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Kapitel 12

Lucinda

Ich konnte spüren, wie mir ausnahmslos alle Gesichtszüge entglitten. Völlig entsetzt starrte ich den Mann an, welcher neben mir Platz nahm, gänzlich unfähig, auch nur einen Muskel zu rühren. Es war, als wäre jede noch so feine Faser in meiner Körper zu klirrend kaltem Eis erstarrt. Einzig allein mein Herz flatterte panisch wie die feinen Flügel eines Kolibris und ließ meinen ganzen Brustkorb zucken.

Die Sache mit dem Atmen allerdings bekam ich nicht mehr auf die Reihe. Das komische Geräusche, welches ich von mir gab, konnte man noch nicht einmal als Keuchen bezeichnen. Höchstens als jämmerliches Fiepen.

Meine Freunde sahen mich an. Ich konnte ihre brennenden Blicke fühlen, und wie sie sich in meine dünne Haut bohrten. Wie kleine Nadeln stachen sie zu und mit jeder Sekunde wurde es unerträglicher. Das Verlangen, sie anzuschauen und so das brennende geführt zu lindern, wuchs auf unmenschliche Größe in mir an, doch ich hatte nicht die Kraft dazu. Vermutlich sollte ich dankbar sein, überhaupt Sauerstoff in meine Lungen zu bekommen.

Alejandros schmalen Augen lagen ruhig auf meinen grünen. Man sagte, dass sie die Fenster zur Seele war. Und eben, als dieses Sprichwort - ich wusste sogar, wo es an meiner Decke stand, links unter einem der vielen von Albus Dumbledore - meine Gedanken wie ein Messer durchschnitt, schien es mir, als würden seine Augen tiefer und dunkler sein, als die von Álvaro.

Erst da fiel mir auf, wie wenig ich eigentlich über Alejandro wusste. Natürlich war es doch viel, wenn man die Tatsache einbezog, dass ich kaum ein Wort mit ihm gewechselt hatte und ihn jetzt zum zweiten Mal sah. Aber auch er war eine meiner Figuren. Und ich kannte ihn, ebenso wie Lorenzo, nicht halb so gut wie Álvaro.

Das war einer der Nachteile, da ich mein ganzes Buch in der Ich-Perspektive aus Álvaros Sicht geschrieben hatte. Somit kannte ich nur seine Gedankenwelt. Zwar war mir durch sein Empfinden gegenüber seiner Mitmenschen bekannt. Beziehungsweise seiner Mitvampire, wenn man es so nennen mochte.

Ich hatte nur indirekt auf die anderen Charaktere Einfluss gehabt. Selbstverständlich war ich das Monster gewesen, welches die Fänden im Hintergrund gezogen und somit jede einzelne Situation geschrieben hatte. Und so hatte ich auch sehr viel der anderen Figuren bestimmt. Im Kopf hatte ich natürlich sämtliche Eigenschaften und Angewohnheiten von Alejandro, Lorenzo und Co. gehabt.

Doch letztendlich war es Álvaros Wahrnehmung gewesen, welche die anderen Figuren gezeichnet hatte. Somit konnten Dinge, die der Vampir nie bemerkt hatte, auch nicht von mir bestimmt werden.

Mein Schreibstil war es wahrscheinlich auch gewesen, welcher Álvaro seine Redensart beigebracht hatte. Alejandro und auch Lorenzo sprachen manchmal etwas geschwollener, eher wie im Mittelalter. Zwar hatte ich diese Art zu reden auch in meinem Buch zum Ausdruck bringen wollen, doch gerade am Anfang, als ich begonnen hatte, Álvaros Geschichte aufzuschreiben, fehlte mir noch sehr diese Art von Wortschatz. Gegen Ende, das gab ich gern zu, wurde es besser. Ich nutze Ausdrücke wie vorlieb nehmen, Tölpel oder Stümper. Ich bezeichnete die Wäscherinen als Waschweiber und verbannte moderne Worte wie Nutte oder Arzt und ersetzte sie mit Hure und Heiler. Meine Schreibart wurde abgebrüht er und ich nannte die Dinge beim Namen.

Leider hatte ich damit Álvaro in seiner Wortwahl nur wenig beeinflusst. Von den drei Vampiren, die nun letztendlich ihr Unwesen in dieser Stadt trieben, hatte er die modernste Sprechweise und konnte sich so am besten anpassen, was nicht gerade nachteilig war.

