Kapitel 9
Zuerst sprach Annithy mit ihrem Onkel über den Brief ihres Lehrers und als dieser ihr grünes Licht gab, war sie ermutigt es ihrer Tante zu erzählen.
Am nächsten Tag standen sie in der Küche und machten den Abwasch. Annithy überlegte kurz wie sie anfangen sollte und begann dann: „Tante Beth, wusstest du das ich ein Stipendium im letzten Schuljahr gewonnen habe?"
„Ein Stipendium?" Ihre Tante runzelte die Stirn. „Was willst du damit?"
„Ich will Lehrerin werden." Mit ihrer abweisenden, missbilligenden Stimme machte Tante Beth es Ann nicht gerade leicht, doch sie musste jetzt durchhalten und die Sache zu Ende bringen. Sie wollte ihren Traum verwirklichen.
„Lehrerin? Du? Als Frau?" Ungläubig musterte Beth sie.
„Jahaa." Innerlich verdrehte sie die Augen. Dass ihre Tante auch so schwer vom Begriff sein musste... „Ich konnte es bis jetzt nicht einlösen, aber nach Weihnachten will ich mein Studium beginnen. Ich kann sogar mit den Studenten dieses Sommers in einen Jahrgang."
„Wer hat dir denn solche Flausen in den Kopf gesetzt? Deine Mutter oder dein Vater?" Ihr kalter Blick durchdrang Annithy.
Stark sein, Ann. Nicht einschüchtern lassen! „Ich habe es mir in den Kopf gesetzt, Tante."
Beth sog hörbar die Luft ein. „Falls du mich um Erlaubnis bitten möchtest: Meine Antwort lautet Nein."
Ann lies das Geschirrtuch in ihrer Hand sinken. Es war als hätte ihre Tante sie geschlagen. „Nein? Aber... aber Onkel Alec hat schon erlaubt und Vater wollte auch das ich studiere."
„Dein Vater ist nicht da und Alec hat keine Ahnung. Mädchen sollten nicht studieren." Das war also der Punkt. Ihre Tante war durch und durch konservativ.
„Wenn es nach dir ginge würden Mädchen den ganzen Tag nur kochen, backen und Handarbeiten machen. Mit zwanzig soll sie heiraten und den Rest ihres Lebens als Hausfrau verbringen."
„Nicht ganz, aber so ungefähr." Der Selbstgefällige Klang ihrer Stimme brachte Annithy fast zur Weißglut.
„Ich werde aber nicht so Leben wie du es mir vorschreibst. Du bist nicht meine Mutter."
„Gott sei Dank. Deine eigene Mutter wäre enttäuscht, wenn sie wüsste was aus dir geworden ist."
Diese Worte trafen Annithys Herz. Vollkommen aus der Fassung starrte sie ihre gegenüber an. Die Worte schnürten ihr die Kehle zu und trieben ihr die Tränen in die Augen. So etwas hässliches hatte noch nie jemand zu ihr gesagt. Sie wollte nicht, dass ihre Tante sie weinen sah. Diesen Triumph gönnte sie ihr nicht.
Sie drehte sich auf dem Absatz um und lief hinaus. Ihre Beine trugen sie so schnell wie noch nie. "Deine eigene Mutter wäre enttäuscht, wenn sie wüsste was aus dir geworden ist." Beths Stimme hallte in ihr nach, trieb sie immer schneller an, ließ sich nicht verdrängen.
Ich bin eine Enttäuschung. Für Mutter, Tante Beth und bestimmt auch für Vater und einfach alle. Sie bekam Seitenstechen, doch sie lief weiter. Zum Strand hinunter und erst bei dem großen Felsen machte sie halt. Erschöpft ließ sie sich auf ihn fallen und lies ihren Tränen freien Lauf. Warum lebe ich überhaupt noch? Ich bin eine Enttäuschung. Wenn Vater nicht zurückkommt, braucht mich doch keiner mehr. Dann kam ihr ein noch schrecklicher Gedanke. Hat Vater mich überhaupt jemals gebraucht? Er hat doch gesagt ich sei nicht für ihn verantwortlich. Und jetzt kann ich nicht mal studieren gehen. Alles was ich mir erträume bleibt mir versagt.
