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Insgesamt waren es dann 6 Stunden Fahrt, denn kurz vor Hamburg hatten sie mehrfach im Stau gestanden. Baustelle an Baustelle reihte sich da an den Knotenpunkten aneinander und die Polizei in Zivil konnte da natürlich auch nicht einfach so durchbrausen.
Sie hatten der Geheimhaltung wegen ja auch kein Blaulicht auf dem Dach, nur um die gefährlichen Werwölfe zuerst durchzulassen.
- Warum auch?
Sie waren ja nur alle Monster, welche die Menschen mit diesem Virus total gefährden konnten und deshalb eigentlich besser komplett in Isolationszellen weggesperrt gehörten, nun aber wohl doch noch in Reservate gesteckt wurden... wo es aber nun auch wieder Menschen gab.
- Wie dumm das war!
Und wie unnötig Lang die Reise war. Die hätten doch auch mal eine Umgehungsstraße nehmen können, oder?
Nein - natürlich nicht. Der direkte Weg über die Autobahn war der einzig erlaubte. - Haha!
Aber okay, immerhin gab es hier eine Toilette an Bord und vorhin war auch eine Frau die wohl als Begleitung aus dem Nordterritorium mitgefahren war, noch mal rum gegangen und hat ihnen allen Getränkedosen und Sandwiches angeboten.
Rena kannte sie nicht von den vorherigen Besuchen aus dem Nordterritorium, hatte aber dankbar eines der Brote angenommen und auch sofort hungrig hinein gebissen.
Ja...
Das war auch hier nun also auch wieder eine äußerst werwolfgerechte Ernährung - viel Fleisch, wenig anderes...
Zum Davonlaufen!
Ernsthaft!
Selbst nach all den Jahren vermisste sie noch immer die Küche ihrer Mutter. Allein zum Frühstück hatte es da immer so viel mehr gegeben. Und Jothi Sahli hatte sich auch immer sehr viel Mühe damit gemacht. Schon allein, um den Vater und auch die Söhne zu verwöhnen.
Da war aber immerhin dasselbe auch noch für ihre Tochter abgefallen.
Oh, wie gerne sie jetzt zu Hause gewesen wäre. Ihr kleines Zimmer unter dem Dach war wirklich winzig, doch es war ihr ganz eigenes Reich gewesen. Ihre Brüder hatten sich dagegen das große Zimmer unten geteilt. So rauflustig und frech wie sie waren verstanden sie sich natürlich prima. Doch Rena hätte alles dafür gegeben, um nur noch einen einzigen Tag als ganz normaler Mensch inmitten ihrer Familie zu verbringen.
Nun ja...
Das war ja nun schon lange vorbei. Es blieb eben nur noch manchmal die Sehnsucht danach. Die Sehnsucht nach dem Menschsein.
Nichts weiter.
„Okay..., bitte herhören Leute!
Und Achtung an alle!
Bitte Steigt jetzt aus und bleibt dann erst mal noch mal hier beim Bus stehen. Ihr werdet hier zunächst begrüßt werden als auch noch mal von der Polizei verabschiedet, die eure Anwesenheit kontrollieren und bestätigen muss. Außerdem werdet ihr gleich auch noch darum gebeten, euch zu verwandeln. Denn das erste, was hier jeder Werwolf im Territorium machen muss, ist, mit dem Alpha möglichst einmal kurz zu walken.
Natürlich könnt ihr danach sofort tun und lassen, was immer ihr möchtet, ob nun weiter in Wolfsgestalt herumlaufen oder auch ein Mensch bleiben. Aber das hier ist eine formale Auflage seitens der Regierung.
Das müssen alle Wölfe so tun, um dadurch ein Teil dieses Rudels zu sein. Wenn ihr also gleich Probleme beim Verwandeln habt, braucht ihr es nur zu sagen, euch wird sowohl beim Hin- als auch beim Zurückverwandeln geholfen. Und da ihr ja schon alle die Werwolf Kleidung tragt, werdet ihr nachher auch ganz sicher nicht nackt vor den anderen Menschen stehen müssen.
Also keine Sorge.