»Kläre mich auf, Mädchen«, holte mich Alejandro in aus meinen Gedanken heraus.

Doch ich konnte nur dumm glotzen. Seine Stimme war weicher als Álvaros. Klebriger. Viel lockender. Und ich selbst konnte nur ahnen, wie viele Angestellte oder andere Menschenmädchen er damit in sein Gemach bekommen hatte. Giftig grüner Ekel zwängte sich in meine Gefühlswelt.

Er jetzt bemerkte ich seinen Duft. Kalter Regen und dunkle Nächte, war das erste, was mir in den Kopf sprang, Rauch und Feuer das nächtste. Natürlich war es nicht die Art von Rauch, nach welcher paffende Menschen stanken. Viel mehr war es ein matter, bitterer Geruch. In einer Art und Weise nahezu köstlich.

Aber auch wenn in dem Punkt des Regens dem seines Bruders so ähnelte, unterschieden ihn die anderen Komponenten mehr als nur deutlich. Dennoch war es nicht so, dass Alejandros Duft meiner nicht gefiel. Ganz im Gegenteil fanden die Schmetterlinge in meinem Bauch geradezu Gefallen daran und jäh taute das Eis in mir.

Ich konnte nicht sagen, weshalb sich mein Schock mit einem Schlag legte, eine geradezu federleichte Ruhe mich wie frisches Quellwasser durchströmte und den Ekel rückstandlos mit sich riss.
Doch eben diese Reaktion beunruhigte mich tief drin auch.

»Nun?« Regelrecht herausfordernd hob Alejandro eine seiner wohlgeformten Augenbrauen.

Ash räusperte sich. »Ich fürchte, das geht dich nichts an.«

Der Vampir lachte, seine nadelspitzen Eckzähne dabei entblößend. Ob der Schmerz seines Bisses ebenso süß war wie der seines Bruders? »Stellt euch nicht so an, es ist nicht so, dass Álvaro immer der brave ist.«

»Der Dreckskerl war mit ihr zusammen und kaum taucht dieses Arschloch namens Lorenzo auf, schmeißt er sich ihm an den Hals und vergisst, was Lucinda alles für ihn getan hat«, entfuhr es Logan.

Endlich schaffe ich es, mich von Alejandros dunklen Augen loszureißen. Etwas beschämt blickte ich auf die Tischplatte. Sie war abgenutzt und stumpf geworden. Lauter Kratzer zierten die Oberfläche und der Klarlack war so rissig, dass er an manchen Stellen abplatzte und das unschuldige Holz freigab. Hier und da waren Initialen in die Plätze geritzt und mit einem Herz umrahmt worden. Außerdem wusste ich um die Brandflecken, die manche Schüler aus Langeweile unter die Tischplatte gemacht hatten. Vermutlich mit der hirnrissigen Frage, ob Holz wirklich brennt. Dummköpfe.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Alejandro Messer und Gabel aufnahm und ein Stück seines Jägerschnitzels abschnitt. Die Art, wie er sich das panierte Fleisch mit ein paar Nudeln in den Mund schob, war das eleganteste, was ich je in meinem Leben gesehen hatte. »So so, er ist also mit Lorenzo zusammen.«

»Wer bist du überhaupt?«, fragte Shira misstrauisch.

Diese Frage hatte sie mir heute morgen auch wieder und wieder gestellt, doch ich hatte immer wieder den Kopf geschüttelt. Zwar wäre nichts dabei gewesen, ihr einfach zu sagen, dass er Álvaros Bruder war, doch in dem Moment war mir alles zu viel geworden. Meine Angst war viel zu groß gewesen.

Denn ich wusste sehr wohl, wie Álvaro auf den Fakt reagiert hatte, dass er meiner Feder entsprungen war. Und der Vampir hatte weniger gut reagiert. Doch zumindest hatte er mich nicht umgebracht, was jedoch mehr Glück als Können war.

Ich war mir allerdings sicher, dass Alejandro das nicht passieren würde. Dafür war der jüngere Bruder viel zu berechnend. Und zu skrupellos. Ja, ich würde bei ihm leiden. Wahrscheinlich auch mehr, als ich es bei Álvaro getab hatte. Aber, bei Gott, Alejandro würde niemals zulassen, dass ich entkam.

Ein Schauer überlief mich ein Ameisenstaat.

