~3~
Am nächsten Morgen wollte ich mein Bett am liebsten gar nicht verlassen. Ich hatte die halbe Nacht lang Statistiken durch arbeiten müssen und fühlte mich wie gerädert. Aber natürlich konnte eine Kronprinzessin nicht liegen bleiben. Widerwillig und nach einigen Abwehrversuchen gegen meine Zofen, tapste ich schließlich ins Badezimmer, um meine Augenringe in Augenschein zu nehmen. Ich massierte meine Schläfen und starrte das Mädchen im Spiegel an, wie eine Kreatur von einem anderen Planeten. Ihre rotbraunen Locken standen in alle Richtungen von ihrem Kopf ab und unter ihren Augen zeichneten sich Augenringe ab, die so groß waren, wie Autoreifen. Kathy trat hinter mich und reichte mir zwei Teebeutel. „Ella sagt, das hilft", sagte sie mit einem kleinen Lächeln und ich legte die feuchten, kalten Teebeutel auf meine Augen. Einige Minuten blieb ich einfach so stehen, bis Ella mich unterbrach.
„Ähm, Hoheit? Ihr habt Besuch" Ich stöhnte genervt. Ich band mein Haar unordentlich auf meinem Kopf zusammen und zog einen Morgenmantel über mein knappes Nachthemd. Als ich zurück in mein Zimmer kam, saß Kia, ebenfalls im Morgenmantel und mit verwuschelten Haarn, auf meinem Bett. „Kia, es ist 7 Uhr morgens", sagte ich verwirrt. Kia lächelte. „Das, meine liebe Celeste, ist mir, wie du siehst, egal. Ich musste so schnell wie möglich mit dir reden." Ich setzte mich neben sie. „Na dann", ich spielte mit einer Strähne, die aus meinem Zopf gefallen war. „Lukas... Ich glaube ich habe mich in ihn verliebt. Er ist wundervoll. Natürlich geht dein Casting vor, aber... Bitte nimm es mir nicht übel, wenn ich nicht länger bleiben kann. Ich kann nicht zu sehen, dass du ihn möglicherweise auswählst." Ich starrte sie überrascht an. „Kia! Beruhig dich erstmal. Ich glaube, er ist sowieso nicht so mein Typ. Ich könnte ihn allerdings dir zu liebe noch nicht raus werfen. Dann könnt ihr euch kennen lernen. Aber wenn er dann ausscheiden muss, muss er den Palast verlassen. So besagen es die Regeln." Kia nickte langsam. „Wenn er geht, gehe ich mit ihm. Gott, Celeste, ich bin ja so glücklich" Kia grinste wie ein Honigkuchenpferd. An die Liebe auf den ersten Blick hatte ich noch nie geglaubt. Aber vor mir saß der lebende Beweis, dass es sie gab. „Kia, du bist nervig gut gelaunt" Sie stand auf. „Na dann sollte ich wohl lieber gehen, bevor der königliche Morgenmuffel mir den Hals umdreht" Sie grinste frech. „Hast du das von Ezra?", fragte ich und kneife die Augen zusammen. Kia zog wage die Schultern hoch und verließ dann schwingenden Ganges mein Zimmer. Ich seufzte. Was ein Morgen.
Nachdem ich alleine in meinem Zimmer gefrühstückt und mich angezogen hatte, beschloss ich mich zum Mum in den Damensalon zu gesellen. Auch, wenn er jetzt voller Mädchen war, konnte der Damensalon durchaus auch sehr einsam sein. Ich schritt durch die langen Gänge des Palastes. Außer einigen Bediensteten traf ich allerdings auf niemanden. Das Schloss war zu groß, als das man sich ständig über den Weg laufen könnte. In Grübeleien vertieft betrat ich schließlich den Damensalon und steuerte automatisch auf die kleine Empore zu, auf welcher meine Mutter mit ihren Zofen saß.
„Guten Morgen, mein Schatz!", sagte sie mit einem kleinen Lächeln. Ich murmelte etwas, dass „Morgen, Mum" heißen sollte und ließ mich neben ihr auf das weiche Sofa sinken. Meine Mutter sah mich besorgt an. „Celly, was bedrückt dich? Ich sehe doch, dass es in deinem kleinen Köpfchen rattert" Ich sah sie seufzend an. „Die Kandidaten, Mum. Es ist so schwierig. Da gibt es welche die ich ganz nett finde und dann gibt es einen einzigen, den ich nicht mag. Und der Rest... naja... Von dem weiß ich nur das, was auf den Karteikarten bei der Losung stand und dass sie einen netten ersten Eindruck gemacht haben. Das ist so kompliziert"
„Wer ist denn der Unruhestifter, den du nicht magst?" „Kaden... Er ist so... Unmöglich" Mum kicherte. Dann wurde ihr Blick wehmütig. „Weißt du, bei mir damals gab es auch eine Unruhestifterin. Celeste. Deine Namensgeberin. Sie war ein Miststück. Wir haben nie verstanden, warum dein Vater sie nicht rausgeworfen hat. Die Wahrheit war, dass sie sich zwar unmöglich verhalten hat, dein Großvater aber unbedingt wollte, dass sie bleibt. Keine von uns konnte sie so wirklich leiden. Und doch kam irgendwann der Punkt, an dem wir Freundinnen wurden. Und deswegen vermisse ich sie schrecklich." Sie hielt kurz inne. Dann sprach sie weiter: „Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass ich dir diese Entscheidung nicht abnehmen kann. Ich kann dir nicht sagen, was deine Meinung zu ihm ist oder was die anderen Kandidaten von ihm denken oder gar die Öffentlichkeit. Aber ich kann dir einen Tipp geben: Wenn er nur auf sich fixiert ist und ausschließlich auf die Krone aus ist, wird er vor nichts zurück schrecken und je schneller er nach Hause geht, desto besser."
Ich sah sie wieder nachdenklich an. Dann umarmte ich sie. „Danke, Mum!", flüsterte ich. Dann stand ich wieder auf. „Ich muss gehen. Ich weiß, was ich tun sollte und dafür muss noch einiges erledigt werden" Dann verließ ich den Damensalon und spürte Mums stolzen Blick in meinem Rücken. Auf in den Kampf!
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro