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Wie der Vater

Am folgenden Morgen hallte reges Murmeln durch die große Halle. Die Carrows und Filch waren nicht beim Frühstück, weil sie versuchten, die Farbe von den Wänden zu kratzen.

McGonagall strahlte, als wäre Dumbledore aus seinem Grab wiederauferstanden. Am laufendem Band warf sie Snape höhnische Blicke zu, die an ihm abprallten wie das Wasser an der Haut des Riesenkraken. Mit sturer Gelassenheit schlürfte er an seinem Kaffee und beobachtete desinteressiert das Treiben der Schüler.

Das Gemurmel schwoll an, als Neville die Halle betrat. Sein Gesicht war blutunterlaufen und seine Bewegungen steif. Dennoch trug er mit seiner aufrechten Haltung einen Stolz zur Schau, der Tania noch nie an ihm aufgefallen war. Den Gerüchten zufolge war er der Einzige, den die Carrows in der Nacht erwischt hatten, weil er bei der Flucht die Treppe heruntergefallen war.

»Sieht aus als ob er einen Cruciatus abbekommen hat«, murmelte Tania, während sie ihr Brötchen belegte.

»Wie kommst du darauf?«, fragte Michael scharf. Er war ihr an diesem Morgen sehr unterkühlt begegnet.

»An seinen Bewegungen«, erklärte Tania. »Siehst du, wie vorsichtig er läuft? Als wenn seine Nerven gereizt wären?«

»Wieso kennst du dich damit aus?« Michael kniff die Augen zusammen. Alle Wärme war aus seinen Augen gewichen.

»Hättest du in Snapes Unterricht aufgepasst, könntest du die Anzeichen auch erkennen.« Tanias knallte ihre Tasse auf den Tisch. »Außerdem kannst du mit deinen blöden Fragen aufhören. Ich habe schon verstanden, dass du irgendein Problem mit mir hast.«

»Es ist nicht irgendein Problem«, zischte er. »Du warst gestern nicht in der Bibliothek. Du warst im siebten Stock.«

»Und?«, schnappte Tania. »Was willst du mir vorwerfen?«

»Ich -« Michael zögerte, während sich seine Wangen röteten. »Ich habe das Gefühl, dass du -« Er verstummte und sein Blick wanderte flüchtig zu Snape.

»Was?«, fuhr ihn Tania zornig an. »Was für ein Gefühl?«

»Ich weiß nicht.«

»Dann halt deinen Mund, Michael.« Zornig packte sie ihre Tasche und stolzierte aus der Halle.


Tania betrachtete sich dabei, wie sie in ihrem fünften Schuljahr mit Robin, einem älteren Schüler aus Hufflepuff, auf dem Dach des Astronomieturmes saß. Die Sterne leuchteten am Himmelszelt, während er sich zu ihr beugte, eine Strähne aus ihrem Gesicht strich und ihr einen Kuss gab.

»Du bist unkonzentriert«, tadelte Snape. »Reiß dich zusammen.«

»Ich hatte Streit mit Michael«, murmelte Tania. Sie kniete schon wieder auf dem Holzboden. Langsam, aber sicher dröhnte ihr Schädel und ihre Knie pochten schmerzhaft.

»Gut«, erwiderte Snape gelangweilt. »Umso bessere Übungsbedingungen für uns. Wenn jemand versucht in deinen Geist einzudringen, wirst du auch nicht tiefenentspannt sein.«

»Tiefenentspannt?«, echote Tania. »Ich kann mich nicht erinnern, in deiner Anwesenheit jemals tiefenentspannt gewesen zu sein.«

»Nein?« Ein spöttisches Lächeln huschte über sein Gesicht.

»Oh, doch, dieses eine Mal«, rief Tania mit einem zuckersüßen Lächeln. »Aber das beruhte wohl nicht auf Gegenseitigkeit

Das hatte gesessen. Snapes spöttischer Ausdruck verschwand, als hätte sie ihm einen Eimer mit Bubotublereiter ins Gesicht geschüttet. Selbstzufrieden reckte sie das Kinn und strich sich ihre Haare aufreizend aus dem Gesicht.

