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Tief vergrabe ich mein Gesicht noch einmal in dem fluffigen Kissen, bevor ich blinzelnd die Augen öffne.
Irgendwie war mein Traum äußerst komisch, meine Fantasie scheint langsam mit mir durchzugeh-
Erschrocken hebe ich den Kopf, als ich vor eine, mit Efeu bewachsene Wand aus verworrenen Baumstämmen blicke.
Habe ich das alles also doch nicht geträumt?
Vorsichtig richte ich mich auf, stöhne dabei leise auf. Mein ganzer Körper besteht aus einem einzigen Muskelkater, so scheint es, denn jede Bewegung fällt mir unfassbar schwer. Mein Blick wandert durch den Raum, der aussieht, als hätte die Natur ihn geschaffen. Durch ein Loch in einem der Äste scheint die Sonne hindurch, fröhlich kann ich die Vögel draußen zwitschern hören, dann kräht ein Hahn.
Moment - ein Hahn? Sind die nicht vor Jahrzehnten bereits ausgestorben? Und das Geräusch eben kenne ich überhaupt nicht, es klang wie ein "Määäh"...
Komplett überfordert drehe ich mich ein Stück um und blicke vor einen muskulösen Rücken, aus dem zarte Flügelchen herauswachsen. Sie sind eingeklappt, doch ich kann deutlich erkennen, dass sie tatsächlich mit dem Körper verwachsen sind. Mehrmals blinzle ich, hebe zögerlich die Hand, ziehe sie dann allerdings doch schnell wieder zurück, bevor ich sie berühren kann. Ich kneife die Augen fest zusammen und versuche zu verarbeiten, was ich gerade gesehen habe.
Flügel? An einem menschlich wirkenden Körper? Aber das würde ja bedeutet, dass sie wirklich wahr sind... die alten Sagen.
Krampfhaft versuche ich mich an den gestrigen Tag zu erinnern. Auch das ist also alles wirklich passiert? Ich sehe an meinem dürren Körper herab und erblicke eine Menge Verbände, meine Wunden sind alle behandelt und verbunden worden. Auch an meinem Fuß ist die Schwellung so weit zurück gegangen, dass ich meine Knöchel wieder erahnen kann. Als ich die Decke gerade wieder senken will, stutze ich.
Was ist das für eine Hose? Ich meine mich daran entsinnen zu können, dass mir eine Wildlederhose angezogen wurde. Doch was ich trage, besteht aus einem feinen, fließenden, zartrosanen Stoff. Es könnte diese extrem seltene Seide sein, von der meine Großmutter früher immer erzählt hat.
Leicht drehe ich den Kopf und erblicke die Hose aus Leder, an die ich mich erinnern kann. Sie ist feinsäuberlich gefaltet und auf die Sitzfläche eines geflochtenen Sessels gelegt worden.
Aber das würde ja bedeuten... er hat mich umgezogen, während ich geschlafen habe? Ich reiße die Augen auf, hebe die Decke erneut an und versichere mich, ob ich mit meiner Befürchtung richtig liege.
Ich trage tatsächlich nichts drunter.
Schwer schluckend merke ich, wie mir die Röte in die Wangen steigt. Es ist generell nicht so, dass ich mich für meinen Körper schämen würde, aber irgendwie macht mich der Gedanken nervös, dass er mich nicht nur nackt gesehen, sondern auch so nah dort unten berührt hat.
Jemand wie ich ist unserer Gesellschaft nicht gern gesehen, weshalb auch niemand von meiner Vorliebe für das männliche Geschlecht weiß. Der Fortbestand der Menschheit steht an erster Stelle und damit auch die Fortpflanzung - weshalb eine gleichgeschlechtliche Beziehung in der Regel entweder verachtet oder gar gewaltsam entzweit wird.
