Vorsichtig schiebe ich die Halme zur Seite und habe nun freien Blick auf eine Lichtung. Umrahmt von den riesigen Bäumen und mit den vom Tau glitzernden Gräsern, sieht sie schon fast magisch aus. In der Mitte  sitzt eine Frau auf einem Baumstumpf, ich kann sie zwar nur von hinten sehen, doch sie ist wunderschön. Sie trägt ein langes Kleid in allen vorstellbaren Grüntönen, es wirkt als wäre es ein Teil des Waldes zu Stoff verarbeitet. Ihre Haare sehen aus wie das Licht der Abendsonne, fallen wellig bis zu ihrer Hüfte. Doch das, was mich am meisten fasziniert sind ihre Flügel, sie kommen aus ihrem Rücken und sehen so fragil aus, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass sie mit ihnen fliegen kann. Zart, silbern und glitzernd wie tausend Edelsteine. Ich muss zu ihr. Ich trete einen Schritt auf die Lichtung, noch hat sie mich nicht gesehen, ich bin mir unsicher, ob ich mich bemerkbar machen soll. Da beginnt sie zu singen, ganz leise nur und ohne für mich verstehbare Wörte, mehr ein Summen, doch dieser Klang ist so bezaubernd, dass ich sie um keinen Preis unterbrechen möchte. Stattdessen gehe ich weiter auf sie zu.

Piiep Piiep Piiep

Ein ohrenbetäubendes Geräusch übertönt den Gesang. Es ist so hoch und durchdringend, dass es mir direkt Kopfschmerzen bereitet. Mir wird schwindelig, alles dreht sich, verschwimmt vor meinen Augen. Ich schlage in die Richtung, aus der der nervtötende Ton kommt. Mit einem Scheppern fällt ein kleiner Vogel zu Boden, dass Geräusch verstummt und meine klare Sicht kehrt zurück. Die Frau hat mit Singen aufgehört, ich bin niedergeschlagen, doch da dreht sie ihren Kopf in meine Richtung. Ich entdecke spitze Ohren, die unter ihren Haaren hervor schauen. Ihr Mund bildet ein kleines, sanftes Lächeln, das mich aufmuntert meinen Weg zu ihr fortzusetzen.

Piiep Piiep Piiep Piiep

Ich zucke zusammen, halte mir die Hände auf die Ohren, doch es bringt nichts, durch Mark und Bein geht der Ton und bringt alles wieder zum Schwanken. Ich schaue mich nach einem neuen Vogel um, kann jedoch nichts entdecken und greife deswegen nur willkürlich in die Luft. Scheinbar habe ich den Auslöser wirklich gefunden, denn das Geräusch stoppt. Ich blicke wieder zu der Frau, sie schaut mir direkt ins Gesicht. Ich weiche ein Stück zurück. Ihre Augen scheinen die Farbe zu wechseln, doch das ist es nicht, was mir Angst bereitet, sie wirken so unfassbar traurig. Ich will ihr helfen, doch ich kann es nicht, stattdessen sinke ich auf den Boden, ihre Trauer erschlägt mich. Was auch immer geschehen ist, sie hat es nicht verdient. Da kehrt ihr Lächeln zurück, es erreicht nicht ganz ihre Augen, doch sie wirkt gefasster. Gerade will ich aufstehen und endlich ganz zu ihr gehen-

Piiep Piiep Piiep Piiep Piiep

Sie hebt langsam ihre Hand, winkt. Ich versuche zu ihr zu rennen, kann mich jedoch nicht bewegen, das Geräusch lähmt meine Glieder. Ihr Gesicht verzieht sich zu seltsamen Schatten und mich droht die Dunkelheit zu verschlingen. Verzweifelt will ich meine Finger in die Erde krallen, doch ich fasse ins Nichts. Die Welt zerbricht, ich kann sie nicht festhalten. Alles wird schwarz.

Piiep Piiep Piiep Piiep Piiep Piiep

Ich öffne die Augen und will den Wecker, der unaufhörlich piept ausschalten, doch er steht nicht da, wo er stehen sollte. Mühsam richte ich mich auf. Er liegt am Boden neben dem Bett, ich strecke mich dorthin und drücke den Knopf, der ihn zum Schweigen bringt. Ich will nicht. Ich kann nicht. Ich lasse mich zurück in die Kissen sinken. Ich hatte so einen schönen Traum, zwar verblasst er schön, doch ich würde gerne in ihn zurück, fern der Realität.

-22.02.21

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Heyyy!

Endlich. Es ist zwar nicht ultra lang, aber immerhin mal wieder einigermaßen und ich finde es auch relativ gut. Die Idee ist schon länger her, jetzt hab ich die Umsetzung mal geschafft... Ist zwar jetzt schon bisschen spät, ich hab auch alles heute geschrieben und dummerweise konnte ich niemanden Korrektur lesen lassen, aber ich hoffe es geht.

Wie findet ihr die Geschichte? UwU

Wie immer natürlich vielen Dank für's Lesen! ♡

Stxrndrxchx \(๑╹◡╹๑)ﾉ♬