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69. Kapitel

Auf dem Weg zurück sagte keiner von uns beiden ein Wort. Die Stille war angespannt. Ich wusste nicht, was ich sagen oder tun sollte. Irgendwann während der Fahrt griff Yoongi schließlich nach meiner Hand und ließ sie die ganze Zeit nicht mehr los. Das breite Grinsen konnte ich einfach nicht mehr von meinem Gesicht streichen. Und ich glaubte es ging ihm nicht anders.

"Wohin fahren wir überhaupt?", ergriff ich nach einigen Minuten doch das Wort. Wir fuhren schon eine Weile durch Daegu, aber ich konnte kein festes Ziel erahnen. Ich glaubte, dass nicht einmal Yoongi wusste wohin er eigentlich fuhr. Vielleicht fuhr er auch einfach so, wie es ihm gerade in den Sinn kam. Mal bog er rechts ab, mal links.

Yoongi grinste lediglich.

"Bitte keine weiteren Überraschungen für heute..."

"Abwarten.", sagte er. Er drückte meine Hand beschwichtigend und ich kniff die Lippen zusammen. Meine Wangen glühten immer noch. Er hatte mich tatsächlich geküsst. Und ich hatte ihn geküsst. In unserer alten Schule, dir für uns beide so viele Erinnerungen hielt. Ich hatte es mir immer nur vorgestellt, wie es sein würde, aber selbst in meiner Traumwelt hätte ich es mir nicht perfekter ausmalen können.

Ein lautes Magenknurren durchbrach die Stille. Meine Augen weiteten sich und Yoongi starrte mich entsetzt an.

"Du hast noch nicht gefrühstückt, oder?"

Ich schüttelte den Kopf und Yoongi lachte herzlich.

"Dann wird es Zeit, dass du etwas zu essen bekommst." 

Er steuerte in Richtung der Innenstadt, aber ich tippte ihn zaghaft an die Schulter. Verwirrt drehte er sich kurz zu mir. Er sah das Zögern in meinen Augen.

"Was ist los?"

Meine Augen wanderten zu seinem Outfit und den noch hervorstechenderen Haaren. Er seufzte. Wir würden es niemals unbemerkt durch die Innenstadt schaffen.

"Kein Frühstück also."

Die Idee, die mir kaum eine Sekunde später kam, war mehr ein Geistesblitz und deshalb nicht sonderlich durchdacht.

"Wir können zu mir nach Hause. Meine Mutter ist beim Brunch, Minseok ist arbeiten und Jitae müsste mittlerweile bei seiner heimlichen Freundin sein."

Yoongi zog eine Augenbraue in die Höhe. Ich winkte ab.

"Ich bin mir sicher, er hat eine Freundin, will aber nichts sagen."

Ich zuckte mit den Schultern.

"Wir können dort etwas essen. Ganz entspannt."

"Ohne Fans oder Paparazzi." Yoongi zwinkerte mir zu und drückte dann nicht weniger euphorisch kurz meine Hand.

"Dann fahren wir zu dir."

Wir mussten ganze zwei Blocks laufen, ehe wir zu der Wohnung kamen. Die Parkplätze waren um diese Uhrzeit alle schon besetzt und Yoongi musste das Auto schließlich fern von der Hauptstraße in einer Sackgasse parken. Zunächst machte ich mir keine Gedanken darüber, mit ihm so durch die Straßen zu laufen. Ich hatte solche Glücksgefühle, dass mir der Gedanke, dass er auch hier, fern von der Innenstadt, erkannt werden könnte erst kam, als ich ein Poster von BTS auf einer Litfaßsäule sah.

"Zieh die Kapuze über, sonst wirst du noch erkannt.", sagte ich leise. Yoongi folgte meinem Blick ruhig. Er schien nicht sonderlich beeindruckt zu sein, aber das unangenehme Ziehen in meiner Magengegend verschärfte sich.

"Wir sind mindestens zehn Kilometer außerhalb der Innenstadt..."

"Bitte, ja?"

