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80.Kapitel

"Das kannst du mir nicht antun! Ich habe bis mitten in die Nacht gearbeitet. Ich hab was vor!"

Ich schrie das Smartphone in meinen Händen wütend an, obwohl es absolut nichts für diese Schnapsidee, die mir gerade vorgestellt wurde, konnte. Yoongi würde in einer Woche in die USA fahren und da versuchte ich natürlich so viel Zeit wie nur möglich mit ihm zu verbringen. Er glaubte noch, dass ich die Jungs zusammen mit Suji besuchen würde und ich hatte es noch nicht übers Herz gebracht ihm zu beichten, dass ich dafür wegen der Uni wirklich keine Zeit und erst Recht  nicht das nötige Kleingeld aufbringen konnte. Dass er mir das Ticket spendierte, kam für mich überhaupt nicht in Frage. Ich besaß auch meinen Stolz. Ein Ticket über mehr als 1.000.000 Won ließ ich mir sicherlich nicht bezahlen. Nur über meine Leiche. 

Das Flugticket oder der Trip in die USA war jedoch nicht der Grund für meine Wut. 

Meine Mutter seufzte. 

"Es ist nur eine kleine Stadtführung. Ich hab dir gesagt, dass Soras Sohn bald in Seoul studiert."

"Das heißt noch lange nicht, dass ich ihm eine Stadtführung geben muss. Hast du eine Ahnung wie groß Seoul ist? Seine Uni ist noch nicht einmal in der Nähe von meiner. Ich war noch nicht ein einziges Mal in diesem Stadtteil.", sagte ich aufgebracht. Nicht einmal Menschen, die ihr Leben lang in Seoul lebten, kannten sich wirklich in der Stadt aus. Und ich lebte auch erst seit sechs Jahren hier. In meinem ersten Semester in der Millionenmetropole war ich schon froh gewesen den Weg zum Supermarkt ohne Google Maps finden zu können. 

"Sora ist verzweifelt. Eigentlich wollte sie dieses Wochenende zu Seojin fahren, aber jetzt muss sie arbeiten. Es geht doch nur darum, dass er sich ein wenig eingewöhnen kann."

Ich schnaubte. 

"Als ich nach Seoul gezogen bin, hat sich auch niemand um mich gekümmert. Und ich bin bestens klargekommen." Das war eine glatte Lüge, aber das musste sie ja nicht wissen.

"Du hattest Sana.", bemerkte meine Mutter und die Erwähnung meiner besten Freundin versetzte mir einen Stich ins Herz. Danke dafür, Mom. Sie musste mir nun wirklich nicht unter die Nase reiben, dass sie immer noch nicht in unsere gemeinsame Wohnung zurückgekehrt war. Allerdings hatte ich meiner Mutter auch nichts von unserem Streit erzählt, also übersah ich das Thema einfach. 

"Es geht ums Prinzip."

"Komm schon, Mihee. Ich hab es Sora schon versprochen.", sagte meine Mutter scharf. Den vorwurfsvollen Ton in ihrer Stimme konnte man nicht überhören. Warum fuhr sie mich jetzt so an? Ich konnte absolut nichts dafür, dass sie ihrer Freundin schon zugesagt hatte - ohne mich vorher zu fragen wohlgemerkt. Ich sah jedoch ein, dass eine Diskussion mit ihr zu rein gar nichts führen würde, außer, dass sie sauer auf mich sein und ich letzten Endes doch genau das tun würde, was sie von mir verlangte.

"Du bist echt unglaublich.", flüsterte ich und meine Mutter merkte, dass ich etwas nachgab.

"Das heißt du machst es?", fragte sie hoffnungsvoll und ich seufzte tief.

"Ja, ich mach's."

"Super! Sora sendet deine Telefonnummer an ihren Sohn weiter. Seojin meldet sich dann sicher im Laufe des Tages bei dir.", sagte sie noch bevor sie ohne Verabschiedung auflegte. Vielleicht befürchtete sie, dass ich mich noch einmal umentschied und absagte, was ich liebend gern getan hätte, meine grenzenlose Gutmütigkeit dann aber doch nicht zuließ. 

