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♥️8.Dezember✨

Der zweite Advent rückt immer näher. Ehe wir uns versehen, wird auch schon ganz bald Weihnachten sein. Ja und Weihnachten - das ist ja bekanntlich das Fest der Liebe. Was wäre der Seelenwärmer nur ohne eine süße Liebesromanze? Das haben sich auch Xclaudia89X und zuzi87gedacht. Das Autorenduo wird auf jeden Fall unsere Herzen höher schlagen lassen. ❤️


"Mist, schon so spät!", seufze ich, als mein Blick auf meine Smartwatch fällt. Ich bin viel zu spät dran, weil mein Wecker heute morgen einfach versagt hat. Na gut, vielleicht bin ich auch diejenige gewesen, die noch fünf Minuten schlummern wollte und dann völlig verschlafen den falschen Knopf gedrückt hatte. Warum ausgerechnet heute? 

Es ist mir besonders wichtig, pünktlich zu sein, denn heute ist mein erster Arbeitstag als Ärztin in einem der größten Krankenhäuser New Yorks. Ich möchte doch einen positiven ersten Eindruck hinterlassen. Schließlich geht mit diesem Job mein Traum in Erfüllung. Schon immer wollte ich in einer großen New Yorker Klinik arbeiten. Und dabei stand das St. Vincent Medical Center bei mir ganz oben auf der Liste.

Schnell schnappe ich mir meine Tasche und meinen Schlüssel, ziehe meinen dicken Wintermantel über und stürme die Treppen hinunter zu meinem Auto. Draußen ist es furchtbar kalt. Das Thermometer in meinem Auto zeigt zweistellige Minusgrade. Die Straßen von New York erstarren im eisigen Griff des Winters zu einem chaotischen Labyrinth. Der dichte Schneefall hat die Straßen in ein undurchdringliches Weiß getaucht. Jegliche Autospuren verschwinden sofort. Gelbe Taxen und schwarze Limousinen kämpfen sich mühsam durch den Schneematsch, während verzweifelte Fußgänger in dicke Schals gewickelt versuchen, den eisigen Böen zu trotzen. Doch während sich viele zu dieser Jahreszeit lieber in ihren Wohnungen verkriechen, liebe ich den Winter und freue mich schon jetzt auf die bevorstehende Weihnachtszeit.

Nachdem ich das Auto durch die vollen und verschneiten Straßen manövriert und gerade noch rechtzeitig in dem Parkhaus abgestellt habe, laufe ich zum Aufzug herüber, drücke den Knopf und warte. Das Auto wollte ich längst verkauft haben, weil ich es seit meinem Umzug in die Großstadt kaum bewegt habe. Wer braucht in New York schon ein Auto? Doch heute hat es sich für nützlich erwiesen, sonst wäre ich vermutlich wirklich zu spät gewesen.

Als ich in den Aufzug steige, höre ich jemanden hinter mir rufen.

"Halten Sie die Tür auf!"

Obwohl ich es eilig habe, drücke ich den Knopf, der die Türen offen hält. Ohne den Mann gesehen zu haben, muss ich sagen, dass seine Stimme wirklich nett klingt. Und als er dann auch noch abgehetzt im Fahrstuhl auftaucht, kann ich sogar mit absoluter Gewissheit sagen, dass er auch wirklich nett aussieht. Mehr als das ... Er sieht absolut hinreißend aus.

Ein sorgfältig gestutzter Dreitagebart untermalt seine markanten Gesichtszüge und seine tiefblauen Augen strahlen so blau wie der Ozean. Er hat eine kräftige Körperhaltung und dunkles, gepflegtes Haar, das lässig seine Stirn umspielt.

"Danke", nickt er mir höflich zu.

Sein Lächeln ist charmant, und sein Blick zieht meine volle Aufmerksamkeit auf sich. Erst als sich die Türen schließen, realisiere ich, dass ich ihn pausenlos anstarre. Hoffentlich ist ihm das nicht auch aufgefallen ...

Schnell wende ich meinen Blick ab und schlucke einen Kloß herunter, der sich unbemerkt in meiner Kehle  breitgemacht hat. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals von einem Mann so geflasht gewesen zu sein wie gerade eben. Er hat etwas an sich, was mich vollkommen in seinen Bann zieht. Allein seine Anwesenheit bringt meinen Körper in Wallung und der Duft seines Aftershaves hat eine berauschende Wirkung auf mich. Und er muss verdammt nochmal aufhören, so umwerfend auszusehen, denn ansonsten kann ich für nichts garantieren.