»Wir schweifen ab«, sagte er sanft. »Legilimens!«

Tania kam nicht dazu, sich zur Wehr zu setzen. Ein unangenehmes Stechen zuckte durch ihren Kopf, als Snape gewaltsam in ihren Geist eindrang. Sie fand sich in seinen alten Räumen wieder und sah, wie sie die Schatulle in seinem Nachtschrank durchsuchte. Sie betrachtete die Fotos von Lily Evans, während sie hoffte etwas zu finden, dass Snape entlastete.

Nathans Gesang klang in der Ferne, als Snape dem Raum betrat. Sein Gesicht war verzerrt vor Wut und ein flammendes Inferno loderte in seinen Augen. In dem Moment, als der Snape aus der Erinnerung Tania am Arm packte und sie sich an den Schmerz erinnerte, flackerte ein anderes Bild in ihrem Kopf auf. Eine Szene, die ihr fremd war. Neugierig versuchte sie, danach zu greifen.

Vor ihrem inneren Auge gewann ein schäbiges Wohnzimmer an Kontur. Ein schwarzhaariger Junge saß auf dem Boden und malte eine Eule, die einen Brief im Schnabel trug.

›Warum kannst du es nicht mit deinen Händen machen?‹, donnerte eine Stimme durch den Raum und ließ den Jungen zusammenzucken. Er stand auf, huschte durchs Zimmer und spähte den Flur hinunter, genau in dem Moment, als ein hakennasiger Mann ausholte und seiner Eileen Snape ins Gesicht schlug.

Er hatte denselben wutverzerrten Gesichtsausdruck, wie der Snape aus Tanias Erinnerung. Seine Frau jaulte auf als er sie am Arm packte und versuchte ihren Zauberstab zu schnappen. Ein fürchterliches Knacken war zu hören, als Tobias Snape das Holz mit einem Fußtritt zerbrach.

Die Szene verschwamm. Der schwarzhaarige Junge war jetzt etwas älter. Er trug eine schäbige Slytherinrobe und eilte mit einem Stapel Büchern durch die Kerker.

›Ey, Snape, uns ist zu Ohren gekommen, dass dein Vater ein Muggel ist.‹ Eine Gruppe älterer Schüler versperrte ihm den Weg. ›Tragen Muggel immer so abgetragene Klamotten?‹

Der junge Snape machte einen Schritt zurück und hob seinen Zauberstab. Johlendes Gelächter ertönte.

›Damit kannst du vielleicht deinen Muggelvater beeindrucken‹, kicherte eines der Mädchen und entriss ihm seine Tasche. Der Inhalt verteilte sich auf dem Boden. Bücher, Schreibfedern, Pergament und Zaubertrankutensilien landeten im Dreck.

›Waschen sich die Muggel auch nicht?‹, höhnte ein anderer.

›Incarcerus!‹, rief das Mädchen. Seile schossen aus ihrem Zauberstab, schlangen sich um Snapes Körper und hielten ihn in einer demütigenden Position. ›Kommt, lasst uns ihm den Kopf waschen.‹

Einer der Slytherins hob den Zauberstab, woraufhin sich ein Schwall Wasser über Snape ergoss, ihm die Luft zum atmen nahm, während er hilflos um sich trat.

›Das reicht!‹, ertönte eine gebieterische Stimme. Die Schüler wichen ehrfürchtig zurück, als ein junger Mann mit aschblondem Haar durch den Korridor spazierte. Mit einem lässigen Schnippen löste die junge Ausgabe von Lucius Malfoy Snapes Fesseln. Dieser rang auf allen Vieren nach Luft, während seine Peiniger abzogen.

Die Erinnerung verschwamm. Snape war nun ein Jugendlicher. Vielleicht zwei oder drei Jahre jünger als Tania. Er wurde von zwei Jungen entwaffnet, die feixend über das Gras auf ihn zukamen.

›Wie ist die Prüfung gelaufen, Schniefelus?‹, fragte einer.

›Ich habe ihn beobachtet, der war mit der Nase auf dem Pergament‹, rief ein anderer. ›Werden richtige Fettflecken drauf sein.‹

Gelächter ertönte und Snape fluchte mit hasserfüllten Gesicht, während er versuchte aufzustehen. Unsichtbare Fesseln hielten ihn im Gras. Tania spürte instinktiv, dass das hier zu weit ging. Nichts davon war für ihre Augen bestimmt. Sie versuchte, sich Snapes Geist zu entziehen, doch sie wusste nicht wie. Die Szene verschwamm, bevor sie wieder klarer wurde.

