Kapitel 28
Die Bluse klebte noch immer unangenehm an Saskias Körper, doch durch Lionels Jacke fühlte sie sich trotzdem so wohl wie es in dieser Situation eben möglich war. Am liebsten hätte sie sich wieder an ihn gelehnt, doch sie wollte den Frieden der jetzt wieder zwischen ihnen herrschte, nicht riskieren.
Sie fuhren schon fast außerhalb Londons, als Lionel zu sprechen begann: „Wie geht es dir, schon etwas besser?"
Saskia sah noch immer aus dem Fenster, als sie zu einer Antwort ansetzte: „Es könnte besser sein, aber ja, es geht."
Plötzlich spürte sie Lionels warme Finger auf ihren. Sofort drehte sie sich in seine Richtung und sah zu ihm. Sein Blick lag auf ihren Fingern, die er immer noch gerne auf seinen Körper spüren wollte, mehr denn je sogar. Als er Saskias Blick auf sich spürte, wurde ihm erst bewusst, was er hier eigentlich tat.
Doch bevor er seine Hand wegziehen konnte, schlang Saskia ihre Finger um seine und lehnte sich an ihn.
Lionel atmete tief ein, sein Herz schlug nervös in seiner Brust. Es fühlte sich so falsch und gleichzeitig so richtig an. Woher kam diese rasche Vertrautheit. Heute Morgen war er noch böse auf sie gewesen und jetzt lehnte sie an ihm und sie hielten Händchen? Seine Augenbrauen gingen automatisch nach oben und er konnte die Situation selbst nicht erfassen.
Sanft strich er weiterhin über ihre Finger. „Wenn du dich zu Hause umgezogen hast, würde ich dir gerne Leonardo vorstellen", sprach er ruhig und genoss den Moment in vollen Zügen.
„Gerne, ich freue mich darauf", gab sie zur Antwort, ohne aufzusehen. Viel lieber lehnte sie mit ihrem Kopf an seiner Schulter und spielte mit seinen langen Fingern die sich einfach so wunderbar anfühlten. Verträumt und mit Schmetterlingen im Bauch konnte sie nicht glauben, dass er ihre Nähe einfach so zuließ.
Mihai warf immer wieder kurze und verstohlene Blicke über den Spiegel nach hinten. Verwundert betrachtete er das ungleiche Paar, wie es sich vertrauensvoll berührte. Er schüttelte den Kopf, noch immer ungläubig fuhr er weiter Richtung Lionels Anwesen. Alleine, dass sein Boss „zu Hause" zu Saskia gesagt hatte, hatte ihn bis auf das Äußerste verwirrt. Noch nie hatte er Lionel mit einer anderen Frau so reden gehört.
Lionel nahm Saskias Hand in seine und führte sie zu seinen Lippen. Sanft gab er ihr einen Handkuss darauf und strich mit seinen Daumen über ihre Knöchel. Saskia bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut, als sie die weichen Lippen Shahbandars auf ihrer Hand spürte. Am liebsten hätte sie ihn geküsst, doch wusste sie noch nicht, ob er einfach nur freundlich zu ihr war und sie beruhigen wollte, oder ob er mehr für sie empfand. Das letztere schloss sie eher aus, alleine schon, wenn sie an die ältere Frau dachte, die ihn so vertraut behandelt hatte. Auch wenn er nicht wirklich über ihren Besuch begeistert gewesen schien, so glaubte sie doch, dass die beiden etwas verband.
Aber daran wollte sie jetzt nicht denken, im Gegenteil. Sie wollte alles Unnötige verdrängen und kuschelte sich noch näher an ihn. Wer weiß, wie lange sie es noch genießen konnte. Tief sog sie seinen Duft ein, fühlte den teuren Stoff seines Hemdes an ihrer Wange und schloss die Augen.
