Kapitel 29
Lionel hatte die leisen Schritte seines Löwen gehört, noch bevor dieser um die Ecke kam. Vorsichtshalber hatte er Saskia näher an sich gedrückt. Er konnte noch nicht abschätzen wie Leo auf sie reagierte, immerhin mochte er fremde Personen nicht wirklich.
Als Leonardo sich langsam näherte, merkte Lionel auch sofort wie sich Saskia noch näher an ihn drückte, was ihn etwas mit Stolz erfüllte. Immerhin fühlte sie sich in seiner Nähe scheinbar sicher. Als er ihr Leo vorgestellt hatte, nahm er sie bei der Hand und ging vorsichtig zu diesem.
Noch immer stand der Löwe ruhig da und sah die beiden neugierig an. Bis jetzt hatte er nicht negativ reagiert, was Lionel als positives Zeichen auffasste und langsam mit Saskia in seine Richtung weiterging.
Saskia war furchtbar aufgeregt, hatte sie doch mehr als genug Respekt vor dem Löwen. Sie hatte zwar schon davon gehört, dass ihr Boss diesen hatte, hatte aber dem Gerede nicht wirklich geglaubt. Aber so wahr sie hier stand, das Tier war wahrhaftig hier und spazierte in der Bildergalerie frei herum.
Mittlerweile standen die beiden vor dem Löwen und Leonardo war bis jetzt noch ruhig geblieben. Dessen Blick viel auf Saskia und er machte einen halben Schritt nach vorn und schnupperte. Saskia schluckte und traute sich nicht mehr zu bewegen, wer weiß, was sonst noch passieren würde.
Lionel stellte zufrieden fest, dass der Löwe Saskias Anwesenheit akzeptierte, ansonsten hätte er schon längst anders reagiert.
Saskia merkte, dass Lionel ihre Hand, die er noch immer festhielt, langsam anhob. Behutsam legte er sie auf die Mähne des Löwen und streichelte gemeinsam mit ihr die weichen Haare. Sie vergaß vor lauter Aufregung fast zu Atmen, so besonders war dieser Moment.
Nicht nur dass sie einen wahrhaftigen Löwen streichelte, nein auch Lionels Bemühungen erfüllten ihr Herz mit Liebe und Freude. Am liebsten hätte sie ihn wieder umarmt. Was hielt sie eigentlich davon ab?
Saskia sah langsam zu Lionel auf und blickte in seine Augen, die sie noch nie so strahlend gesehen hatte. Sie konnte einfach nicht mehr anders und drehte sich komplett zu ihm um. Sie schloss ihn mit langsamen Bewegungen, fest in ihre Arme und flüsterte: „Danke."
Lionel war über die plötzliche Geste seiner Sassy überrascht, doch er erwiderte die Umarmung und hielt sie ebenso fest. Langsam strich er über ihren Rücken, senkte seine Nase in ihre Haare und sog ihren Duft tief ein.
Leonardo schritt ein paar Meter weiter und legte sich vor das Sofa, auf das sich Lionel üblicherweise setzte, wenn er Zeit mit diesem verbrachte. Geduldig sah der Löwe mit seinen gelben Augen auf das sich umschlingende Paar. Leo schien die Anwesenheit von Saskia in keinster Weise zu stören, was neu für Shahbandar war.
Langsam lösten sich die beiden voneinander und Lionel wollte ihr ein paar Gemälde zeigen.
„Ich habe schon von deiner Bildersammlung und von deinem Löwen gehört. Konnte aber den Gerüchten nicht wirklich glauben schenken", sagte Saskia zu ihm.
„Ein Wunder, dass einmal die Wahrheit von einem erzählt wird", gab Lionel zur Antwort. Nicht aber ohne einen bitteren Unterton, wie Saskia feststellte. Es musste sicher schwierig sein, wenn jeder über einen sprach oder neidisch war. Sia konnte solche Menschen nicht verstehen die anderen nichts gönnten.
Saskia dachte sich, dass ihr eben Gesagtes kein guter Start gewesen war und überlegte schnell, wie sie das Thema ändern konnte. „Läuft Leonardo eigentlich hier immer frei herum?", fragte sie neugierig.
„Die meiste Zeit schon, aber er hat auch einen eigenen Bereich wo er gefüttert wird und wo er schläft. Diesen kann man von der Galerie abtrennen. Schließlich lässt Leo nicht jeden hier herumspazieren", gab Lionel zur Antwort. Er hatte sich doch in der letzten Minute umentschieden und geleitete Saskia während des Gesprächs aus der Galerie. Er würde Sassy lieber zuerst den Pferdestall zeigen, die Bilder konnten warten.
Lionel führte Saskia durch einen Seiteneingang nach draußen. Sie wusste ganz genau wo sie jetzt gerade hingingen, aber sie würde darüber kein Wort verlieren. Sonst wüsste er, dass sie ihn bereits beobachtet hatte.
