Kapitel 5
Ich hatte gar nicht vor einen besonders guten Eindruck zu hinterlassen, mir wäre es auch Recht gewesen, wenn ich schon in der ersten Runde rausfliegen würde, deshalb verhielt ich mich auch etwas anders, als ich es wohl sonst bei einem Date tun würde, was nicht zuletzt daran lag, dass Maxon ein Prinz war und ich Probleme mit dem Atmen hatte.
Nachdem ich meine Atembeschwerden in den Griff gekriegt hatte konnte ich die Terrasse bewundern. Eigentlich war es mehr ein Pavillion. Am Zaun rankten Rosensträucher, Fackeln standen in den Ecken und ein paar Statuen waren perfekt plaziert um dem ganzen einen romantischen Flair zu geben.
An einem runden gedeckten Tisch saß Prinz Maxon. Ich musste zugeben, dass er aus der Nähe noch besser aussah als von Weitem.
Als er mich sah stand er sofort auf und verbeugte sich einmal, reflexartige knickste ich einmal vor ihm. Dann wies mir einer der Diener den anderen Stuhl zu und wir setzten uns wieder.
Ich hatte wirklich keine Ahnung warum, aber ich fand das ganze einerseits so kitschig und andererseits so wunderschön, dass ich mir ein breites Grinsen kaum verkneifen konnte, schaffte es dann aber doch, sodass ein Lächeln dabei rauskam.
"Guten Abend. Darf ich Sie um Ihren Namen bitten?", fragte er mit vorbildlichen Manieren. "Äh natürlich. Ich heiße Amy", sagte ich etwas unsicher. "Freut mich Sie kennen zu lernen Amy" "die Freude ist ganz auf meiner Seite", antwortete ich, sowie ich es aus den ganzen Filmen kannte und war froh darüber, meine Fassung halbwegs wiedergefunden zu haben.
Bevor auch nur eine kleine Pause entstehen konnte, fragte Maxon: "Und wieso haben Sie sich beim Casting angemeldet?" "Seien Sie mal ehrlich, es interessiert sie doch nicht wirklich 50 Geschichten zu hören, warum man sich hier angemeldet hat oder?", wie gesagt, ich hatte nicht vor einen guten Eindruck zu hinterlassen, trotzdem lächelte ich bei meiner Frage, damit er sie nicht als abwertend befand. Kurz schien er aus dem Konzept gebracht zu sein, dann sah er mich kurz merkwürdig an, als wäre ich ein Alien, nur um danach für einen Moment auszuatmen. "Ganz ehrlich. Nein es interessiert mich nicht", er lächelte "aber es wird nun mal von mir verlangt" "Wie wäre es denn wenn Sie mich etwas fragen, dass Sie wirklich interessiert?", schlug ich vor und mir war klar, dass er mich schon jetzt für komisch hielt, aber das war mir egal. "Hmmm", er überlegte einen Augenblick "was ist Ihr Lieblingsessen?" "Spiegelei", antwortete ich sofort. "Spiegelei?", fragte er noch einmal nach "Ja Spiegelei. Sagen Sie nichts gegen die armen Spiegeleier. Sie sind total lecker und außerdem ist es Ei, das halt in der Pfanne bruzelt und man kann Gewürze drauf machen und...", verteidigte ich leicht verlegen mein Lieblingsgericht. "Keine Sorge, ich mag Spiegeleier ja selbst, aber.... ist das nicht ein etwas ungewöhnliches Lieblingsessen? Es gibt doch so viel und vor allem Essen, das etwas extravaganter ist...", er zögerte "Kann schon sein, aber ehrlich gesagt, ist Spiegelei das einzige Rezept, das ich kochen kann", gab ich etwas kleinlaut zu. Maxon schaute mich etwas verdutzt an, dann musste er schmunzeln. "Ein Mädchen, das nur Spiegelei kochen kann, das habe ich ja noch nie erlebt" "es gibt immer ein erstes Mal", brachte ich den altbekannten Spruch. "Da haben Sie wohl Recht" "Und wie steht es mit ihrem Lieblingsessen?" "Habe ich ehrlich gesagt noch nie drüber nachgedacht" "dann seien Sie spontan", spornte ich ihn an. "Ok.... Marmeladenbrot?" "Marmeladenbrot?", wiederholte ich seine Antwort. "Ja. Es ist lecker und marmeladig und es ist das erste, das mir eingefallen ist", gab er zu. "Na dann Marmeladenbrot und Spiegelei", fasste ich noch einmal zusammen und er nickte.