Seid nun also herzlich willkommen im Nord-Territorrium!", sagte ein älterer Mann der gerade eben in den Buss gestiegen war in das Mikrophon.
Rena runzelte darüber lediglich ihre Stirn und packte ihren Rucksack.
Sie ließ die anderen Menschen, die schon sorgenvoll miteinander flüsterten, ob das hier jetzt wirklich nicht doch nur genau dasselbe wie im Taunus werden würde, an sich vorbeiziehen und stieg dann als eine der Letzten aus dem Bus aus.
Und sofort gingen die Polizisten herum und hakten ihre Anwesenheit auf einer Liste ab.
Derweil hob sie kaum einmal den Blick und blieb nur einfach müde und geschafft stehen.
Gleich noch ein Walk als Wolf...
Immerhin kann ich dann noch mal kurz raus, bevor wir uns dann besser mal vergraben gehen, betrachtete Sahaa es eher praktisch.
Rena nickte nur dazu und seufzte leise auf, denn ihre Arme juckten schon wieder ganz grässlich.
Sie blickte auf die Uhr...
Es war schon wieder längst Zeit für ihre Medizin. Doch die befand sich im großen Rucksack.
Doch zum Glück wurden diese ja gerade ausgeladen, also wollte sie rasch hingehen und sie zumindest noch vorher einnehmen, doch da trat ihr dieser ältere Mann total böse guckend in den Weg.
Tut mir leid, Kleine. Weglaufen verboten. zuerst kommt jetzt erst noch der Walk!", sagte er mahnend zu ihr.
Rena sah ihn nur groß an und wollte schon protestieren. Es waren doch schließlich nur drei Tabletten, dann würde es ihr gleich viel besser gehen...
„Ich muss nur mal ganz kurz an meinen Rucksack... weil... ich muss doch... darf ich nicht noch schnell meine Medizin nehmen... - bitte?", sagte sie leise zu ihm.
Doch der Mann sah nicht so aus als würde er gerade mit sich reden lassen, und schüttelte nur energisch den Kopf.
Also blieb sie nur unbehaglich fühlend und mit gesenktem Kopf stumm und still stehen und kratzte sich erneut ganz vorsichtig durch das Hemd am Hals und an den Armen, dann am Bauch und wieder an den Armen...
Derweil sagte irgendjemand weiter vorne irgendwas zu den Wartenden, vielleicht einer der Polizisten und Sahaa winselte leise in ihrem Innern herum.
Plötzlich begannen alle um sie herum sich zu verwandeln...
Hu?
Okay?!
Wir haben die Rede dieses Typen verpasst, also los, verwandeln wir uns besser!, sagte Sahaa noch leise und Rena juckte sich wieder kurz an den Armen und nickte zustimmend.
Da trat der ältere Mann wieder ziemlich genervt aussehend zu ihr hin.
„Hast du Probleme, dich zu verwandeln? Soll ich Gideon rufen?", fragte er sie ernsthaft.
„Nein, danke. Ich schaff das schon.", sagte Rena nun abweisend zu ihm, da sie auch lieber nicht herausfinden wollte wer Gideon war und verwandelte sich prompt.
„Warum denn nicht gleich so? - Hach diese Jugendlichen heutzutage...", schien der Mann sich nun tatsächlich über sie zu ärgern und trat von ihr weg. Blieb dann aber doch noch mal wie benommen stehen und sah dann riesengroß guckend zu ihr zurück.
Vermutlich, weil ihn das, was er nun bemerkte, sichtlich entsetzt. Eine total Wunde, aufgescheuerte Wolfshaut und nur noch Fellstoppel, statt weicher Wolfspelz.
Es lief hier nun also doch wieder ganz so wie im Taunus am Anfang.
Wenn sie sich verwandelte starrten sie erst alle entsetzt an und gingen dann zu ihr auf Abstand.
So auch hier nun wieder.
Denn der Mann war nun wirklich nicht der einzige, der nun von ihr wegsprang und groß guckte.
Auch alle anderen Wölfe, die in ihrer Nähe gewesen waren, sprangen nun mit einem Satz von ihr zurück. So als ob sie die Pest hätte, oder ein wildes Monster wäre...