Yoongi blickte nicht einmal von seinem Bildschirm auf, als ich mein Handy stöhnend wegsteckte.

"Meine Mutter bringt mich noch um.", murmelte ich und Yoongi lachte leise in sich hinein. Seine Augen waren amüsiert auf die Noten vor ihm gerichtet. Er arbeitete schon wieder Stunden an seinem neuen Album. Seit ich hier war, hatte er sich nur kurz eine Sekunde abgewandt um mich zu begrüßen. Dann hatte er sich wieder an seinen Schreibtisch gesetzt und war seitdem nicht mehr von seinem Stuhl aufgestanden. Und mich hatte es nicht gestört. Es war schön ihn bei seiner Arbeit zu beobachten. Er wirkte immer sehr konzentriert und seine Finger huschten so schnell über die Tastatur, dass ich dachte ihm müssten mindestens zwei zusätzliche Hände gewachsen sein. 

"Worum ging's?", erkundigte er sich nun grinsend bei mir. Das Tippen auf der Tastatur wurde nicht langsamer. 

Ich verdrehte die Augen, was er natürlich nicht sehen konnte.

"Meine Mutter hat mich darum gebeten dem Sohn ihrer besten Freundin eine Stadtführung zu geben."

Yoongi zog eine Augenbraue in die Höhe, aber seine Augen waren starr auf den Computerbildschirm gerichtet.

"So? Kennst du ihn?"

Ich nickte.

"Ja. Ich kenne ihn. Früher war er gut mit Jitae befreundet." Ich holte tief Luft und ließ mich auf das weiche Polster der Couch fallen.

"Er ist also so alt wie dein Bruder, ja?" Yoongi richtete sich ein Stück auf. Ich starrte an die Decke.

"Soweit ich weiß ist er ein paar Jahre älter. 21 oder 22."

Das stetige Geräusch der Tastatur verstummte plötzlich. Ich schaute zur Seite. Er hatte mir noch seinen Rücken zugewandt, aber seine Hände lagen neben der Tastatur als wären sie dort festgefroren. 

"Alles in Ordnung?", fragte ich vorsichtig und Yoongi drehte sich abrupt zu mir.

"Du kannst nicht mit ihm in die Stadt.", sagte er. Ich legte den Kopf schief.

"Was?" Ein Lachen entfuhr mir und ich hob gleich darauf abwehrend die Hände.

"Ich habe es meiner Mutter schon versprochen. Sie meinte schon, dass er sich irgendwann heute bei mir melden wird."

Yoongi sprang von seinem Drehstuhl auf und schüttelte heftig den Kopf. Diese Energie legte er nicht einmal an den Tag, wenn er über zehn Stunden am Stück geschlafen hatte. 

"Nein. Ruf sie wieder an und sag ihr es geht nicht."

"Was ist denn auf einmal los mit dir?", lachte ich und die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Mein Mund klappte auf und meine Augen wurden groß. Yoongis Gesichtszüge waren wie versteinert.

"Yoongi... bist du... etwa eifersüchtig?", fragte ich vorsichtig und mein Lächeln vertiefte sich.

"Nein!" Yoongi verschränkte die Arme und ich lachte leise in mich hinein.

"Du bist eifersüchtig.", stellte ich amüsiert fest, weil es für ihn keinerlei Grund dafür gab eifersüchtig zu sein.

"Ich bin nicht eifersüchtig.", sagte Yoongi nachdrücklich. Ich lachte einfach weiter. 

"Und wie du eifersüchtig bist." Ich hatte es nicht für möglich gehalten, dass Yoongi überhaupt irgendetwas aus der Bahn werfen konnte. Bis jetzt.

"Keine Sorge. Ich find's irgendwie süß.", gab ich zu und Yoongi trat noch einen Schritt auf mich zu. Er baute sich bedrohlich vor mir auf und ich musste mir das Lachen wirklich verkneifen. 

"Ich. Bin. Nicht. Eifersüchtig."

Belügen konnte er sich selbst. Ich zuckte dennoch mit den Schultern.

"Wie du meinst.", sagte ich grinsend und holte mein Smartphone hervor. Yoongi erwiderte nichts. 

