Kapitel 11
Als ich in unser Zimmer kam, war Penelope zum Glück noch nicht zurück. Schnell ging ich in meinen mittlerweile schon ziemlich gefüllten Kleiderschrank, zog mich um und putzte mir dann im Bad die Zähne.
Bevor ich mich ins Bett legte holte ich noch schnell mein Handy hervor um zu schauen, ob Ben oder Clara mir geschrieben hatten. Clara schon, von Ben war nichts gekommen. Ich seufzte enttäuscht, freute mich aber auf Claras Nachrichten. Sie wollte mir Bilder von ihrem Verlobten Ethan schicken. Meine Freundin hatte Recht gehabt, er sah wirklich gut aus. Er hatte ganz dunkelbraune Haare, fast schwarze Augen, milchkaffeebraune Haut und ein süßes Lächeln. Außerdem hat sie mir noch eine Reihe mit Sachen geschickt, die sie für die Hochzeit brauchte.
Ich entschied sie anzurufen, wie ich sie kannte, war sie noch wach. Nach 2 mal piepen war sie schon dran. "Hey Amy! Du bist wirklich die letzte Person, mit der ich gerechnet hätte. Wie komme ich zu der Ehre?", fragte sie glücklich. "Eine meiner besten Freunde heiratet, natürlich rufe ich dich an und ja, er sieht wirklich gut aus" "Es ist sehr gut, dass du anrufst, dann kann ich dir auch gleich sagen, dass du meine Trauzeugin sein wirst. Was hälst du davon?" Kurz war ich still, aber ich freute mich wirklich "das ist voll lieb von dir. Aber was ist mit deiner Schwester?" "Ach das geht schon klar, sie meint, es wäre kein Problem für sie. Sobald du wieder da bist, falls du wieder kommst und selbst wenn nicht, kannst du ja in die Stadt kommen, werden wir zusammen alles vorbereiten und wir können ja jetzt schon ein bisschen was übers Handy machen. Einverstanden?", wollte sie noch einmal sichergehen "Aber natürlich. Ich bin überglücklich und ich werde mich mal erkundigen, ob man sich hier Laptops leihen oder benutzen kann" "Also der Termin für die Hochzeit steht noch nicht fest, aber am liebsten hätten wir Juni oder Juli nächstes Jahr", berichtete sie "Klingt gut, ich werde versprechen, dass ich alles gebe um dir zu helfen" "Du bist wirklich toll, aber erzähl mal: Wie läuft es im Palast und mit dem Prinzen? Man sieht dich immer nur ganz wenig und bis jetzt hattest du auch nur das Anfangsinterview und sonst keins" "ja... keine Ahnung", ich schwieg "Jetzt erzähl schon Amy", wies Clara mich an"sagen wir einfach so, der Prinz ist ein Idiot, aber die Wachen sind sehr nett oder wenigstens die, die ich getroffen habe" "Die Wache? Und was ist wegen des Prinzens? Erzähl!" "Ist ja schon gut", sagte ich belusigt und dann erzählte ich ihr alles, genau wie auch Jasper zuvor, nur dass ich dieses Mal noch anmerkte, wie gern ich Jasper hatte" Als ich fertig war, war am anderen Ende der Leitung nichts zu hören "Clara?", fragte ich "Leana und der Prinz?", wollte sie wissen "Ja, aber du darfst das niemandem verraten" "Nein... keine Sorge, aber ich hätte nicht gedacht, dass der Prinz sie nimmt" "Hmm wieso?" "Ich weiß nicht, ich habe Leana wirklich gern und alles und sie ist eine tolle Freundin und ich freute mich auch für sie, aber sie ist halt so ein bisschen ein Klichée-Mädchen und ich hätte einfach nicht geglaubt, dass der Prinz auf sowas steht" Ich verstand genau was sie meinte, nur sprach ich es nicht laut aus und außerdem liebte ich Leana so wie sie war, auch wenn sie mich manchmal nervte. "Ja, aber sie haben sich