Kapitel 23
Annithy ging bis zum äußersten Rand der Klippe. Sie streckte ihr Gesicht der Sonne entgegen und schloss die Augen. Für einen Moment lächelte sie genießerisch. Wohlig stöhnte sie und öffnete ihre Augen wieder. Unten am Strand konnte sie eine Gestalt erkennen, die aufs Meer schaute. Sie ging auf sie zu.
Jo bemerkte sie nicht. Erst als sie direkt neben ihm stand, sah er sie an. Sein Blick war ernst und leer. „Ich habe dich nicht bemerkt." Begrüßte er sie ohne dass sich an seinem Blick etwas änderte.
„Ich habe dich lange nicht mehr gesehen. Was ist los?"
Jo wandte seinen Blick von ihr ab.
„Herb?", fragte sie zaghaft.
Jo nickte.
Annithy seufzte und massierte sich die Ellbogen. „Ich vermisse ihn auch, Jo."
„Das ist es nicht." Jo setzte sich auf den Felsen und Annithy tat es ihm gleich.
„Was dann?"
Jo sah verschlossen aus. Ein beklemmendes Gefühl trat in Annithys Magengegend. So hatte sie ihn noch nie gesehen.
„Ich kann nicht darüber sprechen."
„Doch du kannst, wenn du nur willst." Annithy wunderte sich über sich selbst. Sie hätte es sich nie zugetraut so mit jemanden zu sprechen, dem es offenbar nicht gut ging. Jo sah sie an und als er sprach, zitterte seine Stimme und seine Augen wurden feucht.
„Ich bin Schuld das Herb gestorben ist. Ich allein."
Diese Worte durchfuhren Annithy wie ein Schwert. Die ganzen Tage hatte Jo das mit sich rumgeschleppt? Sie atmete tief ein. „Warum glaubst du das?"
„Ich habe mich zuerst auf das Boot retten können. Ich habe viel zu spät gemerkt, dass er darunter ist."
„Jo, das ist doch nicht deine Schuld. Du selbst standest noch unter Schock und wusstest nicht was du tun solltest."
„Mich selbst konnte ich retten, aber ihn nicht. Ich glaube er hat es gewusst. Kurz bevor das Boot umkippte sagte er zu mir: Du bist ein guter Kumpel Jo. Hast immer den ganzen Blödsinn mitgemacht, wenn ich dich gefragt habe. Wenn ich sterben sollte schreib Catlen wie sehr ich sie liebe. Und dann sind wir umgekippt." Er schien ihre Worte gar nicht gehört zu haben. Es war als würde er alles noch einmal vor seinem inneren Auge sehen.
„Jo, du konntest ihn nicht retten. Niemand konnte das." Wie konnte sie zu ihm durchdringen? Was konnte sie sagen, damit er sich nicht mehr für Herbs Tod verantwortlich fühlte?
„Ithy, lass mich. Du verstehst das nicht."
Zorn stieg in Annithy auf. Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und sah ihn direkt von der Seite an. Ihr ganzes Temperament loderte auf. „So, ich weiß nicht wovon ich rede, ja?" Sie spürte wie ihr Temperament aufloderte. „Ich will dir mal was sagen, Joseph Garden: Ich weiß sehr wohl wovon ich spreche. Ich versteh genau was du meinst. Ich habe mich für den Tod meines Bruders und meiner Mutter verantwortlich gefühlt." Ihre Stimme, erfüllt von Gefühlen, zitterte. „Ich dachte, ich hätte besser auf Robert aufpassen müssen oder ich hätte merken sollen, dass meine Mutter schwach geworden ist. Habe ich aber nicht. Sie hat mich darum gebeten ihr zu helfen, aber ich habe mich davongeschlichen, um mit meinen Freunden zu spielen. Egal wie schlecht es ihr ging." Gegen ihren Willen begann sie heftig zu weinen.
Noch einmal durchlebte sie diese schreckliche Zeit. Sie hätte nie gedacht, dass ihre Mutter eines Tages nur noch im Bett liegen könnte. Das Bild ihrer schönen, schwachen Mutter, die krank im Bett lag und wie sie sie das letzte Mal angelächelt hatte, schwebte lebendig vor ihr.
„Ich liebe dich, kleine Anni." Das waren ihre letzten Worte zu ihr.