Als sich die Türen des Fahrstuhls wieder öffnen, stürme ich hinaus und bekomme fast Schnappatmungen, als ich bemerke, dass er mir folgt. Bei der Stationsleitung angekommen, sehe ich, wie der Mann in einem Raum verschwindet. Bis gerade eben war mir nicht bewusst, wie sehr mein Herz geklopft hat. Erst jetzt, wo ich zur Ruhe komme, beginnt sich mein Puls zu regulieren.

"Sie sind Kayla Green, oder?", fragt mich eine kräftige Frau mit üppigem Busen und kurzen roten Haaren. Sie sieht nett aus und als wäre sie diese eine Kollegin, mit der man Pferde stehlen kann.

"Genau, die bin ich. Freut mich sehr. Und es tut mir leid, dass ich ein wenig spät dran bin."

Freundlich lächle ich sie an, schiebe eine Strähne meines braunen lockigen Haares hinter mein Ohr und strecke ihr meine Hand entgegen. Gerade als sie die Begrüßung erwidert, kommt der Mann, der noch vor wenigen Minuten mit mir im Aufzug stand, auf uns zu. Nun jedoch in seinem maßgeschneiderten Arztkittel, unter dem sich seine wohldefininierten Schultern abzeichnen.

"Das ist Doktor Clarke", stellt ihn mir die kräftige Frau vor.

Ich spüre, wie mir die Röte in meine Wangen schießt und mein Herz schon wieder zu rasen beginnt. Es ist irre, denn kaum ist er wieder in meiner Nähe, droht mein Körper förmlich durchzudrehen. Mit größter Mühe versuche ich mir nichts anmerken zu lassen und erwidere seinen Blick mit einem süßen Lächeln.

"Hallo. Ich bin die Neue ... Kayla Green."

Sein Blick wandert nur kurz über meinen Körper, ehe er mir tief in die Augen sieht. Es ist fast so, als würde für einen Moment die Zeit still stehen.

"Josh Clarke. Chefarzt der Neurologie. Es freut mich, dass Sie nun unser Team bereichern. Also dann ... herzlich Willkommen."

Ehe ich reagieren kann, hat er sich eine Patientenakte geschnappt und macht sich an die Arbeit. Während ich ihm hintersehe, bemerke ich, dass auch der Blick meiner Kollegin einen Moment lang von ihm gefangen ist.

"Der ist schon heiß, nicht wahr? Ich bin ja schon etwas zu alt für ihn, aber schauen kann man doch mal, oder?" Lachend legt sie ihre Hand auf meinen Arm. "Er ist ein ganz toller Arzt und die Patienten lieben ihn."

Das kann ich mir sehr gut vorstellen  ...

***

Zwei Wochen später ist schon vieles routiniert. Es ist fast so, als wäre ich nie woanders gewesen. Natürlich lerne ich noch viel und bestimmt weiß ich auch noch nicht alles, aber dennoch beherrsche ich meine Arbeitsschritte sehr gut. Außerdem kenne ich das Personal auf meiner Station und ich verstehe mich super mit ihnen.

"Leider hat sich Miss Dawson den Fuß verstaucht und kann an Weihnachten nicht arbeiten", verkündet Mister Clarke. Meine Kollegen stöhnen. Selbst die, die an Weihnachten Dienst haben, denn die sehen wahrscheinlich schon mehr Stress auf sie zukommen.

"Also, hat zufällig jemand spontan Zeit, um einzuspringen?"

Der Chefarzt sieht nacheinander in die Gesichter meiner Kollegen. Doch niemand sagt etwas. Als er bei mir angelangt und flehend meinen Blick einfängt, nicke ich zustimmend.

"In Ordnung. Ich übernehme den  Weihnachtsdienst."

Unmöglich kann ich ihn jetzt hängen lassen. Ich liebe meine Arbeit und mir macht es nichts aus, Weihnachten hier zu verbringen.  Außerdem ... Wie könnte ich diesem Mann einen Wunsch abschlagen?

Um ehrlich zu sein, bin ich seit Tag eins in Mister Clarke verliebt. Ich weiß, er ist eine Nummer zu groß für mich und womöglich ist er unerreichbar für mich, aber er hat mich einfach mit seiner Art verzaubert.

"Danke!" Lächelnd nickt er mir zu und während sich die Ansammlung um mich herum auflöst, kommt er langsam auf mich zu. Mein Herz beginnt, wie immer in seiner Nähe, wild zu pochen. "Ich weiß es sehr zu schätzen, dass Sie einspringen. Ist es wirklich in Ordnung für Sie?"

