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Der ältere Herr seufzte abermals schwer, während er die Arme hinter dem Rücken verschränkte und aus dem Fenster starrte. Doch egal wie lange er aus dem Fenster blickte und das tat er gewiss seit einigen Stunden, es fiel keine Lösung vom Himmel.

Was hatte er falsch gemacht? Hatte er ihr zu viele Freiheiten gegeben? Begann sie hinter seinem Rücken sündhafte Dinge?

Der junge Gentleman war wahrlich eine gute Partie gewesen und die Herren aus seinem Club hätten ihn beneidet. Stattdessen war er zum Gespött geworden, vorausgesetzt er würde keine angemessene Strafe fällen. Nein, dieses mal konnte Nurana nicht mit einer Verwarnung davonkommen. Dieses mal musste sie gemaßregelt werden. Auch wenn es seinem bereits in die Jahre gekommenen Herzen schmerzte.

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Die zwei Frauen tranken Tee. Ein friedliches Bild, doch bei genauerem hinsehen erkannte man die zittrigen Hände. „Wie schlimm ist es, Mutter?" Fragte die schwarzhaarige Lady leise und die ältere Dame atmete laut aus. „Huā, hab ich dich so schlecht erzogen?" Nurana hielt inne. „Er ließ mir keine Wahl!" Verteidigte sie sich und ihre Mutter unterbrach sie: „Senke deine Stimme. Eine Dame spricht jederzeit leise und sanft." Nurana schluckte die spitze Bemerkung, die auf ihrer Zumge lag herunter. „Verzeiht. Ihr habt alles richtig gemacht. Der Fehler liegt alleine bei mir, verehrte Mutter." Sie stellte die Teetasse ab.

„Dein Vater wird dieses mal keine Gnade walten lassen. Ich hoffe bloß, dass die Bestrafung nicht allzu hart sein wird." Die ältere Frau richtete sich auf und strich ihr Kleid glatt. „Ich werde nach ihm sehen. Du bleibst hier und wartest." Mit diesen Worten ließ sie ihre aufgewühlte Tochter zurück.

Das Wetter hatte sich ihrer Gemütslage wohl angepasst, denn dicke Regentropfen fielen gegen die Scheibe und sie konnte sich nicht einmal an den vielen Vögeln im Garten erfreuen. Nein, stattdessen saß sie auf dem Sessel wie ein Häufchen Elend und bemühte sich, eine seriöse Haltung zu wahren. Das letzte was sie jetzt noch brauchte, war ein Gefühlsausbruch. Dann würde man sie gewiss in eine Heilanstalt einweisen und alleine der Gedanke daran, jagte ihr einen Schauer über den Rücken.

Ihr suhlen in Selbstmitleid wurde jeher beendet, als die Tür abermals aufging und nun ihr Herr Vater, gefolgt von ihrer Mutter den Saal betrat. „In all den Jahren habe ich noch nie etwas so beschämendes erlebt, wie das was du gestern veranstaltet hast!" Wetterte er wieder und die Zornesfalte grub sich tief in seine Stirn. Sie öffnete ihren Mund, doch der vernichtende Blick den sie daraufhin erhielt, nahm ihr augenblicklich jeglichen Mut zu sprechen. „Ich habe stets dafür gesorgt, dass wir ehrenwerte Mitglieder der Gesellschaft waren. Unser Ansehen wurde noch nie beschmutzt. Was fällt dir ein?!" Setzte er seinen Wortschwall fort und beschämt blickte Nurana zu Boden. Was sollte sie denn sagen?

Verzeiht Vater, dass ich eine eigene Entscheidung traf?

„Diese Familie besteht seit Generationen und noch nie - noch nie gab es einen derartigen Skandal. Erst recht nicht durch eine Frau!" Sein Gesicht wurde rot, das wurde es immer wenn er zornig war. „Vergebt mir Vater." Flüsterte die junge Lady und erhielt ein empörtes Schnauben als Antwort: „Für Vergebung ist es zu spät. Du bist eine Fairchild und du hast unser Vermächtnis entehrt. Um den Schaden, denn du angerichtet hast zu begrenzen, muss ich zu drastischen Mitteln greifen. Pack deine Koffer. Du wirst zu deiner Tante gehen." Erschrocken riss Nurana die Augen auf. „Nein! Vater bitte. Das könnt ihr nicht tun!" Begann sie zu flehen, doch der Mann drehte sich unbeeindruckt um.

„Geh mir aus den Augen. Du reist noch heute Abend ab."

Mit diesen Worten verließ er den Saal und zurückblieben nur noch sie und ihre Mutter. Fassungslosigkeit hing in der Luft. Ihre Mutter sagte nichts. Kein tröstendes Wort, kein Blick. Sie war allein, und der Gedanke an Stirling war wie ein schwarzes Loch, das sich vor ihr auftat