uns deutlich mehr ihrer Wärme schenkt, als noch vor 10 Minuten.
Brummend gibt er einen fast etwas sarkastischen Aha-Laut von sich, küsst mit leisem Lachen meine Stirn und geht zu meinem Glück nicht weiter darauf ein, dass mein kleines Herzchen ein wenig beschämt noch immer ein Wettrennen gewinnen zu wollen scheint...
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