Er seufzte, zog die Kapuze dann aber ohne Widerworte ins Gesicht. Danach kam mir der Weg nicht mehr so lang vor. Und ich konnte wesentlich entspannter atmen bis wir zu der Wohnung gelangten.

Ich spähte vorsichtig durch die Wohnungstür, bevor ich sie ganz aufzog. Die Schuhe meiner Mutter und die von Minseok waren schon am Morgen weg gewesen, aber nun waren auch Jitaes Schuhe verschwunden. Ich atmete erleichtert auf und Yoongi lachte leise.

"Was hast du erwartet?", fragte er und ich zuckte mit den Schultern.

"Keine Ahnung. Ich dachte vielleicht ist mein Bruder noch da.", erklärte ich.

"Ist doch nicht schlimm, wenn er es wäre. Ich hab ihn lange nicht mehr gesehen. Ich fänd's toll ihn wiederzusehen."

Ich klatschte in die Hände.

"Jetzt ist er jedenfalls nicht da. Wir sind allein.", sagte ich und wurde prompt rot wie eine Tomate. Das hörte sich ausgesprochen so an, als würde ich mich am liebsten gleich über ihn hermachen. Yoongi grinste nur fies und machte einen Schritt auf mich zu. Er kam mir immer näher, bis unsere Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. Ich hielt die Luft an. Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde immer breiter.

"Gehen wir in die Küche.", brachte ich gerade so in einem Atemzug hervor.

Yoongi lachte, lehnte sich wieder zurück und ließ mir Platz zum Atmen.

"Na klar, los."

Yoongi setzte sich an den Essenstisch und ich bereitete das Frühstück vor. Er schaute sich neugierig um. Sein Blick glitt über die weißen Schränke und den Innenhof. Jetzt im Herbst waren die meisten Blätter der Bäume schon abgefallen. Von hier oben sah der Garten aus wie ein kunterbunter Flickenteppich. Die Kinder, die hier wohnten, waren noch in der Schule, aber sobald sie hier wären, würden sie kreischend durch die Blätter laufen, kleine Blätterhaufen zusammenschieben und sich lachend hineinschmeißen. Wenn ich sie so spielen sah, musste ich immer daran denken, wie viel Spaß ich damals mit meinem Bruder gehabt hatte, als wir genauso spielten.

"Ihr habt es schön hier.", bemerkte Yoongi und ich lächelte verträumt.

"Es hat seine Zeit gedauert, aber ich fühle mich wohl hier."

"Das kann ich mir vorstellen."

Seine Stimme klang plötzlich sehr weit entfernt. In seinen Gedanken war er ganz wo anders. Dachte er an seine Familie? Wahrscheinlich. Vielleicht würde er sie noch besuchen, solange er hier war. Er schien erst wieder in die Gegenwart zurückzukommen, als ich mich wieder zu ihm wandte.

Er beäugte das Frühstück, das ich ihm jetzt auf den Tisch stellte misstrauisch. Beim Frühstück hatten wir uns selbst in Südkorea stets an die deutsche Variante gehalten. Das hieß, kein Reis, dafür aber reichlich Brot. Minseok hatte eine Weile gebraucht, um sich daran zu gewöhnen, aber eigentlich aß er morgens sowieso nicht viel, wenn überhaupt. Als ich eine große Schüssel Rührei auf den Tisch stellte, war es aus mit Yoongis Schweigen.

"Kein Reis?", fragte er vorsichtig und ich wäre beinahe in großes Gelächter ausgebrochen.

"Ich zeige dir, was wir in Deutschland unter richtigem Frühstück verstehen."

Yoongi schaute mich nur skeptisch an. Ich stellte noch schnell das Glas Nutella auf den Tisch und setzte mich dann neben ihn. Ich leckte mir über die Lippen. Das war ein Frühstück, wie ich es lange schon nicht mehr gehabt hatte. Yoongi hingegen sah nicht überzeugt aus.

"Das ist lecker. Glaub mir.", sagte ich und tat mir besonders viel von dem Rührei auf den Teller. Ich schaute ihn herausfordernd an und zögernd hielt er mir seinen Teller entgegen. Ich tat ihm erst einmal eine Probierversion drauf und ich beobachtete interessiert, wie er die Gabel vorsichtig zu seinem Mund führte. Kaum hatte er das Rührei im Mund weiteten sich seine Augen.