›Wasch dir den Mund‹, johlte nun einer der Jungen. ›Ratzeputz.‹ Rosa Seifenblasen quollen aus Snapes Mund. Würgend krümmte er sich im Gras und rang mit aufgerissenen Augen nach Luft. Erneut versuchte sich Tania den Bildern zu entziehen. Sie flackerten so heftig, dass Teile der Szene verloren gingen.

Das rothaarige Mädchen von Snapes Fotos war aufgetaucht. Lily Evans. Snape hing kopfüber in der Luft. Eine angegraute Unterhose kam zum Vorschein, als ihm der Umhang über den Kopf rutschte.

Lily hatte ihren Zauberstab drohend auf seine Peiniger gerichtet und schien ihn zu verteidigen. Die Jungs ließen von ihm ab, doch kaum das Snape von den Flüchen gelöst war rief er: ›Ich brauche keine Hilfe von dreckigen, kleinen Schlammblüterinnen wie dir!‹

Das Gesicht der Rothaarigen verzog sich vor Verachtung.

›Schön. In Zukunft ist es mir egal. Und an deiner Stelle, Schniefelus, würde ich mir mal die Unterhose waschen‹, sagte sie unterkühlt und stolzierte davon. Der junge Snape sah aus, als hätte sie ihm ins Gesicht geschlagen. Erneut wurde er in die Luft gerissen.

›Wer will sehen, wie ich Schniefelus die Unterhose ausziehe?‹, rief einer der Peiniger, während Snape Tränen der Wut in die Augen stiegen. Die umstehenden Schüler brüllten vor Lachen.

Er strampelte in der Luft und rief wüste Beschimpfungen. Plötzlich erstarb das Gelächter, als sich eine Gruppe von Slytherins näherte. Sie alle wirkten bedrohlich. Die Traube von Schülern löste sich innerhalb von Sekunden auf.

›Glück für dich, Schniefelus‹, sagte der Junge mit den braunen Haaren. ›Deine Todesserfreude kommen dich abholen.‹ Mit einem Schnippen seines Zauberstabs fiel Snape ins Gras.

Abermals wechselte die Szene. Tania versuchte dem Strom zu entkommen, doch es gelang nicht.

Sie fand sich auf einer Lichtung wieder. Dunkel gewandte Gestalten umringten Voldemort, zu dessen Füßen Snape kniete. Er war nicht viel älter, als in der letzten Erinnerung. Voldemort grinste ihn an und drückte seinen Zauberstab auf Snapes Unterarm, den ihm dieser entgegenstreckte. Der Schrei, den Snape ausstieß, schien nicht von dieser Welt zu sein.

»ES REICHT!«

Mit einem Schlag verschwanden die Bilder aus Tanias Kopf. Snape kniete, mit auf den Boden gestützten Fäusten, vor ihr. Sein Haar fiel ihm wie ein Schleier ins Gesicht.

»Es reicht«, keuchte er. Sein Oberkörper hob und senkte sich in schnellem Takt, als er aufstand. Ohne ein Wort und ohne sie anzuschauen stieß er eines der Fenster auf und trat ins Freie.

Die Nacht hatte ihre schützende Dunkelheit über Hogwarts gelegt. In den Türmen des Schlosses flimmerten die Lichter in den Fenstern wie tanzende Glühwürmchen, während die Sterne am Himmel von Nebelschwaden verdeckt wurden.

Die Stille wurde nur gebrochen von Snapes tiefen Atemzügen. Seine Hände umschlossen die Balustrade.

»Bist du wütend auf mich, Severus?«, fragte Tania, als sie ihm auf den Balkon folgte.

»Nein«, murmelte er. »Es war nicht deine Schuld.« Er beugte sich über das Geländer und schaute in die Tiefe. »Ich hätte das Denkarium nutzen sollen.« Seine Stimme war erstaunlich leise.

»Warum hast du es nicht getan?« Sie zog die Stirn in Falten.