"Keine Sorge. Ich stehe nicht auf Jüngere. Das ist nicht so mein Geschmack.", merkte ich an. Yoongi schnaubte leise. Er stand immer noch mit verschränkten Armen vor mir und glaubte mir anscheinend kein Wort. 

"Ach ja und was ist dein Geschmack?", fragte er bitter und ich glaubte nicht, dass er eine Antwort von mir erwartete. Ich legte trotz allem meine Hände an meine Wangen und schaute ihn so süß wie es für mich möglich war an. 

"Min Yoongi.", sagte ich bloß und Yoongis Wangen färbten sich doch tatsächlich ein Stück rosa. Dann wandte er sich schnell ab und versuchte das Lächeln zu verstecken, das sich langsam auf seinem Gesicht ausbreitete. Vergeblich. 

Ich kicherte. 

"Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen. Ich werde ein oder zwei Stunden mit ihm durch die Stadt laufen und das war es dann. Keine große Sache." 

-

Seojin schrieb mir am nächsten Tag in der Früh und gab mir einen kurzen Einblick in seinen noch nicht existenten Zeitplan und sein Leben in Seoul. Er sagte seine Vorlesungen würden erst nächste Woche beginnen und er hatte noch keine Freunde gefunden. Sein Mitbewohner war anscheinend auch keine große Hilfe, kapselte sich die meiste Zeit nur von ihm ab und spielte Videospiele bis spät in die Nacht. Laut Seojin hatte er sich hauptsächlich von Ramen ernährt, was seiner Mutter sicherlich nicht sehr gefallen hätte. 

Ich schrieb Yoongi, dass ich erst später wieder zu ihm ins Studio kommen würde und er fragte noch kurz, was ich für die Stadtführung vorgesehen hatte. Er schlug sogar ein paar Orte vor, die ich Seojin zeigen konnte und die ich gleich auf meiner Liste der Sehenswürdigkeiten für diesen Tag eintrug. 

"Du solltest auf jeden Fall in Itaewon vorbeischauen. Der Teil der Stadt gefällt Studenten normalerweise am meisten.", schlug Yoongi vor. Das konnte ich zumindest aus eigener Erfahrung bestätigen. Seojin würde es nicht anders ergehen.

So wartete ich nun bereits seit geschlagenen zehn Minuten auf den Jungen und starrte währenddessen durch die Gegend. Wir hatten uns nahe von Itaewon verabredet. Wenn man schon eine Stadtführung machte, konnte man sie auch gleich mit einem Knaller beginnen. Selbst morgens ebbte das lebensfrohe Tun in Itaewon nicht ab und die Straßen waren so voll wie eh und je. Ich wusste, dass der Menschenstrom zu dieser Zeit jedoch nicht zu vergleichen war mit den Menschenmassen, die sich gegen sechs begannen in die Lokale und Clubs zu drängen. 

Früher war Seojin öfter bei uns gewesen, da Jitae mit ihm befreundet war. Aber irgendwann war der Kontakt zwischen ihnen abgebrochen. Wir hörten immer nur von meiner Mutter wie es ihm ging und was er tat, was ich allerdings schnell wieder vergaß. Aus diesem Grund hatte ich keine Ahnung, was mich erwarten würde. Praktisch jeder junge Mann könnte nun zu mir gehen uns behaupten die Person zu sein, auf die ich wartete, und ich hätte nicht gewusst, ob es stimmte oder nicht.

Meine Augen schweiften über die vorbeihuschende Menschenmenge. Niemand der Menschen beachtete mich auch nur mit einem Wimpernschlag. Ich musste also einfach nur nach jemandem Ausschau halten, der sich genauso suchend umsah wie ich selbst. Das sollte nicht allzu schwer sein. Die Straßen, egal ob Haupt- oder Nebenstraße, waren Mittags ziemlich belebt. Eine Person, die in dieser pulsierenden Menge stillstand, fiel so sehr auf wie ein bunter Hund.

Es dauerte nicht lange, bis ich mehrere Personen wahrnehmen konnte, die ziemlich verwirrt aussahen. Doch niemand sah Seojin oder der jüngeren Version, an die ich mich noch erinnern konnte, in irgendeiner Weise ähnlich. Einen Augenblick überlegte ich, ob ich ihn anrufen sollte, um mich zu vergewissern, dass er den Weg auch fand. Innerlich schlug ich mir gegen den Kopf. Es wäre besser gewesen, wenn ich ihn einfach bei seinem Wohnheim abgeholt hätte. Gerade weil er sich noch nicht in Seoul auskannte. Das System aus U-Bahn, Straßenbahn und Buslinien war anfangs ziemlich verwirrend. Es war gut möglich, dass er sich gerade an genau dem falschen Ende der Stadt befand. Ich seufzte. Ich hätte daran denken müssen. 

"Noona!" Ein groß gewachsener Mann trat auf mich zu und umarmte mich überschwänglich. Ich wurde buchstäblich von den Füßen gerissen.

"Wow, was-?"

Der junge Mann lachte schallend.

"Es ist so lange her."

"Seojin?", fragte ich zögernd. Er setzte mich wieder auf die Beine und ich schaute hoch in sein markantes Gesicht. Für einen 21 oder 22-Jährigen sah er ziemlich jung aus. Nicht dass er mit 21 oder 22 nicht als jung galt, aber in meinen Augen war er nicht älter als 15, vielleicht 16. Vielleicht lag es auch daran, dass ich ihn noch von früher kannte und hinter den Augen immer noch den kleinen Jungen von früher erkannte, der mir mit der Hilfe meines Bruders immer Streiche gespielt hatte.  Etwas an seinem Lächeln, seine Grübchen oder die Art, wie seine Zähne in der Sonne aufblitzten, kam mir jedenfalls bekannt vor.

"Darauf kannst du wetten.", antwortete der Junge auf meinen ungläubigen Gesichtsausdruck und er wirbelte mich gleich noch einmal herum. Die Passanten beäugten uns bereits komisch.

"Okay, lass mich runter, du Verrückter.", lachte ich und schlug ihm auf die Brust, die sich erstaunlicherweise sehr durchtrainiert anfühlte. Er fuhr sich lachend durch die Haare und blickte auf seine Armbanduhr. 

"Tut mir leid, dass ich zu spät bin. Ich hab den Weg etwas unterschätzt.", gab er verlegen zu und ich nickte verständnisvoll. 

"Die Öffentlichen können etwas verwirrend sein. Das stimmt. Aber irgendwann hast du das raus."

Daraufhin sah Seojin ein wenig verwirrt aus bevor er mir mit einem breiten Grinsen im Gesicht antwortete. 

"Oh nein. Die hab ich gar nicht genommen. Ich bin zu Fuß gelaufen.", sagte er und im ersten Moment konnte ich ihm gar nicht glauben.

"Du bist von der Universität bis nach Itaewon gelaufen?"

Seojin grinste zufrieden und ich schüttelte den Kopf. 

"Nein. Das dauert selbst mit dem Bus eineinhalb Stunden. Das bist du niemals gelaufen. Wie viele Kilometer sind das. Sechs? Sieben Kilometer?" 

"Neun um genau zu sein."

Das Grinsen wurde breiter. Dann zuckte er mit den Schultern. 

"Was soll ich machen. Ich bin eben ein Sportsmensch."

"Das wird dir bei dieser Stadtführung sicherlich helfen. Hast du deinen Studentenausweis dabei?"

Seojin nickte und klopfte sich auf seine Brusttasche.

"Gut, denn ich garantiere dir wir werden nicht überall hinlaufen können." Ich lachte und Seojin fiel in mein Lachen mit ein.

Ich begann mit der Stadtbesichtigung und führte ihn in Richtung der Hauptstraße von Itaewon. Das bunte Treiben und das plötzliche Leben als wir in die Straße traten hinterließ mächtigen Eindruck auf Seojin. Sein Mund sprang auf und seine Augen waren so groß, wie die eines Kindes am Heiligabend. Seoul allein war schon eindrucksvoll, aber Itaewon legte noch eine Schippe drauf.

"Heilige sch- Hier ist ja viel los.", entfuhr es dem Jungen neben mir. 

Ich grinste verschmitzt.

"Oh ja. Aber das ist noch gar nichts im Vergleich zu nachts. Dann wacht man hier erst richtig auf."

Seojin zog eine Augenbraue in die Höhe und schaute mich mit schief gelegtem Kopf an. 

"Das klingt als hättest du Erfahrung.", sagte er belustigt.

"Das wirst du verstehen, wenn du ein paar Monate studierst." 

Die Empfangswoche wurde, wie allgemein bekannt, nicht gerade besonnen oder gar alkoholfrei angegangen. Eine Kneipentour reihte sich an die nächste und während man immer ausgelassener wurde und der Alkohol langsam seine Wirkung zeigte, kümmerte es einen immer weniger, was man überhaupt trank. Eine gefährliche Mischung, die ich leider schon öfter als mir lieb war am nächsten Tag bereut hatte. Erfahrung war ja angeblich der beste Lehrmeister, aber ich hatte noch nichts daraus gelernt. 

"Hallo Mihee."

Ich zuckte zusammen, als sich ein Mann uns plötzlich in den Weg stellte. Seojin zog die Augenbraue hoch und betrachtete den Mann argwöhnisch. Die Kappe hatte er tief in die Stirn gezogen und die Kapuze darüber sorgte dafür, dass sein Gesicht abgeschirmt war vor neugierigen Blicken. Seine Gesichtszüge wurden durch einen dicken Schal verdeckt.

"Haben wir Winter oder was?", murmelte Seojin leise und der Mann verschränkte die Arme. Seine Augen blitzten schelmisch.

"Yoongi?", fragte ich ungläubig und sein kehliges Lachen war zu hören. 

"Wen hast du denn erwartet?"

Das war eine berechtigte Frage. Ich hatte ihn nicht auf offener Straße erwartet. Und das in Itaewon. Er hasste große Menschenmengen, das wusste ich und doch stand er nun hier. 

"Ich weiß nicht. Ich-" Ich schüttelte den Kopf.

"Was machst du hier? Wie lange bist du schon hier?", fragte ich aufgebracht. Ich nahm ihm beim Arm und zog ihn weg von der Masse. Wenn er hier erkannt werden würde, würden wir ziemliche Schwierigkeiten bekommen. Nicht nur mit dem Entertainment, sondern auch mit der Bewältigung der Menschen. Ich wusste jedenfalls nicht, wie ich mich verhalten sollte, wenn uns plötzlich dutzende kreischende Fans einkesselten. 

"Ich wusste, dass ihr irgendwann hier lang kommt. Ich wollte euch begleiten.", sagte er leichthin.

"Musst du nicht arbeiten?"

Er verzog das Gesicht.

"Soll ich wieder gehen?" Täuschte ich mich oder benahm Yoongi sich wieder etwas eifersüchtig? Ich dachte das hatten wir hinter uns gelassen, aber die feurigen Blicken mit denen Yoongi Seojin betrachtete belehrten mich eines besseren. 

"Du kannst gerne bleiben. Nur..."

Ich lächelte ihn sanft an und blickte mich gleichzeitig unsicher um. Niemand beachtete uns, aber ein komisches Gefühl blieb trotzdem. Yoongi schüttelte leicht den Kopf und ich konnte förmlich spüren, dass Seojin die Ohren spitzte, um mitzuhören, was Yoongi mir mit gesenkter Stimme zuraunte. 

"Mich erkennt niemand. Vertrau mir."

Zugegeben, mit der Kappe, der Kapuze und dem Schal, der sein Gesicht verdeckte, hatte nicht einmal ich ihn auf Anhieb erkannt. Die Verkleidung war zwar für die Wetterverhältnisse ziemlich lächerlich, aber nichts, was einen Passanten oder Touristen zu einem zweiten genaueren Blick bringen würde. Ich biss mir trotzdem zögerlich auf die Lippe. Ein Räuspern holte mich wieder in die Gegenwart zurück. Seojin sah mich abwartend an. 

"Können wir los, Noona?", drängte er und seine Augen sprangen neugierig zwischen Yoongi und mir hin und her.

"Sicher... Ehm Seojin, das ist..." Ich blickte zu Yoongi, wusste nicht was ich sagen sollte. Sollte ich ihn als Min Yoongi vorstellen? Aber vielleicht erkannte Seojin ihn dann. Oder sollte ich ihn sogar als meinen Freund vorstellen? Ich wusste nicht wie ich mit der Situation umgehen sollte. Zum Glück war Yoongi auch noch da und hielt dem Jungen entschlossen seine Hand entgegen. 

"Ich bin Yoongi, freut mich dich kennenzulernen.", sagte er freundlich, aber seine Augen sprachen eine andere Sprache.

Seojin ergriff seine Hand zwar schnell, aber auch seine Augen waren nicht gerade wohlwollend auf Yoongi gerichtet. 

"Seojin. Freut mich auch.", antwortete er kurz angebunden. 

Ich konnte sehen, dass beide Männer die Kiefer zusammengepresst hatten. Ich holte tief Luft. Na das konnte ja noch witzig werden. Yoongi griff demonstrativ nach meiner Hand, was Seojin ein wenig pikiert zur Kenntnis nahm. Er nickte zu uns herüber.

"Seid ihr zusammen?", fragte er und etwas in seiner Stimme kam mir merkwürdig blasiert vor.

"Ja.", bestätigte Yoongi nachdrücklich und Seojin nickte langsam. 

"Alles klar."

Ich lächelte beide verlegen an. 

"Wollen wir dann los?" 

Die Stimmung zwischen uns drei war gedrückt. Yoongi und Seojin redeten überhaupt nicht miteinander und meine Versuche die Stimmung etwas aufzulockern, liefen komplett ins Leere. Das führte dazu, dass auch ich irgendwann alle Versuche für eine laufende Unterhaltung einstellte. Ich führte meine Stadtführung fort und zeigte Seojin das meiste, was er wissen musste.

"In dieser Supermarktkette gehe ich meistens einkaufen. Dort gibt es alles... Das ist ein kleines Kino. Normalerweise sind dort auch nicht so viele Menschen unterwegs... Hier gibt es die besten elektronischen Geräte. Alles was du brauchst. Ladekabel, PC-Zubehör..."

Ich rasselte meine Liste, die ich zuvor und mit Yoongis Hilfe noch vorbereitet hatte, schnell herunter. Ich sehnte mich bereits nach der wohltuenden Wärme meiner Wohnung. Es war nicht sonderlich kalt, aber sobald der Wind durch die Straßen blies, ließ er uns die vorwinterliche Kälte spüren. Die Luft war nass und mir war kalt bis auf die Knochen.

"Hier.", Yoongi war stehen geblieben und legte mir seinen Schal um die Schultern. Seojin war bereits einige Schritte weitergegangen, bevor er bemerkte, dass wir nicht mehr bei ihm waren. Er verdrehte die Augen. Yoongi ignorierte ihn. 

"Dir ist kalt.", bemerkte er und schlang den Schal einmal mehr um meinen Hals.

"Du wirst noch erkannt werden.", murmelte ich gegen den Schal und meine Stimme klang selbst in meinen Ohren merkwürdig entfernt.

Yoongi schüttelte lächelnd den Kopf. 

"Werde ich schon nicht. Ich hab immer noch die hier.", sagte er und tippte sich kurz gegen die Kappe. Er zog sie sicherheitshalber noch ein Stück tiefer. Dann griff er wieder zu meiner Hand und zog mich zurück zu Seojin. 

"Herzallerliebst...", murrte dieser und ich verkniff mir den Kommentar. 

Ich wusste ja, dass Yoongi ein wenig eifersüchtig war, aber es war mir ein Rätsel, warum auch Seojin ihm gegenüber so abweisend reagierte. Vielleicht hatte er sich gefreut den Tag mit mir zu verbringen und alte Erinnerungen wieder wach zu rütteln. Und nun hatte er mich und meinen Freund an der Backe. Bei dem Gedanken schüttelte es mich leicht. Yoongi als meinen Freund anzusehen war noch so neu für mich wie am ersten Tag. Es schien mir alles so unwirklich.

Wir liefen mindestens noch eine Stunde durch Seoul. Am Han River machten wir unseren letzten Halt. Die Sonne stand schon etwas tiefer und färbte den Himmel orangefarben. 

"Also dann... Das war es eigentlich. Sehr viel mehr braucht man am Anfang eigentlich nicht zu sehen." Ich klatschte in die Hände und lächelte.

"Wenn man es so sieht ist Seoul nicht sehr viel besser als Daegu. Es ist nur etwas größer."

Ich war etwas erleichtert, dass der Ausflug so schnell zu Ende gegangen war. Ich hatte zwar am Anfang etwas mit mir selbst gehadert, aber die Stadtführung war letztendlich nicht so schlecht gewesen, wie ich befürchtet hatte. Dadurch hatte ich selbst ein paar Fleckchen entdeckt, die ich zuvor nicht gekannt hatte. Selbst nach sechs Jahren in Seoul geschah so etwas ziemlich oft. Ich schätzte man lernte die Stadt nie vollkommen kennen. Dafür blieb einfach nicht genug Zeit.

"Es hat Spaß gemacht, noch einmal Zeit mit dir zu verbringen.", sagte Seojin und betonte das 'dir' ganz besonders. Irgendwann war es auch einmal gut. Ich widerstand dem Drang mit den Augen zu rollen. Männer

"Ja. Ich hoffe es hat dir etwas gebracht. Ich kenne mich selbst nach sechs Jahren nicht wirklich hier aus und dir wird es denke ich mal nicht anders gehen.", bemerkte ich lächelnd. 

"Wahrscheinlich." Seojin lächelte aufrichtig und reichte Yoongi seine Hand. 

"Es hat mich auch gefreut dich kennen zu lernen.", sagte er, etwas steif, aber der Gedanke dahinter zählte. 

"Mich auch. Vielleicht sieht man sich einmal wieder.", sagte Yoongi, aber an ihren Gesichtern konnte ich sehen, dass sich beide eigentlich genau das Gegenteil wünschten. 

Dann zog Seojin mich in eine Umarmung. Er drückte mich fest und die Umarmung dauerte länger als eigentlich notwendig. Ich musste mich förmlich von ihm wegdrücken, um frei zu kommen. Yoongi griff in derselben Sekunden nach meiner Hand und zog mich wieder zu sich. Weg von dem Jungen. Der verzog das Gesicht. 

Er entschied sich letztendlich dazu den Weg zurück zu seiner Universität zu Fuß zu gehen. Und Yoongi und ich gingen gemächlich am Han River entlang spazieren. Wir hatten kein genaues Ziel vor Augen, aber das brauchten wir auch nicht. Es war schön einfach das zu tun, was uns gerade in den Sinn kam. Ohne an Zeitpläne oder Termine zu denken. Seojin und de Stadtführung verbannten wir fast augenblicklich in die hinterste Ecke unserer Gedanken. Das war jetzt zählte waren nur wir beide. 

Wir schlenderten Hand in Hand am Ufer entlang, während die Sonne hinter uns immer weiter hinter den Hochhäusern versank. 

"Es war schön, dass du heute dabei warst." Ich wandte meinen Blick nicht vom Wasser ab, sondern drückte seine Hand kurz beschwichtigend. 

"Ich dachte schon, ich ginge dir auf die Nerven.", gab er zu und ich blieb abrupt stehen. 

"Wie kommst du denn darauf?"

"War nur so ein Gefühl."

Ich schüttelte den Kopf. 

"Ich dachte nur, weil ich plötzlich vor euch stand... Es war merkwürdig. Aber als ich heute morgen daran gedacht habe, wollte ich nicht, dass du alleine gehen musst und da dachte ich ich komme einfach rum.", versuchte er sich zu erklären. 

Ich ahnte, woher dieses Gefühl kam und irgendwie rührte es mich auch, dass er immer noch ein wenig eifersüchtig war. Ich legte meine Hand an seine Wange und die Kälte seiner Haut ließ mich kurz zurück zucken.

"Du bist ja eiskalt!", rief ich überrascht. Ehe er sich versah, hatte ich seinen Schal schon wieder abgelegt und zog ihn ihm über den Kopf. 

"Ich brauche das nicht-", wollte er protestieren, aber ich hörte nicht auf ihn. Außerdem war mir wieder warm, also brauchte ich den Schal nicht mehr. Jetzt war es an Yoongi sich wieder aufzuwärmen. Der Wind blies uns am Han River noch mehr um die Ohren, als er es in der Stadt sowieso schon getan hatte.

"Komm." Ich hielt ihm meine Hand entgegen und kopfschüttelnd nahm er sie in seine. Seine Hand war groß und rau, aber ich mochte es.

"Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es sein wird, wenn du in einer Woche weg bist.", sagte ich irgendwann. Yoongi schwieg.

"Ich hab mich einfach schon so sehr an das hier gewöhnt." Ich schwang unsere Hände im Takt unserer Schritte mit und Yoongi lachte leise in sich hinein.

"Ich weiß auch nicht, was ich in der Zeit machen soll. Manager Sejin meinte zwar, dass wir die ganze Zeit beschäftigt sein werden, aber ich glaube noch nicht so richtig daran."

"Vielleicht kannst du neue Songs schreiben? Heißt es nicht, dass man in einer anderen Umgebung ganz neue Gedanken bekommt? Vielleicht ist der Ortswechsel auch ganz gut?"

Yoongi seufzte. 

"Namjoon hat das auch gesagt. Dass ein Ortswechsel gut sein wird. Aber ich glaube, dass das eher für ihn gilt als für mich. Er braucht Inspiration von außen. Von der Natur. Von den Menschen. Er fährt oft Fahrrad. Sogar hier am Han River. Da kommen ihm immer die besten Ideen."

"Und du bist da anders?" Ich runzelte die Stirn.

"Ich nehme auch Inspirationen von außen, so ist es nicht. Aber meine Musik kommt eher aus einem Gefühl heraus. Meine Musik und meine Texte sind ein Abbild meiner Gefühle. So wie ich mich fühle, so ist auch meine Musik. Deswegen dauert es immer so lange, bis ich mit den Songs zufrieden bin."

Ich nickte verstehend.

"Du bist eben ein Perfektionist."

Jetzt lachte er wieder. 

"Sind wir das nicht alle?" 

Eine Weile liefen wir ruhig nebeneinander her. Das Wasser schimmerte leicht. Die Straßenlaternen spiegelten sich bereits darin. Die Sonne war nur noch als roter Schimmer am Horizont zu erkennen. Ein paar Blätter wurden von dem Wind mitgetragen und fanden ihren Weg langsam zu Boden fallend im Wasser und auf den Gehwegen. Ich trat gegen einen kleinen Haufen, so wie ich es als ich noch klein war immer getan hatte und das Rascheln brachte mich zum Lächeln. 

"Schreibst du gerade an einem bestimmten Song?", fragte ich neugierig. Ein Seitenblick auf Yoongi sagte mir, dass ich mitten ins Schwarze traf. Er grinste spitzbübisch.

"Kann man so sagen."

"Song des Jahres?", mutmaßte ich. 

"Mindestens, wenn nicht sogar Album des Jahres."

Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf. Yoongi war schon immer ehrgeizig gewesen. Schon in der ersten Sekunde war das klar gewesen. Seit unserer gemeinsamen Zeit in der Schule war keine seiner Eigenschaften so deutlich hervorgetreten wie sein Ehrgeiz. Auch die USA Reise zeigte das. Und das galt für sie alle. Für alle Mitglieder von BTS. Den Fleiß, den sie an den Tag zu legten, war beinahe übermenschlich.

Ich seufzte tief. 

"Naja. Es sind nur drei Monate. Die gehen auch vorbei.", sagte ich langsam. Die Worte über meine Lippen zu bringen war schwerer, als ich es mir vorgestellt hatte, aber Yoongi schien wenigstens etwas beruhigter zu sein.

"Es werden auch nicht volle drei Monate sein. Du wirst mit Suji nachkommen. In ein paar Wochen sehen wir uns schon wieder. Und wir können immer telefonieren. Morgens, mittags, abends. Ich werde dir richtig auf die Nerven gehen."

Ich erwiderte nichts darauf.

Wir stoppten und Yoongi stellte sich mir gegenüber. Er nahm meine Hände in seine und lächelte leicht. Dann holte er tief Luft und schaute mir sanft in die Augen. Bei seinem Anblick vergaß ich selbst die Kälte auf unseren Gesichtern.

"Glaub mir. Diese paar Wochen werden schneller vorbei sein, als du Album des Jahres und Künstler des Jahres sagen kannst."

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