Ich versichere ihm, dass es tatsächlich okay für mich ist. Meine Eltern machen über die Feiertage Urlaub auf Aruba und mein Bruder verbringt den Abend mit seiner Familie. Mein Plan war es, ihn und seine Frau Amy zu besuchen. Die Kinder sind einfach goldig, aber ein Weihnachtsfest im Kreise der Familie schadet ihnen sicher auch nicht.

Als ich Feierabend habe, rufe ich direkt meinen Bruder Brody an, um ihm mitzuteilen, dass sie mich nicht einplanen müssen.

"Oh mann, das tut mir leid. An Weihnachten arbeiten? Aber du hast dir diesen Beruf selber ausgesucht, Schwesterherz."

"Das stimmt und außerdem bin ich ja nicht alleine. Es gibt da einen netten Herrn im Zimmer 401, der noch nie Besuch bekommen hat. Er freut sich bestimmt, wenn ich mich ein wenig zu ihm setze."

Natürlich nur sofern die Zeit es zulässt ...

Brody lacht. "Na gut. Wie geht's dir denn in der Stadt, die niemals schläft? Bist du gut angekommen?"

Abgesehen davon, dass ich viel arbeite und in meiner Freizeit entweder die Wohnung hübsch mache oder lerne, habe ich mich gut eingelebt.

"Ich liebe es und auch meinen Job. Es war die richtige Entscheidung. Außerdem haben sie hier wahnsinnig heiße Ärzte." Meine Gedanken kreisen zu Doktor Clarke und zaubern mir direkt ein verträumtes Lächeln auf mein Gesicht, während Brody laut lacht. "Na dann, hast du ja alles richtig gemacht. Echt schade, dass du Weihnachten nicht mit uns feiern kannst. Aber vielleicht feiern wir dafür den Jahreswechsel zusammen."

"Mal sehen. Grüß Amy und die Kinder von mir", verabschiede ich mich von ihm und lege mich schon kurze Zeit später ins Bett. Schlaf kommt momentan ein wenig zu kurz. Offensichtlich schläft man in dieser Stadt wirklich weniger ...

Am nächsten Tag mache ich bei dem besagten Herrn aus Zimmer 401 Visite. Als wir fertig sind, nehme ich mir noch ein paar Minuten Zeit, um mit ihm ins Gespräch zu kommen.

"Gibt es irgendwen, den wir für Sie anrufen sollen? Wenn ich mich nicht täusche, war bisher noch kein Besuch da."

In dem Moment wird mir bewusst, wie unhöflich es von mir ist, sich überhaupt einzumischen. Auch wenn es gut gemeint war. Doch zum Glück wirkt er nicht wütend, sondern eher ein wenig traurig und bedrückt. Fast so wie das triste und trostlose Krankenhauszimmer, das wirklich ein bisschen Farbe und Deko gebrauchen könnte. Außer eines Kreuzes, welches an der Wand neben dem Schrank hängt, gibt es hier nicht viel zu sehen.

"Ach wissen Sie, meine Frau ist bereits vor drei Jahren verstorben und Kinder haben wir leider keine bekommen. Und zu meiner Schwester habe ich schon lange keinen Kontakt mehr."

Ich schenke ihm ein mitfühlendes Lächeln und lege meinen Kopf leicht schräg.

"Es geht mir gut. Machen Sie sich keine Sorgen", versichert er mir, doch ich kaufe es ihm einfach nicht ab. Um ihm nicht noch mehr zu nahe zu treten, nicke ich verständnisvoll und lasse ihn alleine. Gegen Nachmittag habe ich Pause und da ich dem älteren Herrn eine Freude machen möchte, gehe ich nach draußen, um ihm einen kandierten Apfel zu holen.

In den Straßen New Yorks hängt ein Hauch von Glühwein und gebrannten Mandeln in der Luft. Die Fifth Avenue erstrahlt in festlichem Glanz, während die Schaufenster der Geschäfte liebevoll gestaltete Dekorationen präsentieren. Der Klang von Weihnachtsmusik mischt sich mit dem hektischen Treiben der Stadt. Die Menschen sind in warme Kleidung gehüllt und schlendern durch die verschneiten Straßen. Ihre Atemwolken verschmelzen mit der winterlichen Atmosphäre und lassen mich allein beim Anblick frösteln.

Nur wenige Minuten bin ich an dem Stand voll mit reichlichen Köstlichkeiten, doch sobald ich wieder im Krankenhaus bin, spüre ich direkt die Wärme, die mich umgibt.

Und das liegt nicht nur an der Temperatur, die hier drinnen herrscht. Sondern viel mehr an Doktor Clarke, der gerade mit einem Lächeln auf den Lippen aus einem der Zimmer kommt. Ich nutze direkt die Gelegenheit und gehe auf ihn zu, denn vorhin am Weihnachtsstand, kam mir eine spontane Idee.