»Ich dachte, es wäre nicht nötig.« Er zuckte mit den Schultern.

»Tut mir leid«, murmelte Tania. »Ich war nicht bei der Sache.«

»Du warst gnadenlos unkonzentriert«, bestätigte er.

Sie lächelte schwach und strich mit ihren Fingern über seine kalte Hand, die er um das Geländer geklammert hatte. Er zuckte zusammen und entzog sich ihr.

»Jetzt hast du Bekanntschaft mit meinen Eltern geschlossen«, bemerkte er mit einem bitteren Schnauben.

»Mhh«, nuschelte Tania verlegen.

»Das Bild von mir in deinen Gedanken hat mich an meinen Vater erinnert.« Seine Stimme klang monoton, fast als hätte er einen belanglosen Kommentar abgegeben.

Tanias Kopf zuckte überrascht hoch. Deshalb hatte sie seine Erinnerung gesehen. Sein eigener Anblick hatte ihn an seine Kindheit erinnert und ihn die Kontrolle verlieren lassen.

»Ich habe nicht besonders viel Ähnlichkeit zwischen euch feststellen können«, bemerkte Tania.

»Stimmt.« Snapes Stimme klang verächtlich. »Ich habe dir das Gesicht nicht grün und blau geschlagen, als ich dich in meinen Räumen erwischt habe. Es war nur der Arm.«

»Du hast mich nicht geschlagen«, erwiderte Tania. »Du hast mich aus dem Raum gezogen. Deine Wut war verständlich, die Situation kompliziert und ich habe eine Grenze übertreten.«

»Es hätte nicht passieren dürfen«, beharrte er.

»Vielleicht.« Tania drückte seine Hand. »Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du nicht jeden Fehler gutmachen kannst. Mir würde es reichen, wenn du ihn nicht erneut begehst.«

»Ich versuche es«, erwiderte Snape. Dann stellte er sich plötzlich nah an ihren Rücken und schlang die Arme um ihren Oberkörper.

Tania schnappte nach Luft, als sie den Boden unter den Füßen verlor und ihr der Nieselregen ins Gesicht stob. Snape hielt sie sicher, als sie an den Türmen vorbeiflogen, auf die höchste Spitze des Schlosses zu. Sanft landete er auf einer Art breitem Sims, lehnte seinen Rücken an den Stein und ließ Tania erst los, als sie sicher saß. Entsetzt klammerte sie sich an seinen Arm. Die Aussicht war gigantisch, doch die Höhe auch nicht zu verachten.

Sie rutschte so weit wie möglich mit ihren Rücken an die Schlossmauer. Snape lachte leise, als er ihre Bemühungen bemerkte. Eine Weile hingen sie still ihren Gedanken nach.

Tania versuchte zu verarbeiten, was sie in Snapes Geist gesehen hatte. Warum hatte sich seine Mutter nicht gewehrt, als sein Vater sie geschlagen hatte? Er war immerhin ein Muggel. Ein Schnippen mit dem Zauberstab hätte gereicht, um ihn fernzuhalten.

»Severus?«, durchbrach Tania die Stille.

»Du hast Fragen«, stellte Snape fest.

»Hast du noch Kontakt zu deiner Familie?«

»Nein.« Er schlang die Arme um seine Knie. »Meine Mutter starb nach meinem siebzehnten Geburtstag. Mein Vater folgte ihr ziemlich genau ein Jahr später.«

»Aber sie waren nicht alt, oder?«

»Meine Mutter hat sich vergiftet.« Er zuckte nicht mit der Wimper, während er sprach, als würde all dies ihn nicht betreffen. »Sie hat es mit meinem Vater wohl nicht mehr ausgehalten.«

»Hat er sie oft geschlagen?«, fragte Tania.

»Nicht nur sie.« Er stierte ins Leere.

»Das tut mir leid«, murmelte Tania. Sein Anblick schmerzte ihn. Dieser fehlende Glanz in seinen Augen, der Gram in seiner Stimme - War sein ganzes Leben ein einziger Fluch?

