Kapitel 8 - Belauscht
Den ganzen Mittag hatte ich damit verbracht, bei Charlotte zu jammern. Der Umstand das Amanda sauer auf mich war, ließ mich wirklich furchtbar fühlen.
Doch ich wusste nicht was ich ihr gegenüber würde sagen können, um es irgendwie besser zu machen. Noch immer war ich der Überzeugung, dass meine Lüge über mein Gespräch mit Mike besser war, als ihr die Wahrheit zu gestehen.
Lotte tätschelte mir die Schulter "Wir wussten doch schon vorher von Amandas Hang zum Drama, sie wird dir nicht lange böse sein.", erläuterte sie mir und schmunzelte leicht.
Ich hingegen konnte der Situation nichts witziges abgewinnen "Sagst du.", erwiderte ich unglücklich. Der Gedanke, dass die Blonde bis zum Ende des Schuljahres mit mir sprechen würde, erschien mir gar nicht so abwegig.
Daraufhin verdrehte meine beste Freundin nur ihre Augen "Mach dir nicht so einen Kopf Kate, es ist nicht deine Schuld das Mike dich mag.", stutze sie mich zurecht und seufzte dann "Ich muss los. Dimitri und ich wollten uns vor dem Abendessen treffen.", erklärte sie mir "Und nimm dir das ganze bitte nicht so zu Herzen.", bat sie dann, wesentlich sanfter.
Zögernd nickte ich "Ich versuche es, bis dann.", verabschiedete ich mich und sah ihr hinterher, als sie den Raum verließ.
Dann ließ ich mich in meinem Bett nach hinten fallen und spielte mit dem Gedanken, das Abendessen einfach ausfallen zu müssen. Es behagte mir gar nicht, mich gleich mit Marie zusammen zu setzen, auch wenn ich wusste das sie kein Wort über Mike verlieren würde.
Eine Weile blieb ich einfach so liegen, bevor ich mich seufzend aufrappelte, das Abendessen zu schwänzen war eine schlechte Idee, denn wenn ich das tun würde, würde ich mich nur die ganze Zeit über das mir bevorstehenden Gespräch mit Tom verrückt machen.
Allein der Gedanke daran ließ den Stein, welcher in meinem Magen zu liegen schien noch schwerer werden.
Allerdings beförderte ich zuvor noch die Briefe hervor, die ich am Morgen erhalten hatte.
Ungeduldig öffnete ich den von Hypatius und faltete das Papier eilig aufeinander.
Katja,
meine suche nach Antworten verläuft bescheiden. Das meiste was ich erfahren habe, wissen wir schon. Dennoch habe ich einige Entdeckungen gemacht. Nächsten Monat reise ich wieder nach Großbritannien, ich hoffe wir sehen uns dann und ich kann dir alles berichten.
Patius
Als ich den Namen las mit dem er unterschrieben hatte, konnte ich trotz schlechter Laune nicht anders als leicht zu schmunzeln, er war wirklich ein eigenartiger Kerl.
Es wurmte mich etwas, dass er mir nicht gleich seine neusten Erkenntnisse per Post mitgeteilt hatte, doch mich deswegen zu grämen würde auch nicht viel bringen, im Grunde sogar überhaupt nichts.
Über mich selbst den Kopf schüttelnd, legte ich das Schreiben neben mich auf mein Bett. Bevor ich begann den Brief von Marianne zu öffnen.
Ich vermisste das Mädchen mit den sonderbaren goldenen Augen, in der Zeit als sie in den Ferien bei mir gewesen war, hatte ich sie wirklich in mein Herz geschlossen. Natürlich hatte ich auch Nadja und Irina gerne, doch mit Marianne war es einfach irgendwie anders, inniger.
Ich leckte mir über meine spröden Lippen und faltete auf diesen Brief auseinander, bevor ich ihn aufmerksam durchlas.
Liebe Katharina,
es tut mir aufrichtig Leid, dass ich dein Bitten um Erklären so eine lange Zeit einfach ignoriert habe, das war weder richtig, noch faire dir gegenüber.
Auch was ich über den Jungen mit der dunklen Aura gesagt habe tut mir Leid, was nicht heißen soll das es nicht stimmt, sondern einfach das ich dir diese Worte nicht hätte so entgegen schleudern dürfen.
Noch immer bin ich der Auffassung das er nicht gut für dich ist, dass er gefährlich ist, und noch dazu noch jemand, der ohne Skrupel jemanden töten würde, wenn derjenige ihm im Weg steht. Er hat auch schon getötet, ich bin mir sicher, ich weiß wie die Seele von einem Menschen aussieht die gemordet hat, doch dazu später mehr.
Ohje, es war mehr als nur ein einfacher Brief, es waren zwei Blätter die alle in ihrer fein säuberlichen kleinen Handschrift verfasst worden waren.
Ich rutschte auf meinem Bett nach hinten, bis zur Wand gegen die ich mich, mir vorher ein Kissen in den Rücken schiebend lehnte.
Was ich ebenfalls gesehen habe, ist das eure Seelen miteinander verbunden sind, diese Verbindung ist sehr stark, und lässt mich bezweifeln, dass ihr jemals gänzlich getrennte Wege gehen werden.