Davor, als sie noch kräftig genug zum Sprechen war, hatte sie ihr gesagt: „Ich vergebe dir, Annithy. Eines Tages wirst du wissen was. Denk immer dran: Wir sind Gottes Willen unterordnet."
Als sie wieder sprechen konnte, sagte sie: „Ich verstehe dich gut, Jo. Vater und ich haben uns nach Mutters Tod große Vorwürfe gemacht, aber wir haben erkannt, dass alles, was mit uns geschieht Gottes Wille ist."
„Hast du jetzt noch manchmal das Gefühl Schuld am Tod von Robert und deiner Mutter zu sein?"
Annithy nickte. „Ja, manchmal, wenn ich sie ganz doll vermisse oder nicht einschlafen kann. Dann sehe ich die letzten Tage ihres Lebens wieder vor mir." Eine Weile starrten sie nur schweigend auf das Meer.
„Es fühlt sich schrecklich an, nicht wahr?"
Annithy musste sich über Jo wundern. Was war los mit ihm? Der direkte, offene Jo war plötzlich so verunsichert und verschlossen? „Jo, du kannst nichts dafür. Du warst doch selbst viel zu schwach. Sei froh, dass Gott dich gerettet hat."
Jo antwortete nicht.
„Du bist kein Mörder, Jo." Ihre Stimme war leise und sanft.
Überrascht sah er sie an. Sie lächelte. „So habe ich mich auch gefühlt. Selbst wenn du einer wärst, würde Gott dich immer noch lieben und deine Familie, deine Freunde", sie lächelte sanft, „Und ich."
Der verschlossene Ausdruck aus seinem Gesicht verschwand. Er richtete sich auf, nickte und lächelte sie dankbar an. Doch da war noch etwas, was ihr auf der Seele brannte. „Vergibst du mir, dass ich euch nicht aufgehalten habe, Jo?"
Er sah sie erschrocken an. „Ithy, Du glaubst doch nicht, dass du schuld bist, oder?"
Annithy zuckte mit den Schultern. Sie starrte auf den sandigen Boden, da sie ihn nicht ansehen konnte.
„Hör zu, Ithy: Du hast es doch versucht und wir haben nicht gehört. Wir hätten es tun sollen, ich weiß, aber das haben wir nicht." Reuevoll schüttelte er den Kopf. Es war nicht zu übersehen, dass diese törichte Tat ihn quälte.
Annithy barg das Gesicht in ihren Händen. Die Sache war so vertrackt. „Hat denn überhaupt jemand Schuld?"
„Wir sind Gottes Willen untergeordnet, Ithy. Das hast du doch selbst gesagt." Er klopft ihr unbeholfen auf die Schulter.
Annithy ließ ihre Arme in den Schoß sinken und holte tief Luft. Er hatte recht. Sie schwiegen kurz, um ihre Gedanken zu sortieren. „Ich glaube ich kann dich jetzt besser verstehen, als früher Ithy."
„Ich glaube auch."
Jo sah auf die Wellen des Meeres. Von dem Sturm war nichts mehr zu erkennen. „Ich sehe immerzu diese schwarzen Wellen und spüre meine Panik, weißt du?"
Annithy nickte. „Diese Bilder wirst du vielleicht nie vergessen. Ich tue es auch nicht. Man muss einfach nur früh genug aufhören sich andere Möglichkeiten auszudenken."
„Ja, ich weiß was du meinst."
Sie lächelte wieder zu ihm auf. „Jetzt können wir unser Leid noch besser gemeinsam tragen. Dazu sind Freunde da."
Es war als würde nach diesem Gespräch ein Heilungsprozess beginnen. Ganz langsam und vorsichtig nahm Jo wieder am Leben teil und wurde wieder der Alte. Eines Abends kamen Olivia, Mary, Dave und Jo zu besuch. Annithy sah sofort, dass es Jo nicht gut ging. Er musste schreckliche Schmerzen haben. Den ganzen Abend über war er still und runzelte oft die Stirn. Annithy ertappte ihn einmal dabei wie er die Lippen aufeinander presste, als müsse er sich dazu zwingen vor Schmerzen nicht loszuschreien. Annithy konnte es nicht länger mit ansehen.