»Wie bereits gesagt, Álvaro ist mein Bruder.« Alejandro ließ seine schwarzen Augen über meine Freunde und mich gleiten. »Ich schätze, das hat er nicht erzählt. Wir stehen uns nicht sehr nahe.«

»Er sprach davon«, sagte Ash leise.

Wann hatte Álvaro von Alejandro geredet? Mir fiel keine Situation dazu ein. Aber vermutlich war in meinem Kopf gerade das Chaos viel zu groß, um klar zu denken.

»So? Nun ja, das ist auch nicht wichtig«, meinte der Vampir. »Mein Name ist Alejandro de Pregonas, sollte ihr dies noch nicht vernommen haben. Reicht das, Mädchen?«

»Nenn mich nicht andauernd Mädchen, ich heiße Shira«, giftete Shira. »Wieso bist du hier?«

Erstaunt sah ich sie an. Woher auf einmal dieses Selbstbewusstsein? Hätte Claire sie damit belästigt, hätte die Kleine höchstens den Kopf gesenkt und etwas gemurmelt. Mehr traute Shira Suzuki sich in der Regel nicht.

Ash tat ihr gut, dachte ich und ein kleines Lächeln schlich sich doch tatsächlich auf meine Lippen. Die beiden war schon süß zusammen. Und während er die starke Seite in ihr weckte, ließ das Mädchen ihn ruhiger werden und eine gewisse Sicherheit verspüren.

Denn das war bei Ash nicht immer so gewesen. Ich wusste, was bei ihm abgegangen war. Bis vor fünf Jahren war er ab und an noch mit Veilchen unter den Augen zur Schule gekommen und hatte sich teilweise nicht bei den Jungs in der Umkleide umgezogen, wie Logan erzählt hatte.

Ich kannte seinen Rücken, die ganzen Narben darauf. Als wir zusammen waren, war ich mit den Finger oft darüber gefahren. Und jedes Mal hatte es mir weggetan, das er so zugerichtet wurden war, und das nicht nur am Rücken.

Meine Freunde wussten inzwischen alle, wie er aussah, und welchen Geschichten dies zugrunde ging. Wenn wir am Strand schwimmen waren, fragte auch keiner mehr oder starrte dumm. Ob er es allerdings schon Shira gesagt hatte, wusste ich nicht.

»Nicht aufmüpfig werden, Mädchen«, seufzte Alejandro gelangweilt. »Viel spannender ist doch die Frage, was mein werter Bruder neuerdings mit Männern am Hut an.«

»Du wusstest nicht, dass er schwul ist?«, nuschelte Gael plump mit vollem Mund.

»Wenn, dann ist er bi, er war schließlich mit Lucinda zusammen«, zischte Logan, doch das machte es nicht besser.

Die Trauer in mir quoll auf wie der Schaum in einer Flasche, wenn man sie nach kräftigem Schütteln öffnete. Ich fragte mich in den letzten Tagen andauernd, ob das bei Álvaro nur eine Phase gewesen war. Schließlich war er in meinem Buch schwul gewesen, auch wenn ich es nicht explizit so erwähnt hatte. Doch ich hatte ihn handeln lassen, als wäre er schwul; allein die Tatsache, wie vernarrt er in Lorenzo war und wie sehr sein Verlust ihn getroffen hatte, sagte schon mehr als tausend Worte.

»Ich hatte sowas geahnt«, gab Alejandro zu und leckte genüsslich etwas Tomatensauce von seine Lippen.

Ich stellte mir vor, es wäre Blut. Eine Gänsehaut jagte über meine Rücken und ließ mich unmerklich schaudern.

Was war nur los mit mir?

Alejandro wandte sich an mich. »Er war mit dir zusammen?«, erkundigte sich der Vampir erstaunt.

»Ja«, murmelte ich.

Neugierig legte er den Kopf schief. »Hat er dich wie Dreck behandelt?«

»Nein«, erwiderte ich.

»Ja«, sagte Logan zeitgleich.

Das tat weh.

Das tat richtig weh.

»Wie kannst du nur?« flüsterte ich verletzt.

Er sah weg. »Du weißt, dass ich Recht haben.«

Eine Stimme in mir war der selben Meinung. Unerbittlich zählte sie auf, wie er mich zugerichtet hatte. Mich umbringen wollte. Und mich letztendlich für seinen Ex weggeworfen hatte wie ein altes Spielzeug. Bilder zuckten vor meinem inneren Auge. Wie schlimm ich ausgesehen hatte. Würde ich ohne sein Blut überhaupt noch leben? Vielleicht. Aber würde ich jetzt atmen, hätte die Rune mich nicht verborgen?