gefunden, es wird aber vermutlich noch einen Monat oder so dauern, bis sie es offiziell machen wegen der Casting-Politik",erklärte ich "Ach so und was ist das da mit Jasper?" Ich musste lächeln "Wir verstehen uns einfach gut und er ist voll lieb wegen Maxon und hat sich die ganze Geschichte auch angehört und hat sogar danach gefragt, das würde nicht jeder machen" "da hast du Recht", stimmte Clara mir zu "und? Willst du was von ihm" Das war keine Frage für mich "ein ganz klares Nein. Er ist nett und alles, aber ich habe kein Interesse. Und ich bin noch viel zu sehr von Maxon verletzt, er ist so ein Idiot" "Es tut mir wirklich leid für dich", versuchte Clara mich zu trösten "muss es nicht, wenigstens weiß ich das jetzt, bevor ich mich noch wirklich in ihn verliebe" "ja schon, aber falls du jemandem zum Reden brauchst, der nicht Jasper ist, ich bin immer für dich da" "Danke, trotzdem bist jetzt du im Mittelpunkt und deine Hochzeit" "Ich höre dir trotzdem gerne zu.... aber.... tut mir leid, ich muss auflegen, meine Mum meinte gerade, dass sie etwas mit mir besprechen muss. Gute Nacht und hab dich lieb" "Ich dich auch, bis bald" Ich legte mein Handy zurück auf meinen Nachttisch und wollte mich schlafen legen, als mein Handy plötzlich wieder klingelte. Hatte Clara noch etwas vergessen? Ich schaute auf das Display und zu meiner großen Überraschung war es nicht Clara sondern Ben. Einmal atmete ich noch tief ein und aus, dann drückte ich auf annehmen. "Hallo", sagte ich so kühl wie möglich "Wieso bist du eigentlich immer noch nicht wieder zu Hause?!", wollte Ben genervt wissen "Weil du mir immer noch nicht den Grund gesagt hast?", antwortete ich. "Dad ist wieder da", gab mir mein blöder Bruder endlich den Grund – der aber nicht wirklich überzeugend war. "Ja und? Er kann mir gestohlen bleiben" "Du kannst doch nicht immer sauer auf ihn sein, außerdem ist das gar nicht alles" "Wieso kannst du dann immer noch sauer auf mich sein?", fragte ich bitter "Das ist was vollkommen anderes!" "Wenn du meinst. Aber wenn das nicht der volle Grund ist, dann sag ihn doch endlich mal!", wies ich ihn an "Das kann ich nicht. Ich habe es versprochen", erklärte er leise "Seit wann hälst du denn deine Versprechen?" "Warum kannst du nicht einfach auf mich hören und nach Hause kommen? Der Prinz würde doch sowieso niemals etwas von dir wollen, er macht bestimmt nur etwas mit dir, weil er muss", diese Worte trafen mich so hart, dass ich meinen Bruder am liebsten jetzt sofort erwürgt hätte, aber ich versuchte mir das nicht anmerken zu lassen, er sollte nicht schon wieder wissen, dass er Recht hatte. "Das kann ja sein, trotzdem ist es hier besser, wo ich hundert Kilometer von dir entfernt bin" "Es ist wegen Mum...", begann er "Was ist mit Mum?", hakte ich weiter nach "Sie... ach komm doch einfach her!" "Nein", blieb ich standhaft "Sag mir jetzt wieso!" "Sie hat...", dann kam nichs mehr. Die Verbindung war abgebrochen. Das durfte doch nicht war sein. Sechs Mal versuchte ich noch ihn anzurufen, aber ich kam nicht durch. Wütend warf ich mein Handy gegen das Sofa, dass zum Glück weich darauf landete, sodass es nicht kaputt ging. Als ich es wiedergeholt hatte schrieb ich ihm ungefähr 20 Whatsappnachrichten, 10 Smsen und Nachrichten auf allen anderen Social Networks die ich noch hatte.
