Das Paket
Ich sitze auf meinem grünen, durchgessesenen Sofa. Ich habe es vor zwei Jahren auf der Straße,für den Sperrmüll von jemandem rausgestellt, entdeckt und mich direkt verliebt. Alle anderen finden es grauenvoll, es ist ihnen zu außergewöhnlich. Genau das mag ich.
Gebannt starre ich auf den Fernseher, ein Krimi, gerade wird der Fall aufgelöst. Der Bildschirm flackert, es rauscht und knistert, der Sturm, der gegen das Fenster peitscht, stört das Signal. Genervt seufze ich auf, vielleicht sollte ich doch in einen besseren Fernseher investieren.
Es klingelt an der Tür, laut schallt das blecherne Geräusch der großen Glocke, die ich in einer verworrenen Konstellation befestigt habe. "Wer will denn um diese Zeit etwas von mir?" Mit einem traurigen Blick zum Fernseher stehe ich auf, jetzt habe ich sowieso schon das wichtigste verpasst.
Neugierig gehe ich erstmal zum Fenster, von dort aus kann ich die Haustür sehen. Ich möchte wissen, wer mich vor der Tür erwartet, dann bin ich vorbereitet, das mache ich immer so. Vorsichtig schiebe ich den schweren roten Samtvorhang, den ich von meiner Großmutter geerbt habe, ein Stückchen zur Seite und schaue in die Dunkelheit.
Durch diese und durch die Tropfen auf der Scheibe kann ich kaum etwas erkennen. Doch im Lichtkegel der Lampe am Hauseingang sehe ich trotzdem den Mann. Er hat einen schwarzen Anzug an und einen riesigen Regenschirm. Er sieht wichtig aus. Und seltsam. Interessant.
Schnell mache ich mich auf den Weg zur Tür, reiße sie gespannt auf. Nichts. Ich mache ein paar Schritte nach draußen, der Regen schlägt über mir zusammen, ich schaue mich um. Nichts. Der Mann ist einfach verschwunden. "Oder habe ich mir das alles nur eingebildet?"
Enttäuscht drehe ich mich um. An der Hauswand links neben der Tür liegt etwas. Ein braunes, bisschen zerknautschtes Paket. Ich beuge mich über es. Als Empfänger steht mein Name und meine Adresse drauf. "Cornelia Reuter, Fichtenstraße 36, Fahnheim, Deutschland". Kein Absender.
Ich hebe es auf, relativ schwer, nehme es mit rein und stelle es auf den hölzernen Wohnzimmertisch, dessen eines Bein kürzer ist als die anderen, weswegen er wackelt. Erst jetzt fällt mir das offentsichtlichste an dem Paket auf, in dicken roten Buchstaben prangt da "Nicht öffnen!".
"Wieso dann überhaupt das Paket? Soll das ein Test sein? Oder ist etwas gefährliches darin?" Ich bin vollkommen ratlos, wieso jemand so etwas macht.
Erneut hebe ich das Paket hoch, mustere es genau. Es sieht alt aus, der Karton wellt sich, überall sind Kratzer und Dellen. Aber nichts, was einen Hinweis auf den Inhalt gibt. Leicht neige ich es zur Seite, ich spüre keine Gewichtsverlagerung, nichts rutscht im Innern herum. Genervt schüttele ich es jetzt. Immer noch keine Regung. "Was ist da bloß drin?"Es muss etwas drin sein, schließlich ist es so schwer.
Frustriert stelle ich es wieder auf den Tisch und lasse mich auf das Sofa sinken. Lange sitze ich so da, weiß selbst nicht, was ich erwarte. Dass plötzlich ein Blitz vom Himmel kommt und Zombies aus dem Paket steigen? "Wieso sollte ich es nicht einfach öffnen? Nur weil irgendwelche blöden Buchstaben darauf stehen?"
Seufzend raufe ich mir die Haare. Ich könnte das Paket auch einfach ignorieren, in den Müll schmeißen und nie mehr einen Gedanken daran verschwenden. Aber was, wenn etwas nützliches drinnen ist? Geld, ein Heilmittel gegen Krebs? Oder gar etwas gefährliches, das irgendwann von selbst ausbricht, doch in Richtung Zombies. Oder es ist erst gefährlich, wenn man es öffnet.
Wurde es mir anvertraut, im Glauben bei mir wäre es gut aufgehoben, dass ich es schon nicht aufmachen würde? Wer hat es mir gegeben? Der mysteriöse Mann. Auf welcher Seite ist er? Ich konnte ihn nicht wirklich sehen, nicht erkennen, was seine Absicht war.
In jedem Fall ist es eine verzwickte Situation. Ich weiß absolut nicht, was ich jetzt machen sollte. Ich kann nur wissen, was in dem Paket drin ist, wenn ich es aufmache. Momentan kann wirklich alles darin sein. Das Problem ist, ich soll es aus irgendeinem Grund nicht öffnen. Das ganze erinnert mich an Schrödingers Katze. Ist es vielleicht wirklich einfach nur ein Test, um zu schauen, wie ich reagiere?
Ich bin unglaublich müde, schon vorhin, als der Mann da war, war es nicht gerade früh, schon da bin ich fast während dem Film eingeschlafen, mittlerweile, nachdem ich mir über eine Stunde lang den Kopf zerbrochen habe, kann ich nur noch schwer die Augen offen halten. Ich möchte ins Bett, das Paket muss bis morgen warten, ich soll es ja sowieso nicht öffnen.
Mühsam erhebe ich mich vom Sofa, irgendwann habe ich mir wohl geistesabwesend die Socken ausgezogen, ich spüre den weichen Orientteppich genau unter meinen Füßen, also bücke ich mich um sie zu suchen. Mein Kopf ist dicht neben dem Paket. Ich erstarre, ein Sirren. Ein Sirren kommt auf dem Paket. bisher habe ich noch nicht geprüft, ob es Geräusche macht, wie habe ich das bloß vergessen können? Ich tadel mich für meine Dummheit.
Plötzlich raschelt es in dem Paket, ich zucke zurück und knalle mit dem Kopf gegen die Sofakante, die trotz des Polsters nicht sehr angenehm ist. Ich reibe mir den Kopf und blicke starr auf das Paket. Mein Atem geht schnell und unregelmäßig. Ich habe mich nicht bewegt und trotzdem kam ein nicht dauerhaftes, ungleichmäßiges Geräusch aus dem Paket. Ist da etwas lebendes drin?
Ich ziehe es auf meinen Schoß. Ich bin einfach zu neugierig, ich wusste, dass das Mal nicht vorteilhaft sein wird. Ich kann das Paket nicht länger nicht öffnen. Was, wenn wegen mir ein Tier im Inneren erstickt? Ich fahre mit meinen Fingern über das glatte Paketklebeband. Ich reiße es ab. Ich öffne das Paket.
~12. November 2020
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Heyyy!
Ich hab es tatsächlich noch rechtzeitig geschafft... Ich hab die Geschichte heute in der Schule erst zu Ende geschrieben, uups... Ist allerdings trotzdem noch zu einem Inktober Thema, nochmal uups...
Aber ich bin relativ zufrieden, auch beschreiben ist mir, finde ich, diesmal besser gelungen als sonst. Was meint ihr? UwU
Vielen Dank für's Lesen! ♡
Stxrndrxchx (θ‿θ)
Inktober 2020 #30
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