"Wollen wir "jeder eine Frage", spielen? Vielleicht wird es dann nicht so langweilig, wie bei den anderen, obwohl ich ja sagen muss, dass einige der Gespräche wirklich amüsant waren" "Ach ja? Wer ist denn bis jetzt Ihre Favoritin?", begann ich das Spiel. "Und Sie werden es auch bestimmt nicht weitersagen?", vergewisserte er sich "versprochen" "Also dann: Mairy ist ihr Name. Lange blonde Haare und blaue Augen" "Was habt ihr Männer eigentlich immer mit blonden Haaren und blauen Augen?", wollte ich wissen und stellte somit die nächste Frage. "Keine Ahnung... Vielleicht ist die Kombination ja gerade wegen des Clichées so interessant?", überlegte er.
"Wartet zu Hause noch ein Freund in Spe auf Sie?", fragte Maxon weiter. "Dann wäre ich nicht hier" "Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, der sich nicht auf das Schicksal der Welt bezieht, wie würde er lauten?" "In einem riesigen Schokoladenbrunnen mit Popkorn schwimmen" "was?", fragte ich und fing laut an zu lachen. "Den Traum habe ich schon seit ich ein kleiner Junge bin und ich bin sehr stolz darauf" ich musste noch mehr lachen.
Wir stellten uns noch viele Fragen: Persöhnliche, merkwürdige, lustige und interessante. Die Zeit verging wie im Fluge und fünf Minuten, bevor das nächste Mädchen dran war, sagte uns meine Zofe Bescheid, dass ich gleich gehen müsste.
"Eine letzte Frage von mir", kündigte ich an. "Wie wollen Sie es schaffen 25 Stunden wach zu bleiben und sich mit jedem Mädchen zu unterhalten?", fragte ich "Morgen Abend gehen die Kennenlerngespräche weiter", antwortete Maxon.
"Zu guter letzt würde ich gerne wirklich noch wissen, wieso Sie hier sind" "Es war eigentlich ein Versehen, ich hatte den falschen Zettel abgeschickt und jetzt bin ich hier.
Aber nicht um mich zu verlieben!", fügte ich schnell noch hinzu. "Das ist aber schade", sagte der Prinz leicht ironisch. "Wie wäre es denn, wenn ich keine Kanditatin in dem Sinne mehr wäre, sondern eher so etwas wie eine Vertraute, eine Kumpeline?" "Eine Kumpeline?", fragte er. "Das klingt gut. Also dann meine Kumpeline", er stand auf und ich tat es ihm gleich "ich wünsche Ihnen noch eine erholsame Nacht" "ebenso und viel Spaß noch, mit den anderen Mädchen"
Ich verabschiedete mich mit einem Knicks und verließ gemeinsam mit Clary, die mich wieder in mein Zimmer führte, in dem ich das andere Kleid wieder anzog den Terrassen-Pavillion.
In nicht mal zehn Minuten war ich wieder im Speisesaal, wo ich schnell auf meine Freunde traf. "Und wie war es bei dir?", wollte Leana sofort wissen. "Unglaublich lustig", antwortete ich und erzählte von unserem etwas alternativen Anfang. Alva schüttelte den Kopf. "Das ist ja mal wieder typisch für dich. Alles, Hauptsache es ist nicht normal" "Als würden wir uns schon ein Leben lang kennen", antwortete ich darauf und holte mir auch etwas zu Essen, obwohl ich eigentlich überhaupt keinen Hunger hatte, aber die Gerichte sahen einfach so köstlich aus, dass ich nicht wiederstehen konnte. Dieses Mal entschied ich mich für das Lamm mit Kartoffelpüree, Erbsen, Möhren und Mais.
Und zum ersten Mal seit Monaten war ich wieder wirklich glücklich und voll mit Energie gefüllt.
Den ganzen Abend unterhielten wir uns noch. Alva und Linnea waren getrennt worden und Alva war mit Skye in einem Zimmer. Nur Linnea war allein, was ihr aber überhaupt nichts ausmachte, weil sie ihre Zimmergenossinnen super nett fand.
Um zwölf Uhr gingen wir dann alle in unsere Zimmer rauf.
Bevor ich mir um Schlafbekleidung überhaupt Sorgen machen konnte, sah ich schon, dass auf meinem Bett ein halblanger grüner Schlafanzug lag.
Hinter der letzten Tür fand sich ein großes Bad, mit drei Waschbecken, einer großen Badewanne, zwei seperaten Duschen und alle möglichen Öle, Crémes, Peelings und Schminke. Ich war im siebten Himmel.
