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1 ~ Skye

Ich bemerkte die Kälte zum ersten Mal während Mr. Coopers Englischunterricht, während ich aus dem Fenster hinaus in die eisige Winterluft starrte. Hinter der dünnen Scheibe wurden die letzten Blätter vom kühlen Herbstwind durch die Luft gewirbelt, bevor sie irgendwann auf dem Betonboden des Innenhofes landen würden, um auf den ersten Schnee zu warten. Zwar war seit Tagen kein Niederschlag angesagt, doch die Temperaturen waren schon längst unter den Gefrierpunkt gesunken.

Fröstelnd rutschte ich näher zur Heizung, deren Wasser leise durch die alten Rohre gluckerte, um eine angenehme Wärme im Klassenzimmer zu verbreiten. Allerdings schien diese vom nebligen Wetter komplett verschluckt zu werden, jedenfalls erwärmte sich die Temperatur in meinem Umfeld kaum.

„Und? Kommst du jetzt zur Party?", riss mich eine für meine heutige Laune viel zu fröhliche Stimme aus meinen Gedanken. Das ganze Novemberwetter, das schon ein Vorbote auf den kommenden Winter war, ließ mich mit jedem Tag nur noch deprimierter werden. Nicht, dass ich die herbstliche Stimmung mit all ihrer Farbe und Schönheit nicht gemocht hätte, nein. Nur bestätigte mir ein kurzer Blick nach draußen, dass diese Zeit des Jahres schon längst vorbei war. Seitdem der typische Nebel morgens auf den Feldern lag und sich auch im Laufe des Tages nur spärlich auflöste, konnte ich mich nur mit größter Mühe motivieren, morgens in völliger Dunkelheit aufzustehen. Noch dazu kam, dass die Tage mittlerweile so kurz waren, dass sich schon die Dämmerung über den Hügeln absenkte, wenn ich gerade mal das Schulgebäude verließ.

„Du hast mir nicht eine Sekunde zugehört, stimmt's?", fragte meine Sitznachbarin weiter, während ich nur unbemerkt die Augen verdrehte. Auch wenn Jenny meine beste Freundin war, konnte sie einem manchmal echt auf die Nerven gehen, vor allem, wenn man einfach nur seine Ruhe haben wollte.

Noch bevor ich mir eine möglichst unverfängliche Antwort als Ausrede für meine geistige Abwesenheit zurechtlegen konnte, ließ Jenny seufzend ihren Stuhl aus der Schieflage nach vorne kippen. Natürlich konnte sie das Ganze nicht geräuschlos machen, allerdings hatte ich fast schon den Anschein, dass sie das Scheppern und die darauffolgenden Blicke ihrer Mitschüler genoss.

Jedenfalls beachtete sie den grimmigen Blick des Lehrers keineswegs, sondern strich sich stattdessen seelenruhig ihre langen, dunkelbraunen Haare aus dem Gesicht. Mich hätte es nicht gewundert, wenn sie jetzt auch noch dazu übergegangen wäre, jedes männliche Wesen im Raum von Kopf bis Fuß zu mustern, um dann festzustellen, wie gut oder schlecht derjenige aussah.

„Skye, hallo! Ich hab dich was gefragt!", maulte sie mich jetzt an, nur um mich gleich darauf mit weiteren Ausführungen über die besagte Party zuzuschütten. Mittlerweile hätte ich sicherlich einen zehnseitigen Aufsatz über die Frage, wer mit wem aufkreuzte und was derjenige anhaben würde, schreiben können, schließlich redete Jenny seit über einer halben Stunde ohne Punkt und Komma auf mich ein. „Und das vorhin mit Luke hast du auch einfach überhört."

Seufzend legte ich meinen Kopf auf die Hände. Wenn es eine Möglichkeit gab, um meine Freundin zum Schweigen zu bringen, dann war das stures Ignorieren. Denn auch wenn sie es nicht zugeben wollte, war mir klar, dass wir uns nur deswegen so gut verstanden, da ich im Gegensatz zu ihr eher der ruhige Typ war, der sich stundenlang zulabern lassen konnte. Zumindest, wenn ich kein Kopfweh hatte und auch nicht jeden Moment befürchten musste, auf der Stelle zu erfrieren.