"Ohh... Das ist lecker.", sagte er verblüfft, als hätte er an meinem Geschmack gezweifelt. Ich lächelte.

"Sag ich doch."

Ich machte mir noch ein Brötchen mit Nutella und ließ Yoongi auch davon probieren, der diese Köstlichkeit zu meinem Entsetzen noch nie gegessen hatte.

"Nutella gehört einfach auf den Tisch. In Südkorea ist es leider ziemlich teuer, deswegen holen wir uns immer einen kleinen Vorrat aus Deutschland mit, wenn wir dort sind.", erklärte ich Yoongi, als er versuchte das Etikett auf deutsch zu entziffern.

Von Nutella war er sogar noch begeisterter als vom Rührei. Er aß beinahe drei Brote und ich fragte mich unwillkürlich, wie er es schaffte so dünn zu bleiben, wo er doch so viel aß. Es lag wahrscheinlich am harten Training. Bestimmt kam es auch schon vor, dass er Mahlzeiten ganz wegließ, weil er es einfach vergaß. Ich hoffte, dass er trotz allem auf seine Gesundheit achtete.

Ich teilte gerade die letzten Reste Rührei auf unsere beiden Teller auf, als ich vor der Wohnungstür auf einmal Geräusche hörte. Mein Mund klappte förmlich auf. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein! Schlüssel klirrten, die Haustür fiel zu und herein kam meine Mutter. Ich hatte sie noch nie so überrascht gesehen wie in dem Moment, in dem sie Yoongi und mich am Frühstückstisch sitzen sah. 

"Nanu?" 

Ich wurde natürlich augenblicklich rot im Gesicht, aber der Fokus meiner Mutter lag zum Glück auf dem Jungen neben mir. Er war ruckartig aufgestanden und verbeugte sich tief.

"Mama, du erinnerst dich an Yoongi?"

Sie schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen. Ihre Augen fingen augenblicklich an zu strahlen.

"Ach du meine Güte!"

Sie schloss den überforderten Yoongi, der immer noch in seiner gebeugten Position stand, in ihre Arme und drückte ihn fest.

"Du meine Güte!", sagte sie immer wieder und Yoongi lächelte mich verlegen über ihre Schulter hinweg an.

"Es freut mich Sie wiederzusehen.", sagte er und verbeugte sich erneut. Meine Mutter fasste sich ans Herz.

"Das ist aber eine Überraschung.", bemerkte sie atemlos. Dann schlug sie mir vorwurfsvoll gegen den Arm.

"Mihee! Du hast nie erwähnt, dass er vorbeikommen wollte!"

Ich wollte mich schon selbst verteidigen, als Yoongi bereits für mich in die Bresche sprang.

"Mihee wusste nicht, dass ich komme. Es war eine Überraschung.", sagte er schnell und meine Mutter vergaß wieder, dass ich überhaupt im Raum war. Sie schlug die Hände zusammen und schob Yoongi zurück zu seinem Platz.

"Setz dich. Setz dich. Du hast bestimmt Hunger. Ich mache dir etwas Schönes zu essen."

Ich musste zugeben, ich war ein wenig empört. Ich war ein halbes Jahr nicht zuhause gewesen und mich hatte sie an diesem Morgen allein gelassen. Das Frühstück hatte ich mir selbst machen müssen.

"Danke Mama.", schnaubte ich leise und erntete dafür einen warnenden Blick von ihr. Ich verschränkte die Arme. Als wäre die Situation nicht schon peinlich genug.

"Wollest du nicht eigentlich zu Sora? Zum Brunch?"

Meine Mutter seufzte tief.

"Wir waren gerade dabei, aber dann hat ihr Sohn angerufen. Es gab anscheinend irgendein Problem und sie musste sofort zu ihm und alles klären. Ich habe dir ja gesagt, dass er in Seoul studieren wird. Irgendetwas hat mit seiner Wohnung nicht funktioniert und jetzt sitzt er auf dem Trockenen. Das Brunch müssen wir dann noch einmal wiederholen."

