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8 - Mortimer

Islays POV

Da Tessie und ich sowieso nichts anderes zu tun haben, folgen wir Nox durch den langen Gang. Er scheint wie in einer Art Trance gefangen zu sein, denn er blendet seine Umgebung komplett aus und wird mit jeder Sekunde schneller.

Hastig stolpert er die Treppenstufen in seine Bar hinunter, ehe er sich energisch einen Weg durch die tanzende Menschenmenge bahnt. Um ihn nicht aus den Augen zu verlieren, bleibe ich mitten auf der Treppe stehen und verfolge jede seiner Bewegungen mit Ehrfurcht und Misstrauen.

Nach ein paar Sekunden hat Nox die Eingangstür des Seelenschwanks erreicht. Während er seine langen Finger selbstbewusst auf die Klinke legt, halte ich überrascht die Luft an. Mein Herz hämmert unangenehm gegen meinen Brustkorb und ich habe das Gefühl, als würden mehrere, elektrische Blitze unter meiner Haut zucken.

Ganz langsam, fast schon wie ein Zeitlupengeschwindigkeit, öffnet Nox die riesige Eingangstür. Ohne sich ein letztes Mal umzuschauen, huscht er über die Schwelle und wird draußen von finsterer Dunkelheit empfangen.

Die Tür fällt wieder ins Schloss und bringt die ganze Bar zum Beben.

Ungläubig starre ich auf den Punkt, an dem Nox gerade verschwunden ist. „Wie ist das bloß möglich?", frage ich mich selbst so leise, dass meine Worte direkt von der wummernden Musik verschluckt werden.

Tessie, die unmittelbar neben mir steht, scheint mich aber trotzdem verstanden zu haben, denn sie erklärt mir: „Nox ist der Einzige, der das Seelenschwank verlassen kann. Das macht er aber nur, wenn er sich mit Mortimer und Vivian trifft. Und auch nur im absoluten Notfall!"

Interessant ...

Ich beuge mich zu Tessie hinunter, damit sie mich besser hören kann, und möchte dann neugierig von ihr wissen: „Weißt du, warum die toten Seelen die Bar im Gegensatz zu Nox nicht verlassen können?"

Kurz runzelt Tessie ihre Stirn, bevor sie laut überlegt: „Wahrscheinlich, weil wir nur hier ins Jenseits übergehen können. Es würde also gar keinen Sinn ergeben, wenn wir uns außerhalb der Bar aufhalten würden."

Ich nicke. Obwohl ich ihre Worte für Schwachsinn halte. „Komm mit, Tessie", murmele ich nur ein paar Sekunden später, nachdem ich meinen Missmut heruntergeschluckt habe. „Wir mixen dir und Zuckernase einen leckeren Cocktail, okay?"

Direkt nehmen Tessies Augen die Größe von Untertassen an. Mit einem begeisterten Funkeln in den Pupillen fragt sie mich: „Du kannst Cocktails mixen? Ist ja cool!"

„Natürlich", grinse ich. „Bestimmt noch besser als Nox."

Und während wir uns Hand in Hand zum Bartresen vorkämpfen, formt sich langsam ein Plan in meinem Kopf, wie ich dieses Irrenhaus schnellstmöglich wieder verlassen kann.

FSU? Ich komme!

***

Nox' POV

Wie immer, wenn wir uns sehen, begrüßt mich Mortimer mit einem freundschaftlichen Schulterklopfen. „Nox, mein Guter", säuselt er übertrieben fröhlich, „was führt dich zu mir?"

Mortimer sitzt entspannt in einem Schaukelstuhl und genießt die warmen Sonnenstrahlen, die seine blasse Haut küssen.

Man müsste meinen, dass der Tod den ganzen Tag mit seiner Arbeit beschäftigt sei, aber dem ist nicht so. Eigentlich muss Mortimer nur dann auf die Erde ausrücken, wenn ein Mensch gestorben ist und seine Seele zu mir in den Ruhepunkt wandern soll.

Die restliche Zeit des Tages verbringt Mortimer in seinem Anwesen. Einem schicken Häuschen, das mitten im Wald an einem See steht. Meistens ist er in seinem Rosengarten oder auf der Veranda zu finden.

Ob Mortimer in dem Himmel oder in der Hölle lebt? Weder noch.