Sie weinte noch heftiger und es kam ihr vor als könne man sie bis in die Stadt hören. Sie kam sich mit einem Mal sehr beobachtet vor. Gott, wo bist du? Warum hilfst du mir nicht? Dann musste sie an die Worte ihres Vaters denken und sie betete: „Herr, was willst du das ich tun soll? Ich kann nicht mehr. Hilf mir!"
Ungelenk wischte sie ihre Tränen weg und heftete ihren Blick aufs Meer. Es war so beruhigend. Die Wellen prallten gegen die Klippen und flossen wieder zurück ins den Ozean, nur um kurz darauf wieder an den Strand gespült zu werden. Da hörte Annithy Schritte hinter sich. Schnell wischte sie die letzten Tränenspuren weg, doch eine Stimme sagte: „Ich weiß das du weinst. Du musst dich nicht schämen." Jo setzte sich neben sie und sah sie forschend an. „Was ist los Ithy?"
Sie wollte nicht antworten und starrte weiter auf die Wellen.
„Sag schon, vermisst du deinen Vater?"
„Immer."
„Was ist los? Ist was passiert?"
Sie nickte und blinzelte gegen die nächsten Tränen an.
„Er ist doch nicht..." „Nein" unterbrach sie ihn forsch. Er sollte das Wort nicht aussprechen. „Es geht nicht um ihn. Nicht direkt."
„Um was dann?"
Ich hätte ihn in dem Glauben lassen sollen, dass ich um Vater weine. Das wäre einfacher. Eine leise Stimme in ihrem Inneren sagte: Aber es wäre gelogen. Sie seufzte. „Ich habe mich mit Tante Beth gestritten und sie sagte... sie...", Annithy konnte es nicht aussprechen, „Sie hat mich verletzt."
„Worum gings denn?"
„Ich will studieren. Ich habe ein Stipendium, aber durch den Krieg ist alles anders geworden. Jetzt hätte ich die Möglichkeit nach Weihnachten anzufangen, aber Tante Beth erlaubt nicht."
„Warum?"
Ann wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Eine Frau soll in ihren Augen nicht studieren, sondern heiraten."
Jo stöhnte. „So denken viele. Es ist neu das Frauen studieren dürfen. Die meisten haben diese konservative Haltung."
„Und das nervt." Annis Temperament ließ sie aufbrausen. "Ständig muss ich mich an anderen orientieren. Ich will endlich frei Leben." Eine neue Tränenflut drohte ihre Wangen hinunterzurollen. Sie schaffte es nicht es zu verhindern. Jo schwieg und wartete. Als ihr Taschentuch durchnässt war reichte er ihr seins.
„Danke", schluchzte sie. „Was soll ich denn jetzt machen?" Ihre Stimme klang genauso verzweifelt wie sie sich fühlte. Sie schaute hinaus aufs Meer. Am liebsten wäre sie hineingesprungen um von all den Sorgen des Alltags wegzuschwimmen.
„Bete."
„Ich kann nicht." Mit einem Mal wurde ihr klar, dass es stimmte. Sie konnte gerade nicht beten. „Bete du." Sie sah ihn, um Hilfe flehend an. Er sah verlegen aus, doch dann faltete er die Hände und schloss die Augen. Ann tat es ihm gleich.
„Vater im Himmel, du siehst Ithy und weißt wie sehr ihre Tante sie verletzt hat. Bitte tröste sie und zeige ihr wie sehr du sie liebst. Bitte mach, dass sie studieren gehen kann. Herr, nicht unser, sondern dein Wille geschehe. Amen."
„Amen", flüsterte Annithy. „Danke." Sie schwiegen. Mit ihrer Schuhspitze malte Ann ein Muster in den Sand und dachte über Jos Gebet nach. „Meinst du wirklich, Gott will nicht das ich studiere?"
„Ich weiß es nicht. Deshalb musst du Gott Fragen und ihm vertrauen.", er räusperte sich und wirkte mit einem Mal viel älter als seine sechzehn Jahre. „Wenn er will das du studierst, wirst du das auch tun." Sie sahen sich an und Annithy konnte in seinen Augen Aufrichtigkeit sehen.