Sie stellte sich an den Herd und machte noch mehr Rührei. Dann glitt ihr Blick wieder zu Yoongi.

"Bist du auf dem Weg zu deinen Eltern?"

Yoongi warf einen schnellen Seitenblick auf mich. Meine Schultern zuckten kurz. Yoongi zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde.

"Ja... genau. Ich war gerade auf dem Weg zu ihnen und ich wusste ja, dass Mihee auch gerade hier ist. Ich wollte nur schnell 'Hallo' sagen.", sagte er und meine Mutter winkte schnell ab.

"Ach was, bleib so lange wie du willst! Es ist schließlich Samstag."

Als sie genug Rührei für zehn Familien gemacht hatte, setzte sie sich uns gegenüber. Yoongi und ich tauschten verstohlen ein paar Blicke aus. Ich biss mir auf die Lippe und hoffte inständig, dass meine Mutter nichts Peinliches sagen würde. Im schlimmsten Fall würde sie versuchen mich mit ihm zu verkuppeln. Als 25-Jährige war ich ihrer Meinung nach ziemlich spät dran. Eigentlich musste ich Yoongi nur fragen, wie es mit uns stand. Ich war also nur eine kleine Frage davon entfernt mein Single-Dasein hinter mir zu lassen.

Zunächst sprach meine Mutter noch recht zwanglos mit Yoongi. Sie fragte, wie es seinen Eltern ging, was sein Bruder machte und wie er mit dem Leben in Seoul zurecht kam. Sie fragte ihn auch über seine Musik und seine Arbeit aus und die meiste Zeit dümpelte das Gespräch sicher an der Oberfläche. Dann machte sie förmlich einen Hechtsprung ins Wasser.

"Hast du eine Freundin?", fragte sie verstohlen und mir wäre der Kaffee beinahe wieder aus der Nase geschossen. Den Inhalt meiner Tasse, was glücklicherweise nicht mehr viel war, verteilte ich trotzdem auf dem Tisch.

"Mama!" Ich griff nach einer Serviette und wischte über die Tischdecke. Sie schaute mich verwundert an. Yoongi neben mir spannte sich an und holte scharf Luft.

"Das wird man doch fragen dürfen? Ich war bloß-"

"Mama! Lass es. Das ist nicht höflich."

Yoongi räusperte sich.

"Nein, nein. Ist schon gut.", sagte er und am liebsten hätte ich ihn geschlagen. Meine Mutter lächelte triumphierend und Yoongi räusperte sich erneut. Die Frage meiner Mutter kam so unerwartet, dass er es noch nicht einmal zustande brachte zu lügen.

"Es ist etwas kompliziert...", fing er an.

"Dein Freund hat auch eine Freundin, oder? Das haben wir damals alles mitbekommen.", stellte meine Mutter fest und ich biss die Zähne zusammen. Yoongi nickte. Seine Augen zuckten zu mir.

"Ja... Genau. Suji... und Jimin. Das stimmt."

Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Meine Mutter lächelte breit.

"Das heißt du dürftest auch eine Freundin haben?"

Ich kannte diesen Blick nur zu gut. Sie würde tatsächlich versuchen mich mit ihm zu verkuppeln. Ich konnte sehen wie sich Yoongis Haut Stück für Stück rot färbte.

"Ja... ich- wir dürfen Freundinnen haben." Ich sah wie er den Kiefer zusammen presste. Die Situation musste ihm mindestens so unangenehm sein wie mir. Sein Zögern konnte allerdings nur eines heißen. Er war sich nicht sicher, wie ich zu ihm stand und konnte deswegen keine genaue Aussage über seinen Beziehungsstatus machen, dabei hatte ich gedacht, dass meine Gefühle für ihn für sich sprachen. Hätte er keine Beziehung gewollt, hätte er das einfach gesagt. In der Hinsicht ließ sein Zögern mein Herz federleicht schweben.

"Mama, es reicht.", presste ich dennoch zwischen den Zähnen hervor.