Sein Haus befindet sich in einer Zwischenwelt, die extra für ihn und Vivian kreiert wurde. Abgesehen von mir haben nur noch Dämonen und Engel Zutritt zu diesem Reich. Warum? Damit sie sich über die verstorbenen Seelen, die bei ihnen im Jenseits gestrandet sind, austauschen können.

„Nun spuck's schon aus!", reißt mich Mortimers amüsierte Stimme aus meinen Gedanken in die Realität zurück. Seine Augen, die im Sonnenlicht wie flüssiges Karamell leuchten, bohren sich durch meine Haut. Auf der Suche nach Antworten. „Was bedrückt dich, Nox?"

Ein tiefes Seufzen entflieht meiner Kehle.

„Islay Clinton ..." Ihren Namen auszusprechen, fühlt sich wie Balsam für meine Seele an. Ein angenehmes Prickeln zieht sich über meine Zunge und breitet sich in meinem gesamten Mundraum aus. Fast wie Brausepulver. „Erinnerst du dich an sie?"

Mortimer schüttelt den Kopf, sodass seine rabenschwarzen Locken wie züngelnde Flammen um sein Gesicht wirbeln. „Moment!" Er lässt seine Augen zuflattern und durchkämmt seine Erinnerungen nach Islay. Eine sehr beeindruckende Eigenschaft, mit der ich auch sehr gerne gesegnet worden wäre ...

Nach wenigen Sekunden schaut mich Mortimer wieder an und fragt: „Was ist mit ihr?"

„Sie ..." Ich weiß nicht, wie ich meine Gedanken in Worte fassen soll. „Sie ist so anders als all die anderen verstorbenen Seelen."

Mortimer runzelt die Stirn. „Wenn ich nicht in deinen Kopf springen soll, musst du dich schon etwas präziser ausdrücken, Nox."

Wieder muss ich seufzen. Einfach, weil ich so überfordert bin. Mit allem. „Islay ... Sie, na ja ..." Ich zwicke mir in die Handinnenfläche, um irgendwie das Chaos in meinem Hirn zu sortieren. „Sie leuchtet so hell wie die Sonne. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie verdammt weh es tut, sie anzuschauen."

Mortimer nickt. Seine dunklen Augen ruhen permanent auf mir und scheinen jedes einzelne Wort wie ein Schwamm aufzusaugen.

„Außerdem kann sie die dritte Tür nicht öffnen", fahre ich fort. „Jedes Mal, wenn sie ihre Finger auf die Klinke legt, erscheint dort ein Vorhängeschloss. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen, Mortimer."

Tatsächlich breitet sich ein Lächeln auf dem Gesicht meines Gegenübers aus.

Ob ich das als positives oder negatives Zeichen werten soll? Keine Ahnung, aber ich hoffe auf Ersteres.

„Islay akzeptiert ihren Tod nicht, Nox. Zu Null Prozent", füttert Mortimer meine Fragen mit Antworten. „Sie scheint sich so sehr dagegen zu wehren, dass sie es allein durch ihre Willenskraft schafft, die Türen zu verschließen. So ein Verhalten tritt zwar äußerst selten auf, aber wie du siehst, ist es nicht unmöglich."

Was?!

Ein Tornado der Überforderung fegt durch meinen Kopf und mehrere Blitze schießen durch meine Blutbahnen. Wie Pfeilspitzen, die ihr Ziel auf keinen Fall verfehlen wollen.

Hat Mortimer wirklich Recht? Um ehrlich zu sein dachte ich nämlich, dass sich Islay auf einem guten Weg befinden würde. Aber wie es scheint, habe ich sie total falsch eingeschätzt und ihre Emotionen nicht mal ansatzweise richtig gedeutet.

Oh man, ich bin so ein Idiot!

Mit einem großen Kloß im Hals möchte ich von Mortimer wissen: „Und wie schaffe ich es, dass Islay ihren Tod akzeptiert?"

„Wahrscheinlich gar nicht." Mortimers Augen verdunkeln sich zu einem Sturm. „Zumindest nicht in absehbarer Zeit."

„Wie meinst du das?", hake ich sofort nach.

„Warte hier auf mich, mein Freund." Das ist alles, womit mich Mortimer vertröstet, ehe er von seinem Schaukelstuhl aufsteht und in dem Inneren seines Hauses verschwindet. Obwohl ich ihn nun nicht mehr sehen kann, höre ich leises Gepolter und Glassplitter, dicht gefolgt von Flüchen.