„Machst du das auch immer so? Überlässt du Gott deine Entscheidungen?"
„Ja. Du wirst Merken, dass das hilft. Ich werde so von einem inneren Druck befreit, weil ich weiß, dass Gott das Beste für mich im Sinn hat." Annithy spürte wie eine Mauer, die wohl lange zwischen ihnen gestanden hatte, fiel. Sie hatten offen über Gott gesprochen. Es war Annithy meistens unangenehm gewesen ihren Glauben öffentlich zu bekennen, doch jetzt war es anders. Das fühlte sich gut an und sie wusste, dass sie das größten Teils Jo zu verdanken hatte.
„Danke, Jo."
„Wofür?"
„Für deine Freundschaft und das du einfach da bist. Und dass du für mich gebetet hast."
Er stützte die Ellbogen auf seine Knie. Für einen Augenblick beobachtete er die Möwen, die über dem Wasser kreisten, dann sagte er: „Ich bete jeden Tag für dich, Ithy." Er stockte kurz, drehte den Kopf zu ihr und fragte: „Du auch für mich?"
Annithy wurde bewusst das sie es nicht tat. Ihr wurde ganz heiß vor Verlegenheit. Sie schüttelte den Kopf. „Ab heute werde ich es tun, Jo. Versprochen. Vergibst du mir?"
Er lächelte. „Klar."
Ein Stein fiel ihr vom Herzen und sie setzte sich aufrecht hin. „Gut."
Als Ann nach Hause kam versuchte sie keinen Lärm zu machen, doch ihre Tante hatte sie durch das Küchenfenster gesehen. „Annithy Horton, was hast du dir dabei gedacht einfach so wegzulaufen? Ich habe mir Sorgen gemacht. Alec ist schon los zum Strand dich suchen."
Da öffnete sich die außen Tür der Küche und Alec kam herein. Völlig außer Atem rief er: „Ich kann sie nicht finden, Beth!"
„Sie ist hier", antworte ihre Tante entnervt.
Onkel Alec kam in den Flur und blickte seine Nichte erleichtert an. „Na, Gott sei Dank. Warum bist du weggelaufen?"
Annithy hob ihr Kinn. „Ich wollte mich nicht von meiner Tante beleidigen und verletzen lassen."
Beth stemmte die Hände in die Hüfte. „Ich soll dich verletzt haben?"
Entrüstet starrte Annithy sie an. „Das hast du nicht gemerkt? Hast du überhaupt ein Herz?" Ihre Stimme zitterte und klang kläglich.
Schnell drehte sie sich zur Treppe, raffte ihren Rock und lief hinauf in ihr Zimmer. Sie spürte die Blicke ihrer Verwandten in ihrem Rücken.
„Was hast du denn gesagt, Beth?", hörte sie ihren Onkel noch Fragen und dann schloss sich die Zimmertür hinter ihr.
Schluchzend und zutiefst verletzt, drückte sie ihren Kopf in ihre Kissen. Es dauerte eine ganze Weile bis sie sich beruhigt hatte. Von unten hörte sie immer wieder aufgebrachte Stimmen, aber sie konnte nichts verstehen. Las ihr Onkel ihrer Tante gerade die Leviten? Sie hoffte es von ganzem Herzen. Als Ruhe eingekehrt war, hörte sie Schritte auf der Treppe und dann klopfte jemand an ihre Tür.
„Herein", sagte sie leise.
Die Tür wurde geöffnet und Alec trat ein. Er setzte sich neben ihr aufs Bett. „Annithy, was genau hat dich verletzt?"
Ann biss sich auf die Lippen. Sie wollte es ihm nicht sagen. „Ich will es dir nicht sagen." Ihre Stimme war kaum mehr als ein leises flüstern und sie drückte sich noch mehr in die Kissen, als könne sie so dem Gespräch entfliehen.
„Du musst. Es ist nicht gut für dich, wenn du es niemanden sagst.", entgegnete ihr Onkel sanft. Er legte eine Hand auf ihre Schulter. „Ihr müsst euch vertragen."