In meinem Dorf gibt es daher kein einziges gleichgeschlechtliches Paar - zumindest offiziell. Auch wenn niemand je ein Wort darüber verloren hat, haben wir es geschafft, uns zu finden, weshalb ich mich in den vergangenen Monaten ab und an mit einem anderen Jungen aus dem Dorf getroffen habe. Geredet haben wir nie viel, unsere Treffen dienten lediglich der sexuellen Befriedigung und das war uns beiden klar. Sollten wir uns so mal über den Weg gelaufen sein, haben wir uns nicht mal gegrüßt.
Doch je älter ich wurde, desto mehr habe ich mich nach einer Person gesehnt, der ich mein Herz schenken kann. Da ich allerdings nie die Chance bekommen habe, mich intensiver mit einem der anderen Männer im Dorf unterhalten zu können, habe ich mich in 19 Jahren tatsächlich noch nie verliebt. Da es sowieso nie zu einer Beziehung geführt hätte, ist das vielleicht auch gar nicht so schlimm.
Erneut drehe ich mich zu dem offenbar noch schlafenden Wesen neben mir um. Dadurch, dass er mir den Rücken zudreht, kann ich sein Gesicht nicht sehen. Meine Erinnerung ist leider viel zu löchrig, um mir ein brauchbares Bild von seinem Erscheinungsbild machen zu können. Woran ich mich erinnere, ist allerdings atemberaubend schön.
Allein die schimmernden, schokobraunen Locken, die ihm bis zu Brust reichen und er zum Schlafen offenbar in einen Zopf geflochten hat, erwecken in mir den Wunsch, sie mir verträumt um den Finger zu wickeln. Seine komplette Statur wirkt wahnsinnig kräftig, aber dennoch irgendwie... grazil. Es passt perfekt zu der Tatsache, dass er Flügel hat.
Ich rutsche ein Stück näher heran, um die hauchdünnen, im Licht der Sonne schimmernden Objekte, die ihn in die Lüfte heben können, genauer begutachten zu können. Sie wirken so fragil, zart und nahezu ungeeignet, nicht nur sein Gewicht, sondern - wenn ich mich recht erinnere - zusätzlich auch meins tragen zu können.
Nur ganz minimal traue ich mich, sie mit meiner Fingerspitze zu berühren, doch es reicht, um sie leicht zucken zu lassen. Erschrocken schrecke ich zurück und höre dann den Besitzer dieser unwirklichen Konstrukte grummeln. Mein Herz beginnt zu rasen.
Shit, wie soll ich mich verhalten?
Er stützt sich seitlich auf seinen Unterarm und neigt kurz seinen Kopf in beide Richtungen, sodass ein leises Knacken zu hören ist. Dann wirkt er, als hätte er mich plötzlich gehört, dabei habe ich keinen Ton von mir gegeben. Er dreht seinen Kopf zu mir, seine Mundwinkel formen sich zu einem sanften Lächeln, während ich ihn mit großen Augen ansehe, wie ein verschrecktes Reh.
"Guten Morgen." Seine raue Morgenstimme schickt eine Gänsehaut über meinen Körper und ich ziehe die Decke darüber, damit er sie nicht sieht. Außerdem kann ich dann immer noch so tun, als wäre mir schlichtweg kalt. Was offenbar zu funktionieren scheint, denn er legt die Stirn in Falten und fragt leise "Frierst du?"
Seine Augen sind atemberaubend schön, ein sattes Grün, umrandet von einem Ring, der in dem Licht, das durch die Äste bricht, fast ein wenig golden schimmert.
Ich reiße mich von seinen Augen los und stammle "N-Nein, i-ich-... also, ich, uhm-" Mein Puls rast wie verrückt.
Eigentlich ist mir schon ein wenig kalt, aber das traue ich mich nicht zu sagen... Vermutlich liegt das allerdings nicht nur an der frischen Frühlingsluft, die sanft durch das Blätterkleid über uns raschelt, sondern außerdem daran, dass mein ausgemärgelter Körper dem nicht viel entgegen zu setzen hat.