Ein weiteres Mal glitt mein Blick durch das Fenster. Dunkle Wolken hatten sich mittlerweile vor das matte Blau geschoben, ein leichter Nieselregen, an der Grenze zum ersten Schneefall, hatte eingesetzt. Auf der angrenzenden Mauer, die das Schulgelände von den Siedlungen abtrennte, lag bereits eine dünne Schicht aus Eiskristallen, die über die Nacht vermutlich zu einer glatten Fläche gefrieren würde.

Zitternd schlang ich meine Arme um den Körper und vergrub mich tiefer in der weichen Wolle meines Pullovers.

„Also, was is' jetzt mit dir? Kommst du?", drängte sich Jennys helle Stimme wieder in mein Gedächtnis, doch diesmal blendete ich sie vollständig aus. Mein Kopf war nicht in der Lage, auch nur ein einziges Wort aufzunehmen, er fühlte sich eher wie zäher Grießbrei an, ähnlich der undefinierbaren Pampe, die man an der Essensausgabe der Cafeteria vorgesetzt bekam.

Vielleicht wäre es angesichts meiner körperlichen Verfassung besser gewesen, während den Unterrichtsstunden zu schlafen, auch wenn das eigenartige Gefühl in der Magengegend diese Idee sofort zunichtemachte. Mir war schwindelig, die Buchstaben auf dem Blatt vor mir verschwammen vor meinen Augen und es fühlte sich an, als müsste ich mich jeden Moment übergeben.

Du solltest einfach nicht immer die Nächte durchmachen.

Ein weiterer Seufzer kam mir über die Lippen, während ich diesen Gedanken energisch zur Seite schob und mich auf meine Atmung konzentrierte.

„Freitag? Lukes Geburtstag? Party, du weißt schon?" Jenny schien meinen Zustand bemerkt zu haben, sonst hätte sie ihre Fragen nicht extra langsam für mich wiederholt, als wäre ich einer dieser begriffsstutzigen Idioten, denen man alles dreimal sagen musste. Trotzdem bekam ich nur die Hälfte ihrer Worte mit, die sich in meinem Kopf wahllos aneinanderreihten und dafür sorgten, dass das Pochen hinter den Schläfen noch unerträglicher wurde.

„Was?", murmelte ich nur, während ich meinen immer schwerer werdenden Kopf auf die Handflächen stützte. Vorne, an der Tafel war der grauhaarige Lehrer mittlerweile dazu übergegangen, die Kreide mit einem langgezogenen Quietschen in geschwungenen Linien über den grünen Untergrund gleiten zu lassen, doch jeder einzelne Buchstabe schien vor meinen Augen zu verschwimmen, wenn ich meinen Blick auch nur ein paar Sekunden auf der krakeligen Schrift verharren ließ.

„Skye, alles okay? Du bist echt verdammt blass."

Wie in Trance brachte ich ein Nicken zustande, doch im nächsten Moment spürte ich schon, wie sämtliche Kraft aus meinem Körper zu weichen schien, Sekunden, bevor ich die Kälte wahrnahm, die mich augenblicklich erstarren ließ.

Nur das bescheuerte Herbstwetter, redete ich mir ein, doch ich wusste selbst, wie unglaubwürdig das war. Nie im Leben konnte es im Schulgebäude so kalt sein, dass die Luft beim Ausatmen kondensierte!

Umso gebannter starrte ich auf den dichten Wasserdampf vor meinen Augen und die kleinen Kristalle, die dieser in meinen Haaren hinterließ. Die dunkelblonden Strähnen, die mir unordentlich ins Gesicht hingen, waren steif und rau geworden, als hätte ich den ganzen Tag an der klaren Winterluft verbracht. Aber, verdammt, ich saß in einem Klassenzimmer!

„Skye, hey, ich kann dich heimbringen, wenn's dir nicht gut geht, okay?" Ich wusste, wem die sanfte Stimme gehörte und spürte auch, wie sich seine Hand auf meine Schulter legte, doch in diesem Moment realisierte ich Lukes körperliche Nähe kaum, genauso wenig wie die Hitze, die mir bei seiner Anwesenheit normalerweise durch den Körper schoss. Diesmal war davon nicht der winzigste Funke zu spüren, stattdessen wollte ich einfach nur noch weg. Weg von der Kälte, dem komischen Ziehen im Bauch und auch weg von dem blonden Jungen, der mir viel zu nahe war.

