Zahnfee
"Mama! Schau mal mein Wackelzahn!" Ich höre, wie Jenny die Treppe runter stürmt. Keuchend kommt sie vor mir zum Stehen und macht ihren Mund auf. Mit ihrem Finger tippt sie gegen den linken oberen Schneidezahn. Er hängt nur noch an einem dunnen Fädchen. Das wurde auch echt Zeit. Schon seit Wochen traut sie sich fast nicht mehr zu essen. Stolz grinst sie mich an. Ich streiche ihr über die blonden Engelshaare. Wobei, ihrem Verhalten nach ist sie vielleicht doch eher ein Michel. "Darf ich mal?" Sie nickt eifrig, also nehme ich ihren Zahn und wackele an ihm. Ich ziehe leicht und schon liegt er in meiner Hand. "Mama!", empört schreit sie auf. "Was ist denn Mäuschen? Jetzt tut er nicht mehr weh und du kannst ihn heute morgen unter dein Kopfkissen legen, dann kommt die Zahnfee und bringt dir ein Geschenk. Aber vergiss nicht ihn gründlich zu putzen. Husch husch ims Bad!" "Oh ja!" Sie hüpft freudig wieder hoch. Ich denke an meinen ersten Wackelzahn zurück und muss schmunzeln. Ein Nostalgiegefühl überkommt mich.
Erschrocken halte ich den Zahn in meiner Hand. Ich hab doch gar nichts getan, er ist einfach rausgefallen. Was soll ich jetzt machen? Vielleicht kann ich ihn ja wieder festkleben. Ich muss Mami fragen. Schnell laufe ich ins Wohnzimmer zu ihr. Sie sitzt im Sessel und liest. "Kann ich den Super-Kleber haben?" Sie legt ihr Buch auf den Glastisch. "Wofür brauchst du den?" Ich strecke ihr den Zahn hin: "Mein Zahn ist abgefallen." "Aber das ist doch toll, Schatz, den musst du nicht wieder festkleben. Bald kommt da ein neuer. Den kann sich heute Nacht die Zahnfee holen." "Zahnfee?" "Wenn einem Kind ein Milchzahn ausfällt kommt in der Nacht die Zahnfee. Sie ist wunderschön und lebt in einem Schloss in den Wolken. In der Nacht holt sie sich dann den Zahn und lässt dafür ein Geschenk für das Kind da. Außerdem sorgt sie dafür, dass das Kind weiterhin schöne und gesunde Zähne hat. Komm, ich hole dir ein kleines Döschen, da kannst du den Zahn reinmachen." Sie geht runter in den Keller. Da kommt Jim rein. Sofort zeige ich ihm den Zahn. "Heute kommt die Zahnfee und schenkt mir was! Und dir nicht, bääh!" Er schaut unbeeindruckt. "Aber Lilly, weißt du denn gar nicht, dass die Zahnfee eigentlich böse ist?", erschrocken schaue ich ihn an, "Ja, in Wahrheit will sie gar nicht den ausgefallenen Zahn, sondern die anderen Zähne. Und zwar alle. Der andere Zahn lockt sie nur an. Mit den Zähnen braut sie dann böse Zaubertränke. Du musst mir glauben, zu mir kam sie auch." Ungläubig schaue ich ihn an: "Aber du hast doch noch deine Zähne?" "Ich hab sie mir nicht klauen lassen, sondern habe mit meinen Fäusten gegen sie gekämpft und sie vertrieben." "Wow!", ich bin beeindruckt.
Mühsam versuche ich meine Augen aufzuhalten. Mami hat zwar gesagt, dass Jim mich angelogen hat, aber ich habe trotzdem Angst. Außerdem will ich unbedingt die Zahnfee sehen. Das Döschen mit der kleinen Blume drauf halte ich ganz fest in der Hand. Ich darf es einfach nicht loslassen und nicht einschlafen.
Ich bin aufgewacht. Automatisch fährt meine Zunge über die weiche Stelle in meinem Mund. Da war der Zahn. Moment, der Zahn! Meine Hand ist leer. Ich schrecke auf und durchwühle mein Bett. "Uff!" Die Dose ist noch da. Ich nehme sie und schüttel sie leicht. Gestern klang das lustig, jetzt ist es irgendwie anders. Vorsichtig öffne ich sie. Es ist kein Zahn mehr drin, dafür aber ganze drei Euro. Jim hat wirklich gelogen. Die Zahnfee ist super nett.
Leise gehe ich die Treppe hoch in Jennys Zimmer. Seelig schlafend liegt sie in ihrem Hochbett. Vorsichtig greife ich unter das rosa Federkissen und taste nach dem Zahn. Ich streife etwas glattes -da. Ich packe ihn in meine Hosentasche und streue dann ein paar Glitzersternchen auf das Bett. Den kleinen Kuscheltierdrachen lege ich in Jennys Arm. Nun schleiche ich mich mit einem letzten Blick auf sie aus dem Zimmer. Für den Zahn werde ich irgendeine Aufbewahrungsmöglichkeit suchen, vielleicht freut sie sich irgendwann über ihn. Die Aufgabe der Zahnfee ist erfüllt.
~ 12. Oktober 2020
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Heyyy!
Ist nicht so, dass ich gestern nichts gehabt hätte, was ich hätte veröffentlichen können, ich hab es schlichtweg vergessen... Dabei hab ich mir das eigentlich in zwei Kalender eingetragen. Aber ich hab Ferien, bei mir funktioniert gerade absolut gar nichts, nicht, dass das während der Schulzeit anders wäre, aber irgendeine Entschuldigung brauche ich ja. Wahrscheinlich ist auch niemandem aufgefallen, dass ich gestern etwas hätte hochladen sollen, ich hab das schließlich glaube ich nichtmal irgendwo mitgeteilt. Wieso schreibe ich das hier dann überhaupt? Merkt man, dass ich gerade einen Dialog geschrieben habe, in dem nur in Fragen gesprochen wird (wollt ihr denn auch lesen?) ? Naja, ist doch auch egal oder? xD
Das ist eine der wenigen Inktober Geschichten, mit der ich relativ zufrieden bin, hat nur halt keinen richtigen Plott...
Was meint ihr? Kritik ist erwünscht!
Danke fürs Lesen ♡
Stxrndrxchx @_@
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