Das Lächeln auf seinen Lippen wirkt fast etwas schüchtern, als er sich auf die untere beißt und leicht den Kopf senkt. Er richtet sich auf und setzt sich in den Schneidersitzt vor mich, löst seinen Zopf, weshalb seine Haare in sanften Wellen auf seine ausgeprägte Brustmuskulatur fallen. Den oberen Teil bindet er wieder zusammen, sodass sie ihm nicht im Gesicht hängen, als er sich etwas zu mir runterbeugt. "Pardon, du kannst dich vermutlich kaum erinnern. Ich habe dich gestern im Wald gefunden, du schienst am Ende deiner Kräfte zu sein und ich habe dich mit nach Eroda genommen, in der Hoffnung, dass meine Mutter dir helfen kann." Sein Blick fällt auf den Verband an meiner Hand. "Was sie gottseidank konnte..." flüstert er.
Seine Augen wandern für einen Moment runter auf meine Brust, in der mein Herz noch immer unnatürlich schnell pocht. Ein sanftes Lächeln bildet sich auf seinen Lippen, als er leise aufseufzt. Als hätte man ihn aus seinen Gedanken gerissen, blickt er wieder zu mir hoch und sagt leise "Entschuldige bitte, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, wie unhöflich von mir. Ich bin Harry. Magst du mir auch deinen Namen verraten?" Ich weiß nicht mal, warum mich seine Anwesenheit so nervös macht, aber meine Antwort ist bloß ein unsicheres Stottern. "L-...Louis."
"Louis..." wiederholt er meinen Namen nahezu tonlos und muss erneut etwas lächeln. "Ein schöner Name." haucht er. "D-Danke." Ich presse meine Lippen aufeinander und sehe mich etwas hilflos im Raum um. "E-Es tut mir Leid, ich-... Natürlich bin ich w-wahnsinnig dankbar, dass ich noch l-lebe, a-aber..." Ich stocke, als er sich ausgiebig streckt und dabei auch seine Flügel ausbreitet und leicht ausschüttelt.
Mit großen Augen starre ich ihn an und ich kann nicht verhindern, dass mir die Kinnlade ein Stück herunterklappt. Ein kleines, verschmitztes Lächeln umspielt seine Lippen, das diesmal auch 2 niedliche Grübchen hervorruft. Sachte wippen die Flügelchen hinter seinem Kopf auf und ab, als er sein Morgenstreching beendet hat.
"Ja, du denkst richtig. Ich bin ein Elf."
Ganz langsam lasse ich meinen Kopf auf und ab wippen und starre ihn noch immer an. "Ein-... ein Elf..." wiederhole ich nachdenklich seine Worte. "Und ich dachte immer, es wären alles bloß Mythen und Sagen..." murmle ich, mehr zu mir selbst. "Und der Großteil davon ist absolut lächerlich." ergänzt er, als er sich abwendet und aufsteht.
Jede seiner Bewegungen ist so fließend, grazil und anmutig, dass ich mich nicht mal traue, aufzustehen. Egal was ich tue, neben ihm sehe ich definitiv aus, wie der Dorftrampel, der ich nun mal bin.
Trotzdem richte ich mich etwas auf und halte mir reflexartig die Hände vor die nackte Brust. Ich komme mir neben ihm so unfassbar schmächtig und schwach vor, obwohl ich weiß, dass ich nichts dafür kann. Die letzte Zeit, von der ich absolut keine Ahnung habe, wie lang sie war, habe ich nur in den seltensten Fällen etwas Essbares gefunden. Vermutlich sollte ich auch jetzt Hunger verspüren, doch ich bin über dieses Empfinden lange hinweg.
Ein kurzes Frösteln durchfährt mich, auf das auch der Elf vor mir aufmerksam wird. Er kommt zu mir rüber und setzt sich auf die Bettkante. "Es tut mir Leid, dass du frierst. Luana ist schon dabei, dir ein paar Oberteile zu schneidern. Wir waren nicht vorbereitet auf..." Kurz stockt er und ich sehe ihn tief ein und ausatmen. "...einen Menschen." Nervös kaue ich auf meiner Lippe herum. "T-Tut mit Leid..." flüstere ich und blicke auf meine Hände. Vorsichtig legt er seine darauf, weshalb ich reflexartig etwas zurückzucke.