Sie knurrte denn auch nur ganz leise auf und blieb stehen wo sie war, bis ein echt gewaltig großer Wolf sich durch die anderen Wölfe durchdrängte und sie dann kurz stutzend aus weit aufgerissenen Augen heraus anstarrte.
Im nächsten Augenblick war der Wolf auch schon wieder verwandelt und ein ziemlich großer, wild aussehender Typ, der sogar ein Stirnband trug und dich umgehend aufrichtete.
Nee, oder?
„Oh,Scheiße... Bitte verwandele dich wieder, wenn du kannst.
Denn so kannst du natürlich auf keinen Fall mit uns Walken gehen, Mädchen.", sagte er nun sichtlich gepresst zu ihr und Rena tat seufzend was er wollte und wandelte sich rasch wieder zurück.
Nur beim Aufstehen hatte sie nun leichte Schwierigkeiten. Da aber griff der junger Typ schon vorstürzend zu, und zog sie sogar viel behutsamer als gedacht, zurück auf die Füße.
„Du ... bist, Rena! Ich hatte keine Ahnung, dass du heute auch schon auf der Liste standest. Die Letzte Woche hieß es noch du seist zu krank, um verlegt zu werden. Also warum bist du dann jetzt schon hier?", fragte er sie fast schon zornig und Rena senkte lediglich den Blick. Denn in seinen Augen schimmerte es bereits zornig rot.
Alpha-Rot.
Nein...
Gar nicht gut.
„Das kann ich auch nicht sagen. Vielleicht telefonieren Sie besser mal mit der Alpha Luna aus dem Taunus, und fragen nicht mich, Alpha. Ich habe nur das getan, was mir heute Morgen gesagt wurde. Hab meine Sachen gepackt und die Polizei kam und verlangte von mir, dass ich in den Bus einsteigen soll. Das hab ich getan.", flüsterte sie leise und kratzte sich dann wieder an den Armen und am Bauch.
„Darf ... ich jetzt bitte erst mal kurz an meinen Koffer, Alpha? Ich wollte eben noch schnell meine Medizin holen, die Fahrt war länger als geplant. Aber ich sollte ja erst walken ..."
„Wo ist ihr Koffer?", drehte sich der Junge Alpha sogleich zu dem Erwachsenen um, der betroffen dreinblickte und dann aber zur Seite nickte.
„Sie werden gerade ausgeladen, Gideon.
Es tut mir leid, Rena. Ich wusste ja nicht wer du bist und das du dringend deine Medizin brauchst, weil du noch immer sehr krank bist, sonst hätte ich dich gerade sicher nicht aufgehalten, Mädchen.", sagte er entschuldigend zu ihr.
Rena nickte lediglich angespannt und folgte dann dem Alpha der, seit er sie eben angefasst hatte, ganz seltsam anziehend auf sie wirkte, zu dem nun ausgeladenen Gepäck hin.
„Wo ist dein Koffer?", fragte der Alpha sie sogleich.
Da war ihr großer Rucksack... und sie wies schweigend darauf. Dann aber wollte sie ihn sich greifen, doch der Typ war schneller und riss bereits die Reißverschlüsse auf.
Schon hatte er ihr Tablettenpackungen in der Hand und hielt sie ihr hin.
„Wir brauchen hier was zu trinken!", rief er hinter sich und schon rannte ein weiterer Typ zum nahen Bauernhof davon.
Derweil drückte Rena sich jeweils eine Tablette aus den Packungen heraus und blieb mit gesenktem Kopf und zutiefst verlegen vor dem riesigen Alpha-Jungen stehen.
Und den hatte Alpha Torben also Rambo genannt. Nun ja... der Vergleich hinkte etwas. Er hatte zwar Muskeln aber bei weitem nicht so viele. Ja... eigentlich sah er sogar richtig gut aus mit seien dunkelbraunen Haaren und grasgrünen Augen...
Besser noch als gut, Rena. Ich glaube... das ist jemand ganz besonderes. Ich fühle da so eine Anziehung an ihn. - Total schräg", sagte Sahaa wieder winselnd und Rena bemerkte, dass es sogar leise aus ihrem Mund herauskam und runzelte verwirrt die Stirn.
Was lief hier nur?
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