Es dauert nicht lange, da steht Mortimer auch wieder vor mir. Zum Glück unversehrt. In seiner Hand hält er einen weißen Schlüssel, der mit pechschwarzen Schnörkeln und Ornamenten verziert ist. Kaum sichtbare Rauchschwaden schlängeln sich um den Schaft und ein metallischer Geruch breitet sich in der Luft aus.

„Das ist ein sogenannter Seelenfresser", erklärt mir Mortimer verschwörerisch, während er mir den Schlüssel vorsichtig in die rechte Hand legt. „Mit ihm kannst du die Schlösser öffnen, die die Türen im Seelenschwank versperren."

Voller Ehrfurcht und Faszination drehe ich den Schlüssel zwischen meinen Fingerspitzen.

Wie zum Teufel kann es sein, dass ich den Seelenfresser erst nach 823 Jahren kennenlerne? Irgendetwas an Islay muss besonders und außergewöhnlich sein. Blöderweise bin ich mir aber noch nicht sicher, ob das etwas Gutes oder Schlechtes ist.

„Ich weiß, dass sich die Seelen normalerweise allein ihren Dämonen stellen sollen, aber du wirst Islay durchgängig begleiten müssen", spricht Mortimer weiter. „Nur, wenn sie jede Tür einmal betreten hat, besteht eine realistische Chance, dass sie ihren Tod akzeptiert und aus freiem Willen ins Jenseits übergeht."

„Und was, wenn das nicht passieren wird?"

Mortimer kräuselt seine Stirn, sodass mein Herz automatisch schneller schlägt. Seine Lippen sind zu einer dünnen Linie gepresst, ehe er murmelt: „Ich hoffe, soweit wird es nicht kommen. Andernfalls werden wir ihre Emotionen und Erinnerungen löschen und sie per Koma ins Jenseits verfrachten müssen."

Boom! Mortimers Worte schlagen wie eine Bombe in meinem Körper ein und hinterlassen dort nichts weiter als Zerstörung und Verwüstung.

Ich muss es auf jeden Fall schaffen, dass Islay lernt, ihren Tod zu akzeptieren. Koste es, was es wolle!

„Danke für deine Hilfe, Mortimer!" Ich quäle mir ein Lächeln auf die Lippen und verabschiede mich mit unserem typischen Handschlag von dem Sensenmann.

„Immer wieder gerne", flötet er. „Und Nox?"

„Ja?"

„Viel Glück!"

***

Der weiße Schlüssel, auch Seelenfresser genannt, liegt schwer wie Blei in meiner Hand, als ich das Seelenschwank betrete. Meine Emotionen fahren Achterbahn und mein Herz läuft einen Marathon.

Ständig erwische ich mich dabei, wie ich über Islay nachdenke.

Warum fällt es ihr so schwer, ihren eigenen Tod zu akzeptieren? Solch eine gigantische Blockade habe ich noch nie zuvor beobachten können.

Hoffentlich kann ich sie rechtzeitig auf den richtigen Pfad lenken, denn ein Weiterleben ohne Gefühle und Erinnerungen ist wahrscheinlich kein Leben mehr. Jenseits hin oder her.

Kaum bin ich über die Türschwelle getreten, die zu meiner Bar führt, stoße ich beinahe mit der jungen Frau zusammen, die permanent meinen Kopf für sich beansprucht.

„Da bist du ja endlich wieder!", stößt Islay ein erleichtertes Seufzen aus. Ihre grünen Augen funkeln geheimnisvoll im Licht der kreisenden Scheinwerfer und an ihren Mundwinkeln zupft ein schwaches Lächeln. „Du musst mir unbedingt einen Gefallen tun, Nox, ja?"

Ich bin so überrumpelt, dass mir die Worte im Hals steckenbleiben. Eigentlich sollte ich mit Islay über ihren Tod sprechen, aber stattdessen nicke ich brav. Als wäre sie ein Puppenspieler und ich ihre Marionette.

Statt allerdings an irgendwelchen Fäden zu ziehen, überreicht mir Islay einen gefalteten Papierzettel. „Den musst du unbedingt zu Mortimer bringen!", fordert sie mich mit solch einer Entschlossenheit in der Stimme auf, dass sich eine kalte Gänsehaut auf meiner Wirbelsäule ausbreitet. „Am besten jetzt sofort!"

