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Okklumentik

»Guten Abend, Severus«, grüßte Tania lächelnd, als sie am folgenden Abend das Schulleiterbüro betrat. Statt einer Antwort erhielt sie ein missgestimmtes Brummen.

Snape stand vor dem steinernen Denkarium. Eine Hand hatte er auf den Rand gestützt, während er mit der anderen silbrige Erinnerungsfäden in das Becken fallen ließ. Das bläuliche Schimmern des Denkariums spiegelte sich in seinem Gesicht und betonte die kleinen Falten, die sich um seine Augen gebildet hatten.

Da sie ihn in seiner Konzentration nicht unterbrechen wollte, ließ sie sich auf einem Stuhl nieder. Von den Porträts ehemaliger Schulleiter ging ein leises Schnarchen aus. Es schien nicht sehr spannend zu sein, den ganzen Tag an der Wand herumzuhängen. Dumbledore döste träge in seinem Ohrensessel.

Die Minuten zogen sich zäh dahin und Tania wurde nervös. Snape legte eine Erinnerung nach der anderen in das Denkarium. Langsam, aber sicher verlor sie die Geduld. Es kostete sie Überwindung, Snape in ihren Kopf zu lassen! Musste er ihre Nerven zusätzlich strapazieren, indem er sie warten ließ?

In der letzten Nacht hatte sie kaum geschlafen. Sie hatte sich all die Peinlichkeiten ausgemalt, die Snape in ihrer Okklumentikstunde sehen könnte. Angefangen bei ihrer Schwärmerei für Gilderoy Lockhart in der zweiten Klasse bis hin zu den peinlichen Tagträumen, die ihr verrücktes Gehirn jeden Tag produzierte.

»Was tust du?«, erkundigte sie sich, um sich abzulenken.

»Ich lege die Gedanken ins Denkarium, die nicht für deine Augen und Ohren bestimmt sind.« Snapes Stimme klang gereizt.

»Ist überhaupt noch irgendwas in deinem Kopf?« Tania warf einen skeptischen Blick in das Denkarium, auf dessen Grund verzerrte Bilder wirbelten. Snape packte sie an der Schulter und schob sie entschieden zurück.

»Ich habe gesagt«, zischte er, »dass sie nicht für deine Augen bestimmt sind, Tania.«

»Schon gut.« Sie hob beschwichtigend die Hände. »Warum legst du deine Erinnerungen ins Denkarium? Du wirst doch in meinen Geist eindringen, nicht wahr?«

»Es kommt vor, dass unerfahrene Okklumentiker versehentlich in den Geist des Legilimentikers eindringen«, erklärte er.

»Aber das könntest du doch verhindern?«

»Nicht, wenn du es auf eine Art und Weise tust, die ich nicht vorhersehen kann.« Er ließ einen letzten Faden in das schimmernde Becken fallen. »Unerfahrenheit macht unberechenbar.«

»Ich verstehe.« Tania fuhr sich durch die Haare, als Snape sich einige Schritte von ihr entfernt aufstellte und seinen Zauberstab hob.

»Zieh deinen Zauberstab«, befahl er. »Und versuche, mich irgendwie daran zu hindern, in deinen Kopf einzudringen.«

»Auch mit Flüchen?«, fragte Tania verblüfft.

»Ja«, erwiderte Snape. »Wenn du es schaffst.« Seine Lippen kräuselten sich und Tania fühlte sich auf beunruhigende Weise in den Zaubertrankunterricht zurückversetzt. Sie drückte die Schultern durch, um einen Funken Würde zu bewahren.

»Hast du die Übungen aus den Büchern gemacht?«

»Jeden Abend«, antwortete Tania. »Und in Muggelkunde.« Sie grinste. Snapes Augenbrauen wanderten in die Höhe.

»Wie ist der Unterricht bei Alecto?«

»Was für eine Frage!«, schnaubte Tania. »Verachtenswert. Sie redet von Muggeln, als seien sie Schädlinge.«

»Sind sie das nicht?« Er funkelte sie herausfordernd an. Tania verschlug es kurz die Sprache.