„Geht's dir nicht gut, Jo? Willst du dich vielleicht hinlegen?"
Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Es geht schon."
„Du bist ganz blass. Du solltest lieber nach Hause und in dein Bett." Mary musterte ihn kritisch und ihre Augen spiegelten Anns Sorge wider.
„Nein. Ich will hier Zeit mit euch verbringen. Den ganzen Tag mache ich mir schon trübe Gedanken. Darauf habe ich keine Lust mehr."
„Erzähl. Wir hören zu." Ermutigte David ihn.
So hatte Ann ihn noch nie erlebt und verblüfft starrte sie ihn an.
„Ich kann auch anders, Ann." Er hatte ihren Blick gemerkt.
Annithy wurde rot. „Daran hatte ich eigentlich nie einen Zweifel." Sie wandten sich wieder Jo zu. „Schieß los."
„Ihr werdet mich nicht verurteilen?"
Annithy machte diese Frage Angst. Sie machte sich auf das Schlimmste gefasst, während sie es ihm versprach. Er atmete tief durch und starrte dann auf den Boden. „Ich bin wütend auf Gott. Ich will nicht sterben, sondern weiterleben. So wie ihr es tut."
Das saß. Annithy wusste nicht was sie sagen sollte.
„Weiter", ermutigte Olivia.
„Ich habe Angst davor zu sterben."
Annithy verstand ihn. Sie hatte dem Tod schon oft ins Auge blicken müssen. Bei Bob war es nur ein kurzer Augenblick gewesen, aber bei Mutter ein langer Prozess. Ganz langsam hatte er sich in ihren Körper geschlichen, sie geschwächt und Annithy immer mehr ihrer Mutter beraubt, bis diese aufgehört hatte zu atmen.
„Warum?" Olivia schien überhaupt nicht überrascht.
„Ich habe Angst vor den Schmerzen und vor der Ewigkeit, weil sie so ungewiss ist."
Stille. Alle dachten nach.
„Jo", begann Annithy als erste, „Nicht immer wird der Tod von Schmerzen begleitet. Es ist als ob man einschläft. Vorher hat man Schmerzen, aber der Tod selbst tut nicht weh." Sie wusste es nicht. Woher denn auch? Aber sie musste ihm Mut machen, so wie er es immer bei ihr getan hatte.
Sie fuhr fort: „Es nützt dir nichts wütend auf Gott zu sein, glaub mir. Er hält die Fäden in der Hand. Seine Gedanken sind nicht unsere Gedanken und seine Wege nicht unsere." Es war als würde sie zu sich selbst sprechen. Wie oft hatte sie Gott schon Vorwürfe gemacht? Wie oft hatte sie ihm Anschuldigungen entgegen geschleudert? Sie lehnte sich vor. „Gott will das Beste für dich und das Beste ist ein Leben mit ihm und bei ihm. Im Himmel ist es wunderschön und dort bist du die Schmerzen los."
„Früher oder später müssen wir alle sterben", half Mary ihr. „Mit dieser Gewissheit leben wir. Ich glaube, der Tod ist etwas Erlösendes. Etwas, was uns befreit von unserem Fehlerhaften Menschsein. Versuch dir die Schönheit des Himmels vorzustellen und denk daran, dass du für immer bei Jesus sein wirst."
Noch lange redeten sie so. Bibelverse fielen ihnen ein oder Dinge die sie in der Kirche gehört hatten. Annithy spürte, wie wichtig und gut es war, dass sie darüber sprachen und sie spürte wie etwas in ihr zu heilen begann. Sie alle hatten dieses Gespräch gebraucht und ein Ausdruck von Frieden und Zuversicht trat in ihre Augen. Zum Schluss beteten sie noch um Kraft für Jo, seine Familie und sie selbst.
In den nächsten Tagen schlüpfte die Erinnerung an dieses Gespräch immer wieder ins Anns Kopf und meistens erschien vor ihrem inneren Auge dann wieder die tosenden Wellen, des Meeres und die kleinen Boote auf denen Ihr Onkel, Herb, Jo und Mr Garden in Lebensgefahr schwebten. Oft kam ihr dann auch der Gedanke: Du hättest sie aufhalten müssen.
Tiffiny stieß Ann an. „Warum weinst du, Ann?"