Im selben Moment erfasste mich die eisige Luft in einer erneuten Welle, deutlich intensiver als zuvor, sodass ich erschrocken aufkeuchte.

„Komm, du zitterst ja, ich fahr dich nach Hause." Stützend umfasste er meine Taille, wollte mich schon zum Aufstehen bewegen, als mein Blick zum Fenster schnellte. Ich konnte nicht sagen, wieso, doch es war wie ein innerer Zwang, der mich für ein paar Sekunden vollständig unter seine Kontrolle brachte. Ein stechender Schmerz durchzuckte meinen Körper, nur kurz, aber dennoch ausreichend, um mich senkrecht in die Höhe schnellen zu lassen.

„Skye, verdammt!" Ohne es zu merken, blendete ich sämtliche Stimmen um mich herum aus. Jedes noch so kleine Geräusch verstummte mit einem Augenblick, die besorgten Gesichter verschwammen zu einer trüben, schwarzen Masse, die sich wie ein dichter Nebel über alles legte. Ich wollte schreien, um mich schlagen, wenigstens irgendetwas tun. Wegrennen. Um Hilfe rufen. Atmen. Doch ich war zu keinem dieser Dinge in der Lage. Meine Augen waren hilflos auf den Riss in der Fensterscheibe gerichtet. Wie dünnes Eis zerbrach, wenn man drauftrat, knackte auch das Glas bedrohlich, nur Sekunden bevor es nur wenige Zentimeter von mir entfernt zersplitterte. Ich spürte nur noch die Scherben, die sich in meine Haut bohrten. Die rote Farbe, die sich mit dem Schwarz vermischte. Mein Blut, das einen metallischen Geruch verströmte.

„Scheiße, Skye, geht's dir gut?" Eine Hand riss mich zur Seite, ruckartig stolperte ich nach hinten, bis ich gegen einen warmen Oberkörper prallte.

„Vorsicht, Prinzessin.", flüsterte der hochgewachsene Blonde an meinen Hals, bevor er seine Hände sanft um meine Taille legte. „Nicht, dass du uns noch umkippst." Mit einem Lächeln, das seine Grübchen hervortreten ließ, löste er sich von mir, allerdings nicht, ohne einen Stuhl hinter mich geschoben zu haben, auf den ich mich jetzt völlig entkräftet fallen ließ.

„Was zur Hölle...?", wollte ich beginnen, doch als mein Blick auf den kühlen, marmorierten Stein fiel, auf dem nicht der kleinste Splitter zu sehen war, verstummte ich. Das Glas war unberührt, dahinter konnte ich die dunklen Umrisse der Eichen erkennen, die den ruhig daliegenden Schulhof umsäumten. Aber...ich hatte die scharfkantigen Scherben gesehen, hatte die Schnitte gespürt! Das Blut...sowas konnte man sich doch nicht nur einbilden, oder?

„Du bist gerade beinahe zusammengebrochen, Skye, du solltest endlich nach Hause gehen, anstatt die ganze Zeit mit diesem leeren Blick nach draußen zu starren!", unterbrach Jenny irgendwann meinen Gedankenfluss, doch auch ihre Worte konnten nicht verhindern, dass ich meinen Blick noch einmal fassungslos nach draußen richtete. Gleichzeitig erstarrte ich. Dort, im schwachen Spiegelbild der Glasscheibe, sah mir ein Mädchen mit hellblauen, fast schon ins Graue übergehenden Augen entgegen. Doch das war es nicht, was mir einen kalten Schauer den Rücken hinunterlaufen ließ. Es war die Hand, die unbeweglich, steif auf meiner Schulter lag. Die langen Finger waren tief in meine Haut gegraben, sodass ich unwillkürlich die Stelle abtastete, ohne jedoch auch nur ein Anzeichen ihrer Gegenwart zu spüren. Erst, als sich ein Körper wie aus dem Nichts hinter mir kristallisierte, begann ich zu schreien. Und zu rennen.


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