Außerdem ist da etwas mit der Kette die du trägst, er hat ebenso eine, es ist als würde ein Schatten seiner Seele in deiner liegen, und umgekehrt. Dies gibt seiner tiefschwarzen Seele etwas winziges, helles. Und deiner so angenehm hellen, einen dunklen Schatten, der sich schwer von deiner eigenen Dunkelheit trennen lässt.
Irritiert zog ich meine Nase kraus, in dieser Kette, existierte ein Stück von Toms Seele?
Ich zog den Stein unter meiner Bluse hervor und betrachtete ihn, wie ich es so oft tat. Dann schüttelte ich leicht meinen Kopf, und zwang meine Aufmerksamkeit wieder auf die Zeilen vor mir.
Glaub mir wenn ich dir sage, dass dies sehr beunruhigend ist. Und dies erinnert mich an etwas völlig anderes, was aber auch ebenso gleich ist, es hört sich paradoxer an als es ist.
Du musst wissen, wenn ein Mensch tötet, entsteht ein Riss in seiner Seele, die Seele ist zwar noch immer vollständig, allerdings ist sie verletzt, und das ist eine Verletzung, die man unmöglich heilen kann.
Auch bei Tom habe ich diese Art von Verletzung gesehen, ich kann nicht sagen wie oft er schon getötet hat, es kann sein das es nur das eine Mal war, auch wenn ich weiß das er zukünftig nicht vor so etwas zurück schrecken wird. Aber zurück zum Thema, bevor ich mich noch mal wiederhole.
Die Verletzung seiner Seele, ist sehr viel gravierender als bei deinem Onkel, es sieht unnatürlich aus, als würde ein Stück fehlen! Und ich rede nicht von den kleinen Schatten, die in den Ketten sind. Es sieht aus als hätte man ihm gewaltsam ein Stück seiner Seele heraus gerissen, allein der Gedanke daran verursacht mir Übelkeit.
Es hat mich so sehr schockiert, dass ich nicht über das was ich gesehen hatte reden, oder gar nachdenken wollte. Doch du musst das wissen, du musst wissen auf was du dich einlässt.
Pass auf dich auf.
Marianne
Sprachlos starrte ich das Papiere eine halbe Ewigkeit einfach nur an, und versuchte das gelesene irgendwie zu verarbeiten, zu verstehen.
Ich schloss meine Augen, versuchte die Kopfschmerzen zu vertreiben, die sich unangenehm ankündigten.
Was sollte das Bedeuten, dass Tom ein Stück seiner Seele fehlte? Wusste er davon? Hatte es vielleicht damit zu tun, dass er nicht lieben konnte, nein, dass klang irgendwie abwegig.
Mir fehlten noch immer zu viel Puzzleteile, um das soeben erfahrene, mit dem was ich wusste zusammen zu setzen.
Irgendwann würde ich durch das ganze Chaos, welches im mir herrschte noch wahnsinnig werden.
Seufzend legte ich die Briefe in die Schublade meines Nachtschrankes, welcher neben meinem Bett stand.
Was sollte ich jetzt tun? Mit Tom würde ich sowieso sprechen, doch es wuchs mir über den Kopf hinaus. Einfach alles, es war zu viel, ich brauchte Luft zum atmen.
Trotz des Briefes hatte sich meine Einstellung nicht geändert, natürlich nicht. Schließlich hatte ich mich endgültig entschieden, dennoch war ich verwirrt, und ich brauchte antworten, und zwar von ihm, von Tom.
Schließlich machte ich mich dann doch auf zur Großen Halle. Vollkommen in meine Gedanken versunken, schritt ich in die Richtung des Saales, in dem das Essen stattfinden würde.
Erschrocken zuckte ich zusammen, als sich ganz plötzlich Finger von hinten meinen Unterarm umschlangen. Weshalb ich mich sofort zu der Person umdrehte "Julie?!", stieß ich erschrocken aus.
Sie grinste mich an "Na du?", über irgendetwas schien die Blonde amüsiert zu sein.
Da meine Laune im Gegensatz zu ihrer eher weniger gut war, konnte ich mich nur zu einem kleinen Lächeln durchringen "Geht so, und bei dir?", entgegnete ich fragend.
Kurz verzog sie ihr Gesicht "Bei mir nicht viel. Mein Bruder allerdings traut sich vor Scham nicht mehr aus seinem Gemeinschaftsraum.", erwiderte sie trocken.
Mit geweiteten Augen blickte ich sie erschrocken an "Oh nein.", murmelte ich betroffen und spürte die Schuldgefühle schmerzhaft in mir hochkochen.
Sie strich mir beruhigend über den Arm "Auch wenn sein Versteckspiel kindisch ist, ist er trotzdem ein großer Junge, er wird es überleben.", verkündete sie und zwinkerte mir zu "Ich wollte nur fragen ob du ihn aus seinem Gemeinschaftsraum holen kannst, auf mich hört er nicht.", erklärte sie mir dann.