Auf einmal vermisste ich mein Zuhause, meinen Bruder und meinen Vater ausgenommen. Weil Chloe bestimmt schon schlief und man mit meiner Mutter nicht übers Telefon reden konnte, suchte ich nach Bildern auf meinem Handy. Von meiner Mum gab es nur sehr wenige, aber mit Chloe hatte ich immer viele gemacht. Eins gefiel mir ganz besonders. Sie hatte sie mal wieder als Prinzessin verkleidet und ich hatte ihr einen lockeren Dutt gemacht, bei dem ihr noch ein paar Strähnen ins Gesicht fielen. Sie sah genauso aus, wie ich in dem Alter und ich vermisste mich und sie. Ich vermisste einfach den Menschen, der ich mal war, der, der fröhlich war und fast alles positiv sah, der, der so leicht zu begeistern gewesen und freundlich war und immer zu lachte. Ich dachte an all das, was die drei letzten Jahre passiert war. Ging jedes Detail an das ich mich erinnerte noch einmal durch und versuchte den Zeitpunkt zu finden, an dem ich aufgehört hatte ich zu sein. Es hatte vor drei Jahren begonnen hatte zwei Jahre gedauert. Aber ich wollte das nicht mehr, ich wollte mich nicht ständig für alles verantwortlich fühlen und wollte so nicht weiter leben. Irgendwo hatte ich mal den Spruch gehört, dass man immer die Wahl hatte, an etwas zu wachsen oder an etwas zu zerbrechen und ich hatte mich damals, ohne es zu wollen, für zerbrechen entschieden, aber ich war mir ganz sicher, dass ich mich noch umentscheiden konnte, ich musste Caleb hinter mir lassen und konnte mich nicht ständig für meine Mutter schuldig fühlen.
Irgendwie kam ich mir blöd vor, dass mir diese Erkenntnis erst so spät gekommen war, aber wie heißt es so schön: Besser spät als nie.
Ich setzte mich auf mein Bett und schrieb auf mein Handy eine Liste mit allen Dingen auf, die mich glücklich machten und es waren gar nicht so wenige Punkte. Als letzen Punkt hatte ich Maxon geschrieben. Aber nur, weil ich auch ihn gebraucht hatte, um zu dieser Erkenntnis zu kommen.
Nachdem ich mein Handy ausgemacht hatte, schlief ich schnell ein und meine Sorgen waren für einen Moment vergessen.
Am nächsten morgen wachte ich etwa zehn Minuten vor dem Wecker auf. Penelope und Leana schliefen noch. Ich fühlte mich irgendwie anders. Nicht glücklicher, aber einfach nur anders und dieses anders gefiel mir. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen ging ich in meinen Kleiderschrank und suchte mir ein hellrosanes Kleid aus, das nach unten hin weiter ging und kleine Strassteinchen über den Oberkörper verteilt hatte (http://www.bridesire.de/duchesselinie-traegerloser-ausschnitt-bodenlang-aermellos-organza-kleid-p-7712.html).
Als ich ins Bad gehen wollte, standen Penelope und Leana gerade auf. "Du bist ja schon wach...", stellte Penelope noch leicht verschlafen fest "Ja. Guten Morgen", sagte ich gut gelaunt "Guten Morgen", wünschten mir auch meine beiden Freunde, allerdings viel müder.
Während ich im Bad war zogen die beiden sich um und als ich fertig war, meinten sie ich solle schon ohne sie runter gehen, was ich auch tat. Es war erst zwanzig nach sieben, als ich im Speisesaal angekommen war und ich war ganz alleine. Normalerweise würden wir erst in vierzig Minuten hier sein. Ich überlegte, ob ich in den Turm gehen sollte, aber vermutlich war Jasper gar nicht da, wenn es noch so früh war. Überrascht drehte ich mich um, als sich plötzlich die große Tür zum Speisesaal öffnete. Danke Universum dachte ich nur sarkastisch, als die Person, die stürmisch in den Saal gekommen war, niemand anderes als der Prinz war.
Zuerst schien er mich nicht zu bemerken und ich hoffte, dass wenn ich nur still genug war und mich nicht bewegte, er auch einfach auf der anderen Seite des Raums wieder verschwinden würde ohne mich zu bemerken, aber natürlich war das nicht der Fall.
"Oh hallo Amy", meinte Maxon entgeistert "hey", sagte ich und hob kurz die Hand. "Was machst du so früh schon hier?" "Ich bin heute etwas früher aufgewacht, aber ich wollte eigentlich auch schon wieder nach oben gehen", meinte ich und war schon bei der Tür angekommen, als Maxon mich anhielt: "Amy...", ich drehte mich um und versuchte so gleichgültig wie möglich zu gucken. "Vergiss es", brach er ab und ich verließ den Raum. Er war wirklich feige... und blöd. Und ein verdammter Idiot!