"Er will nicht darüber reden.", sagte ich, aber meine Mutter wollte nicht hören.

"Er hat gesagt, es sei okay.", entgegnete sie stur wie sie war.

"Das hat er nur gesagt, weil er nicht unhöflich sein wollte.", protestierte ich. Ich wurde langsam etwas lauter.

"Schon gut.", sagte Yoongi, was ihm leider nicht viel weiterhalf, weil meine Mutter ihn in der nächsten Sekunde bereits mit der nächsten Frage durchlöscherte und ohne Antwort auch nicht aufgeben würde.

"Du sagtest es ist kompliziert? Es ist also noch nichts Festes?" Konnte sie nicht einfach den Mund halten? Ich sandte ein kurzes Stoßgebet gen Himmel, aber die Fragerei nahm kein Ende. Yoongi kam mehr und mehr ins Straucheln. Seine Augen huschten zu mir und wieder zurück zu meiner Mutter.

"Ich..."

Ich atmete tief ein.  Die Augen meiner Mutter lagen immer noch abwartend auf Yoongi. Unter dem Tisch zuckten meine Finger. Vorsichtig suchte ich nach Yoongis Hand.

"Es ist so, dass-"

Meine Fingerspitzen hatten gerade seine Hand berührt, als er zu einer Antwort angesetzt hatte. Seine Augen wurden groß. Sein Mund klappte zu. Er starrte starr geradeaus und schluckte schwer, was ich nur aus den Augenwinkeln sah. Hätte ich ihn jetzt angesehen, wäre ich so rot angelaufen wie eine Tomate.

Ich umfasste seine Hand schnell und drückte sie kurz, bevor ich sie wieder wegzog. Jetzt da ich ihn nicht mehr berührte, schien er sich schnell wieder gefangen zu haben. Meine Mutter hatte von diesem stummen Austausch nichts mitbekommen.

"Es ist so, dass... ich eine Freundin habe.", sagte Yoongi dann langsam und die Schultern meiner Mutter sanken in sich zusammen. Man konnte die Enttäuschung buchstäblich in ihren Augen lesen.

"Oh.", war das einzige, was sie dazu zu sagen hatte und nach einigen Minuten war sie nicht mehr sehr gesprächig. Sie machte sich nur noch einen Tee und verschwand dann im Wohnzimmer, wo sie uns nicht mehr hören konnte. Yoongi atmete schwer aus.

"Ich dachte sie erwürgt mich.", flüsterte er und ich hielt die Hand vor den Mund, um nicht laut loszulachen.

"Das dachte ich auch.", gab ich zu und vergrub das Gesicht in meinen Händen.

"Ich glaubte wir sollten gehen.", schlug ich dann vor und Yoongi stimmte mir zu.

"So lange ich es noch lebendig hier raus schaffe."

Er verabschiedete sich mit einer kurzen Verbeugung von meiner Mutter, die ihn zwar anlächelte, aber innerlich sicherlich sehr verärgert war. Ich fragte mich warum sie überhaupt verärgert sein konnte. Schließlich hatte Yoongi ihr nichts getan. Ich sagte ihr, dass ich Yoongi zu seinem Auto brachte. Es war fast Mittag und Yoongi hatte schließlich nur kurz vorbeischauen wollen.

"Auf Wiedersehen.", rief Yoongi ein letztes Mal in die Wohnung und ich schloss die Tür hinter uns schnell wieder. Kurz bevor wir auf die Straße traten zog Yoongi wieder die Kapuze ins Gesicht. Ich grinste schon wieder von einem Ohr zum anderen. In Yoongis Gegenwart gelang mir das immer ziemlich einfach.

"Das heißt, wir sind jetzt zusammen?" Ich konnte nicht verhindern, dass die Frage einfach so aus mir hervor brach. Ich schluckte schwer, aber die Sorge war unbegründet.

"Ich dachte, dass dein Handzeichen genau das hieß.", sagte er verwirrt und ich wurde rot als ich bestätigend nickte.

"Allerdings..." Yoongi zögerte einen Moment und ich befürchtete bereits, dass er vielleicht zurückrudern würde, aber ich machte mir grundlos zu viele Sorgen.