Sie drehte sich um und sah ihm in die Augen. „Sie hat gesagt ich sei eine Enttäuschung und sie sei froh nicht meine Mutter zu sein." Jetzt war es heraus. Die Worte waren, mit bebender Stimme, nur so aus ihr herausgeströmt. Mit ihrer ganzen Wucht. Mit ihrem ganzen Schmerz. Alec legte die Stirn in Falten. „Tja, sie meint es nicht so, Ann. Du bist für niemanden eine Enttäuschung. Für uns bist du die Tochter die wir nie hatten."
Diese Worte rührten Annithys Herz und eine Träne rollte über ihre Wange. „Für dich vielleicht. Tante Beth, bin ich eher eine Last als eine Tochter."
Ihr Onkel nahm sie liebevoll in den Arm. „Das stimmt nicht, Ann. Beth ist manchmal schwierig und sagt Dinge die sie nicht so meint. Damit müssen wir leben."
„Hat sie dich auch schon mal verletzt?"
„Ja", seine Antwort kam zögerlich, sanft und leise, „Es kommt vor, dass Menschen, die uns lieben - und vor allem, die uns nicht lieben - uns verletzten und wir sie. Aber wichtig ist, dass wir einander vergeben, weil Christus uns vergeben hat."
Annithy lehnte sich ein Stück von ihm weg, um ihm in die Augen zu sehen. „Du meinst ich soll ihr vergeben ohne dass sie mich darum bittet?"
Er nickte. „Einfach weil du sie liebst."
Annithy wurde nachdenklich und lehnte sich wieder an die Brust ihres Onkels. Sie schloss ihre Augen und versuchte ihrer Tante zu vergeben, aber sie konnte nicht.
„Denk daran, was wir immer im Unser Vater beten: Vergib uns wie wir unseren Schuldigern vergeben."
Annithy seufzte. „Das ist schwer."
„Ja, aber je öfter du es tust, desto leichter wird es dir fallen. Bete, dass Gott dir dabei hilft und bete auch für die Person, der du vergeben musst." Er gab ihr einen Kuss auf den Kopf und ließ sie los. „Gute Nacht, Ann."
„Gute Nacht, Onkel Alec und danke für alles."
Er lächelte und schloss die Tür hinter sich. Annithy lag noch lange mit offenen Augen in ihrem Bett. Sie konnte einfach nicht einschlafen. Die Worte ihres Onkels spukten in ihrem Kopf herum.
„Gott", flüsterte sie in die Dunkelheit hinein, „du siehst, dass ich Tante Beth nicht vergeben kann. Bitte hilf mir. Du hast mir meine Sünden auch vergeben." Sie schloss ihre Augen und wartete bis ein seltsames Gefühl in ihr Herz kam und sie meinte es jetzt schaffen zu können. „Ich vergebe dir, Tante. Ich bin dir nicht mehr böse", hauchte sie und kurz darauf war sie mit unbeschreiblichem Frieden in ihrem Herzen eingeschlafen.
Am nächsten Morgen ging Annithy runter in die Küche. Sie hatte in ihrer Stillen Zeit einen Entschluss gefasst und sie wollte es schnell hinter sich bringen, bevor sie es sich nicht mehr traute.
Ihre Tante stand am Herd und rührte in einer Pfanne mit Rührei herum. Alec war nirgends zu sehen. „Guten Morgen, Tante Beth", presste Annithy hervor.
Ihre Tante zuckte zusammen. „Meine Güte Annithy, ich habe dich gar nicht kommen hören. Schleich dich doch nicht so an."
Annithy schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter und ignorierte die Bemerkung ihrer Tante geflissentlich. „Es tut mir leid, was gestern zwischen uns vorgefallen ist."
Ihre Tante versteifte sich, drehte sich aber nicht um. Unbeirrt redete Annithy weiter, „Ich glaube wir hatten beide keinen guten Tag und es tut mir leid, was ich gesagt habe und dass ich so respektlos geworden bin."
Jetzt drehte Beth sich um, offenbar erleichtert das Annithy den ersten Schritt getan hatte. „Ja, ich fand das auch nicht schön." Sie stolperte förmlich über ihre eigenen Worte und zupfte unbeholfen an ihrer Schürze. Schnell drehte sie sich zurück zum Rührei. Annithy wartete auf eine Entschuldigung ihrerseits, doch stattdessen sagte ihre Tante nur: „Vergessen wir die ganze Sache."