Ich schüttelte den Kopf um den Gedanken an ihn loszuwerden, was mir auch relativ gut gelang und beschloss bei Skye vorbei zu schauen.
"Was machst du denn hier?", wunderte sie sich verschlafen, als ich an ihre Tür klopfte, ihre beiden Zimmernachbarinnen schliefen noch, obwohl auch sie in den nächsten zehn Minuten aufstehen würden. "Ich habe total gute Laune", flüsterte ich, damit die beiden anderen nicht aufwachten. "Das merk ich", stimmte Skye mir zu und rieb sich die Augen, stand dann aber auch auf.
"Welches Kleid soll ich anziehen?", fragte sie mich und hielt mir zwei Kleider hin. Das eine war grasgrün und hatte einen enganliegenden Oberkörper und endete, wie fast alle Kleider, in einem ausgestellten Rock. Das Kleid war trägerlos und über dem Grundstoff war auf dem Rock noch eine dünne Schicht Tüll, auf der am Saum goldene Blumenranken aufgedruckt waren. Am Rücken gab es eine Schleife, die ebenfalls aus Tüll war und am oberen Saum war das Muster der goldenen Blumen nochmal in klein dar gestellt.
Das andere Kleid war komplett in dunkelblauem Organzastoff und hatte unter der Brust ein etwa fünfzehnzentimeter breites Band, das dem Kleid die Form gab. Unter dem Rock waren bestimmt zehn Lagen Tüll. Das Band war geschmückt mit einer großen silbernen Blume, die auch wieder in klein und nur aufgedruckt am oberen Saum war.
"Nimm das Grüne", riet ich ihr und sie befolgte meinen Rat. Ihre Mitbewohnerinnen waren mittlerweile auch aufgestanden. Zehn Minuten später, hatte Skye ihre Zähne geputzt und war geschminkt.
"Gehen wir runter?", schlug Skye vor und weitere drei Minuten später waren wir unten und jetzt waren auch schon viele andere Mädchen unten. Wie gewohnt setzten wir uns an unseren Tisch und führten unsere Gespräche über Gott, die Welt und den Palast, wobei ich wirklich aufpassen musste Jasper nicht zu erwähnen.
Ich wollte gerade aufstehen und mir noch etwas zu essen holen, als ich sah, wie sich eine blaue Flüßigkeit auf meinem Kleid verteilte, ein Mädchen, das etwa einen Meter von mir entfernt stand, war gestolpert und hatte ihren Blaubeersaft über mein Kleid gekippt. "Oh mein Gott. Es tut mir ja so leid", entschuldigte sie sich sofort und war sichtlich erschrocken. "Kein Problem", beruhigte ich sie "ich gehe schnell nach oben und ziehe mich um, hoffentlich geht der Fleck raus", überlegte ich "Es tut mir wirklich unglaublich leid "Ist schon in Ordnung, mach dir keinen Kopf", sagte ich und schenkte ihr ein Lächeln, bevor ich wieder nach oben ging.
Schnell hatte ich das Kleid ausgezogen und legte es mit einer kurzen Notiz an Clary über die Lehne des einen Sessel und passte dabei auf, dass nicht auch noch der Sessel etwas abbekam.
Mein jetziges Kleid sah fast genauso aus, nur dass es dunkelblau war und leicht glänzte. Gerade, als ich wieder gehen wollte, fiel mir ein zusammengefalteter Zettel auf, der unter meinem Kissen hervorlugte.
Verwundert ging ich zu meinem Bett und zog ihn hervor.
Liebe Amy,
ich wäre dir sehr dankbar, wenn wir uns heute Abend um 19 Uhr bei der großen Statue hinter dem Palat treffen könnten. Ich muss mit dir reden.
Viele Grüße
Maxon
Ich schnaubte leicht. Das könnte ihm so passen ich würde ganz sicher nicht mit ihm reden. Obwohl mich dieser Brief etwas wehmütig machte, aber bestimmt wollte er mit mir wieder nur über Leana reden.
Wütend zeriss ich den Zettel vier Mal und warf ihn in den Mülleimer, wo er einsam und allein liegen blieb, genauso wie Maxon später, wenn er auf mich warten würde.
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