Ich ging noch schnell duschen und legte mich dann müde schlafen, als Penelope und Leana schon in ihren Betten lagen und noch miteinander redeten.
Der nächste Morgen kam viel zu schnell und auch wenn meine Bettwäsche zu Hause aus ägyptischer Baumwolle war, hatte ich noch nie so gut und erholsam geschlafen, ich würde Clary unbedingt fragen, wo man solche Betten samt Ausstattung herbekommen könnte.
Ein lautes Weckerklingeln aus der Gegensprechanlage hatte uns alle um sechs Uhr geweckt, sodass wir eine Stunde hatten, bis wir zum Frühstück mussten. Wir kamen wirklich gut mit der Zeit hin und waren schon innerhalb von vierzig Minuten fertig.
Gemeinsam gingen wir runter und ich fühlte mich schöner als je zuvor in meinem lilanem Kleid.
Jetzt um zehn vor sieben waren noch nicht viele Mädchen unten und ich machte mir schon Sorgen was passieren würde, wenn man zuspät kam, vor allem, weil ich keine meiner drei anderen Freunde sah.
Das Buffet war zum Glück schon eröffnet und diesmal war die Auswahl sogar noch größer. Sie reichte von Muffins über Müsli zu Pancakes und Waffeln.
Auf einmal hatte ich unglaublichen Appetit und auf meinem Teller landeten zwei Muffins, drei kleine Pancakes und eine Waffel. Wie ich das wohl alles essen sollte? Zwei Minuten vor sieben gesellte sich dann auch der Rest von uns an unseren Tisch und zur Überraschung aller erschien exakt um sieben Uhr die Königsfamilie und setzte sich an einen freien Tisch in der Mitte, der etwas kleiner war als die anderen. Im Vorbeigehen lächelte Maxon mir zu, obwohl er jede anzulächeln schien und ein Mädchen fiel beim Anblick des Prinzen sogar fast in Ohnmacht.
Wieder erhob Königin Alicia das Wort: Ich hoffe Sie alle haben gut geschlafen und hatten gestern einen schönen Tag. Wie Sie bestimmt schon bemerkt haben, konnten gestern nicht alle Mädchen mit dem Prinzen sprechen, dies wird heute nachdem Umstyling, das direkt nachdem Frühstück stattfinden wird, fortgesetzt.
Nachdem Umstyling, das viel Zeit in Anspruch nehmen wird, beginnen Sie mit dem Tanzunterricht und dann werden wir uns um...", ihre Ansprache wurde von einem kurzen Husten ihrerseits unterbrochen, ging aber sofort weiter: "...dann werden wir uns auch leider schon von zehn von Ihnen verabschieden müsssen. Das Casting kann sich theoretisch zwar über Jahre hinweg ziehen, aber für die ersten paar Wochen gibt es feste Termine.
Ich wünsche Ihnen einen guten Appetit und noch einen angenehemen Tag. Genießen Sie ihn, es könnte ihr letzter Tag im Palast sein"
Damit setzte sie sich und begann ihr Frühstück, das einen Moment zuvor von einer Zofe gebracht worden war.
"Ich hatte zwar schon damit gerechnet, dass am Anfang schneller aussortiert wird, aber schon am zweiten Tag und dann gleich zehn Mädchen...", Alva schauderte. "Du hast Recht, auf einmal glaube ich, dass mein Gespräch gestern doch nicht so gut gelaufen ist", pflichtete Skye ihr bei. "Ach macht euch mal nicht so einen Stress. Wir stellen uns die nächsten Stunden einfach super gut an und dann wird schon alles gut gehen, aber unnötigen Stress zu machen bringt nichts, verschlimmert vielleicht nur", warf Penelope ein. "Das sagst du so einfach. Du bist ja auch wunderhübsch und cool", argumentierte Linnea. Die Diskusion/Unterhaltung begann, aber meine Gedanken schweiften immer wieder ab. Ich hatte zwar gesagt, dass ich es nicht schlimm fände schon in der ersten Runde raus zu fliegen, aber jetzt wollte ich doch irgendwie hierbleiben. Wir alle mussten hierbleiben. Es war so schön gemeinsam an diesem Tisch zu sitzen und miteinander zu reden, als würden wir alle uns schon Jahre kennen.
Mein Gespräch war zwar ganz gut gewesen, glaubte ich jedenfalls, aber wieso sollte man jemanden weiter lassen, der schon von Anfang an meinte, dass er kein Interesse hatte? Und dann kam auch noch das Umstyling und die Tanzstunden. Ich schluckte schwer.
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