Verwerfungen
Ich glaube ich verstehe gerade, warum es Mönche und Nonnen unterschiedlicher Religionen oder Eremiten oder Pilger oder einfach Schafshirten in Berghütten gibt. Ich habe das nie nachfühlen oder verstehen können, dachte mir: was muss denen denn passiert sein, dass sie das wollen? Und ja, bestimmt ist oft genug auch genug passiert. Oder sie wurden als Kind schon in ein Kloster geschickt. Aber wirklich, ich verstehe es gerade. Ich verstehe gerade, dass du an einen Punkt im Leben kommen kannst, an dem du erkennst, dass die Stille krass und stark ist. Dass du lernst zu schweigen, um dann das Wichtigste zu tun. Dass du die Erfüllung findest, indem du die Erkenntnis, die Nähe zu Göttlichkeit oder den Dienst der selbstlosen Nächstenliebe suchst.
Denn diese Dinge sind wirklich cool, du brauchst nur sehr lange oder sehr viel, um das zu verstehen. Und viele verstehen es deshalb nie, und das ist auch... verständlich. Ich habs ja selber nicht verstanden, sonst würde ich jetzt nicht an meinem Laptop in meinem Bett sitzen und über Beziehungen nachdenken.
Und noch eine Sache finde ich krass: wenn etwas schlimmes passiert oder es dir einfach schlecht geht, dann kann das dir deine größte Leidenschaft nehmen, einfach so. Du hast es geliebt, dich in der Uni mit komplizierten politischen Debatten in seitenlangen Hausarbeiten zu fetzen. Und auf einmal macht dich das fertig. Und vorher hast du Mathe gehasst: aber jetzt willst du rechnen. Einfach, weil es so eindeutig und klar ist, und unbestreitbar.
Und wenn du jemanden liebst und dich in noch jemanden verliebst, dann fühlst du auf einmal für niemanden mehr etwas. Und dann für beide. Und dann für alle. Und dann wieder nicht.
Man denkt immer, das ist ein Bonus, sich nicht "entscheiden" zu können oder "die Qual der Wahl" zu haben. Aber das muss nicht stimmen, es kann auch einfach wehtun. Das ist kein Spiel, sondern es ist genauso Liebeskummer wie jede Abweisung oder jede Angst vor einer Abweisung.
Angst ist sowieso so mies. Ich finde das Gegenteil von Liebe könnte auch Angst sein. Und das Gegenteil von Mut Hass. Wer liebt und mutig ist muss nicht Angst haben und hassen. Zumindest wenn er ein Mönch oder eine Nonne oder ein Schafshirte ist. Ich will mutig lieben, vielleicht ein bisschen zu mutig, und manchmal hasse ich mich dafür und das macht mir Angst. Aber dann sag ich mir selbst: hey, chill mal, anstatt so heldenhaft herumzueiern. Denk erstmal drüber, und fühl dann nochmal nach.
Oder sag dir selbst das, was du einer Freund*in sagen würdest. Und ich würde mir da sagen:
Mut zur Lücke, Mut zur Liebe, Leute.
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