„Wa-Was?!", hake ich verwirrt nach. „Warum?"

Islay klimpert mit ihren langen Wimpern. „Bitte, Nox!", fleht sie mich an. „Das ist wirklich wichtig für mich und würde mir enorm weiterhelfen!" Das panische Glitzern in ihren Augen bohrt sich wie die Klinge eines Messers durch mein Herz.

Auch wenn ich keine Ahnung habe, was auf dem Zettel steht, kann ich Islay ihren Wunsch unmöglich abschlagen. Es geht einfach nicht.

„Okay", lenke ich deshalb ein, „aber nur, wenn wir uns danach miteinander unterhalten."

Sofort verhakt Islay ihren kleinen Finger mit meinem und behauptet: „Versprochen!"

„Na schön ..." Ich drücke den Papierzettel enger an meine Brust und schenke Islay ein aufmunterndes Lächeln. „Dann sehen wir uns gleich wieder."

„Ja, bis gleich." Die Unschuld ist ihr praktisch wie ein Kunstwerk ins Gesicht gemeißelt.

Zu gerne würde ich Islays hübsches Gesicht noch länger betrachten, doch ich reiße mich notgedrungen von ihrem Anblick los und mache auf dem Absatz kehrt. Begleitet von meinem rasenden Herzen schließen sich meine Finger um die Klinke der Eingangstür und drücken diese langsam hinunter.

Wie in Zeitlupengeschwindigkeit schwingt die Tür auf. Erst setze ich meinen rechten Fuß über die Schwelle und dann den linken.

Gerade als ich erneut den Weg in die Zwischenwelt antreten möchte, ertönt hinter mir ein ohrenbetäubender Knall.

Wie vom Blitz getroffen wirbele ich herum und erstarre.

Verwirrung, Wut und Enttäuschung kämpfen um die Oberhand, als ich in Islays schreckgeweitete Augen schaue.

Ihr zierlicher Körper wird von schwarzen Nebelschlieren umspielt, die sie in einer Art Schockstarre gefangen halten, und ihr Zeigefinger berührt die Barriere, die das Seelenschwank von der Außenwelt trennt.

„Islay ...", hauche ich kaum hörbar ihren Namen. Ich gehe vorsichtig einen Schritt auf sie zu und suche ihren Blick.

Ja, ihre Anwesenheit macht mich verrückt und vernebelt mir teilweise das Hirn, aber das heißt nicht, dass ich keine klaren Schlüsse mehr ziehen kann, denn jetzt gerade funktionieren die Rädchen in meinem Kopf einwandfrei.

Islay wollte aus dem Seelenschwank flüchten. Einzig und allein die Schutzbarriere hat sie davon abgehalten und betäubt.

Fiese Stiche der Enttäuschung nagen in diesem Moment an meinem Herzen. Es tut weh, zu wissen, dass sie mich nur benutzt und hinter das Licht geführt hat.

Ob sie unseren Neuanfang überhaupt ernstgenommen hat?

Mit zittrigen Fingern falte ich den Papierzettel auseinander, den mir Islay erst vor wenigen Minuten anvertraut hat. Darauf steht in schnörkeliger Schreibschrift ein einziges Wort.

Hilfe!

Mein Mund wird staubtrocken und kratzig. Wie eine Wüste.

Ich habe keinen blassen Schimmer, warum sich Islay so sehr gegen ihren Tod wehrt, aber wie es scheint, bleibt mir keine andere Wahl, als sie dazu zu zwingen, sich endlich mit den Dämonen ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen.

Das ist auch der Grund, weshalb ich zurück ins Seelenschwank trete, die erstarrte Islay auf den Arm nehme und dann das erste Obergeschoss ansteuere. Oder konkreter gesagt: Die vergoldete Tür mit der Nummer Drei.

Wie sollte es auch anders sein, formt sich ein Vorhängeschloss, als ich Islays Hand auf den Griff lege. Direkt entsperre ich das Schloss mit dem Seelenfresser und trete vorsichtig in den dahinterliegenden Raum.

Was genau jetzt mit Islay passieren wird?

Ganz einfach: Ihr werden mehrere Szenen gezeigt, wie ihr Leben hätte weiterlaufen können, wäre sie nicht auf dem Eis gestorben.

Ob ihr das dabei helfen wird, einen Schritt in Richtung Jenseits zu gehen? Ich hoffe es!

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