Kapitel 17
Am Abend saßen Annithy und ihre Freunde im Wohnzimmer von Rose Cottage. Jo erzählte gerade, wie er Annithy am Morgen auf dem Weg aufgegabelt hatte. Ihre Freunde lachten belustigt.
„Was hat deine Tante dazu gesagt, Ann", fragte David nachdem Jo geendet hatte.
„Sie war enttäuscht, aber ich glaube sie sieht langsam ein, dass es keinen Zweck hat eine gute Verbindung zwischen uns herzustellen. Das Kriegsbeil wird wohl nie begraben werden."
"Noch ist nicht aller Tage Abend, Ann." Mary nahm einen Schluck von ihrem Tee.
„Wie ist es dir heute sonst so ergangen?"
„Frag nicht, Jo." Ann zog die Decke über ihren Beinen noch fester um sich.
„So schlimm?", fragten Doreen und Jo wie aus einem Mund.
Annithy nickte. „Ich habe mich in der Aula erst auf einen falschen Platz gesetzt, dann saß ich vor Carol und dann ist mir noch was ganz schreckliches passiert." Sie begann alles der Reihe nach zu erzählen. Sie begann mit der gemeinsamen Fahrt mit Carol, erzählte wie Jo sie fand und davon, dass der Sekretär ihr geholfen hatte sich ein wenig zu orientieren. Als nächstes berichtete sie von dem Drittsemester und Carols Bemerkung.
„Aber jetzt kommt das Schlimmste: Der Direktor hat eine endlose Rede gehalten und da ich nicht mehr zuhören konnte und das Mädchen neben mir ziemlich freundlich gewirkt hat, dachte ich... Ich weiß selbst nicht was ich dachte. Jedenfalls habe ich sie angesprochen und gesagt: 'Redet der immer so lange? Ich kann gar nicht mehr zuhören. Er ist beinah so schlimm, wie meine Tante.' Sie hat nichts geantwortet. Eher ist ihr Gesicht zu Eis gefroren. Später hat Carol mir dann erzählt, das sie seine Tochter ist."
Mary zog scharf die Luft ein. „Oh." Die anderen, hingegen, konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Annithy seufzte frustriert. „Ich würde am liebsten keinen Fuß mehr in dieses Gebäude reinsetzten. Wenn ich sie morgen sehe, werde ich mich entschuldigen."
„Viel Glück. Hoffen wir, dass sie dir nicht den Kopf abreist."
„Was für eine Ermutigung, Dave."
„Sie hat es heute nicht getan, also wird sie es auch morgen nicht tun. Nimm ihr nicht den Mut Dave", Mary sah ihn warnend an.
„Ich bin ja schon still."
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Das beklemmende Gefühl, das sie seitdem sie am Morgen erwacht war überfallen hatte, konnte Ann nicht abschütteln. Immer wieder überlegte sie was sie zu der Tochter des Direktors sagen konnte. Hoffentlich hat sie es ihm nicht schon erzählt, dachte sie. Nun wurde sie noch nervöser. Sie schlug mit den Zügeln auf Ambers Rücken, in der Hoffnung ihre Anspannung würde sich lösen, aber dem war nicht so.
Wer weiß, vielleicht werde ich von der Universität verwiesen, oder die Professoren, die etwas davon mitbekommen haben lassen mich nicht an ihren Vorlesungen teilnehmen. Bitte, Vater im Himmel, lass das nicht zu. Das darf nicht geschehen. Sie wurde immer unruhiger. Beruhige dich Annithy Horton, versuchte sie sich selbst zu beschwichtigen, Es war ja nicht böse gemeint. Du warst bestimmt nicht die Einzige, die so eine unverschämte Bemerkung gemacht hat.
Aber sie war die Einzige die es seiner Tochter gesagt hatte, aber diesen Gedanken versuchte sie zu verdrängen. Endlich war die erste Vorlesung vorbei. Annithy hatte sich gar nicht konzentrieren können und eilte jetzt durch die Fluren der Universität zur nächsten Vorlesung. Da entdeckte sie vor sich die Tochter des Direktors. Ich kenne nicht mal ihren Namen, fiel Annithy ein.
Unbeholfen tippte sie dem jungen Mädchen auf die Schulter. „Guten Morgen." Annithy schluckte ihre Angst herunter. „Ich bin Annithy Horton. Ich wollte mich...", sie räusperte sich, „Ich wollte mich entschuldigen, was ich gestern über deinen Vater gesagt habe tut mir leid. Es war nicht so gemeint." Endlich war es raus. Zu ihrer Überraschung lächelte das Mädchen sie an.
„Du hattest ja recht mit dem was du gesagt hast. Er hat eine schrecklich lange und langweilige Rede gehalten. Zu allem Überfluss hat er sie mir schon seit Tagen vorgetragen, um zu üben." Sie lachte und Annithy bemerkte zwei Grübchen in ihren Wangen. „Ich bin dir nicht böse. Ich konnte dir in dem Moment nur einfach nicht zustimmen." Wieder lachte sie und ihre Schilfgrünen Augen tanzten.
Annithy fiel ein Stein vom Herzen. „Und du heißt?", fragte sie.
„Oh entschuldige, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Tiffiny Culter, aber du kannst Tiffy oder Tiff oder Finny zu mir sagen. So wie es dir gefällt." Wieder lachte sie. „Sieh' mich nicht so an. Ich bin nicht verrückt geworden."
„Um ehrlich zu sein habe ich es wirklich ganz kurz gedacht. Du kannst Ann zu mir sagen, wenn du willst."
„Gern, aber wenn wir uns nicht beeilen verpassen wir noch den Anfang der Vorlesung." Schwungvoll drehte sie sich um und stieß dabei fast mit jemanden zusammen. Annithy schüttelte den Kopf. Wenn Tante Beth sie so sehen würde... Die Arme würde unter ihrer Fuchtel schrecklich leiden. Ihr Name passt wirklich perfekt zu ihr.
Tiffiny rannte förmlich auf zwei freie Plätze im hinteren Teil des Saales zu und Annithy hatte Mühe, mit ihr Schritt zu halten. Es sieht so aus, dass ich mit ihr eine sehr lebendige Zeit verleben werde.
Mit dieser Vorahnung sollte sie Recht behalten. Die Tochter des Direktors stellte sich als ein Lebensfrohes und lebendiges Mädchen heraus. Sie konnte reden wie ein Wasserfall und erinnerte Ann dann an ihre Tante Beth. Nur, dass sie viel schneller und noch unnützeres Zeug redete, als ihre Tante. Zudem konnte sie kaum stillsitzen. Entweder sie trommelte mit den Fingern auf dem Tisch oder zappelte mit den Beinen herum. Annithy hatte große Mühe sich zu konzentrieren und sie bemerkte bald, dass der andere Platz neben Tiffiny immer frei war. Ihre Mitstudenten konnten sich wohl genauso wenig in ihrer Gegenwart konzentrieren wie es bei Ann zu Anfang der Fall gewesen war. Außerhalb der Vorlesungen war Tiffiny allerdings ein Menschenmagnet, vor allem, weil sie zu jeder Schandtat bereit war.
Trotz Tiffys' anstrengender Art war Ann froh eine Freundin gefunden zu haben. Sie konnten gemeinsam lernen und ihre Notizen ergänzen oder sich Dinge erklären, die die Andere nicht Verstanden hatte. Mit Tiffiny machte das Studium doppelt so viel Spaß und Annithy dankte Gott täglich mehrmals für ihre neue Freundin.
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