Plötzlich schämte sie sich für die Erinnerungen, die er in ihrem Kopf gesehen hatte. Ihre Kindheit war geprägt von Geborgenheit und Liebe. Wie oft in den letzten Wochen hatte er gesehen, wie sie mit ihren Eltern lachte, wie sie sie behüteten und schützten, auf sie achtgaben und ihr ein Lächeln ins Gesicht zauberten?

Nichts anderes war es mit ihrer Schulzeit. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals Demütigung erlitten zu haben. Sie war nicht besonders gesellig, manchmal fühlte sie sich nicht wohl und es gab die ein oder andere Streitigkeit, aber niemals hatte sich jemand so schamlos über sie lustig gemacht.

Sie konnte sein unterkühltes Verhalten verstehen. Wie musste es sein, Tag für Tag mit glücklichen Erinnerungen konfrontiert zu sein, die einem selbst niemals zu Teil geworden waren?

»Was ist mit deinem Vater?«, fragte Tania leise und schauderte, als sich ein Schatten über sein blasses Gesicht legte.

»Ich habe ihn umgebracht.«

»Ah«, krächzte Tania. Mehr brachte sie nicht zustande. Ein unangenehme Kälte legte sich auf ihre Haut und sie wagte nicht, den Blick zu heben. Er hatte was getan?

»Ich habe es getan, nachdem ich das Mal bekommen habe.« Er deutete auf seinen linken Unterarm. »Der dunkle Lord wollte einen Beweis meiner Treue.«

»Ich verstehe«, antwortete sie beklommen, während sich die Gedanken in ihrem Kopf verknoteten. War es grausam, den eigenen Vater umzubringen, wenn er ein Monster war?

»Was denkst du, Tania?«, fragte Snape behutsam.

»Ich denke -« Sie zögerte. »- dass ich nicht genug weiß, um mir eine Meinung bilden zu können.«

»Das macht dir Angst«, stellte er fest.

»Du machst es mir nicht wirklich leicht, weißt zu?« Ein nervöses Lachen kam über ihre Lippen, als sie sich zu ihm drehte. »Das ist keine Information, die man jemanden um die Ohren haut -«

Er zuckte mit den Schultern.

»- oder die man mit einem Schulterzucken abtut«, fügte Tania hinzu und schüttelte ungläubig den Kopf.

»Meine Eltern waren anders als deine«, erwiderte Snape und sie hatte den Eindruck, dass es ihm wichtig war, sich zu erklären. »Ich habe es in deinen Erinnerungen gesehen. Du bist liebevoll aufgewachsen. Ich nicht. Meine Mutter hat früh mit ihrer Familie gebrochen, weil sie einen Muggel heiratete. Ich habe nie verstanden, warum. Sie haben sich nur gestritten. Mein Vater hielt nichts von Zauberei. Er reagierte gewalttätig. Erst schlug er meine Mutter, später mich.« Er kratze sich nachdenklich an der Nase.

»Als ich dem dunklen Lord meine Treue beweisen sollte, hatte ich Hemmungen, doch dann fand ich meinen Vater im Spinners End, alkoholisiert und kaum bei Verstand. Es war leicht, ihn zu töten. Ich würde lügen, wenn ich dir sage, es jemals bereut zu haben.«

Ihre Blicke trafen sich in der Dunkelheit.

Tania wusste nicht, was sie denken oder sagen sollte. Ihr schien, als hätte er eine gespaltene Persönlichkeit. Sie konnte den skrupellosen, zynischen und unnahbaren Snape nicht mit dem überein bringen, der gerade vor ihr saß.

Woher kam der sanfte Ton seiner Stimme? Woher die Traurigkeit in seinem Blick? Verbarg er all das hinter einer Fassade, die gerade dabei war, zu bröckeln?

»Wenn du möchtest, bring ich dich wieder runter«, fügte Snape vorsichtig hinzu, als Tania sich nicht regte.