Annithy schluckte ihre Wut herunter. Man ist sie stolz, dachte sie. „Ja, also...", sie räusperte sich, „Ich würde es gerne vergessen, aber ich wollte dich auch bitten noch mal über die ganze Sache nachzudenken, also das wegen dem studieren."
Ihre Tante zog die Pfanne mit dem Rührei vom Herd und stellte sie auf den Tisch. „Ich werde es mir überlegen. Es scheint dir ja wichtig zu sein und nicht einfach nur aus einer Laune heraus zu kommen oder nur weil du dieses Stipendium gewonnen hast." Sie wischte sich ihre Hände an der Schürze ab. Mit gerunzelter Stirn musterte sie alle Gegenstände auf dem Frühstückstisch, als prüfe sie, ob noch etwas fehlte.
„Es ist mir wichtig, Ich möchte anderen etwas beibringen und ihnen helfen glücklich zu werden."
Beth zupfte die Tischdecke noch etwas zurecht und drehte sich dann zu ihrer Nichte. Eindringlich sah sie diese an. „Lehrer haben eine große Verantwortung, weißt du das?"
„Ja ich weiß. Lehrer sind Vorbilder, oder besser: Sie sollten Vorbilder sein und zwar möglichst gute."
„Ich werde darüber nachdenken. Hol jetzt bitte Alec rein."
In den nächsten Tagen verlor Tante Beth kein Wort mehr über dieses Thema, doch als sie am Ende der Woche gemeinsam im Wohnzimmer saßen - Annithy und ihre Tante häkelten und Onkel Alec las- sagte Beth ganz plötzlich in die Stille hinein: „Ich finde, du solltest studieren, Annithy."
Alec gab ein glucksendes Geräusch von sich und versteckte sein Grinsen hinter seinem Buch. Ann starrte ihre Tante an. „Was? Wirklich?"
Beth lächelte milde. „Du wohnst jetzt so nah am College, dass du es ausnutzen musst. Wenn du wieder in Forstcity bist, wirst du ja doch studieren gehen. Also mach es jetzt und spare dir dein Geld."
Annithy lachte. „Danke, Tante Beth." Fast wäre sie aufgesprungen und hätte ihre Tante umarmt, aber sie traute es sich nicht.
„Schon gut. Du ersparst dir übrigens nicht nur die Pensionskosten, sondern mir ist noch eingefallen, dass du immer mit Carol Lewis fahren kannst."
Annithy starrte ihre Tante abermals an. Was verlangte diese da von ihr? „Mit Carol? Aber sie kann mich nicht ausstehen und ich sie nicht."
Ihre Tante machte eine wegwerfende Handbewegung. „Papperlapapp, ihr werdet schon zurechtkommen."
„Aber weißt du nicht mehr wie sie dich damals belogen hat?", protestierte Annithy.
„Das ist doch schon Wochen her. Jetzt freundet ihr euch an und alles ist gut, oder?"
Annithy sagte nichts mehr, aus Angst ihre Tante könnte es sich noch anders überlegen. In sich zusammengesackt zog sie mit dem Nadelhaken den Wollfaden durch die Schlaufen auf ihrer Häkelnadel. Vielleicht würde Beth ihre Idee bis zum Winter vergessen.
„Solange du Lehrerin werden willst habe ich nichts dagegen, dass du studierst", fuhr sie fort, „Lehrerinnen braucht man immer und du wirst sicher dabei noch vieles lernen. Man muss mit der Zeit gehen."
Alec sah seine Frau ungläubig an. „Meine Güte, Beth, so kenn ich dich ja gar nicht. Seit wann denkst du progressiv und nicht mehr konservativ?"
Annithy kicherte. Ihre Tante legte den Kopf schief. Ein verschmitzter Ausdruck trat in ihre Augen, den Ann noch nie bei ihr gesehen hatte. „Das kommt von dem jungen Volk bei uns im Hause." Sie lachten.
Der Rest des Abends verlief ohne Spannungen und Annithy genoss das Gefühl der Gemeinschaft. An diesem Abend waren sie eine Familie, die sich liebte und diese Liebe einander zeigte.
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