Kapitel 17 - Nicht allein
Nach dem Unterricht verzog ich mich auf mein Zimmer. Vor meinem inneren Auge sah ich Toms Blick, mit dem er mich während Zaubertränke einige Male bedacht hatte.
Er schien sofort gewusst zu haben, dass etwas vorgefallen war, doch ich war froh, dass er mich nicht darauf angesprochen hatte.
Erschöpft sank ich auf mein Bett und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. "Was ist los?", hörte ich die Stimme meiner besten Freundin, die hinter mir ins Zimmer getreten war.
Sofort spürte ich, wie meine Augen wieder zu tränen begannen und ich hasste mich selbst dafür, dass ich so sehr in meinen Emotionen versank.
Die Matratze neben mir senkte sich, als Charlotte sich neben mich setzte "Kate?", harkte sie vorsichtig nach und ich spürte, wie sich ihre Finger zögernd auf meinen leicht bebenden Rücken legte.
Seufzend ließ ich meine Hände sinken und blickte zu ihr "Ich habe mit Amanda gesprochen.", brachte ich hervor. Der Kloß in meinem Hals war so groß, dass mich das Sprechen schmerzte und am liebsten hätte mich einfach in Selbstmitleid versinkend unter meiner Bettdecke versteckt.
Geduldig blickte sie mich aus ihren grünen Augen an und griff mit ihrer Hand nach meinen Fingern, um beruhigend mit ihrem Daumen darüber zu streichen.
Es fiel mir schwer, als die Worte stockend über meine Lippen kamen, trotzdem konnte ich nicht aufhören zu sprechen.
Irgendwann drückte ich mein Gesicht gegen ihre Schulter und atmete ihren vertrauten Duft ein. "Ich komme mir vor, als wäre ich ein schrecklicher Mensch.", wisperte ich niedergeschlagen.
Der Druck ihrer Arme, welche sie um mich geschlungen hatte, wurde stärker. "Oh Kate, du bist ganz sicher kein schrecklicher Mensch, im Gegenteil, du bist einfach nur wunderbar.", widersprach sie mir sanft zu "Amanda ist eifersüchtig auf dich, aber ich schätze sie ist eher auf sich selbst als auf dich wütend.", sprach sie mir gut zu.
Mit bebender Unterlippe sah ich sie an "Aber wenn sie recht hat...", flüsterte ich.
Der Ausdruck in ihren Augen wurde härter, während sie beharrlich ihren Kopf schüttelte "Irgendwann musst du damit aufhören, es immer allen recht machen zu wollen, Kate. Das kannst du nämlich nicht.", schallte sie mich und seufzte.
Zaghaft setzte ich mich gerade hin und zog die Schultern ein "Ich will meine
Freunde nicht verletzten.", widersprach ich ihr.
Skeptisch hob sie eine Augenbraue "Wenn du dich verbiegen musst, damit Amanda sich besser fühlt, hat es keinen Wert. Das musst sogar du sehen. Ich meine, würdest du das jemals von irgendeinem Menschen, der dir wichtig ist, verlangen?", erkundigte sie sich mit strenger Miene.
Verneinend schüttelte ich meinen Kopf "Nein.", erwiderte ich leise. Sie hatte Recht, ich würde so etwas nicht wollen, unter keinen Umständen.
Tief atmete sie aus "Sie wird sich wieder einkriegen, da bin ich mir sicher. Wahrscheinlich bereut sie schon wieder, dass sie sowas zu dir gesagt hat. Amanda ist vielleicht selbstgefällig und ein bisschen zu sehr von sich überzeugt, aber eigentlich nicht ganz so ein Biest.", meinte sie.
Tadelnd sah ich die Rothaarige an "Sie ist doch kein Biest, nur weil sie sagt, was sie denkt.", murrte ich.
Lotte lachte auf "Irgendwie schon.", grinste sie "Und jetzt werf dir etwas Wasser ins Gesicht. Wenn ich dich so verheult sehe, spüre ich in mir den Drang, unsere liebe Amanda vom Astronomieturm zu hexen.", verkündete sie in fast beiläufigen Ton.
Meine Augen weiteten sich "Charlotte!", entfuhr es mir erschrocken.
Das tat sie mit einem Schulterzucken ab "Was denn, ist doch so.", beharrte sie und verdrehte ihre grünen Augen. "Was war eigentlich mit der Slytherin heute Morgen, die dich angesehen hat, als würde sie dir gerne die Augen auskratzen?", fragte sie dann, um das Thema zu wechseln.
Um im Spiegel zu überprüfen, ob ich auch so furchtbar aussah, wie ich mich fühlte, erhob ich mich von meinem Bett. "Das war Elisa Revell, und sie war bis vor kurzen noch Toms Geliebte.", grummelte ich und trat an den Schminktisch.
Ja, ich sah wirklich grauenvoll aus. Mein sonst so blasses Gesicht war von roten Flecken übersäht, meine Augen waren ebenfalls Rot, ich sah ganz und gar nicht aus wie ich.
Durch den Spiegel sah ich wie Charlottes Augen sich weiteten "Nicht sein ernst?", schnappte sie entsetzte, während ich ein Papiertaschentuch aus einer Schublade zog, um mir meine schier endlos laufende Nase zu putzen. Wie viel Rotze Lottes Bluse abgekommen hatte, während ich mich bei ihr ausgeheult hatte, wollte ich gar nicht wissen.
Grimmig zuckte ich mit den Schultern "Wir waren nicht zusammen.", nuschelte ich in das Tuch, ein klägliche Versuch ihn zu verteidigen.
Kopfschüttelnd sprang sie auf "Wirklich. Männer!", schnaubte sie und sah aus, als würde sie Tom an den Hals springen, wenn er jetzt hier wäre. "Und sich dann noch eine zu suchen, die dir so ähnlich sieht, ist gleich noch viel widerlicher!", knurrte sie dann und stellte sich mit vor der Brust verschränkten Armen hinter mich. Dabei betrachtete sie mich durch den Spiegel mit einem mitleidigen Blick.
Irritiert wand ich meinen Kopf leicht nach hinten um ihr direkt in die Augen zu sehen. "Elisa sieht doch nicht aus wie ich.", widersprach ich der Rothaarigen verwirrt. "Ich meine... sie ist groß, hat definitiv mehr Busen als ich und ist... hübsch.", murmelte ich und spürte wie sich mein Herz schmerzhaft zusammen zog.
Ja, ich hatte eigentlich schon genug Komplexe gehabt, bevor ich Bekanntschaft mit dieser Elisa gemacht hatte.
Lotte sah mich an, als würde sie sich Fragen, ob ich von einem Verwirrungszauber getroffen worden war. "Hast du sie dir mal richtig angesehen?", erkundigte sie sich skeptisch "Sie ist blass, hat schwarze Locken und blaue Augen, sogar vom Gesicht her sieht sie dir irgendwie ähnlich.", führte sie mir vor Augen.
Meine Augen weiteten sich "Wirklich?", stieß ich unbehaglich aus.
Kopfschüttelnd fuhr sie sich durch ihre rote Mähne "Oh Kate, manchmal bist du echt blind.", verkündete sie.
Ihre Worte stimmten mich nachdenklich. Konnte es wirklich sein, dass Tom sich mit Elisa vergnügt hatte, weil sie mir irgendwie ähnlich sah?
Das war irgendwie... seltsam. Langsam trat ich in unser Badezimmer, um endlich die Tränen aus meinem Gesicht zu waschen.
Dabei konnte ich nicht aufhören, an Elisa zu denken. Charlottes Worte hatten mich ziemlich verwirrt, obwohl ich am liebsten gar nicht über die Slytherin nachdenken wollte, vor allem nicht in Verbindung mit Tom.
Hatten die beiden auch in der Abstellkammer... Igitt. Ich hasste diesen Raum einfach. Immer wenn ich an ihm vorbei ging, hatte ich die Bilder von Tom und Lea im Kopf und jetzt kam auch noch diese Elisa hinzu, dass war doch zum Verzweifeln.
Mit einem Schnauben richtete ich mich wieder auf und drehte den Wasserhahn zu, um in mein verärgertes Gesicht zu blicken.
Charlotte lehnte derweil im Türrahmen und betrachtete mich. "Wieso trifft dich das mit Amanda eigentlich so sehr, aber bei sowas bleibt du so gefasst. Ich meine, ich würde Dimitri mit bloßen Händen erwürgen, wenn er so etwas tun würde.", harkte sie interessiert nach.
Ihre Frage ließ mich seufzen "Zwischen uns das ist schon kompliziert genug, wegen so etwas auszurasten, bringt uns auch nicht weiter.", erklärte ich ihr leise und legte meine Finger um den Rand des Waschbeckens.