War ich gestern so durch den Wind, dass ich mir bloß eingebildet habe, dass seine Berührungen auf meiner Haut ein Kribbeln hervorrufen? Seine Hand ist weich und warm, es ist definitiv nicht unangenehm, von ihm berührt zu werden, aber das Kribbeln an das ich mich erinnern kann, ist nicht da. Wenn ich mich allerdings ein wenig intensiver zurückerinnere, war da noch mehr.
Dieses starke Verlangen, ihn in meiner Nähe haben zu wollen. Auch das ist nicht mehr da. Ich fühle mich fähig, klar zu Denken, ich bin nicht so... berauscht wie gestern.
Oder vielleicht habe ich das doch nur geträumt?
Das Herz in meiner Brust stolpert kurz und ich merke, wie mich die Unsicherheit überfällt. Ich kenne ihn doch eigentlich gar nicht und es ist mir echt peinlich, wie ich mich gestern an ihn geklammert habe.
Er zieht seine Hand zurück, als sich meine leicht in die Bettdecke krallt. Als seine Augen wieder auf meine treffen, kommen sie mir irgendwie ein wenig traurig vor, weshalb ich schnell wegschaue. Er steht daraufhin auf und fragt leise "Du hast bestimmt Hunger, oder?" Ich lege mir die Hand auf den Bauch und murmle "Ich vermute ja..." Nachdenklich mustert er mich. "Ich spüre keinen Hunger mehr." gebe ich zu, weshalb sein Blick besorgte Züge annimmt. "Wie lang bist du denn durch den Wald geirrt?" Ich zucke bedröppelt mit den Schultern und erwidere "Ich weiß es nicht, ehrlich gesagt..."
Ohne ihn anzusehen drehe ich mich zur Bettkante und lasse meine schweren Beine herunterbaumeln, bevor ich versuche, mich aufzurichten. Als ich dabei leise vor Anstrengung aufstöhne, ist er innerhalb von Sekunden da und will mich hochheben, doch ich schüttle schnell den Kopf. "Es geht schon..." Zögerlich nimmt er seine Arme zurück und lässt unsicher den Kopf sinken. "I-Ich... bin kurz..." murmle ich und zeige in Richtung des angrenzenden Badezimmers, greife nach der Hose auf dem Sessel und verschwinde, so schnell es meine labilen Beine zulassen, in den besagten Raum.
Obwohl Raum eventuell nicht das richtige Wort ist. Nur ein dichtes Blätterkleid trennt mich von der milden Frühlingsluft außerhalb dieses Baumes. Eine riesiges Blütenblatt trennt einen kleinen Bereich ab, in dem eine große Wanne auf den Holzplanken steht, die wirkt, als sei sie eine riesige Nussschale.
Leise seufze ich auf, als ich allein bin. Auch wenn ich weiß, dass er mich bereits nackt gesehen hat, will ich mich nicht vor ihm umziehen. Nachdem ich mich ächzend von der seidigen Schlafhose getrennt und sie durch die Lederhose ersetzt habe, blicke ich in den Spiegel, der über dem steinernen Waschbecken hängt - und erschrecke mich vor mir selbst. Seit ich verbannt worden bin, habe ich mich nicht mehr selbst gesehen und mir kullert eine Träne über die eingefallene Wange, als ich realisiere, dass ich wortwörtlich nur noch aus Haut und Knochen bestehe.
Spontan kommt mir das mit dem Hunger sehr plausibel vor, weshalb ich schnell die Holztür öffne und wieder ins Schlafzimmer trete. Harry steht mittlerweile am geöffneten 'Eingang' und sieht nachdenklich hinaus, dreht sich allerdings urplötzlich um, als ich den Wohnraum betrete.
