Kapitel 7
Ich hatte mich noch kurz ins Bett gelegt, bevor der Wecker der Gegensprechanlage geklingelt hatte und auch auch Penelope und Leana wieder wach wurden. Zum Glück redete niemand besonders viel, weil wir alle noch sehr müde waren, sodass mein Unbehagen nicht weiter auffiel. Wieso ausgerechnet Leana? Wieso nicht Alva oder Linnea oder sonst jemand? Es war nicht so, dass es ihr gönnte glücklich zu sein, aber trotzdem... Es war einfach unfair.
Unten angekommen, waren schon fast alle Mädchen versammelt und wenige Minuten später waren auch der Prinz und der König da. Obwohl es mitten in der Nacht war schienen alle hellwach zu sein und begierig die Entscheidung des Prinzen zu erwarten.
"Gute Nacht", wünschte der Prinz erst, so wie es beim Nachtmahl üblich war und fuhr dann fort: "Wie Sie alle wissen, wird es heute die erste Entscheidung geben und es tut mir wirklich für alle leid, die nicht weiter kommen. Sie alle sind wunderbare Menschen, nur musste ich mich leider entscheiden, es ist mir aber wahrlich nicht leicht gefallen. Alle Teilnehmerinnen, die ich jetzt aufrufe, kommen bitte zu mir. Sie werden morgen um 9:00 Uhr abgeholt und zurück nach Hause gebracht" Er räusperte sich noch einmal "Dann werde ich jetzt den ersten Namen verkünden: "Elizabeth Mariette Solisetta" Ein Mädchen mit braunem Teint gab einen kleinen Quick von sich und ging dann leise wimmernd nach vorne. Es ging weiter den neun anderen, die ich aber alle nicht kannte – nur von den Fotos natürlich. Ein paar Mädchen brachen sogar in Tränen aus und auf einmal hatte ich ein paar Schuldgefühle, weil ich mit dazu beigetragen hatte, dass sie rausgeworfen wurden. Ich versuchte mich damit zu beruhigen, dass es ja nicht meine Schuld war, wenn der Prinz sie weniger mochte als die anderen, trotzdem taten sie mir alle leid und ich hätte sie am liebsten in den Arm genommen, tat es aber nicht, weil es bestimmt sehr komisch wirken würde.
"Das Nachtmahl ist schon im anderen Speisesaal gedeckt und nachdem ich mich noch einmal kurz mit den 10 Teilnehmerinnen unterhalten und sie ein Interview gegeben haben, werden auch sie zu Ihnen stoßen und Sie können Ihren Abschied feiern. Auf Grund des späten Ereignisses wird es morgen erst um 10 Uhr Frühstück geben.
Gemeinsam gingen wir in den Speisesaal, der fast genauso aussah wie der andere, nur etwas grünstichiger.
Die Stimmung war gespalten: Die einen waren betrübt darüber, dass ihre Freunde gehen mussten, die anderen freuten sich, dass es nun weniger Konkurrenz gab. Wie lange würde es wohl noch dauern bis es eine von meinen Freundinnen oder gar mich selbst traf? Wann die nächste Entscheidung war wusste ich nicht und ich wollte es auch gar nicht wissen, trotzdem machte die Tatsache, dass wie alle irgendwann gehen müssten unglaublich traurig. Normalerweise dauerte ein Wettbewerb ziwschen einem und sechs Monaten, wobei 2 und drei Monate am meisten vorkamen. Aber wenn der Prinz seine Meinung was Leana anging nicht ändern würde, dauerte es vielleicht auch nur noch ein paar Wochen. Aber wir waren ja auch erst 2 Tage hier und ich sollte nicht so übertreiben. Maxon würde alle von uns noch viel näher kennen lernen und sich bestimmt für jemand anders interessieren.
Das Essen dauerte nicht länger als eine halbe Stunde und auch wenn ein paar noch unten blieben um sich zu verabschieden.