Schnell wischte sich Annithy über die Augen. Sie hatte die Tränenflut, die ihr übers Gesicht rann, nicht bemerkt. Die Stimme des Professors drang wieder an ihr Ohr. „Ach nichts."
„Lüg nicht. Was ist los?"
„Ich habe nur an etwas gedacht. Es geht schon wieder."
Ein Mädchen aus der Reihe vor ihnen drehte sich mit einem strafenden Blick zu ihnen. „Pscht! Ich möchte zuhören." Ihr Blatt war, mit krakeligen Notizen, vollgeschrieben. Kopfschüttelnd drehte sie sich wieder um und hörte dem Professor zu.
Tiffy verdrehte die Augen und wandte sich wieder an ihre Freundin. „Bist du sicher?"
Annithy nickte, doch sie spürte den prüfenden, skeptischen Blick ihrer Freundin.
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Unruhig warf Annithy sich abends in ihrem Bett hin und her. Du hättest sie aufhalten sollen. Herb ist wegen dir gestorben. Wegen dir ist Jo so fertig, flüsterte eine leise Stimme in ihrem inneren, bis sie es nicht mehr aushalten konnte und ihre Decke beiseite schlug.
„Jo geht es schon besser", antwortete sie der inneren Stimme.
Bist du sicher? Woher willst du wissen, ob er nicht abends in seinem Bett liegt und sich die Augen ausheult?
„Ich kenne ihn. Ich hätte es gemerkt, oder er hätte es mir erzählt."
Bist du dir auch ganz sicher? Und was ist mit Catlen? Herb war ihr Mann.
„Sie weiß nichts davon."
Was für eine schlechte Ausrede.
Frustriert stöhnte Annithy und glitt auf ihre Knie. „Oh Gott, die Stimme gibt einfach keine Ruhe. Habe ich Herb wirklich umgebracht? Jo und ich haben das doch schon durchdiskutiert und jetztkommen diese Gedanken wieder. Vielleicht, weil ich doch schuldig bin? Ich dachte, du hältst alles in der Hand. Du bist es doch, der alles gemacht hat. Du bist schuld, Herr. Du bist schuld, dass Herb tot und Jo und ich so fertig sind."
Tränen schossen in ihre Augen und sie begann bitterlich zu weinen. „Du hättest es verhindern können, Herr. Warum hast du es nicht getan? Immer wieder muss ich durch die Gleiche Hölle gehen. Kannst du dir nicht mal was neues ausdenken?"
Welches recht hast du, so mit Gott zu sprechen, Anni?
Annithy erschrak. Die Stimme ihrer Mutter. Sie spürte es ganz deutlich. Nur sie hatte so eine sanfte Stimme. Doch nie hatte sie so etwas zu ihr gesagt, oder doch? Jetzt erinnerte sie sich. Sie erinnerte sich an dunkle Tage zurück. Nach Bobbys Beerdigung.
Gott ist Gott und wir nicht, Liebes. Er tut nie etwas was uns schadet. Er liebt uns, denkst du, dass jemand der dich liebt böses für dich will? Nein. Nur Gutes. Gott hält alles in der Hand. Auch hieraus wird etwas Gutes entstehen, auch wenn wir nicht wissen wie. Mutter. Wie hatte sie nach dem Tod ihres Sohnes nur so stark bleiben können?
„Mutter, oh Mutter... Ich weiß nicht was ich tun soll."
Bete. Jo. Damals, als sie so niedergeschlagen war, hatte er ihr diesen Rat gegeben. Und Vater hatte vor vielen Monaten einmal gesagt: Frage nicht nach dem Warum, sondern Frage: Was soll ich tun?
„Oh lieber Gott. Ich bin so kleingläubig... Bitte vergib mir. Hilf mir, zu glauben, dass du alles in der Hand hast und nur das Beste für mich willst. Nimm mir die Schuldgefühle, Herr. Gib mir die Kraft dir von ganzem Herzen zu Vertrauen. Amen."
Sie krabbelte zurück in ihr Bett und schlief ein.
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Der Abendhimmel war Wolkenverhangen und immer dunklere Wolken jagten über ihr hinweg. Es donnerte und blitze gespenstisch. Das Meer war ein einziges schwarzes Ungeheuer. Die tobenden Wellen schienen Meterweit in den Himmel zu ragen und die kleinen Boote auf dem Wasser jeden Moment zu verschlingen.