"Wir sollten das Ganze erstmal nicht an die große Glocke hängen.", sagte er. Sein Daumen fuhr über meinen Handrücken. Ich versuchte trotz der Berührung klar zu denken. Yoongi fuhr unbeirrt fort.

"Ich will nicht, dass die Jungs sofort Bescheid wissen."

Ich nickte.

"Ich kann dich verstehen.", sagte ich dann. Sein Kopf schoss in die Höhe.

"Du bist nicht sauer?"

Ich lachte leise.

"Warum sollte ich denn sauer sein?"

Yoongi kratzte sich am Hinterkopf.

"Ich weiß nicht... Ich weiß nur wie es bei Jimin und Suji damals war. Wir wussten sofort Bescheid und waren direkt alle immer zusammen. Ich möchte auch Zeit mit dir alleine verbringen.", sagte er und bei seinem Geständnis flatterten die Schmetterlinge in meinem Bauch noch mehr mit ihren Flügeln.

"Aber das war doch etwas anderes. Ihr wart immerhin zusammen auf Kreuzfahrt.", sagte ich, um die Jungs zu verteidigen.

"Ich will es nicht herausfordern." sagte Yoongi und drückte meine Hand.

"Wenigstens einen Vorteil haben wir.", sagte er dann.

"So? Welcher soll das sein?"

"Du weißt über BTS Bescheid. Suji hatte nicht das Glück. Sie ist in das Ganze mehr oder weniger hineingestolpert."

Ich schwieg. Wie meine Mutter schon gesagt hatte: Wir hatten alles mitbekommen. Die Bilder waren vor einem Jahr um die Welt gegangen. Das Mädchen hatte mir augenblicklich leid getan, obwohl ich sie nicht einmal kannte. Ich nickte.

"Das stimmt."

Ich lächelte.

"Ich bin froh, dass es so gekommen ist.", sagte ich und Yoongi grinste verschmitzt. Er ergriff meine Hand und zog mich näher an sich. Mein Blick glitt augenblicklich über die Umgebung. Hatte uns jemand gesehen? Er hatte zwar seinen Kapuze an, aber das hieß noch lange nicht, dass wir geschützt waren.

Yoongi atmete tief ein.

"Es ist nichts Verwerfliches dabei, wenn ich deine Hand halte."

"Aber ein Fan könnte das sehen.", bemerkte ich unsicher. Immerhin waren ARMY ziemlich kreativ. Sie würden aus dieser Situation bestimmt eine gute Geschichte zaubern.

An der anderen Straßenseite sah es so aus, als würde sich jemand hinter einem Baum verstecken und ich versuchte schärfer zu sehen. Hatte jemand Yoongi erkannt? War das ein Reporter, der nur den richtigen Augenblick abwartete, um ein Foto zu machen?

"Es ist erst verwerflich, wenn ich etwas Dummes tue." Yoongis Stimme drang wie aus dem Off zu mir. 

"Hmm?" Ich drehte mich wieder zu ihm und keine Sekunde später lagen seine Lippen auf meinen. Ich war viel zu geschockt als dass ich den Kuss hätte erwidern könnte. Stattdessen schubste ich ihn von mir weg. Ich hielt den Atem an. Mein Blick glitt wieder zu dem Baum. Nichts war zu sehen. Wir waren wirklich allein. Ich stieß die Luft langsam wieder aus. Keine Stunde waren wir zusammen und schon sah ich an jeder Ecke Gespenster.

"Mach dir keine Gedanken.", flüsterte Yoongi und ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange.

"Ich mache mir aber Sorgen." Ich schaute skeptisch auf seine hellen Haare, die unter der schwarzen Kapuze hervorlugten.

"Erst recht, wenn man dich so leicht erkennen könnte."

Ich hob meine Hand und versuchte seine Haare unter die dunkle Kapuze zu stecken. Yoongi seufzte.

"Heißt das wir werden jetzt immer bei Dates herumschleichen und hoffen, dass uns niemand sieht?" Yoongi schnaubte, während mir bei dem Gedanken an Dates mit ihm ganz warm wurde. Aber es gab keinen anderen Weg.