"Gut, dass ich Sie treffe. Ich habe auf dem Dienstplan gesehen, dass sie ebenfalls an Weihnachten Dienst haben. Was halten Sie denn davon, wenn wir eine kleine Weihnachtsfeier für die Patienten veranstalten? Es gibt einige, die kaum oder sogar gar keinen Besuch bekommen und da dachte ich, wir könnten ihnen damit eine kleine Freude bereiten."

"Tja also ..." Er legt nachdenklich seinen Finger an sein Kinn und sagt einen Augenblick lang nichts. Doch dann holt er tief Luft.

"Miss Green, ich glaube, Sie hat der Himmel geschickt. Versprechen Sie mir aber, es klein zu halten. Immerhin sind wir in einem Krankenhaus, okay?"

"Versprochen. Sie müssen sich auch um nichts kümmern. Das übernehme ich. Die Patienten werden sich bestimmt sehr freuen."

Freudestrahlend beuge ich mich zu ihm und hauche ihm einen federleichten Kuss auf seine Wange. Genau in dem Moment frage ich mich, welcher Mutausbruch über mich gekommen ist. So bin ich doch sonst nicht ... Sein Duft benebelt meine Sinne und auch er wirkt überrascht, sodass ich mich räuspere und auf das Zimmer 401 deute.

"Ich muss nochmal kurz zu Mister Wilson. Bis dann."

Ich spüre deutlich seinen Blick auf mir, doch ich drehe mich nicht mehr zu ihm um. Viel zu sehr bin ich damit beschäftigt, mich zu fragen, warum ich ihn auf seine Wange geküsst habe. Als ich bei Mister Wilson ankomme, schläft er. Um ihn nicht zu wecken, bin ich überaus leise. Ich lege den eingetüteten Apfel auf seinen Nachttisch und schreibe ihm eine kleine Notiz.

**Ich hoffe, Sie mögen Süßes. Doktor Green.**

Da meine Mittagspause noch nicht vorbei ist, hole ich mir in der Cafeteria einen großen Salat mit Hähnchenstreifen, setze mich damit an einen der Tische und beginne nebenbei schon mit der Planung für die Weihnachtsfeier der Patienten.

Mir liegt es sehr am Herzen - gerade an Weihnachten - noch einmal mehr auf meine Mitmenschen zu achten und ihnen eine kleine Freude zu bereiten. Es ist immerhin schon schlimm genug, an den Feiertagen im Krankenhaus zu liegen. Vor allem aber, wenn man zusätzlich auch noch allein ist und niemanden hat, der einen besuchen kommt.

Gerade esse ich meinen Salat und schreibe ein paar Dinge auf, die ich unbedingt noch besorgen muss, als ich plötzlich durch ein leises Räuspern aus meinen Gedanken gerissen werde.

"Darf ich mich vielleicht zu Ihnen setzen?"

Mein Herz springt im Dreieck, als mein Lieblingsdoktor den Stuhl ein Stück nach hinten zieht.

"Ja, natürlich. Sehr gerne", antworte ich und knibbel nervös an dem Kugelschreiber herum.

"Wie gefällt es Ihnen denn bisher bei uns? Haben Sie sich gut eingefunden?"

"Mir gefällt es hier sehr gut", sage ich. "Ich bin froh, dass ich hier arbeiten darf. Das war immer ein großer Traum von mir." Verträumt lege ich meine Hand unter mein Kinn und verliere mich einen Moment in seinen wunderschönen Augen. "Und Sie? Arbeiten Sie schon lange hier?"

"Zwei Jahre sind es jetzt schon. Wie die Zeit vergeht ...", sagt er und lächelt leicht vor sich hin. Es macht Spaß, ihm zuzusehen. Davon abgesehen, dass ich ihm immer gern zuhöre. Ich glaube, ich kann mich an jedes seiner Worte erinnern.

"Ich finde übrigens, dass das eine sehr tolle Idee mit der Weihnachtsfeier ist. Besonders weil ich ein schlechtes Gewissen habe, weil Sie Weihnachten nicht mit Ihrer Familie verbringen können."

Seine Worte sind süß und gehen mir irgendwie ans Herz. Dabei braucht er gar kein schlechtes Gewissen zu haben.

"Macht nichts. Wirklich ... Ich hatte ohnehin nichts besonderes vor. Außerdem ist es mir eine Ehre, mit Ihnen Weihnachten zu verbringen", schwärme ich unbewusst.