Die restliche Fahrt verlief ruhig. Lionel hielt noch immer ihre Hand und streichelte gelegentlich darüber. Saskias Berührungen ließen ihn nicht kalt. Wieder ließ er seine Gedanken schweifen und dachte daran, wie es wäre diese auf seiner nackten Haut zu spüren. Seine Hose wurde in gewissen Regionen unangenehm eng und er wollte keinesfalls, dass es Saskia mitbekam. Deshalb setzte er sich etwas anders hin, was dazu führte, dass Saskia ihre Augen öffnete und zu ihm aufsah.
Lionel versank in ihren schönen Augen, sein Blick glitt über ihre vollen Lippen, die wie für das Küssen gemacht zu sein schienen. Doch er wollte sie nicht überrumpeln, auch wenn es ihm gerade in diesem Moment schwer fiel. Er ließ ihre Hand los und strich ihr ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und fuhr mit dem Daumen über ihre Wange.
Saskia sah lange in Lionels Augen und konnte so viele Emotionen darin erkennen. Seine Berührungen ließen sie auf Wolke sieben schweben.
Schon lange hatte sie keinen Freund mehr gehabt. Wenn sie so darüber nachdachte, hatte sie eigentlich überhaupt noch keine längerfristige Partnerschaft gehabt. Ihre Beziehungen waren bis jetzt nicht wirklich von langer Dauer, aber darüber wollte sie gerade nicht nachdenken. Viel zu schön war dieser Moment, der nicht mehr allzu lange dauern würde, da sie bald am Anwesen angekommen sein würden.
Lionel strich noch einmal über ihre Wange und setzte sich wieder gerade hin. Auch Saskia richtete sich wieder in ihrem Sitz auf. Beide wirkten als wäre nie etwas passiert, auch wenn es innerlich ganz anders aussah.
Kaum waren sie vorgefahren, riss Lionel auch schon die Türe auf und hielt Saskia seine Hand hin, damit sie leichter aussteigen konnte. Konnte er noch so ungut sein, aber im Großen und Ganzen hatte er gute Manieren, dachte sich Saskia, als sie seine Geste annahm und seine Hand ergriff.
Mittlerweile war Saskia in ihrem Zimmer angekommen. Noch immer konnte sie das Ganze nicht begreifen. Ihr Herz schlug aufgeregt und es kribbelte gewaltig in ihrem Bauch. Sorgsam zog sie Lionels teures Jackett aus und hängte es auf einen Sessel. Schnell entledigte sie sich der nassen Kleidung, die noch immer an ihr klebte.
Sie machte sich im Bad noch etwas frisch und gab sich einen Spritzer Parfum drauf. Frisch umgezogen ging Saskia, wie ausgemacht, zur Eingangshalle. Von dort aus würde sie Lionel zu Leonardo bringen, wer auch immer das war, er hatte sonst nichts dazu gesagt.
Lionel stand am Fenster und sah in den Garten hinaus. Er war schon neugierig darauf wie Leo auf Saskia reagieren würde und umgekehrt. Als er Schritte hinter sich hörte, drehte er sich um und sah Saskia vor sich stehen.
„Komm, besuchen wir Leonardo", sprach Lionel und legte Saskia seine Hand auf ihren Rücken und ging mit ihr die wenigen Treppen nach oben.
Neugierig folgte Saskia Lionel und schritt neben ihm her.
„Leo!", rief er seinen Löwen, der hier irgendwo herumstreifte.
Saskia sah sich um und bewunderte die wunderschönen Bilder, die an den Wänden hingen. Das hier musste wohl die Bildergalerie sein, dachte sie begeistert. Als sie spürte, dass sie Lionel näher an sich zog, konzentrierte sie sich wieder auf das Hier und Jetzt.
„Oh, wow", flüsterte Saskia ergriffen und lehnte sich noch näher an Lionel.
Langsam und majestätisch kam Leonardo um die Ecke getappt. Neugierig blickte dieser seinen Besuch mit seinen gelben Augen an und schritt näher.
„Darf ich dir vorstellen? Das ist Leonardo mein Löwe", sprach Lionel nicht ohne Stolz in seiner Stimme.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro