77. Kapitel
Yoongis POV
Die Stimmung, als ich den Raum betrat, war entspannt. Manager Sejin saß am Kopfende und die Jungs hatten sich auf ihren Stammplätzen niedergelassen. Ich war der letzte, der das Zimmer betrat.
"Hallo alle zusammen."
Ich winkte einmal in die Runde und setzte mich meinerseits an meinen Stammplatz. Zwischen Namjoon und Jimin. Jimin grinste mich breit an und zog seinen Stuhl ein wenig zur Seite, damit ich mich besser hinsetzen konnte. Namjoon sah mich eher zurückhaltend an. Ich nickte ihm leicht zu. Ich ahnte, was in seinem Kopf vor sich ging. Seine gespielte Gleichgültigkeit, als Mihee dabei war, rührte wahrscheinlich daher, dass er ihr keine Sorgen hatte machen wollen. Nun sah das Ganze schon wieder anders aus.
"Du solltest es ihnen sagen.", raunte Namjoon mir schnell zu, bevor sich der Geräuschepegel senkte.
"Ja ja..."
Ich ärgerte mich ein wenig, dass er - jetzt da er die Wahrheit kannte - von mir erwartete, dass ich es vor den anderen Membern und unserem Manager öffentlich machte. Ich hatte gehofft, dass Mihee dabei sein würde. Sie hatte immerhin auch ein Wörtchen mit zu reden, wenn es darum ging, wann wir unsere Beziehung außerhalb des Entertainments öffentlich machten, was sicherlich eines der folgenden Gesprächsthemen sein würde.
Ich seufzte laut, was sofort alle Blicke in dem sowieso schon kleinen Raum auf mich richtete.
"Alles in Ordnung?", fragte Jin mit schief gelegtem Kopf. Ich schluckte schwer. Vielleicht hätte ich Mihee doch nichts von Jins und Namjoons Beziehung erzählen sollen. Vor uns war es keine große Sache. Auch im Entertainment war ihre Beziehung allgemein bekannt. Man machte sich keine Sorgen darum, dass es an die Öffentlichkeit gelangen würde. Immerhin hatten alle Mitarbeiter eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben, die genau so etwas verhindern sollte. Jetzt, da Jin mich so besorgt anschaute, hatte ich ein schlechtes Gewissen, dass ich ihnen diese Entscheidung abgenommen hatte.
"Ist es wieder die Schulter?", fragte nun auch Hoseok sorgenvoll.
"Nein, nein. Mir geht es gut." Ich lächelte leicht und Jin wandte sich langsam an unseren Manager, während Hoseok mich weiterhin besorgt betrachtete. Die Sorge meiner Freunde verstärkte mein schlechtes Gewissen nur noch weiter.
"Also, warum sollten wie herkommen?"
Sejins Gesicht erhellte sich augenblicklich. Er faltete die Hände und beugte sich nach vorne auf den Tisch, als würde er uns ein großes Geheimnis anvertrauen.
"Ich habe große Neuigkeiten für euch!", sagte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht, doch während die anderen Jungs neugierig näher rückten, schlich sich ein mieses Gefühl in mir hoch. Das war nicht richtig. Ich sollte nicht hier sein. Ich sollte in meinem Studio sitzen und weiter an meinem Album feilen, während Mihee auf der Couch saß, durchs Internet scrollte und ab und zu leicht lächelte, sodass mir ganz warm ums Herz wurde.
"Jetzt spann uns doch nicht auf die Folter!", sagte Jin aufgebracht und Sejin rückte endlich mit den Neuigkeiten heraus.
"Wir gehen in die USA! Für ganze drei Monate!" Er haute glücklich auf den Tisch und grinste von einem Ohr zum anderen. Es war offensichtlich, dass für ihn damit ein Traum in Erfüllung ging.
"Drei Monate?" Jungkooks Augen weiteten sich verblüfft und gleichzeitig begeistert. Mein mieses Gefühl in der Magengegend vertiefte sich dagegen.
"Drei Monate?" Meine Stimme war nur ein Flüstern, aber Namjoons Augen huschten einen kurzen Wimpernschlag besorgt zu mir. Ich biss die Zähne zusammen.
Ich musste meine Gedanken nach der Ankündigung der Amerikareise erst einmal sortieren. Die drei Monate außerhalb Koreas waren mit erheblichen Konsequenzen verbunden. Mein erster Gedanke galt meiner Familie. Ich hatte sie bereits seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen und jetzt sollte ich über Weihnachten verreisen. Mit der Tour und den Terminen außerhalb Koreas würde ich sie erst in einem Jahr, vielleicht sogar noch später wiedersehen.
Mein zweiter Gedanke galt Mihee. Wie sollte ich ihr beibringen, dass ich demnächst für drei Monate nicht hier sein würde? Ich sah sie jetzt schon selten genug und unsere Treffen standen nicht gerade unter einem guten Stern, selbst als unsere Beziehung noch nicht bekannt war. Ihre Anwesenheit wurde nicht von allen gern gesehen. Nicht zuletzt, weil einige Manager befürchteten ich würde meine Arbeit als Musiker und Produzent schleifen lassen.
"Was ist mit Suji? Weiß sie davon?" Jimins Hände zitterten leicht, als er unserem Manager die Frage stellte und Sejin lächelte ihn warm an.
"Suji weiß es. Sie wird uns begleiten.", sagte er und Jimin fiel merklich ein Stein vom Herzen.
"Sie wird nicht immer dabei sein, immerhin muss sie sich hier auch um ihre Mutter kümmern, aber du wirst sie höchstens drei Wochen nicht sehen.", stellte Sejin schnell klar und Jimins Schultern sanken ein Stück in die Tiefe. Er nickte. Er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, aber wir kannten ihn mittlerweile so gut, dass wir wussten, wie schwer es ihm fiel von Suji getrennt zu sein. Selbst nach wenigen Tagen ohne sie wurde er unruhig und konnte nur noch schlecht schlafen.
Sejins Blick glitt von einem zum anderen. Er freute sich so sehr über die Reise, dass er meinen weniger begeisterten Gesichtsausdruck einfach übersah.
"Jungs, das ist die Chance! Wir werden die ganze Zeit beschäftigt sein. Reisen, Songs aufnehmen, Kollaborationen. Was meint ihr wie viele amerikanische Künstler auf eine Kollaboration mit euch heiß sind?" Sejin war geradezu begeistert von seiner Idee und auch der Rest ließ sich langsam von seiner Euphorie anstecken.
Ich zögerte und zu meiner Erleichterung sah ich, dass auch Namjoon und Jin etwas verhalten waren. Leider aus einem anderen Grund. Namjoon holte tief Luft.
"Sie wollen diese Kollaborationen aber nicht wegen uns oder weil ihnen unserer Musik so sehr gefällt, sondern nur wegen Army.", sagte Namjoon zweifelnd und ich nickte schnell.
"Er hat recht. So eine große Fanbase können sich die meisten Künstler nur wünschen. Es geht nur um Aufmerksamkeit.", stimmte ich ihm zu. Auch das Lächeln der anderen fiel in sich zusammen, als sie die Wahrheit hinter unseren Worten erkannten.
Sejin schüttelte schnell den Kopf.
"Das heißt nicht, dass ihr mit allen eine Kollaboration machen müsst. Ich sage nur, dass es eine großartige Chance für euch ist!" Er lehnte sich wieder zurück und verschränkte die Arme. Das Lächeln auf seinem Gesicht war ein wenig geschrumpft, weil wir seine Idee zunächst nicht so begeistert in Empfang nahmen, wie er sich das erhofft hatte.
"Der amerikanische Markt ist unschlagbar. Wenn ihr dort groß rauskommt, öffnet ihr alle anderen Türen automatisch. Wenn es um Musik geht liegt der Fokus nun einmal auf Amerika.", stellte er fest.
In diesem Punkt konnten wir ihm leider nicht widersprechen. Die Billboard Charts, die Talkshows, die amerikanischen Künstler, die Kollaborationen, die in der Zeit zustande kommen würden. Das alles konnte man einfach nicht unbeachtet lassen. Sie würden uns garantiert vor einem noch größeren Publikum bekannt machen.
"Wann geht es los?", fragte Taehyung gespannt. Das Grinsen auf Sejins Gesicht wurde erneut breiter. Die Maknae Line war von der Idee schnell mitgerissen, auch wenn Jimin sich noch ein wenig mit seiner Freude zurück hielt. Hoseok war auch nicht abgeneigt gegenüber dem Gedanken bald schon für drei Monate in Amerika zu sein. Jins Zweifel schwanden mit jeder Sekunde. Namjoon warf einen schnellen Blick auf mich und meine Gedanken glitten wieder zu Mihee. Wie würde sie damit umgehen? Ich konnte mir ihr enttäuschtes Gesicht bereits vorstellen. Wir sahen uns jetzt schon selten genug. Drei Monate waren eine lange Zeit, auch wenn wir in Amerika wahrscheinlich mehr als genug zu tun haben würden. Und dann kam auch noch die Zeitverschiebung dazu.
Sejin räusperte sich laut und riss mich wieder zurück in die Gegenwart.
"Haltet euch fest, Jungs. Es geht in zwei Wochen los.", rief er fast und ich konnte zum zweiten Mal an diesem Tag kein Wort hervorbringen. Den Job übernahm Hoseok.
"In zwei Wochen? Was ist mit einer Aufenthaltsgenehmigung? In zwei Wochen werden wir das nicht durchbekommen.", zweifelte er an. Der Funke an Hoffnung, der mir blieb, dass die Reise doch noch ins Wasser fallen würde, wurde schneller zerschlagen als gedacht.
"Das alles ist schon beantragt. Ihr müsst euch über nichts Sorgen machen. Außer vielleicht um eure Reisepässe.", sagte er und warf einen schnellen Blick zu Namjoon. Dieser senkte den Blick.
"Dieses Mal wird nichts passieren. Ich verspreche es.", sagte er, was nur wenig Optimismus übrig ließ.
"Dasselbe hast du beim letzten Mal auch gesagt.", bemerkte Jungkook leise.
"Reite nicht noch drauf rum." Namjoon biss sich verlegen auf die Lippe und egal wie sehr ich ihn am liebsten deswegen geärgert hätte, ich war mit meinen Gedanken ganz woanders.
Die nächste halbe Stunde drehte sich um die Reise und ihren Verlauf. Wir waren bei unzähligen Talkshows vorgemerkt und sollten so viele amerikanische Künstler treffen, die ich mir noch nicht einmal merken konnte. In den ganzen 30 Minuten sagte ich kein Wort, was jedoch nicht weiter auffiel. Meine Augen waren starr auf die weiße Wand gerichtet und in meinem Kopf ratterte ich die ganze Unterhaltung immer und immer wieder rauf und runter. Wir gehen in die USA. Ich versuchte mir vorzustellen, wie Mihee wohl reagieren würde, wenn ich ihr von der Reise erzählte, aber ich musste mich wohl damit zufrieden geben, dass ich keine Ahnung hatte, was sie auf diese Ankündigung erwidern würde.
Im nächsten Moment war Sejin wieder auf seinen Beinen und klatschte abschließend in die Hände. Ich blinzelte verwirrt und merkte erst dann, dass auch die restlichen Mitglieder langsam aufstanden. Nur Namjoon und ich saßen noch auf unseren Plätzen.
"Yoongi?" Er sah mich zögernd an. Es war ihm sichtlich unangenehm das Wort an mich zu richten. Und ich ärgerte mich gleich noch mehr, weil er mich mit dieser Sache so drängte. Was war so falsch daran, dass ich es in meinem Tempo machen wollte?
"Willst du nicht noch etwas sagen?", fragte er leise, aber nicht leise genug. Manager Sejin zog eine Augenbraue in die Höhe.
"Ist das so?" Er ließ sich wieder in seinen Stuhl fallen und auch die anderen nahmen wieder Platz. Jungkook rutschte plötzlich nervös auf seinem Platz hin und her. Er wusste worauf dieses Gespräch hinaus lief. Mein Blick schweifte zu Namjoon, der mir auffällig unauffällig zunickte.
"Ja. Ich habe euch etwas mitzuteilen.", sagte ich und versuchte so viel Selbstbewusstsein in meine Stimme zu legen, wie nur möglich. Meine Augen schweiften über Namjoon zu Manager Sejin, Jin und Taehyung, dann zu Jungkook, der leicht mit dem Kopf schüttelte, als würde er sagen wollen 'Noch nicht jetzt'. Aber es war bereits zu spät. Sieben Augenpaare lagen gespannt auf mir und auf die Schnelle konnte ich mir keine andere Bekanntmachung aus den Fingern ziehen, die die Aufmerksamkeit meiner sechs Freunde und unseres Managers erforderte.
"Ich bin mit Mihee zusammen.", sagte ich so ruhig wie möglich. Den anderen fiel es wahrscheinlich nicht auf, aber ich merkte es an ihren Reaktionen. Es war anders als vor einem Jahr mit Jimin und Suji. Weniger euphorisch, mehr besorgt und zurückhaltend. Wir wussten alle, was ihre Beziehung ausgelöst hatte. Eine Lawine, die alles auf seinem Weg mit sich riss. Selbst die bloßen Gerüchte hatten ein fast unheilbares Chaos in der Führungsetage bei Big Hit ausgelöst. Jimin und Hoseok, die beide noch nichts gewusst hatten, zeigten sich als einzige wirklich fröhlich.
"Wow! Ich freu mich für euch! Suji wird sich bestimmt auch für euch freuen.", sagte Jimin und ein wenig musste ich schmunzeln. Suji war ein herzensguter Mensch, eine der wenigen guten Freunde, die ich hatte. Selbst Jimin hatte sie nichts gesagt, dabei war sie sonst leicht zu durchschauen, wenn etwas faul war. Sie konnte ein Geheimnis eigentlich genauso wenig für sich behalten wie Jimin.
"Hyung, das ist super! Seit wann denn?", fragte Hoseok. Seine Frage ignorierte ich absichtlich. Ich wandte mich schnell an Sejin.
"Wenn wir es öffentlich machen wollen, sollte Mihee auch dabei sein. Ich kann sie anrufen, wenn du das besprechen willst.", bemerkte ich, doch Sejin winkte ab.
"Nein, nein." Ein Lächeln umspielte seine Lippen und ein kleiner Stein der Erleichterung fiel von mir ab.
"Das kann noch warten. Ich werde alles absprechen. Ich kann mich den Jungs nur anschließen. Ich freue mich für euch. Allerdings..."
Meine Körper verkrampfte sich und ich hielt die Luft an. Ein 'Allerdings' aus seinem Mund klang niemals gut. Es war immer mit Problemen verbunden. Und Probleme konnte ich einfach nicht in meinem Leben gebrauchen. Sejin zögerte merklich.
"Was ist mit deinem Album?" Ich zuckte mit den Schultern.
"Was soll damit sein?"
Sejin biss die Zähne zusammen und rückte die Brille auf seiner Nase zurecht.
"Es ist noch nicht veröffentlicht. Wir müssen das richtig durchdenken. Sollte dein Album erst herauskommen nachdem eure Beziehung öffentlich wird, werden die Fans sie dafür verantwortlich machen.", erklärte er uns seine Befürchtungen.
"Wie soll ich das verstehen?" Taehyung runzelte die Stirn und auch ich kam nicht mehr ganz mit. Sejin machte eine ausschweifende Geste.
"Es ist doch so, jetzt da Yoongi diese Ankündigung über sein Album gemacht hat, erwarten die Armys neue Informationen. Release Date, Musikvideo, Tracklist, Fotos. Sollte sich das verzögern oder aus irgendeinem Grund verschoben werden, wird die Schuld automatisch Mihee in die Schuhe geschoben."
Er atmete tief ein und ließ sich nach hinten auf seinen Stuhl sinken. Ich merkte an seinem Gesichtsausdruck, dass das nicht die einzige Befürchtung war, die er hatte. Da war noch etwas anderes, das ihm Sorgen bereitete.
"Die Zahlen werden ziemlich zurück gehen. Klicks, Likes. Von den Charts ganz zu schweigen. So ist es leider.", erklärte er dann. Ich schnaubte.
"Das ist auch gar nicht mein Ziel. Mein einziges Ziel war es immer nur gute Musik zu produzieren. Das hat nichts mit Klicks und Likes zu tun. Ich versuche ja auch gar nicht in die Charts damit zu kommen.", stellte ich klar. Sejin schüttelte den Kopf.
"Alle Solo-Erfolge wirken sich auch auf BTS aus. Das hab ich euch oft genug gesagt und ihr habt es auch oft genug selbst gesehen. Das gleiche gilt für Misserfolge. Was meinst du, was los sein wird? Wie sich die Presse darauf stürzen wird?", sagte er eindringlich.
"Auch für Amerika würde das unvorteilhaft sein. Niemand will eine Kollaboration mit einem Künstler haben, der erst kürzlich negativ aufgefallen ist."
"Negativ?" Was war an einer Beziehung schon negativ? War es nicht sogar etwas Positives? In Korea wurde viel darüber gestritten, aber Amerika war schließlich anders. Sejin erriet meinen Gedanken.
"Schlechte Presse ist schlechte Presse. Daran ändert auch der Grund nichts. So banal es auch ist."
Die Jungs fielen in Schweigen. Jungkook starrte auf den Tisch und Jimin nestelte nervös an seiner Jacke.
"Und wenn wir es erst öffentlich machen, wenn das Album draußen ist?"
Das wäre in knapp zwei Monaten der Fall. Genug Zeit, um über alles nachzudenken und alles Wichtige zu besprechen. Unser Manager schüttelte wieder den Kopf.
"Das ist dasselbe Spiel. Nur anders herum. Die Fans werden sich fragen, ob dein Album nicht noch früher hätte erscheinen können. Oder ob du aufgehalten worden bist. Außerdem sind wir zu der Zeit noch in Amerika, was vieles erschweren würde."
Ich presste den Kiefer zusammen. Meiner Meinung nach hatte seine Argumentation weder Hand noch Fuß.
"Und was soll ich deiner Meinung nach dann tun? Einfach alles weiter geheim halten?", zischte ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Meine Freunde senkten den Blick. Sejins Augen wurden sanfter.
"Ich weiß, dass ich das nicht von dir- von euch- erwarten sollte, aber in diesem Fall muss ich es wohl. BTS zuliebe. Es ist einfach ein schrecklicher Zeitpunkt, um mit so einer Information an die Öffentlichkeit zu gehen."
Ich zeigte auf Jimin, der bei der plötzlichen Bewegung schreckhaft zurück zuckte.
"Was ist mit Jimin?", fragte ich.
"Als seine Beziehung öffentlich wurde, habt ihr auch nichts gesagt. Wir hatten unser Album auch noch nicht herausgebracht und standen kurz vor der Tour.", richtete ich das Wort nun auch an meine sechs Freunde. Ich spürte, wie sich Jimin in seinem Stuhl immer kleiner machte, aber ich konnte mich nicht für meine Worte entschuldigen. Jedenfalls nicht in diesem Moment. Die gesenkten Blick der anderen machten mich nur noch rasender.
"Was ist bei meiner Beziehung anders?"
Sejin lehnte sich nach vorne und sah mich versöhnlich an.
"Hör mal, Yoongi. Es ist eben eine andere-"
"Unsere Verkaufszahlen sind zurück gegangen als Jimins Beziehung öffentlich wurde. Und wir haben viele negative Kommentare einstecken müssen. Das weiß ich. Und das wird bei mir nicht anders sein. Das versteh ich." Ich hob abwehrend die Hände.
"Glaubt mir, wenn ich sage, dass ich immer nur das Beste für BTS will."
Ich stellte sicher, dass diese Worte auch bei jedem angekommen war. Einen nach dem anderen schaute ich ihnen fest in die Augen. Oder besser gesagt ich versuchte es. Einer nach dem anderen wichen sie meinen Blicken aus. Nur Sejin sah mich nachdenklich an.
"Aber genau deswegen ist es richtig jetzt damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Bis zu unserer Tour und meinem Album hat sich alles wieder beruhigt. Da bin ich sicher!"
"Wir sollten besser abwarten.", sagte jetzt sogar Jin. Ihn als Ältesten unserer Gruppe diese Worte aussprechen zu hören, versetzte mir einen scharfen Stich. Wenn selbst Jin nicht auf unserer Seite stand, waren wir so gut wie verloren. Da konnte selbst ich nicht widersprechen.
"Worauf wollt ihr denn noch warten?"
"Auf einen besseren Zeitpunkt. Wir sind an einem Knotenpunkt unserer Karriere angekommen. Wir dürfen jetzt nicht nachlassen.", antwortete Namjoon.
Ich verschränkte die Arme.
"Wir sind immer an einem wichtigen Punkt in unserer Karriere angekommen. Das wird sich auch in einem Jahr nicht geändert haben. Warum kommt es mir so vor, als würdet ihr mich überhaupt nicht unterstützen wollen?", fragte ich verdrießlich.
In diesem Moment wurde es wieder ein Stück lebendiger in dem Besprechungsraum. Jungkooks Augen weiteten sich so sehr, dass ich befürchtete seine Augen würden im nächsten Moment aus seinen Augenhöhlen herauskullern. Hoseoks Mund sprang erschrocken auf und Jin war so erstaunt, dass er kein Wort heraus brachte.
"Hyung!" Taehyungs Augen waren ganz groß vor Schreck.
"Ist es so?"
Normalerweise war ich nicht der Typ, der so hart mit seinen Freunden redete. Ich hatte noch nie in meinem Leben meine Stimme gegen jemanden erhoben. Normalerweise war ich selbst in den nervenzerreißendsten Momenten die Ruhe selbst. Doch, wenn es um Mihee ging, war es anders. Nun stand nicht nur mein Glück auf dem Spiel, sondern auch ihres. Und das konnte ich nicht einfach auf sich beruhen lassen. Ich konnte nicht einfach mit dem Kopf nicken und so weitermachen, als wäre nichts geschehen.
Jungkooks Lippe zitterte als er anfing zu reden.
"Wir wollen dich unterstützen. Dich und Mihee. Wir freuen uns wirklich für euch.", sagte er und bei seinem niedergeschlagenem Anblick hätte ich am liebsten alles wieder zurückgenommen, was ich gesagt hatte.
Ich wusste nur zu gut, dass die Situation seit Jimin und Suji um einiges besser war als zuvor. Jimin hatte alles abbekommen. Er war mit jeder Kritik umgegangen, hatte zahlreiche Gespräche mit unseren Managern geführt und war nicht selten am Rande eines Nervenzusammenbruchs angelangt. Und doch hatte er alles ausgehalten, hatte jeden noch so großen Stein, der ihm in den Weg gelegt wurde, überwunden. Weil er an seiner Beziehung zu Suji festhalten wollte. Ebenso wie ich an meiner Beziehung zu Mihee festhalten wollte. Jimin wusste wahrscheinlich am besten, wie es mir ging. Ich legte meine Hand versöhnlich auf seine Schulter und ließ meinen Blick erneut durch den Raum über meine Freunde schweifen. Ich atmete tief ein, bevor ich ein letztes Mal das Wort ergriff.
"Ich bitte euch nicht als Mitglied von BTS, sondern als euer Freund.", sagte ich und lehnte mich nach vorne. Meine Freunde beobachteten mich zögernd.
"Ich werde eine Lösung finden, die für alle komfortabel ist. Aber lasst es mich bitte auf meine Weise regeln."
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