Er sagt nichts, denkt aber ganz offensichtlich über meine Worte nach. Seine Augenbrauen zieht er kraus und er fängt dabei meinen Blick ein. Fast so, als würde er in den Tiefen seiner Gedanken nach etwas Unausgesprochenem bei mir suchen. Bis sich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen bildet.

"Erzählen Sie mir etwas von Ihnen. Sind Sie hier in New York aufgewachsen?"

Ich freue mich gerade wie eine Schneekönigin, denn offenbar interessiert er sich für mich. Okay, vielleicht ist es ja ein wenig übertrieben, aber anscheinend möchte er mich ein bisschen besser kennenlernen.

"Nein. Ich komme ursprünglich aus Harpers Ferry, einer kleinen Stadt in West Virginia", erzähle ich und denke sofort an meine Heimat, die ich vor wenigen Wochen hinter mir gelassen habe. "Das Leben dort war toll, aber in letzter Zeit habe ich mich immer mehr nach etwas Trubel gesehnt. Tja, und den hab ich hier gefunden. New York ist einfach toll und bietet so viele Möglichkeiten. Aber wer weiß? Vielleicht verschlägt es mich doch irgendwann wieder zurück."

Er hört mir aufmerksam zu und nippt schmunzelnd an seinem Kaffee.

"Wohnen Sie denn schon immer hier?", frage ich dieses Mal.

"Schon immer New Yorker", lächelt er. "Ich könnte mir ein Leben in einer Kleinstadt überhaupt nicht vorstellen. Höchstens vielleicht, wenn ..." Er macht eine kurze Pause und rührt nachdenklich mit dem Löffel in seiner Kaffeetasse. "Wenn ich Familie hätte. Man kann sicherlich auch mit Kindern in einer Großstadt leben, aber die Vorstellung von einem eigenen Haus mit Vorgarten und netten Nachbarn ist auch schön. Weniger Trubel und etwas mehr Ruhe."

"Möchten Sie das denn irgendwann? Ich meine ... Frau und Kinder? Oftmals sagt man doch von Ärzten, sie seien mit ihrem Beruf verheiratet", hake ich neugierig nach und kaue ungeduldig auf meiner Unterlippe herum. Insgeheim ist das dee Traum von einem Mann für mich. Jemand, der mich liebt wie ich bin, mit mir eine Familie gründet und der mit den Kindern ein Baumhaus baut oder im Garten Football spielt.

"Naja ... schon", gesteht er, bevor sich kleine Lachfältchen an seinen Augen bilden. "Entschuldigen Sie. Ich weiß nicht, warum ich mit Ihnen darüber rede."

Gerade als ich etwas erwidern möchte, schaut er auf die Uhr und steht daraufhin seufzend auf.

"Ich muss wieder. Danke für das nette Gespräch."

Auch meine Pause ist gleich vorbei, sodass ich mein Geschirr auf den Tablettwagen räume und Doktor Clarke zurück auf die Station folge. Als mir Mister Wilson auf dem Flur begegnet, und er mit seinem Krückstock ein wenig seine wackligen Beine vertritt, winkt er mich zu sich.

"Das war wirklich nett von Ihnen. Danke."

"Ich hoffe, es hat Ihnen geschmeckt, Mister Wilson", lächle ich und freue mich, dass ich ihm eine kleine Freude bereiten konnte.

"Der Apfel war köstlich. Meine Frau hat die Dinger oft selbst gemacht, weil wir früher einfach nicht das Geld hatten, um uns welche auf dem Weihnachtsmarkt zu kaufen. Wenn sie noch leben würde, würde sie Ihnen sicher einen mitbringen. Und ... Sie würden ihn lieben."

"Da bin ich sicher."

***

In den nächsten Tagen komme ich mal wieder kaum zum Schlafen. Wenn ich nicht gerade arbeite, bereite ich die Weihnachtsfeier vor. Hauptsächlich für die Patienten, aber auch aus egoistischen Gründen. Immerhin verbringe ich Weihnachten im Krankenhaus und nicht bei meinen liebsten. Wobei es mit Mister Clarke ganz bestimmt auch schön wird.

Und heute ist es endlich soweit. Es ist Weihnachten ...

Während ich gerade eine von diesen kitschigen bunten Lichterketten aufhänge und dabei auf einer Leiter stehe, singe ich leise 'Last Christmas'. Doch als ich im Augenwinkel dunkles Haar und eine männliche Statur wahrnehme, gerate ich sofort ins Stocken und verliere das Gleichgewicht.

Verflucht ... Natürlich kommt es, wie es kommen muss: Ich falle. Gerade als ich mich auf die schlimmsten Schmerzen meines Lebens einstelle, werde ich jedoch gestoppt und ich lande nicht auf dem Boden, sondern in den Armen von Josh Clarke.