"Wer glaubt ihr ist wohl die Besondere des Prinzen?", fragte Penelope, als wir wieder oben in unserem Zimmer waren. "Hmm...keine Ahnung", meinte Leana und ich glaubte im Dunkeln ihr Lächeln sehen zu können. "Ich finde der Prinz ist ja ganz nett, aber man muss ja nicht gleich übertreiben und so tun, als wäre er der Traummann jedes Mädchens", meinte ich genervt, weil das blöde Gefühl wieder in mir hochstieg. "Jetzt sei doch nicht so grummelig", wies Leana mich zurecht "Ich finde Maxon ist äußerst sympathisch und charmant und die, die am Ende mit ihm zusammen kommt muss wirklich einen blendenden Charakter und ein perfektes Äußeres haben. Viele von denen die hier sind, sind doch viel zu fett um Prinzessin zu werden" "Ist das dein Ernst?", wollte Penelope erstaunt wissen. "Keine der Teilnehmerinnen ist auch nur ansatzweise dick. Ich habe noch nie so viele dünne Mädchen auf einem Haufen gesehen" "Wenn du meinst. Trotzdem denke ich, dass sich manche nicht so sehr am Buffet bedienen sollten"
"Könntet ihr eure Diskussion bitte wann anders weiterführen? Ich würde gerne schlafen" "Wieso denn so grummelig?", fragte Leana fröhlich "Ich bin nicht grummelig. Nur müde", verteidigte ich mich. "Ich auch", stimmte Penelope mir zu.
"Gute Nacht", entschied ich dann einfach und die beiden anderen sagten es ebenfalls im Chor und wenige Sekunden später war es komplett still im Zimmer.
Ich schloss meine Augen und öffnete sie wieder, legte mich auf den Bauch und zurück auf die Seite, drehte mein Kissen um, damit ich auf der kühlen Seite schlafen konnte und schüttelte es mehrmals auf, aber das Einschlafen wollte mir einfach nicht gelingen. Irgendwann fiel mir dann ein, dass ich mal auf mein Handy schauen könnte. 357 neue Nachrichten. Ich überflog das Unwichtige und kam dann zu Claras Nachrichten.
Hi, wie gefällt dir der Palast? Bist du gut angekommen?
In dem grünen Kleid sahst du wirklich toll aus.
Diese Frisur! Die hättest du dir schon früher machen sollen, obwohl ich Alvas auch wirklich superhübsch finde.
Na wie war das Tanzen? Auf dem nächsten Abschlussball wird eine von euch mit dem Unterricht bestimmt Ballkönigin.
Du musst mir GANZ SCHNELL von deinem Gespräch mit dem Prinzen erzählen!!!
Ich habe gerade die Interviews von den zehn Mädchen gesehen. Irgendwie kann ich verstehen wieso sie rausgeflogen sind, aber leid tut es mir trotzdem für sie.
HAAALLOO! Amy ich weiß ja, dass du wenig Zeit hast. ABER BITTE ANTWORTE MAL!!
Die letzte Nachricht hatte sie vor nicht mal fünf Minuten geschrieben, obwohl es schon halb vier war. Ich entschied mich ihr zu antworten, vor allem, weil ich sie auf einmal unglaublich vermisste.
Hey
Etwa 15 Sekunden später kam eine Antwort
Na endlich. Wie geht es dir?
Ganz gut. Der Palast ist echt toll und dir?
Joa... hier ist das Übliche los. Aber jetzt erzähl schon wie das Gespräch war.
Ich überlegte kurz, ob ich ihr davon erzählen sollte, was Maxon und ich abgemacht hatten, ließ es dann aber.
Das Gespräch... es war wirklich gut, denke ich:) Der Prinz ist einfach mal unglaublich nett und ich weiß sogar, wer seine bisherige Herzensdame ist...^-^
Wer, wer, wer?!?! Die ganze Zeit frage ich mich das schon. Er kennt doch erst alle 2 Tage, wie kann er denn da schon eine gefunden haben?