"Wir müssen. Wenn du nicht willst, dass unsere Gesichter auf der Titelseite des nächstbesten Klatschmagazins landen. Ich persönlich kann darauf verzichten."

Ich hob einen Finger in die Höhe.

"Außerdem fändest du es sicher nicht sehr prickelnd, wenn die Jungs so über uns erfahren würden."

Das Argument saß. Er nickte.

"Du hast Recht. Das nächste Mal zieh ich eine Kappe an und andere Klamotten. Versprochen." Er beugte sich erneut näher zu mir, aber die Warnung in meinen Augen hielt ihn schließlich zurück.

"Na schön, steig ins Auto. Ich fahr an deiner Wohnung vorbei und lass dich da raus."

Ich nickte. Sein Wagen stand nur ein paar Meter von uns entfernt.

Nach diesen gemeinsamen Stunden konnte ich mir nicht vorstellen, mich jetzt schon von ihm zu verabschieden. Die Zeit der Fahrt zu meiner Wohnung wollte ich noch voll und ganz auskosten.

"Okay.", sagte ich leise und schlüpfte auf den Beifahrersitz. Ich versuchte in seinem Gesicht zu lesen, ob er sauer war, weil ich ihn in der Öffentlichkeit nicht küssen wollte, aber er sah einfach nur erschöpft aus.

"Was machst du heute noch? Fährst du jetzt zu deiner Familie?", fragte ich. Vielleicht könnte er dort etwas schlafen.

Yoongi schüttelte jedoch den Kopf.

"Ich fahre wieder zurück nach Seoul. Die nächste Probe steht an.", sagte er beiläufig. Ich konnte es nicht fassen. Das Glücksgefühl sank in sich zusammen. Ich hatte gehofft  vielleicht den nächsten Tag mit ihm verbringen zu können. Er machte diesem Plan gerade gehörig einen Strich durch die Rechnung. Er legte den ersten Gang ein und fuhr auf die Straße.

"Du bleibst nicht? Du hast deine Familie gar nicht besucht. Du hast dich noch nicht einmal ausgeruht. Wie willst du dann sechs Stunden mit dem Auto fahren?"

"Ich bin nicht wegen meiner Familie hier. Ich bin wegen dir hier."

Seine Worte klangen hart, aber die Schmetterlinge wollten nicht mehr aufhören wie wild mit ihren Flügeln zu schlagen.

"Ich hab schon Schlimmeres getan, als sechs Stunden zu fahren, wenn ich müde war.", sagte er und ich schnappte nach Luft.

"Wie was?"

"Wie vier Tage hintereinander nicht schlafen. Jetzt sind es nicht einmal zwei ganze Tage."

Ich konnte nicht verhindern, dass ich argwöhnisch lachte.

"Du bist echt unglaublich."

Ich wusste nicht, was ich dazu noch anderes sagen konnte. Er war ja sowieso nicht davon abzubringen. Er sprach immer so beiläufig davon, dass es für ihn keine große Sache sei, zum Beispiel vier Tage hintereinander nicht zu schlafen, dabei würde ich es nicht einmal einen ganzen Tag aushalten. Ich brauchte schließlich irgendwann meinen Schlaf. Gesund konnte das auf keinen Fall sein. Hielt er sich für unsterblich? Sie sagten immer, dass das Leben eines Idols eben so war, aber nicht einmal die Fans konnten sich wünschen, dass ihre Lieblinge ihre Gesundheit so schleifen ließen.

Ich hätte noch länger mit ihm darüber diskutiert. Ich hätte auch gesagt, dass ich es nicht gut fand, wie die anderen Jungs mit dieser Sache umgingen. Aber wir gelangten viel zu schnell wieder in meine Straße und hielten vor meiner Wohnung. Ich schnallte mich ab, machte aber keine Anstalten aus dem Auto zu steigen.

"Deine Mutter wird sich fragen, was so lange dauert, wenn du nicht gleich oben bist."

Ich zuckte mit den Schultern.