Sein Duft umhüllt mich, sein Aftershave hat eine berauschende Wirkung auf mich und ich habe das Gefühl, nicht mehr klar denken zu können. Meine Knie sind weich wie Wackelpudding und würde mich dieser gutaussehende Mann nicht festhalten, würde ich augenblicklich auf dem Boden zerschmelzen.

"Sie sollten vorsichtiger sein, wenn Sie auf einer hohen Leiter stehen. Haben Sie denn nicht den Hausmeister gefragt, ob er Ihnen helfen kann?", fragt mich mein edler Retter.

"Wäre vielleicht besser gewesen, aber der kümmert sich schon um einen Tannenbaum. Der gehört schließlich zu einem richtigen Weihnachtsfest dazu, oder?"

Ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen und grinse ihn dabei unentwegt an. Seine leuchtenden Augen, ziehen mich förmlich in ihren Bann und ich genieße seine Nähe ungemein. Die allerdings viel zu schnell endet, als er mich langsam wieder auf meine Füße stellt. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich noch Stunden in seinen starken Armen liegen bleiben können.

"Danke für die Rettung", sage ich leise und blicke seufzend auf die Lichterkette. "Tja, die hängt nun immer noch nicht und auch der Mistelzweig muss noch aufgehängt werden."

"Lassen Sie mich das machen. Ich kann wohl kaum riskieren, dass Sie am Ende wieder fallen", grinst er, stellt sich auf die Leiter und kümmert sich um die Lichterkette. Auch den Mistelzweig hängt er mitten im Raum auf.

Wer weiß?! Vielleicht macht er ja heute noch zwei Menschen sehr glücklich.

Als wir fertig sind, fahre ich nach Hause, um mich fertig zu machen, bevor heute Abend meine Schicht beginnt. Das Autofahren habe ich bei dem Schneechaos mittlerweile aufgegeben. Sobald ich wieder Zeit habe, werde ich das Auto inserieren und hoffe, dass ich noch einen guten Preis dafür bekommen werde. Mit der Bahn geht es sowieso viel schneller.

Zuhause angekommen, gehe ich duschen und während meine Haare unter dem Turban trocknen, trinke ich einen Glühweintee und esse ein paar Lebkuchen, um mich schon mal in Stimmung bringen. Währenddessen rufe ich meinen Bruder an und wünsche ihm und seiner Familie frohe Weihnachten. Ebenso meinen Eltern, die ein furchtbar schlechtes Gewissen haben, weil sie über die Feiertage verreist sind.

"Alles gut. Ich arbeite doch sowieso", erkläre ich.

"Fleißig, wie eine Biene", sagt mein Dad. "Du wirst heute mit deiner Weihnachtsfeier sehr viele Menschen glücklich machen."

Das hoffe ich. Als wir aufgelegt haben, föne ich meine Haare, frisiere sie zu leichten Wellen und schminke mich ein wenig. Dann trete ich vor meinen Kleiderschrank. Mit meinen Fingern fahre ich über alle möglichen Kleider. Dabei stelle ich mir gedanklich ein Outfit zusammen und entscheide mich relativ schnell für ein weinrotes langes Strickkleid. Dazu trage ich eine schwarze Strumpfhose und bequeme schwarze Stiefeletten. Es muss praktisch sein, sonst hätte ich hohe Schuhe angezogen. Aber ich muss heute Abend noch in den Dienst und wenn es hart auf hart kommt, laufe ich stundenlang in meinen Schuhen herum.

Vielleicht habe ich aber auch Glück und es wird ruhig werden.

Dieses Mal gönne ich mir allerdings ein Taxi, da ich noch Gebäck und Plätzchen besorgt habe, die ich ungern durch die halbe Stadt tragen möchte. Um das Abendessen kümmert sich wie immer die Kantine und da Heiligabend ist, gibt es Truthahnbrust mit Kartoffeln und Gemüse.

Als ich wieder in der Klinik ankomme, ist bereits leise Weihnachtsmusik aus dem Radio im Gemeinschaftsraum zu hören. Alles wirkt schon richtig festlich und sogar der Weihnachtsbaum, den der Hausmeister freundlicherweise besorgt hat, steht bereits. Der Duft von Tannennadeln und Zimt liegt in der Luft, während Schneeflocken leise vom Himmel rieseln und die Stadt in ein sanftes Weiß hüllen. In den Fenstern leuchten Lichterketten in Form von Sternen und ein Blick nach draußen verrät mir, dass die Menschen mit strahlenden Gesichtern durch die Straßen flanieren, eingehüllt in warme Schals und Mäntel.