Frag mich nicht wie er das geschafft hat, aber ich glaube, dass sich noch viel ändern kann. Und ich weiß nicht, ob du es glauben wirst, und du darfst es auch NIEMANDEM verraten, es ist Leana.
Eine Minute lang kam keine Antwort, obwohl sie die Nachricht gelesen hatte.
Leana...?
Jap Leana. Ist doch toll oder nicht?
Jaaaa schon.... und ich freue mich wirklich für sie. Versteh mich nicht falsch, aber es wäre so schön gewesen, wenn Alva oder Linnea DIE Besondere gewesen wäre, wegen der der Prinz die Entscheidung verschoben hat.
Das habe ich auch gedacht, aber trotzdem verdient Leana es. Sie ist ein guter Mensch. Und außerdem, wie gerade schon gesagt, es kann sich noch viel ändern. Wer weiß, vielleicht sind wir alle nächste Woche schon rausgeflogen
Ich hoffe nicht. Wer berichtet mir sonst live?
Ach du. Ich möchte auch nicht so gern rausfliegen. Jedenfalls noch nicht, aber ich werde sehen was kommt. Und sei nicht böse, aber ich möchte jetzt gern nochmal veruschen zu schlafen. Lass uns morgen noch schreiben ok?
Klar, kein Problem. Schlaf gut<3<3
Du auch, hab dich lieb<3
Ich drückte mein Handy an mich und war wirklich froh mit jemandem gesprochen zu haben, der nicht im Palast war. Kurz schaute ich noch, ob Ben mir geschrieben hatte, aber Fehlanzeige. Dafür hatte mein Vater mir etwas geschrieben.
Ich bin stolz auf dich
Ganz leise lachte ich verbittert, beschloss die Nachricht einfach zu ignorieren, machte mein Handy dann aus und legte es in den Nachttisch zurück.
Weil ich sowieso nicht schlafen konnte, setzte ich mich auf einen Sessel, der Nahe des Fensters stand und schaute daraus. Der Mond strahlte am Himmel in hellem Silber und die Sterne glitzerten nur so um ihn herum. Ich dachte noch über irgendetwas nach, bis ich dann auch einschlief.
Die nächste fünf Tage verliefen ohne große Besonderheiten. Es waren keine großen Ereignisse geplant gewesen und auch eine weitere Entscheidung war nicht gefallen, worüber ich sehr froh war. Wir hatten weiter Tanz-, Geschichts-, Politik- und Benimmunterricht bekommen. Mittlerweile war es so, dass man sich in eine Liste eintragen konnte, wenn man sich mit dem Prinzen unterhalten wollte. Dabei gab es nur die Regel, dass ein Gespräch nicht länger als 20 Minuten dauern dürfte, man sich nicht mehr als 2 mal eintragen durfte und der Prinz jederzeit abbrechen konnte, was er aber sowieso nicht tun würde. Natürlich traf man den Prinzen auch mal so an, aber immer wenn ich ihn gesehen hatte, bin ich sofort in eine andere Richtung gegangen. Ein paar Mal hatte ich gesehen, wie Leana sich nachts davon geschlichen hatte und jedes Mal hatte es mir einen kleinen Stich versetzt.
Eines Abends, als wir alle gemeinsam im Speisesaal saßen, kam ein Diener herein und verkündete etwas: "Meine sehr geehrten Damen, morgen werden sie in zehn Dreiergruppen eingeteilt, damit sie alle in den kommenden Tagen ein Fest vorbereiten können. Jeder Gruppe wird dafür ein Büro und ein Saal zur Verfügung gestellt, der geschmückt werden kann. Die Planungsfähigkeiten sind sehr wichtig für eine Prinzessin und Sie sollten dies sehr ernst nehmen. Nähere Information bekommen Sie dann morgen"
Damit verschwand er wieder. Ein Fest planen? Das könnte mir Spaß machen. "Darauf habe ich mich schon die ganze Zeit gefreut", sagte Skye glücklich "schon zuhause habe ich ganz viele Ideen gesammlt, oh das wird so einen Spaß machen" Ich musste grinsen. Wir alle hatten keine andere Wahl als ihr zuzustimmen. Beim ganzen Wettbewerb waren das zu planende Fest und das Wohlfartsprogramm am beliebtesten. "Ich mache den ganzen Saal rosa!", beschloss Alva "Rosa?", fragte ihre Schwester skeptisch. "Zum Glück hat deine Gruppe auch noch etwas mit zu reden.