Im Spiegel sah ich wie sie ihre Augenbrauen nach oben zog "Vielleicht, trotzdem, das muss doch verdammt weh tun.", murmelte sie.
Ernst erwiderte ich ihren Blick "Tut es auch. Aber es ist jetzt vorbei.", erwiderte ich mit fester Stimme. Dann zogen sich meine Mundwinkel leicht in die Höhe "Außerdem kann ich gar nicht viel darüber nachdenken. Tom und ich bekommen das mit unserer Beziehung dieses Mal wirklich gut hin.", verkündete ich meiner besten Freundin dann und drehte mich zu ihr um, wobei ich mich gegen das Porzellan hinter mir lehnte.
Ihrem Blick nach glaubte sie mir das nicht so ganz "Ich meine das jetzt nicht böse, Schätzen. Aber in der kurzen Zeit, in der ihr wieder zusammen seid, kann man auch nicht so viel falsch machen.", erwiderte sie zögerlich.
Das brachte mich zum Schmunzeln "Hör einfach zu.", bat ich grinsend.
Wir zogen uns zurück in das Zimmer und setzten uns zusammen auf ihr Bett. Dann erzählte ich ihr, dass ich Dumbledore wegen des Fluchs um Hilfe gebeten hatte, und das Tom eigentlich sehr ruhig darauf reagiert hatte, dass wir nicht deswegen gestritten hatten, wie wir davor über alles Mögliche entweder gestritten, oder geschwiegen hatten.
Als nächstes berichtete ich ihr, dass Tom mich, nachdem er von der Sache mit Mike erfahren hatte, mehr oder weniger darum gebeten hatte, mich von ihm fern zu halten. Und zum Schluss erklärte ich ihr mit einem breiten Lächeln in meinem Gesicht, dass er es wieder zurück genommen hatte und dass er meinen Wunsch einfach akzeptierte.
Lange sah sie mich, als ich geendet hatte, einfach nur an "Und wir reden immer noch über Tom Riddle?", erkundigte sie sich argwöhnisch. "Ich meine, du hast mir noch nie viel von den erzählt, was sich so zwischen euch abspielt, trotzdem klingt das nicht wirklich nach ihm, nicht so... herrschsüchtig wie ich ihn mir vorstelle.", zum Schluss grinste sie mich frech an.
Prustend verdrehte ich meine Augen und beschloss einfach nicht zu erwähnen, wie herrschsüchtig er genau war. "Ich bin wirklich glücklich.", erwiderte ich lächelnd.
Der Ausdruck ihrer Augen wurde weich "Das höre ich wirklich gerne, Kate.", entgegnete sie mir. Dann schien sie zu zögern "Aber traust du dem Frieden wirklich? Ich meine... bisher ging es immer drunter und drüber...", fügte sie vorsichtig hinzu.
Natürlich hatte ich mir auch schon Gedanken darüber gemacht. Ich wusste, wie stark Toms Stimmungsschwankungen sein konnte, und jedes mal, wenn wir uns sahen, fürchtete ich mich davor.
"Tut mir leid. Ich wollte nicht in irgendwelchen Wunden herumstochern.", entschuldigte sie sich und verzog ihr Gesicht, als hätte sie Zahnschmerzen.
Kurz sah ich sie schweigend an, bevor ich kaum merklich meinen Kopf schüttelte "Ist schon gut.", versicherte ich ihr "Natürlich weiß ich, dass es nicht immer so einfach sein kann. Doch ich bin glücklich über jeden Schritt in die Richtung, den wir gemeinsam gehen.", erklärte ich dann leise.
Das brachte Lotte zum Lächeln "Klingt gut.", erwiderte sie und wirkte belustigt. "Ich treffe mich noch mit Dimitri. Hilfst du mir heute Abend bei den Okkulmentikübungen?", frech grinsend sah sie mich an.
Zustimmend nickte ich "Kein Problem.", stimmte ich ihr zu.
Auch als Charlotte das Zimmer verlassen hatte, war ich in Gedanken noch bei ihr. Ich hatte dieses verrückte Aufgedrehte einfach nur unheimlich gerne. Sie hielt immer zu mir, stand mir immer bei, ließ mich nie allein. Ich konnte mir einfach keine bessere Freundin als sie vorstellen.
Überarbeitet
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