Bevor es richtig losgeht, schnappe ich mir noch ein paar Kugeln aus einer Kiste und hänge einige davon an die Tannenzweige, als ich Schritte hinter mir höre. Ich drehe mich um und sehe ihn. Das Bild eines Mannes. Der Grund meiner schlaflosen Nächte ... Josh Clarke.

Auch er hat sich ordentlich herausgeputzt. Er trägt eine dunkle Hose, schwarze Schuhe und ein dunkelrotes Hemd, welches sich wie eine zweite Haut an seinen Körper schmiegt und seine Muskeln so richtig zur Geltung bringt.

Mit offenem Mund starre ich ihn mit und räuspere mich leise, als er sich langsam und mit einem unverschämt charmanten Grinsen nähert.

"Wow! Sie sehen gut aus."

Bei seinem Kompliment laufe ich sofort rot an. Farblich passt es sicher gut zu meinem Kleid, aber damit er es nicht bemerkt, flüstere ich ein leises "Dankeschön" und drehe mich direkt wieder zu dem Tannenbaum, um eine weitere Kugel aufzuhängen. Auch er macht sich nützlich und hilft mir. Plötzlich greifen wir gleichzeitig in die Schachtel. Ein Blitz zieht durch meinen Körper, als sich unsere Fingerspitzen berühren. Wir lächeln uns an und für einen Moment habe ich das Gefühl, dass auch er sich in meinen Augen verliert. Doch das Piepen seines Pagers unterbricht uns.

"Ich ... muss", flüstert er, ohne den Blick von mir zu nehmen. Ich nicke verständnisvoll, bevor er sich umdreht und geht.

"Also wenn da mal keine Funken sprühen", höre ich eine Stimme hinter mir. Es ist Ronda. Die Frau, die mir gleich am ersten Tag sympathisch war und mit der ich mich seitdem sehr gut verstehe.

Etwas betreten zucke ich mit den Schultern, deute auf den Tannenbaum und versuche meinen Herzschlag wieder zu regulieren.

"Sieht doch gut aus, oder? Jetzt muss es nur noch den Patienten gefallen", lenke ich vom Thema ab, was ihr ein Schmunzeln entlockt.

"Das wird es. Es ist wirklich sehr schön geworden. Schade, dass du nicht schon früher hier warst. Du bringst frischen Wind in das Haus und vor allem in unser Team."

Es freut mich sehr, dass die Kollegen mich mögen und mir geht es genauso. Ich fühle mich schon seit der ersten Sekunde an sehr wohl hier. Es war die absolut richtige Entscheidung.

"Übrigens", unterbricht Ronda meine Gedanken. "Als du mir von Mister Wilson und seiner Schwester erzählt hast, konnte ich nicht anders und habe ein wenig recherchiert. Ich habe sie angerufen und sie hat mir versprochen, ihn in den nächsten Tagen besuchen zu kommen."

Ist das ihr Ernst?!

Ronda macht mich wirklich sprachlos. Damit habe ich beim besten Willen nicht gerechnet. Mister Wilson hatte erzählt, dass er zu seiner Schwester schon längere Zeit keinen Kontakt mehr hat, was ihn sichtlich mitnimmt. Umso mehr freue ich mich für ihn, dass sie nun scheinbar bereit ist, wieder Kontakt zu ihm aufzunehmen.

Keine Ahnung, warum mir das Schicksal dieses Mannes so nahe geht, aber irgendwie mag ich ihn. 

Immer mal wieder muss ich zu Terminen, aber nach und nach trudeln immer mehr Patienten ein. Die Geräusche von fröhlichem Gelächter und Weihnachtsmusik füllen die Luft und verbreiten eine Aura der Liebe und Gemeinschaft. Es ist, als ob die Magie der Weihnachtszeit zu diesem Ort durchgedrungen wäre. Der Moment ist erfüllt von Vorfreude, Wärme und Hoffnung. Es gibt ein gemeinsames Essen für die, die beweglich und mobil sind und es ist die reinste Wonne, dabei zuzusehen, wie genüsslich und unterhaltsam sie beisammen essen. Und Heiligabend zusammen verbringen ...

Seufzend halte ich meine Tasse alkoholfreien Punsch in den Händen und genieße den Weihnachtsabend, als ich einen mir bekannten Duft wahrnehme. Im Augenwinkel entdecke ich Doktor Clarke, der seine Lippen an mein Ohr führt, was mir eine prickelnde Gänsehaut beschert.

"Frohe Weihnachten, Miss Green."