Der Regen goss unerbittlich auf Annithy herab die am Ufer stand und schrie: „Jo! Herb! Onkel Alec! Mr Garden! Es tut mir leid... So unendlich leid. Ich hätte es allen sagen müssen. Ich hätte euch aufhalten müssen!" Eine hohe Welle kam und verschlang das Boot in dem Jo und Herb saßen.
Annithy sah sich auf die Knie sinken. „Nein! Oh Gott, nein. Sie dürfen nicht tot sein. Jo! Jo! Herb! Ihr müsst leben!"
Und dann stand plötzlich Mr Garden neben ihr und sah sie wütend an. „Du bist schuld, Annithy Horton. Du hast sie umgebracht."
Sie schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte: „Oh, ich weiß... Es tut mir so leid, Mr Garden. So leid..."
Das anklagende Gesicht von Mrs Garden erschien jetzt ebenfalls vor ihr. „Das macht sie auch nicht wieder lebendig", schrie sie sie an.
„Ann! Ann wach auf!"
„Es tut mir wirklich leid... Ich hätte Sie holen sollen... Es tut mir ja so schrecklich leid."
„Ann, wach auf. Du träumst." Endlich drang diese Stimme zu ihr durch und sie riss die Augen auf. Ihre Wangen waren Tränenüberströmt, sie selbst ganz nassgeschwitzt. Ihr Onkel hatte sich über sie gebeugt und Tante Beth hielt eine Petroleumlampe in der Hand, dessen Schein auf ihren Gesichtern flackerte. Scheinbar instinktiv nahm ihr Onkel sie in die Arme und sie klammerte sich schluchzend an ihn. Zärtlich strich er über ihr Haar und beruhigte sie.
„Es tut mir wirklich leid, Onkel Alec. Ich wollte dich und Mr Garden nicht in Gefahr bringen und sie nicht umbringen."
„Das hast du nicht, Liebes. Jo lebt und niemand ist dir böse."
Langsam dämmerte Annithy die Wirklichkeit. Jo lebte. Mr Garden hatte sie nie angeschrien.
Tante Beth verließ das immer und kam wenig später mit einem Glas Wasser zurück. „Trink, Kind." Sie hielt es ihr hin und suchte dann nach einem frischen Nachthemd. Das Wasser erfrischte Ann und beruhigte sie auch. Langsam glitt sie wieder in ihre Kissen zurück.
„Hier, zieh das an." Tante Beth und Onkel Alec ließen sie allein, kamen aber wieder als sie frischangezogen in ihrem Bett saß.
Beth setzte sich neben sie und sah sie durchdringend an. „Du bist nicht schuld, Annithy. Fang gar nicht erst damit an."
„Aber wer ist es dann?"
„Niemand. Es war Gottes Plan für alle beteiligten und so ist es gut. Jetz sieht es noch grausam aus für uns, aber bald wird es gut sein."
„Ich will es glauben, aber ich kann nicht. Ich schaffe es nicht."
„Dann werden wir jetzt für dich beten, damit Gott dir hilft", sagte Onkel Alec und sie stellte sich alle auf die Knie. Sie nahmen sich an den Händen, was sie sonst nie taten, aber irgendwie brauchten sie das gerade.
„Ewiger Gott, Vater des Himmels und der Erde. Wir kommen zu dir und du siehst wie Annithy unter dem Tod ihres Freundes leidet. Tröste sie und alle leidenden, Herr. Nimm ihr die Schuldgefühle und zeig ihr, dass du einen Plan hast und alles in deinen Händen hältst. Du hältst auch sie. Mach ihr das klar, Herr. Amen."
„Amen", fielen Ann und Beth ein.
Annithy drückte die beiden an sich und legte sich wieder in ihr Bett. Erleichterung und Friede durchströmten sie. Tante Beth steckte die Decke um sie fest, als wäre sie ein kleines Kind und strich ihr liebevoll eine Strähne aus dem Gesicht.
„Schlaf jetzt, Liebes. Gute Nacht."
„Danke, gute Nacht." Wenig später war sie eingeschlafen.
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