Unbehaglich erwiderte ich ihren Blick und zog meine Unterlippe zwischen die Zähne "Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist Juls, ich bin sicherlich die letze, die er jetzt sehen will.", entgegnete ich zögernd.
Nachdenklich rümpfte sie ihre Nase "Eigentlich, bist du glaube ich die einzige die er im Moment sehen mag. Der Idiot glaubt, dass du jetzt nie wieder etwas von ihm wissen willst.", erklärte sie mir und verdrehte ihre Augen.
Irritiert runzelte ich meine Stirn "Wie kommt er auf so einen Blödsinn?", harkte ich verblüfft nach.
Julie zuckte mit ihren Schultern "Da bin ich überfragt.", entgegnete sie "Würdest du mit ihm reden?", erkundigte sie sich dann und blickte mich bittend an "Er schämt sich total.", nun lag wieder schalk in ihren Augen.
Wie fies sie sein konnte, gut konnte ich mir vorstellen, dass sie sich den ganzen Mittag über ihn lustig gemacht hatte. Allerdings zeugte die Tatsache, dass sie jetzt gerade hier bei mir war, sehr davon wie wichtig ihr sein Wohlergehen war.
Trotzdem schüttelte ich meinen Kopf "Ich denke nicht, dass das jetzt eine gute Idee wäre. Ich hab ihn mit meiner Ablehnung verletzt, auch wenn er noch immer mit mir befreundet sein will. Und wenn ich jetzt zu ihm gehe, bringe ich ihn nur noch mehr in Verlegenheit.", erklärte ich ihr "Vielleicht morgen.", lenkte ich ihrem Vorschlag dennoch entgegen, da ich ihm unbedingt erklären wollte, dass ich ihn noch immer gerne hatte.
Julie nickte zustimmend und seufzte anschließen "Wahrscheinlich hast du recht.", meinte sie, bevor sie mich eingehend musterte "Sicher dass du Mike nicht doch auch magst, ihr wäret sicher ein tolles Paar? Willst du dir sein Liebesgeständnis nicht nochmal durch den Kopf gehen lassen?", fragend musterte sie mich.
Meine Mundwinkel zuckten, und gerade wollte ich verneinen, als mir eine Person auffiel, die uns anstarrte.
Amanda hatte wohl gerade an uns vorbei gehen wollen, hatte jedoch bei Julies Worten Inne gehalten. Sie starrte mich vorwurfsvoll an, dann drehte sie sich um und verschwand wieder in die Richtung aus der sie gekommen war.
"Verdammt! - Amanda!", rief ich ihr hinterher, kurz blickte ich zu Juls, welche ziemlich verwirrt aussah "Wir reden morgen.", erklärte ich kurz angebunden und machte mich daran Amanda hinterher zu laufen.
Wieso bloß hatte sie das hören müssen? Ich hatte sie nicht verletzen wollen, ganz und gar nicht.
Hätte ich ihr doch bloß heute mittag die Wahrheit gesagt, zwar hätte es sie auch da verletzt, trotzdem wäre alles besser gewesen als es so herauszufinden.
Viel zu schnell verlor ich sie aus den Augen, leise vor mich hinfluchend drehte ich mich an einer Kreuzung im Kreis, während ich mich fragte ich welche Richtung sie nun gelaufen war.
Entmutig lehnte ich mich mit hängenden Schultern gegen die Wand. Ich hatte es verbockt, und zwar richtig.
Das war einfach richtig blöd gelaufen, ich wollte wahrscheinlich gar nicht wissen, wie es gerade in ihr aussah.
So wie ich sie kannte, würde sie jetzt Antony aufsuchen. Hoffentlich würde sie das tun.
Nach einiger Zeit sprach ich einen Tempus, Tom war sicherlich schon am See, ich stieß einen tiefen Seufzer aus.
Dieser Tag war einfach nur vollkommen bescheuert. Plötzlich war mir nach weinen zu mute.
Schmerzhaft fest biss ich mir auf meine Unterlippe und unterdrückte die Tränen. Dann setze ich mich in Bewegung, um nach draußen zu gehen.
Ein Kapitel mit relativ viel Inhalt, ich hoffe ihr seid gut mitgekommen, bei Verständnisfragen meldet euch einfach.
Was mein ihr, worauf bezieht sich -bezüglich des Briefes- das Loch in seiner Seele?
Wie fandet ihr Mariannes Brief generell?
Sollte Marianne weiterhin öfters in der Geschichte vorkommen, oder eher nur eine Randfigur bleiben?
Ich hatte sie jetzt zwar eigentlich öfters eingeplant, aber eure Meinung mag ich trotzdem hören.
Denkt ihr es ist eine gute Idee mit Mike zu sprechen, mögt ihr ihn jetzt überhaupt noch?
Endlich kam Julie mal wieder vor, hab sie schon vermisst, aber bei Kate geht es momentan ja ziemlich drüber und drunter.
Was haltet ihr von Amandas Abgang?
Wäret ihr auf Kate sauer, enttäuscht?
Vielleicht poste ich heute noch ein Kapitel, komme momentan mit dem schreiben voll gut voran 😊
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