Der Lord öffnete das große Tor einen Spalt breit. Gerade so viel, dass man hindurchschlüpfen konnte. Das Tageslicht durchflutete den Stall und der Staub tanzte darin. Die Pferde sahen neugierig auf. Saskia atmete die Luft ein, die nach Pferden, Heu und Stroh roch.
Lionel krempelte seine Hemdärmel in die Höhe und ging seitlich zu einem großen Eimer. Er holte Äpfel und Karotten daraus hervor und hielt sie Saskia hin, die sich sofort etwas davon nahm. Sia sah den saftigen Apfel an und biss einfach kräftig hinein. Was für die Tiere gut war, konnte für sie erst recht nicht schlecht sein.
Amüsiert beobachtete Lionel wie sie von dem saftigen Obst abbiss.
„Mhhh, der schmeckt echt lecker", sagte sie zu ihm und biss noch einmal ab.
„Sie sind von den Bäumen aus meinem Park", sagte er nicht ohne Stolz auf seinen Besitz. „Ich zeige dir meinen Hengst Ikarus", schloss er noch an.
Saskia nickte und schluckte den Bissen des Apfels hinunter. Das restliche Obst würden sie den Pferden verfüttern. Sie folgte Lionel, der eine bestimmte Pferdebox ansteuerte.
Sanft strich er über den Hals von Ikarus, der seinen Kopf neugierig nach vorne bewegte, in der Hoffnung das Fressen aus Lionels anderer Hand zu erwischen. „Sei nicht so ungeduldig Ikarus!", ermahnte er den Hengst.
Saskia trat neben Lionel und hielt Ikarus eine Karotte hin. Der Hengst schnaubte und schnupperte an dem Gemüse. Umgehend biss dieser hinein und zerbiss die Karotte, dass es nur so krachte. Sia musste über das eben Geschehene kichern und hielt ihm auch noch den von ihr angebissenen Apfel hin, den er ebenfalls sogleich verschlang. Danach streichelte sie über sein Fell.
Begeistert fiel Lionel auf, dass Saskia der Umgang mit den Tieren Spaß machte. Und auch umgekehrt die Tiere von ihr begeistert waren. So zutraulich waren diese überhaupt noch nie gegenüber jemandem gewesen, der ihnen gänzlich fremd war.
Saskia sah zu Lionel auf, der wieder dieses Glitzern in den Augen hatte, wenn er bei seinen Tieren war. Dieser verfütterte nun ebenso seine Karotten an den Hengst. Kaum hatte Ikarus gemerkt, dass es nichts mehr für ihn gab, verlor er das Interesse und widmete sich lieber wieder dem Heu, das für ihn bereitstand. Saskia lehnte sich an die Pferdebox und lächelte versonnen. Es war hier einfach so wunderschön und es erinnerte sie an zu Hause, an den Bauernhof bei Sam.
Lionel sah Saskias glückliches Lächeln und sein Herz schlug gleich schneller.
„Du hast es hier einfach so wunderschön mit den ganzen Tieren", sagte sie zu ihm und lächelte noch immer.
„Dabei hast du noch fast keine Tiere gesehen. Ich habe noch viel mehr", gab er zur Antwort. Seine Augen glitten über das freudige Gesicht Sias und wieder zu ihren Lippen.
Lionel machte einen Schritt nach vorn, sodass Saskia zwischen ihm und der Pferdebox eingesperrt war. Wieder sahen sie sich in die Augen und die Spannung zwischen den beiden wurde dieses Mal unerträglich. Lionel fuhr wieder mit seinen Fingern über ihre Wange und strich ihr ein paar verirrte Haare aus dem Gesicht.
„Darf ich?", fragte er Saskia fast flüsternd und sah ihr dabei tief in die Augen.
Saskia wurde ganz nervös, sie fand ihren Chef einfach unwiderstehlich, sie nickte und konnte es nicht mehr erwarten endlich wieder seine Nähe zu spüren.
Lionel kam immer näher und senkte seine Lippen auf ihre. Saskia umarmte ihren Chef stürmisch und drückte sich noch näher an ihn, was ihn leise aufstöhnen ließ. Der Kuss wurde langsam intensiver und Sia öffnete ihre Lippen. Lionel begann mit seiner Zunge leidenschaftlich ihren Mund zu erforschen und mit seinen Händen über ihren Körper zu wandern. Langsam aber sicher wurde ihm immer heißer, er konnte von ihr nicht genug bekommen. Er schmeckte noch immer den Apfel, den Saskia gerade gegessen hatte.
Wer weiß, wohin das Ganze noch geführt hätte, wenn Ikarus nicht gekommen wäre und seinen Kopf leicht gegen die beiden gestoßen hätte. Langsam lösten sie sich schwer atmend von ihrem intensiven Kuss und sahen sich wieder in die Augen.
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