Die Wiese
Das Gras kitzelt mich leicht am Rücken, die Sonne strahlt so heiß auf mein Gesicht, dass ich meinen Kopf zur Seite weg drehen muss. So langsam sollte ich mich wahrscheinlich aufrappeln und zurück gehen, doch noch habe ich Zeit. Noch kann ich hier liegen und das sanfte Rauschen der Blätter der Wacholdersträuche neben mir, deren süßlicher Duft in einer Brise zu mir herüber gewehrt wird, genießen.
Dennoch öffne ich langsam wieder meine Augen, blinzele der Helligkeit entgegen und warte, bis ich mich an sie gewöhnt habe. Trotz meiner Vorsicht während ich mich aufsetzte, tanzen flimmernde, schwarze Flecken des Schwindels einen Moment lang in meinem Sichtfeld. An meinem Fuß bewegt sich etwas. Eine kleine, grasgrüne Raupe, sie bewegt sich über einen dünnen Halm.
Wie heißt die Fortbewegungsart von Raupen? Sie läuft oder krabbelt nicht, schließlich hat sie keine Beine, aber sie schlängelt auch nicht wie eine Schlange. Kriechen? Auch das passt nicht so wirklich. Sie zieht sich zusammen und schmeißt dann ihren kleinen Körper weiter nach vorne. Stauchen und Strecken. Sie raupt. Die kleine Raupe raupt also über den Halm. Langsam, als hätte sie alle Zeit der Welt und vielleicht hat sie sie auch einfach, raupt sie ohne einen Plan einfach vor sich hin.
Wird sich eine Raupe fragen, warum sie existiert? Um sich irgendwann zum Schmetterling zu entwickeln, Eier zu legen und dann zu sterben? Um als Futter für andere Tiere zu dienen? Das sind vielleicht Gedanken, die uns umtreiben, aber nicht die Raupe. Sie lebt einfach im Moment, ohne sich um die Zukunft oder das Vergangene zu kümmern.
Zumindest vermuten wir das, wissen können wir es nicht, schließlich haben wir keinen Weg, zur Kommunikation mit ihr. Was gibt uns also das Recht dazu, über sie zu urteilen, zu bestimmen, ob ihr Leben sinnvoll ist oder nicht? Wie können wir sagen, dass sie es nicht wert ist, obwohl wir ihren Zweck nicht wissen, sondern nur auf Grund von Annahmen finden, dass sie nicht wichtig ist, wenn wir doch unseren eigenen Sinn selbst auch nicht kennen?
Wozu existieren Menschen, was bringen wir? Gleichgewicht? Oder einfach nur Zerstörung? Und weswegen gibt es jedes einzelne Individuum? Wir wissen es einfach nicht, beschäftigen uns nur mit einer Frage, auf die wir womöglich nie eine Antwort finden werden.
Vielleicht können wir mehr von der Raupe lernen, als wir denken. Wie sie sich nur auf jeden einzelnen Augenblick konzentriert, statt auf's davor und danach. Nur jetzt können wir etwas tun, nicht früher oder später, doch das vergessen wir oft. Außerdem müssen wir lernen, nicht so viel zu urteilen. Weder über uns selbst, denn das bringt nur Stress und Unsicherheit, noch über andere. Wir wissen oftmals kaum etwas über sie, doch behalten uns trotzdem vor, zu denken, bereits alles über sie zu wissen.
Die Raupe hat das Ende des Grashalmes erreicht, er biegt sich unter ihrem Gewicht runter auf den Boden. Sie raupt weiter und verschwindet unter einem trockenen Wachholderblatt.
~12.07.21
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Heyyy!
Jetzt habe ich es endlich wieder geschafft. Zwar unter 500 Wörtern, aber immerhin. Die Geschichte besteht eigentlich aus zwei seperaten Teilen, die ich jetzt aber irgendwie kombiniert habe, ich weiß nicht, ob man dieses zusammengeflickte am Schreibstil erkennen kann. Für den Titel muss ich mich entschuldigen, was das angeht bin ich echt einfach immer extrem unkreativ...
Danke fürs Lesen! ♡
Stxrndrxchx __---__--••
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