Hätte Álvaro mich wirklich umgebracht?

Wenn ich ganz ehrlich war, könnte ich die Frage nicht beantworten. Würde ich Logan fragen, hätte er ohne zu zögern zugestimmt. Mein bester Freund hasste den Vampir.

Aber er war nicht gänzlich grausam. Die Art, wie er mit mir war, als er noch nicht davon wusste, war mehr als nur wunderbar gewesen. Álvaro war liebevoll, zärtlich und behandelte mich wie eine Prinzessin. Auch, wenn er durchaus seine dominanten Züge hatte.

Aber keiner sagte, dass mir das nur Ansatz missfiel.

Ob Alejandro auch so war?

Im nächsten Moment schämte ich mich, als sich das Bild von dem jüngeren Bruder in mein Bewusstsein drängte. Waren seine Runen wirklich so angeordnet, wie auf der Zeichnung, die ich vor einiger Zeit angefertigt hatte? Oder zählte nur das Geschriebene? Was die Gesichtszüge betraf, hatte ich die Vampire ja sehr gut getroffen, aber die genaue Platzierung der Runen hatte ich nie erwähnt.

»Das ist nur die halbe Wahrheit«, beharrte ich leise.

Dann erst merkte ich, wie Ashs silberner Blick mich durchbohrte. Es schien, als würde er etwas sagen wollen, doch vermutlich besaß er ausreichend Taktgefühl, um den seinen hübschen Mund zu halten.

In mir keimte eine Ahnung. Hatte Logan ihm erzählt, das Álvaro ausgerastet war? Ich meine, beide wussten von meinem kleinen Geheimnis, Álvaros wahrer Natur. Allerdings ... Allerdings wusste keiner der beiden, dass der andere es wusste.
Unbehagen schlich sich in meiner nach wie ein ungebetener Gast. Was war das nur für ein Spiel? Ein Spiel der Lügen? Ein Netz der Lügen. Jeder n diesem Tisch wusste Dinge, die andere nicht wussten. Jeder hatte ein Geheimnis, war aber in dem Glauben, doch mehr zu wissen, als die anderen.

Ich hasste es.

Und ich wünschte, es wäre alles gesagt. Ich wünschte, ich könnte die Wahrheit sagen.

Aber dieses Privileg war mir nicht vergönnt. Denn damit riskierte ich das Leben von den Vampiren.

Von dem Mann, den ich liebte.

»Hey, Süßer, warum hast du nicht gesagt, dass auf diese Schule gehst«, schnurrte Claire und legte von hinten ihre Arme um Alejandro. »Und warum hast du dich in den letzten Pausen vor mir versteckt?«

Der Kinnladen fiel mir runter und ich starrte die beiden entgeistert an. Wie vermutlich meinw Freunde auch.

Claire hatte schon seit Freitag immer von diesem einen Kerl geschwärmt. Natürlich so lautstark, dass jeder etwas davon hatte. Ob wir das so wollten, war eine ganz andere Frage. Dafür hatte sie aber Logan und sich Álvaro von ihren Grabschversuchen verschont.

Allerdings hatte sie nie etwas von Alejandro gesagt. Den einzigen Namen, den ich so nebenbei vernommen hatte, war irgendwas mit E gewesen. Eric ... Elijah ... Elia ...

Elio.

Es war Elio gewesen.

Die Erkenntnis fiel mir wie Schuppen von den Augen. Alejandro Dyane Elio de Pregonas. Er hatte ihr nur den falschen Namen gegeben. Nicht seinen Rufnamen.

Aber warum?

Der jüngere Vampirbruder verdrehte die Augen, als Claire ihm einen Kuss auf die Wange drückte. Vermutlich war er inzwischen ebenso genervt von ihrer Art, wie wir auch. Doch warum zum Teufel gab Alejandro der dummen Kuh dann nicht den Laufpass? Denn ich war mir sicher, dass der Vampir den richtigen Ton finden würde.

Es sei denn ... Mit einem Mal löste sich ein Rätsel, welche ich schon die letzten Tage hatte und das ganze Blut wich mir erneut aus meinem Gesicht. Es war so simpel.

Alejandro nutzte Claire, um an Blut zu kommen.

Und ich wusste nicht, warum mir das missfiel und ich einen undefinierbaren Stich in der Brust spürte.

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