»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Was ist mit der zweiten Erinnerung. Der blonde Junge - war das Lucius Malfoy?«

»Lucius hatte immer einen guten Riecher für Leute, die ein gewisses Talent besitzen und ihm nützen konnten«, sagte Snape. »Er hat seine Leute auf mich gehetzt, um sie danach zurückzupfeifen. Wer zu dieser Zeit in Slytherin war, musste sich mit Lucius gut stellen. Er hat mich zum dunklen Lord gebracht.«

»Es ging um Schutz?«

»Es ging auch um Schutz«, murmelte Snape. »Aber auch um Ansehen. Der dunkle Lord verbreitet nicht nur Angst, er kann seine Anhänger auch betören. Ich war immer fasziniert von schwarzer Magie und hatte wegen meines Vaters eine Abneigung gegenüber Muggeln. Er bediente all meine Wünsche.«

»Was hat dich dazu gebracht, die Seiten zu wechseln?«

»Ich habe -«, begann er, doch seine Stimme brach. Schnell wandte er den Blick ab und atmete zittrig aus. Ein Beben ging durch seinen Körper und ein leises Keuchen drang über seine Lippen.

Sie beugte sich vor und strich ihm die schwarzen Haare hinters Ohr. Seine Augen funkelten verräterisch. Unwirsch fuhr er sich mit dem Ärmel durchs Gesicht.

»Du brauchst dich nicht schämen, Sev«, wisperte sie eindringlich und lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter. »Auch nicht für die Erinnerungen, die ich heute in deinem Kopf gesehen habe. Niemals.«


Eine Woche später begann es zu schneien. Binnen weniger Stunden türmte sich der der Schnee vor den Toren des Schlosses. Dumbledores Grabmal ragte kaum noch aus der weißen Masse und in Hagrids Bart bildeten sich Zapfen, während er die Ländereien in ein Labyrinth aus Wegen verwandelte.

Tania genoss das kalte Wetter. Nicht nur, weil Amycus Carrow mit einer ordentlichen Erkältung im Krankenflügel lag, sondern auch wegen der herrlichen Aussicht. Sie bewunderte die Kristalle an ihrem Fenster, lauschte dem Grollen des Windes und mümmelte sich in ihren Winterumhang.

In den letzten Tagen waren immer wieder Parolen an die Wände der Schule geschmiert worden. Einige Schüler schlossen sich dem Vorbild der Gruppe um Neville und Ginny an. Die Proteste wurden lauter und die Strafen der Carrows härter. Sie griffen auf körperliche Gewalt und Psychoterror zurück.

Tania war darauf bedacht, sich unauffällig zu verhalten - ein leichtes Unterfangen, wäre da nicht Michael! Ihr Freund hatte es sich zur Aufgabe gemacht, sie auf Schritt und Tritt zu überwachen. Immer wieder musste sie Ausreden finden, um zu Snape zu schleichen. Langsam gingen ihr die Ideen aus und Ausreden wie Kopfschmerzen würden ihm nicht mehr lang genügen.

»Sev?«, flüsterte Tania, als sie das Schulleiterbüro erreichte und er soeben heraustrat. »Wo willst du hin?«

Snapes Augen wanderten durch den Gang und hefteten sich auf einen Punkt, weit von Tania entfernt. Sie war unter ihrem Tarnumhang verborgen und bewegte sich vollkommen lautlos.

»Alecto hat mich gerufen«, erklärte er mit gedämpfter Stimme. »Irgendwas mit einer Explosion in der Eingangshalle und einem Schwarm Wichteln. Ich schau mir das an und bin gleich zurück. Geh schon mal hoch!«

Er machte kehrt und stolzierte mit wehendem Umhang den Gang entlang. Einen Moment schmachtete Tania ihm nach. Sie liebte diesen raubtierhaften Gang. Er strahlte eine gewisse Überlegenheit aus, die es ihr angetan hatte.

Dann stieg sie die Treppe hinauf und machte es sich im Wohnzimmer gemütlich. Sie hatte Snapes ›Zaubertränke für Fortgeschrittene‹ im Regal gefunden und hielt es für eine sinnvolle Lektüre. Wenn Harry es gelesen hatte, konnte sie es erst recht lesen!

Plötzlich erregte eine Bewegung auf dem Balkon ihre Aufmerksamkeit. Aus den Augenwinkeln hatte Tania einen Schatten wahrgenommen. Alarmiert sprang sie auf, aktivierte ihren Tarnumhang und verharrte mit angehaltenem Atem vor dem Kamin, als sich das Fenster öffnete.

Durch die Tür drangen Luna, Ginny und Neville mit erhobenen Zauberstäben. Sie wirkten äußerst angespannt, als sie ihre Besen gegen die Wand lehnten und sich hektisch umsahen.