"Ich sage ihr einfach, dass wir uns noch unterhalten haben. Zum Beispiel darüber, dass du sechs Stunden fahren willst, obwohl du müde bist."

Ich verschränkte die Arme und Yoongi seufzte. Dass ich so aussah wie ein kleines Kind, dass seinen Willen nicht bekam, war mir dabei herzlich egal. Er sollte ruhig sehen, dass ich sein Verhalten nicht guthieß. Er konnte in einen Unfall geraten! Er konnte plötzlich so müde werden, dass er einen Moment abgelenkt war und in die Leitplanke donnerte! Es konnte so viel passieren... Aber Yoongi wollte nicht nachgeben.

"Ich bin nicht einmal müde... Würdest du ruhiger sein, wenn ich dir verspreche, dass ich anhalte, wenn ich zu müde werde?", fragte er vorsichtig und ich schnalzte mit der Zunge.

"Das sagst du einfach so...", murmelte ich und Yoongi räusperte sich entschieden. Ich schaute ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Er hob seine rechte Hand und hielt mir seinen kleinen Finger entgegen.

"Hier. Ich verspreche es dir. Mit dem Kleinen-Finger-Schwur."

"Kleiner-Finger-Schwur? Ernsthaft?" Ich konnte nicht anders. Ich lachte los. Yoongi lächelte leicht.

"Ja der Kleine-Finger-Schwur. Der unbrechbare Schwur unter den unbrechbaren Schwüren." Er sah mich abwartend an und ich hakte meinen kleinen Finger mit seinem ein.

"Ich verspreche dir, dass ich anhalte und mich ausruhe, sobald es nicht mehr geht. Wenn ich müde werde, werde ich anhalten.", sagte er feierlich. Dann drückte er unsere Daumen aneinander.

"Und das Verprechen wurde mit einem Stempel versiegelt."

Mit einem Mal war wieder alles ganz unbeschwert und leicht. Wir senkten unsere Hände, ohne einander loszulassen und Yoongi grinste.

"War doch ganz einfach.", sagte er und im nächsten Moment hatte er an meiner Hand gezogen, sodass ich vornüber zu ihm kippte. Mein Kopf lag halb auf seiner Brust und meine Augen schauten aus der Windschutzscheibe. Ich konnte natürlich nichts sehen und ich hoffte, dass auch die Passanten nichts sahen, wenn sie an dem Auto vorbei gingen.

"Die Fenster sind geschwärzt. Niemand kann hereinsehen.", sagte Yoongi leise. Er strich mir ruhig über den Rücken und eine Weile verharrten wir in dieser Umarmung. Ich hätte ihn gerne richtig umarmt, aber dann hätte er wieder aus dem Wagen steigen müssen. Irgendjemand, meine Mutter, ein Passant oder ein Fan, hätte uns sicher gesehen. Aus der Traum mit der Heimlichtuerei.

Yoongi war schließlich derjenige, der mich an den Schultern packte und einige Zentimeter von sich weg schob. Er sagte nichts, sondern schaute mich einfach nur an. Komischerweise war es mir nicht peinlich, dass er mich so lange anstarrte.

"Das heißt, wir müssen wohl 'Auf Wiedersehen' sagen.", bemerkte ich. Seine Augen huschten zu meinen Lippen. Es war nur eine Millisekunde, aber es war lange genug, um seine Absichten zu durchschauen.

Grinsend lehnte ich mich ein Stück näher zu ihm, als er auch schon seine Hand in meinen Nacken lag und unsere Lippen miteinander vereinte. Jetzt konnte ich mich nur auf ihn konzentrieren. Seine Lippen waren weich wie Butter. Sich wieder von ihm zu trennen, war schwerer als erwartet.

"Wir sehen uns in ein paar Tagen."

"In ein paar Tagen.", bestätigte ich seine Worte. Das würden ein paar lange Tage werden.

Ich sah seinem Wagen noch eine Weile hinterher. Ich stand immer noch draußen und starrte auf die Straße, als er schon längst um die Ecke gebogen war.

Manchmal konnte das Leben so perfekt sein.

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