4 - Wenn Träume wahr werden
Nach einem langen Tag im Blumenladen kehrte ich schließlich nach Hause zurück, vollkommen erschöpft, aber auch geprägt von gemischten Gefühlen. Zum einen hatte mich die Begegnung mit Alex Cooper völlig aus dem Konzept gebracht. Zum anderen musste ich immer wieder an den Badboy, alias den Lederjackentypen von gegenüber, denken. Es war, als ob er das Ebenbild meiner Fantasie aus meinem Lieblingsroman wäre.
Als ich die Wohnungstür öffnete, begrüßte mich der Duft von frisch zubereitetem Essen: Basilikum, Tomaten und Käse umhüllten meine Sinne. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als ich Jule in der Küche entdeckte, die fröhlich vor sich hin werkelte. "Da bist du ja. Die Lasagne braucht noch dreißig Minuten im Ofen", erklärte sie.
Bei dem Anblick und dem köstlichen Duft, knurrte mir der Magen. "Das riecht gut", bemerkte ich, legte meine Tasche und meinen Schlüssel zur Seite und schlüpfte aus meinen bequemen Schuhen. "Dann habe ich ja noch Zeit für eine Dusche."
Ich betrat das Badezimmer, zog mich aus und ließ langsam den warmen Wasserstrahl über meinen Körper fließen. Während ich die feinen Tropfen auf meiner Haut spürte, die wie sanfte Berührungen wirkten, stieg der Duft von Lavendel und Minze in die Luft, umhüllte mich und schien meine Sinne zu beruhigen. Meine Gedanken drifteten in verschiedene Richtungen, wie Blätter im Wind, während ich den angenehmen Klang des Wassers genoss, das auf den Boden prasselte.
Als sich der Dampf im Raum ausbreitete, wischte ich eine beschlagene Stelle der Duschtrennwand frei. In dem Spiegel gegenüber sah ich verschwommen meine Umrisse und ich nahm mir einen Moment Zeit, um mich selbst anzusehen. Die Wärme des Wassers ließ meine Muskeln entspannen und ich fühlte, wie jegliche Anspannung von mir abfiel.
Meine Gedanken kehrten zu dem neuen Nachbarn zurück, der meine Neugier geweckt hatte. Ich spielte Szenarien in meinem Kopf durch, versuchte herauszufinden, was hinter seinem geheimnisvollen Lächeln und seinen tiefen Augen verborgen sein könnte.
Der rhythmische Klang des Wassers wurde zu einem beruhigenden Hintergrundrauschen, das meine Gedanken endgültig zu beruhigen schien. In diesem Moment, eingehüllt in den warmen Nebel des Badezimmers, fühlte ich mich geborgen und konnte für einen Augenblick alles um mich herum vergessen. Es war ein kurzer Moment der Ruhe, den ich voll und ganz auskostete.
Als ich aus der Dusche trat, nahm ich mir vor, heute nicht mehr an einen der beiden Männer, die gerade mein Leben beschäftigten, zu denken. Also trocknete ich mich ab, zog mir gemütliche Kleidung an und eilte zurück in die Küche, wo Jule gerade die Lasagne aus dem Ofen nahm.
"Wie war dein Tag?", fragte sie lächelnd, während sie die dampfende Auflaufform auf den Tisch stellte.
"Ganz gut. Und deiner?"
"Wie immer. Seit Tagen steht die Presse vor der Tür. Das nervt langsam ein bisschen. Dabei ist Alex Cooper die meiste Zeit gar nicht im Hotel", erzählte sie und rollte mit den Augen.
"Hmh", schmunzelte ich. Ich wusste, was er vorhatte. Zumindest nachdem er bei mir im Laden war. "Er war heute wieder bei mir", begann ich, und Jules Augen leuchteten vor Aufregung auf. "Er brauchte einen weiteren Blumenstrauß, diesmal für seine Großmutter."
"Für seine Großmutter? Ist die denn auch hier in Deutschland?"
"Seine Mutter stammt aus Deutschland. Und er hat wohl noch Verwandtschaft hier. Deswegen spricht er auch deutsch."
Jule biss sich auf die Lippen und grübelte. "Hab mich schon gewundert, dass der unsere Sprache spricht. Ich dachte, das sei normal, wenn man so viel reist."
Ich musste mir ein Kichern verkneifen. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass jemand mehrere Sprachen beherrschte, nur weil er viel reiste. Es war ja nicht so, als wäre er überall, um Urlaub zu machen. Sondern er gab Konzerte. Weltweit. Demnach müsste er ja sehr viele Sprachen beherrschen.
"Wow, das ist ja alles so aufregend!", rief meine Freundin aus und stach begeistert mit ihrer Gabel in die Lasagne. "Und? Habt ihr auch geredet? Also privat, meine ich."