»Schnell, die Luft ist rein«, wisperte Ginny und huschte durch den Raum, während ihr Neville stolpernd und puterrot im Gesicht folgte. Luna schlenderte gemächlich hinterher, als wäre sie bei einem Waldspaziergang vom Weg abgekommen.

Kaum das sie durch die Tür waren, stürzte Tania zum Schreibtisch. In Windeseile riss sie ein Pergament aus einer der Schubladen und beschriftete es hektisch:

›Eindringlinge im Büro.‹

»Memo Communicationis«, murmelte Tania und tippte das Blatt mit ihrem Zauberstab an. Es faltete sich zu einem Papierflieger und schoss wie eine Kanonenkugel durch das offene Fenster.

Zügig eilte sie zu den Rennbesen, welche die Eindringlinge abgestellt hatten. Ohne viel Federlesen warf sie die Fluggeräte über die Brüstung in die Tiefe. Eine Flucht der Drei war damit schon mal ausgeschlossen.

Mit angehaltenem Atem schlich sie in den Flur, als im Büro ein Knall ertönte. Die Vitrine, in der das Schwert von Gryffindor gestanden hatte, war in tausend Scherben zerschellt, die den Boden bedeckten. Ginny angelte das Schwert aus der Halterung. Mit einem triumphierendem Grinsen nickte sie Neville und Luna zu, die siegesgewiss die Fäuste reckten.

»Das ist mit Sicherheit das erste Mal, dass Sie etwas Wertvolles in Händen halten, Miss Weasley«, ertönte eine bedrohliche Stimme.

Die Tür zum Büro war lautlos aufgeschwungen. Im Türrahmen lehnte Snape, bei deren Anblick jegliche Farbe aus den Gesichtern der Eindringlinge wich. Ginny war die erste, die zu ihrem Zauberstab griff. Ein Stupor sauste auf Snape zu, den er geschickt ablenkte. Luna und Neville schlossen sich an.

Ein Regen von Flüchen hagelte auf Snape hinab. Mit erstaunlicher Gelassenheit blockte er die Flüche ab, sodass von Anfang an klar war, wer den Kürzeren ziehen würde.

Snape entwaffnete Ginny, packte sie am Kragen und hielt ihr den Zauberstab an den Hals. Ein gemeines Lächeln umspielte seine Lippen, als er sich zu Neville und Luna drehte, die es sofort unterließen, weitere Flüche gegen ihn zu richten.

»Schluss mit diesem lächerlichen Gefuchtel«, drohte er leise. »Zauberstäbe her! Alle beide.« Er streckte die Hand aus.

»Nicht!«, kreischte Ginny und strampelte in Snapes Griff.

»Bombarda!«, rief Luna und richtete ihren Zauberstab auf den Schreibtisch. Mit einem ohrenbetäubendem Knall zerbarst das gute Stück in seine Einzelteile und aufgewirbelte Pergamente raubten Tania die Sicht. Sie bemerkte erst, dass Neville und Luna ihr entgegenliefen, als sie schon beinahe das Ende der Treppe erreicht hatten. Noch zwei Schritte und sie würden gegen Tania prallen.

Ohne zu zögern hob sie ihren Zauberstab und schleuderte ihnen einen Schockzauber entgegen. Mit einem hässlichen Poltern stürzte Neville rücklings die Treppe hinunter und landete auf Luna. Bewusstlos blieben sie am Fuß der Treppe liegen.

»Was war das?«, keuchte Ginny und deutete in Tanias Richtung.

»Sie haben sich mit dem Falschen angelegt«, schnarrte Snape kühl, als polternde Schritte ertönten.

Alectos Stimme drang aus der Ferne an Tanias Ohren. Snape ließ seinen Blick alarmiert durch den Raum schweifen und zuckte kaum merklich mit der Hand. Sie verstand sofort.

Lautlos huschte sie die Treppe hinauf, während ihr klar wurde, dass sie sich soeben für eine Seite entschieden hatte. Ihre Loyalität gebührte Snape und wenn sie jemals in einem Krieg zwischen Gut und Böse kämpfen musste - dann für ihn.

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