Wie kann es sein, dass er mich immer sofort bemerkt? Ist sein Gehör so gut, oder hat er vielleicht einen besonderen Sinn dafür?
"Die Anderen sind bereits am Frühstücken." teilt er mir zögerlich lächelnd mit, sieht dann einmal an mir herab, bevor seine leuchtenden Augen wieder auf meine treffen. "Ich habe Liam bereits Bescheid gegeben und so schnell wie er knüpft, ist die Strickleiter bestimmt bis heute Nachmittag schon angebracht, aber bis dahin..." Er breitet etwas unsicher seine Arme aus.
Ich merke, wie mein Herz erneut zu rasen beginnt, ich bekomme schwitzige Hände und beiße mir auf die Unterlippe. Ich soll mich wirklich von ihm hinunter fliegen lassen? Nicht nur die Höhe selbst macht mich wahnsinnig nervös, sondern auch, dass ich ihm dabei unfassbar nah komme. Meine Hormone schreien zwar 'schmeiß dich dem schönen Wesen in die Arme!', aber mein gesunder Menschenverstand findet es überaus komisch, von ihm getragen zu werden, wie eine Braut über die Schwelle.
Doch bevor sich die Unsicherheit ausbreiten kann, wird sie von einem Gefühl abgelöst, das mir verdächtig bekannt vorkommt.
Sämtliche Bedenken sind verflogen, ich werde wie von Geisterhand von ihm angezogen und lasse mich anstandslos von ihm hochheben. Als er an die Kante tritt und ohne spürbare Anstrengung in die Schwerelosigkeit wechselt, lege ich ihm wie selbstverständlich die Arme um den Nacken, um ihm noch näher zu sein.
Ich habe das Gefühl, ich sollte hinterfragen, was plötzlich wieder mit mir los ist, doch dieses Empfinden von Sicherheit, Geborgenheit und bedingungslosem Vertrauen lässt mich den Drang nach Klarheit ignorieren. Stattdessen genieße ich, wie die angenehme Hitze, dieses aufregende Kribbeln, meinen Körper durchströmt. Es ist, als könnte ich nie genug davon bekommen, als wäre ich augenblicklich süchtig danach.
Wie meine persönliche Lieblingsdroge.
Auf dem großen, von Bäumen umringten Platz in der Mitte des Dorfes, stellt er mich vorsichtig wieder auf die Beine und ich merke erst garnicht, dass jeder einzelne Kopf an der gesamten, langen Tafel, sich hebt und mich mit großen Augen ansieht.
Viel zu fokussiert bin ich auf den Mann neben mir, der mir ein sanftes Lächeln schenkt. "Harry!" Benommen drehe auch ich den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kommt, als er den Blick abwendet. "Guten Morgen, Liebes, wie geht es dir?" Dunkel erinnere ich mich an die Frau, bei der es sich meines Erachtens nach um seine Mutter handelt. Sanft streichelt sie mir über den Oberarm und ich erwidere mit seligem Grinsen und leichtem Lallen "Mir geht's super!"
Unauffällig versuche ich einen Schritt näher zu Harry zu gehen, damit das Kribbeln noch ein wenig intensiver wird. Minimal berührt mein Arm seinen und jede Faser in meinem Körper schlägt Purzelbäume.
Etwas skeptisch sieht sie zwischen mir und Harry hin und her, zieht ihn dann am Arm ein Stück zur Seite, weshalb ihn ihm traurig einen Schritt folge, dann allerdings stehen bleibe und hinterher sehe.
"Hey!"
Aus meiner Tranche gerissen zucke ich etwas zusammen, drehe dann allerdings meinen Kopf und blicke in das freudige Gesicht des Mannes, dessen weißblonden Haare etwas über die Schultern reichen.
