Übungsstunden
[Donnerstag]
Der Unterricht war unglaublich informativ, wenn auch an ein paar Stellen beleidigend. Denn wer kennt die "normalen" Benimmregeln nicht, wie 'zeige nicht mit nacktem Finger auf andere Leute' oder 'sprich nicht mit vollem Mund'. Die Königsfamilie muss wirklich mehr unter das Volk kommen, was stellt sie sich denn für zu Stände vor, welche im Volk herschen. Ich hoffe, dass wir wirklich an unserem Benehmen feilen werden, denn selbst ich muss sagen, dass ein paar der Mädchen nicht sehr höflich sind und ordentlich benehmen tuen sie auch nicht. Ich will jetzt nicht sagen, dass ich das perfekte Vorbild für die Benimmregeln bin. Das bin ich nämlich ganz und gar nicht. Kopf schüttelnd gehe ich, als eine der letzten aus dem Raum. Draußen stehen nicht mehr viele Wachen. Darum bleibe ich stehen und schaue mich um und hoffe das die Wache, die mich für den Rest des Tages begleitet auf sich aufmerksam macht oder einfach auf mich zu kommt.
Zum Glück tut sie das auch und ich bin überrascht, dass es ein bekanntes Gesicht ist. Es ist der attraktive Mann mit den kurz geschorenen blonden Haaren, denn ich sowohl in der Bibliothek als auch vor meinem ersten Frühstück getroffen habe. Ich lächel ihn an und sage: "Unsere Wege treffen sich immer wieder General.-" Ich beuge mich ein wenig vor und suche nach einem Namensschield. General. Grand." Meint er. Ich nicke. "General Grand."
Er hält mir seinen Arm und ich hacke mich bei ihm ein auch wenn ich ein wenig überrascht bin. Jackson hat mir nie seinen Arm angeboten und ich sehe auch sonst keine Mädchen, die eingehakt bei ihren Wachmännern durch die Gänge stolzieren. Ich runzel die Stirn. Obwohl Prinzessin Emilia hat eben in der Stunde angemerkt, dass wenn man mit einem Mann läuft sich bei ihm einhaken soll. Ob das auch bei Wachmännern gilt. "Da haben sie vermutlich recht Lady Samatha. Wohin soll es gehen?" Fragt Grand. Ich überlege kurz. "In mein Zimmer." Er nickt und ändert die Richtung. Ich habe nicht einmal gemerkt, dass wir bereits ein Stück gelaufen sind. Schweigend laufen wir weiter, bis er sich wieder zu Wort meldet. "Ich werde sie heute zum Abendessen begleiten und wenn sie zwischen durch irgendwo hin müssen, müssen sie einfach der Wache vor ihrer Tür bescheid sagen und General Jackson oder ich bringen sie zu ihrem gewünschten Ort." Ich nicke und merke, dass wir bereits vor meinem Zimmer angekommen sind.
"Gut, dann bis später General Grand." Ich öffne die Tür und trete ein. "Bis später Lady Samatha." Höre ich ihm noch sagen bevor ich die Tür ganz zu gezogen habe. "Lady Samatha wie war der Unterricht?" Fragt mich gleich Rosa. Ich erzähle ihnen nur wenige Sachen. "Naja, jeden falls hat die Königin angemerkt, dass wir bereits üben können in hohen Schuhen zu laufen und gerade zu sitzen und zu stehen. Wenn sie so freundlich wären, könnten sie mich ja ein bisschen "trainieren"." Sie nicken alle freudig.
"Ich kann das machen!" Ruft Pia und grinst mich breit an. "Du musst mit Xavia noch das Kleid für den Bericht morgen fertig machen."Wendet Rosa ein. "Natürlich werde ich Ihnen helfen." Sagt Pia und nickt heftig. "Rosa du kannst auch mit Xavia das Kleid fertig machen."