Ich nickte und erzählte ihr von unserem kurzen Gespräch und davon, dass er jetzt meinen Namen kennt. Eigentlich wollte ich heute ja gar nicht mehr darüber nachdenken, aber ich musste Jule einfach davon erzählen. "Er hat mir sogar zugezwinkert. Gott, ich höre mich an, wie ein verrückter Fan. Aber ... Es war so cool. Du hättest dabei sein müssen, Jule!"
Diese hörte gespannt zu und machte große Augen. "Das ist ja unglaublich! Ich kann es kaum glauben, dass Alex Cooper schon zweimal in deinem Geschäft war. Überleg doch mal ... wie viele Blumenläden gibt es in Berlin? Allein in der Stadtmitte. Etliche. Und du hast das Glück, dass er ausgerechnet zu dir kommt!"
Lächelnd nahm ich einen weiteren Bissen von der köstlichen Lasagne. "Ja, es ist wirklich surreal. Er ist so nett und charmant."
"Und sieht dazu noch verdammt gut aus", fügte Jule hinzu.
Das war eine Tatsache, die ich nicht leugnen konnte. "Hast du gesehen, ob er viele Frauen mit ins Hotel nimmt?", fragte ich mit einem emotionslosen Unterton, um nicht zu offensichtlich zu wirken.
Nicht, dass es mich interessieren würde ...
"Naja, ich glaube nicht. Ich weiß aber nicht, ob das was heißt, Lina. Er kommt spät nachts, meistens betrunken, wieder. Die gehen nach den Konzerten wohl immer noch feiern", erklärte Jule.
Sowas hatte ich mir schon gedacht. Man hörte ja allerlei Geschichten über Superstars und ihre Betthäschen.
"Aber das scheint dich ja brennend zu interessieren." Meine Freundin grinste verschmitzt. Verdammt ... war meine Frage denn so auffällig gewesen?
"Quatsch! Es ist einfach nur so, dass es voll aufregend ist. Wann trifft man mal einen Weltstar? Mich interessiert nur, was die für ein Leben führen. Mehr nicht", beteuerte ich und nahm einen Schluck von meinem Glas Wasser.
Doch insgeheim wusste ich, dass es nicht ganz stimmte. Ich war mir sicher, dass er mit mir geflirtet hatte - die Art, wie er meinen Namen sagte und mir zuzwinkerte. Die Hoffnung, dass ein normales Mädchen aus einer Großstadt das Glück haben könnte, mit einem Superstar ein Date zu haben, starb bekanntlich zuletzt.
Nachdem Jule und ich das köstliche Abendessen genossen hatten, ließen wir uns gemütlich auf der Couch nieder, um den Rest des Abends zu entspannen. Ich hatte gehofft, die restliche Zeit des Tages mit einem Film oder einer Serie zu verbringen, um den Stress der Woche hinter mir zu lassen. Doch plötzlich unterbrach das Klingeln an der Tür unsere Ruhe.
"Erwartest du noch jemanden?", fragte ich Jule. Sie verneinte und vermutete Paul, der sich zu einem spontanen Besuch entschlossen hatte.
Nachdem sie aufgestanden war und die Tür geöffnet hatte, kam sie nur wenige Sekunden später mit einem wunderschönen Blumenstrauß ins Wohnzimmer zurück. "Hast du etwa einen Verehrer?", fragte ich kichernd, aber Jule verneinte und erklärte, dass der Strauß für mich sei.
Mit geweiteten Augen nahm ich ihn entgegen und bemerkte, dass er sogar aus meinem eigenen Blumenladen stammte. Ich erinnerte mich daran, dass ich ihn vorhin selbst zusammengestellt und einem grauhaarigen Mann übergeben hatte. Diese Situation war definitiv mehr als merkwürdig.
"Da steckt eine Karte drin", sagte sie euphorisch und reichte mir diese. Ein tiefer Kloß bildete sich in meinem Hals, als ich die Worte las.
"Ich bin eingeladen, auf das Konzert von Alex Cooper zu gehen. Heute Abend ... Und ich darf eine Person mitbringen", erklärte ich perplex.
Mein Herz begann schneller zu schlagen, als ich die Zeilen erneut las, um sicherzustellen, dass ich mich nicht irrte. Doch das Datum und die Einladung waren eindeutig. Ich konnte es kaum glauben. Alex Cooper, der berühmte Musiker, von dem ich seit Jahren ein Fan war, lud mich persönlich zu seinem Konzert ein.
"Das ist unglaublich", flüsterte ich, kaum in der Lage, meine Aufregung zu verbergen. "Ich kann nicht glauben, dass ich zu seinem Konzert gehen werde."
Jule lächelte breit und drückte meine Hand. "Das ist wirklich aufregend, Lina. Du hast es verdient. Nur mal so ... weißt du schon, wen du mitnehmen wirst?"
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