"Wie schön, du siehst schon wieder deutlich lebendiger aus, als gestern." lacht er. "Ich vermute, du kannst dich nicht mehr erinnern, daher stelle ich mich gern nochmal vor. Ich bin Rafiliuz, du darfst mich aber gern Ruffy nennen, denn das tun hier eigentlich alle - ist einfacher." Sein Lächeln ist wirklich herzerwärmend. "Ich bin Harrys bester Freund, kümmere mich darum, dass hier alles geregelt abläuft und außerdem-" Er wird von einem zierlichen Mädchen unterbrochen, das zu uns herübergetänzelt kommt und sich auf die Zehenspitzen stellt, um ihr Kinn auf seiner Schulter abzulegen. "...und außerdem Besitzer meines Herzens." Verliebt lächelt er sie an, bevor er ihr ein sanftes Küsschen auf die Lippen haucht.
Weil ich es irgendwie komisch finde, ihnen dabei zuzusehen und auch, weil ich Sehnsucht verspüre, drehe ich mich kurz zu Harry, der mich ebenfalls ansieht, sich dann zu seiner Mutter dreht, die ihm irgendwas einzureden zu versuchen scheint.
"Hey, ich bin Trixie! Und du bist?" Das Mädchen, dessen Haarfarbe mich fasziniert - denn sie haben einen fließenden Verlauf vom Ansatz bis in die, den Bauchnabel berührenden, Spitzen von Pastelltürkis, über Flieder bis hin zu einem Puderrosa - zieht erneut meine Aufmerksamkeit auf sich. "L-Louis-... Ich heiße Louis." stammle ich, versuche dabei das freundliche Lächeln zu erwidern, das mir die Beiden schenken.
Sie legt den Kopf etwas schief und sieht an mir herab. "Ich habe lange keinen Menschen mehr aus der Nähe gesehen... seid Ihr immer so dürr?" Erschrocken dreht Ruffy seinen Kopf zu ihr, während ich mir reflexartig die Arme um den Rumpf schlinge. "Trix!" Sie schmunzelt leise. "Was denn?" Er streicht ihr eine Strähne hinters Ohr. "Nein, das ist nicht normal." flüstert er ihr zu, dreht sich dann, mit dem Arm um ihrer Taille, wieder zu mir. "Tschuldigung, meine Gefährtin ist manchmal ein bisschen... sehr direkt."
Ich hebe die Augenbraue. "Gefährtin? Ist das so'n Elfending?" Beide müssen schmunzeln. "Das erzählen wir dir mal in Ruhe." versichert Ruffy mir, wendet sich dann wieder an seine Partnerin. "Harry hat ihn auf der Caislean Lichtung gefunden, wenn du mich fragst keine Sekunde zu früh..." Sein Blick fällt auf die vielen Verbände an meinen Armen und Beinen. Doch Trixie scheint etwas anderes zu verwundern. "Auf der Caislean Lichtung? Seit wann fliegt Harry denn so weit raus?" Ruffy dreht sich etwas zu ihr und redet leiser, doch ich verstehe ihn trotzdem. "Tut er normalerweise nicht, aber er hat... ihn gehört."
Ich wünschte, ich wüsste, warum sie plötzlich so große Augen bekommt, doch bevor sie etwas sagen kann, wird plötzlich dieses schöne Kribbeln in meinem Innern wieder stärker und Harry taucht neben mir auf. Trixies schockierter Blick wandert daraufhin zwischen Harry und mir hin und her und ich meine zu sehen, dass er ganz leicht den Kopf schüttelt, als wolle er ihr sagen, sie solle nicht aussprechen, was sie denkt. Doch ich bin leider zu abgelenkt davon, dass seine Hand seit ein paar Sekunden auf Höhe meiner Taille liegt und dieses leichte Prickeln auf meiner Haut auslöst.
Aber auch wenn es mir schwerfällt, dieses komplett berauschende Gefühl zu ignorieren, wird mein Kopf immer lauter. Warum fühle ich mich auf einmal wieder so?
Und hat das Getuschel zwischen Trixie und Ruffy wohl etwas damit zu tun?
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