Rosa schnauft und stemmt ihre Hände in die Hüfte. "Miss sie dürfen entscheiden." Ich überlege kurz und entscheide mich für Rosa ."Rosa sie werden mir helfen!" Dann warte ich bis die anderen mein Zimmer verlassen haben. Natürlich nicht ohne, dass sich Pia aufgeregt hat. "Gut, Miss!" Rosa stellt sich hinter mich. "Sie können erst mal die Schuhe ausziehen, wir werden zuerst einmal an ihrer Haltung arbeiten." Ich ziehe meine Schuhe aus und lege sie neben ein weiteres Paar. Rosa zieht meine Schultern nach hinten und legt ein Stapelbücher auf meinen Kopf. Ich kichere. "Da gibt es nichts zu lachen." Sagt Rosa streng.
"Ich glaube das reicht für heute."Merkt sie an und erleichtert schmeiße ich mich auf mein Bett. "Sie bringen mich noch um!"Stöhne ich. Rosa lächelt mich an und in ihren Augenfunkelt die Schadenfreude, was mich so überrascht, dass ich auch lächeln muss. Rosa die strenge Zofe kann sich ein Lächeln abgewinnen. "Ich werde jetzt Xavia und Pia rufen. Sie müssen für das Mittagsessen fertig gemacht werden." Ich stöhne und rappel mich auf.
Das Essen war Nerven zerreißend. Die beiden Prinzen waren nicht da, jedoch die Königin und die Prinzessin von Spanien und die Unterhaltungen werden auch nicht besser. Einzig der Gedanke nach dem Mittagsessen ins Zimmer zukommen hält mich bei Laune. Als dann alle fertig gegessen haben dürfen wir alle gehen mit der Anmerkung, dass die Prinzessin mit uns allen Tee trinken will. Weshalb wir uns um 16.00 im Damensalon alle einbefinden sollen.
Schnell trete ich aus dem Raum und schaue mich nach General Grand, der sofort neben mir steht und mir seinen Arm hinhält. "Wo soll es hingehen Miss?"Fragt er. "Ist es mir erlaubt alleine in den Garten zu gehen?" Frage ich und überlege was ich mit mir anfangen soll die paar übrigen Stunden. "Nein sie müssen immer einen Wachmann bei sich haben Miss." Ich seufze tief. "Dann in den Damensalon." Ich hoffe, dass nicht all zu viele Mädchen mit mir dort sind und vielleicht treffe ich ja Jessica oder jemand anderes "normales". General Grand nickt und nimmt Kurs auf den Damensalon. Dort angekommen gehe ich hinein und blicke mich erst einmal um. Bis auf Nela, die in einer Ecke sitzt mit eins ihrer Magazine in der Hand und überschlagenen Beinen. Außerdem sitzen drei Mädchen leise tratschen vor einen der Fernseher, wo irgendein Nachrichten Sender läuft. Ich beschließe mir eins dieser Magazine zu nehmen, die auf den Beistelltischen verteilt liegen. Vielleicht erfahre ich etwas neues und erkenne, dass diese Heftchen doch nicht so dumm sind wie ich denke.
Das einzige, was ich aus diesem Magazin heraus bekommen habe ist, dass eine Umfrage ergeben hat, dass mich das Volk nicht besonders prickelt fand. Es hieß im Bericht, dass ich steif rüber komme und niemals lächel würde, aber sehr kultiviert und sozial sein würde. Ein wenig musste ich über diesen Artikel schmunzeln. Wie schnell sich jemand eine Meinung über dich bilden lässt. Ein paar Tage bin ich hier und die wenigen Aufnahmen, die von mir gemacht wurden sollten nicht aussage kräftig sein können. Aber gut, Erika, die mit mir hergeflogen ist, ist der Liebling des Volkes. Sie kommt autoritär und gesittet rüber, gar königlich hatte man geschrieben und hübsch ist sie ebenfalls wie eine königliche.
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