Wir redeten noch ein bisschen, bis wir uns dann aufteilten und im Palast herumstreiften. Dem risiegen Gebäude, das man wohl nie ganz erkunden würde können. Da ich die einzige war die in den Garten wollte, machte ich mich allein auf den Weg und setzte mich auf eine Parkbank von der man einen herrlichen Blick auf den meiner Mienung nach schönsten Teil des Gartens hatte.
Plötzlich hörte ich ein Lachen, das mir nur allzu bekannt vorkam. Es gehörte zu Leana, gefolgt von der Stimme des Prinzen. Sie gingen wohl den Gartenweg entlang, schnell und bevor sie mich sehen konnten, versteckte ich mich hinter einer Hecke und betete, dass sie mich nicht bemerken würden. Im Nachhinein wusste ich nicht mal wieso ich mich versteckte, vielleicht, weil die Leute in Filmen und Büchern das immer taten?
Durch die Zweige sah ich die beiden: Hand in Hand schlenderten sie den Weg entlang und setzten sich dann auf die Bank, auf der ich gerade noch gewesen war. Wenn ich genau hinhörte, konnte ich verstehen was sie sagten. Es dämmerte schon und ich hoffte, dass sie nicht zulange dort bleiben würden. "Ach Maxon. Du bist ja so lustig", meinte Leana und lachte laut. Sie duzt ihn also, schoss es mir durch den Kopf. Kurz lachte Maxon noch mit, dann wurde er ernst und soweit ich das richtig erkennen konnte, schaute er ihr in die Augen. Bei dem Anblick der beiden wurde mir wirklich schlecht. "Was ist denn? Wieso bist du so ernst?", wollte jetzt auch Leana wissen. "Du bist einfach so wunderhübsch. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen dich getroffen zu haben. Ich liebe dich Leana" Fast hätte ich einmal kurz laut aufgeschrien, was Leana dann aber für mich übernahm. Auch wenn auch aus anderen Gründen. "Ich liebe dich auch", sagte Leana glaube ich. Ich hörte gar nicht mehr richtig zu sondern blieb einfach starr mit geschlossenen Augen hinter der Hecke sitzen. Ich konnte nichts denken und nichts fühlen. Erst eine Stunde, nachdem die beiden gegangen waren rappelte ich mich hoch und musste mich erst einmal strecken.
Langsam ging ich in mein Zimmer. Penelope und Leana waren nicht da. Leana turtelte vermutlich mit Maxon und Penelope war um diese Uhrzeit wahrscheinlich im Gemeinschaftsraum. Ich zog mich um und machte mich bettfertig. Ich war vollkommen erschlagen und wollte einfach schlafen. Schnell knipste ich noch das Licht aus, wollte bevor ich mich wirklich schlafen legte, aber noch einmal kurz schauen, ob ich neue Nachrichten bekommen hatte.
Ein paar davon waren wieder nur Müll und eigentlich hatte ich mein Handy schon wieder ausmachen wollen, als ich plötzlich eine Nachricht von meinem Bruder sah. Mein Herz schlug etwas schneller. Aber bestimmt wollte er mich sowieso nur beleidigen, beruhigte ich mich. Als ich die Nachricht jedoch öffnete, wäre ich fast erstarrt, wenn mein Bruder, mit dem ich so zerstritten war, mir so etwas schreibte, musste es ernst sein.
Amy du musste sofort nach Haus kommen, ich brauche dich hier. Es ist etwas passiert!!
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