Und da ist es wieder ... Dieses Gefühl, welches mein Herz bis zum Anschlag schlagen lässt und tausende Schmetterlinge in meinem Bauch zum Tanzen bringt.

"Das wünsche ich Ihnen auch, Mister Clarke", erwidere ich leise. Ganz langsam drehe ich dabei meinen Kopf in seine Richtung und blicke in seine tiefblauen Augen.

"Nennen Sie mich ruhig Josh", bietet er mir plötzlich das Du an. Meine Mundwinkel ziehen sich direkt zu einem Lächeln. "Kayla", erwidere ich und lasse meinen Becher gegen seinen klingen.

"Da vorne sind noch zwei Plätze frei. Erweist du mir die Ehre und sitzt heute neben mir?"

Wie könnte ich bei so einer netten Bitte schon Nein sagen? Inbesondere wenn die Frage von diesem Mann kommt.

"Sehr gern, Josh", erwidere ich mit einem breiten Strahlen im Gesicht und folge ihm zum Tisch. Gott, ich komme mir vor wie ein Teenager, aber ich kann nicht aufhören zu grinsen. Als wir sitzen, lauschen wir gespannt den vor allem älteren Patienten, die von ihren traditionellen Weihnachtsabenden erzählen, bis sich Josh zu mir dreht und meinen Blick einfängt.

"Habe ich erwähnt, dass ich Weihnachten eigentlich nicht besonders gut leiden kann?" Er lässt mir kaum Zeit, zu antworten, da spricht er schon weiter. "Aber in diesem Jahr ist es irgendwie ... anders."

Interessiert rutsche ich ein Stückchen näher und lege meinen Kopf leicht schräg.

"Ach ja? Und warum, wenn ich fragen darf?"

"Ich denke, es liegt daran, dass du diesem Fest etwas herzliches verleihst. Das kannte ich bisher nicht."

Ich sage nichts, bleibe stumm. Aber wir lächeln. Beide.

Nach dem Essen verteilt sich alles ein wenig. Als ich Josh und Mister Wilson reden sehe, gehe ich auf die beiden zu.

"Da kommt ja schon die Dame, die uns allen einen schönen Feiertag gezaubert hat", strahlt Josh, was ich nur zu gern erwidere. Ich spüre, dass es ihm ähnlich geht. Und doch bin ich zu schüchtern, um den ersten Schritt zu machen.

"Das ist sie. Und sie ist die beste Ärztin, die ich kriegen konnte."

Josh lacht. "Das kann ich nur bestätigen. Sie ist eine absolute Bereicherung für uns alle."

Sein Blick ist so intensiv, dass es mir vorkommt, als könnte er in mich hineinsehen und jeden einzelnen Gedanken lesen. Es fällt mir unfassbar schwer, mit solchen Komplimenten umzugehen, aber dennoch gefällt es mir. So sehr, dass ich erröte und mir heiß wird.

"Ob es Zufall ist, dass Sie beide unter einem Mistelzweig stehen?", lacht Mister Wilson. "Ich lasse Sie dann mal alleine."

Beide gleichzeitig blicken wir nach oben, lächeln und sehen uns dann still in die Augen. Die Funken, die dabei in der Luft liegen, sind deutlich zu spüren. Wir fühlen uns beide gleichermaßen zueinander hingezogen. Da bin ich sicher.

Als er sich räuspert und seine Augen zu meinen Lippen schweifen, setzt mein Herzschlag für einen Augenblick aus. Ich fühle mich schon wieder wie ein Teenie und weiß nicht, was ich machen soll. So sehr bringt Josh mich um den Verstand.

Doch dann ergreift er die Initiative und schiebt seine Handfläche in meine Haare. "Darf ich?" Da ich viel zu aufgeregt bin, bekomme ich keinen Ton heraus. Aber ich schaffe es gerade noch so zu nicken. Ein Lächeln bildet sich auf seinen Lippen, bevor er sich zu mir beugt und mich küsst. Für einige Sekunden steht die Zeit still. Tausende Schmetterlinge fliegen durch meinen Körper und mein Herz springt im Dreieck.

Trotzdessen, dass wir uns eigentlich noch gar nicht richtig kennen, fühlt es sich unheimlich vertraut an. Noch nie zuvor habe ich so einen intensiven Kuss gespürt. Seine weichen Lippen bewegen sich zärtlich auf meinen. Als wären wir eins. Als würden wir perfekt zusammenpassen. Wir harmonieren. Als wäre er mein perfektes Gegenstück und zugleich der Mann, der für mich bestimmt ist und auf den ich mein ganzes Leben lang gewartet habe.

Als wäre er mein persönliches Weihnachtswunder!

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