»Ich durchschaue dich, Severus«, knurrte sie und verschränkte die Arme. »Du provozierst mich, damit ich unkonzentriert bin.«

»Ach ja?«, schnarrte Snape unschuldig, doch an dem heimtückischen Funkeln in seinen Augen erkannte sie, dass sie Recht hatte.

»Schließe deine Augen!«, fuhr Snape fort. »Mache deinen Kopf frei von allen Gedanken und Gefühlen.« Tania versuchte an völlige Leere zu denken, doch seine samtweiche Stimme war wie ein betörendes Gift, dass durch ihre Adern schoss. Konnte er nicht immer in dieser Tonlage sprechen? Es klang so warm, so friedlich -

»Eins – Zwei – Drei – Legilimens!«

Augenblicklich verschwamm das Schulleiterbüro vor Tanias Augen und bunte Bilder explodierten in ihrem Kopf. Sie zogen an ihr vorbei wie ein flackernder Film.

Sie sah sich als kleines Mädchen, wie sie zwischen Unmengen an Geschenken unter einem Weihnachtsbaum saß. In den Armen hielt sie eine rote Plüschkatze, die sie soeben ausgepackt hatte und ihre Mutter reichte ihr eine Portion Pudding.

Die Erinnerung wechselte in eine Zirkusarena. Ihr Vater trug sie auf den Schultern, damit sie sehen konnte, wie in der Manege dressierte Mondkälber durch Reifen sprangen. Ihre begeisterten Rufe übertönten den Beifall der Zuschauer.

Als Nächstes sah sie sich selbst neben ihrer Mutter im Bett liegen, die ihr mit sanfter Stimme aus den ›Märchen von Beedle dem Barden‹ vorlas. Auf den wunderschön illustrieren Seiten rannte ein Zauberer einem hüpfenden Topf hinterher.

»Das war nichts.« Snapes Stimme riss sie brutal aus dem Strom der vergangenen Zeit. »Du hast es nicht mal versucht.«

»Ich habe es vergessen«, murmelte Tania beschämt. Sie war so fasziniert von den Erinnerungen gewesen, dass sie vergessen hatte, ihren Geist zu verschließen. »Versuche es erneut.«

»Eins – Zwei – Drei – Legilimens.«

Tania beobachtete sich, wie sie in ihrem ersten Schuljahr in einem Boot über den großen See auf das Schloss zufuhr. Sie war ganz hibbelig vor Vorfreude und fragte sich, welche Abenteuer sie in Hogwarts erwarteten und ob sie Freunde finden würde.

Die Szene zerfloss zu wässrigem Nebel, der die Form von Professor Flitwick annahm. Er lobte sie, weil sie ihre Feder gleich beim ersten Versuch dazu hatte bewegen können, über ihrem Kopf zu schweben. Das Lächeln ihres Hauslehrers verblasste.

Im nächsten Moment sah sie sich allein durch das Schloss streifen und einen Raum entdecken, der einer einsamen Waldlichtung glich. Wochenlang hatte sie den Raum immer wieder aufgesucht, mit stapelweise Büchern im Gepäck. Sie hatte auf der Wiese gelegen, die Bewegungen der Planeten an der verzauberten Decke studiert und davon geträumt, einer ihrer Romanhelden zu sein.

Wieder wechselte die Erinnerung. Professor Quirrell forderte seine Klasse auf, Gruppen zu bilden und Tania war übrig geblieben. Unschlüssig stand sie herum, bis ihr Neville von der anderen Seite des Raumes schüchtern zuwinkte. Erleichtert lief sie ihm entgegen, während ein federleichtes Lächeln ihre Lippen umspielte.

Der Hogwartsexpress fuhr am Ende des ersten Schuljahres quietschend am Bahnhof King's Cross ein. Tania rammelte mit ihrem Koffer auf das Gleis und schaute sich ängstlich um. Es herrschte wildes Gedränge. »Tania! Hier drüben!«, hörte sie eine Stimme und im nächsten Moment zog ihr Vater ihr den Koffer aus der Hand, während ihre Mutter sie in die Arme schloss.

»Was für ein rührendes Familienleben!«, höhnte Snape und verzog das Gesicht, als würde ihm gleich schlecht werden. »Du servierst mir dein Leben auf einem Silbertablett.«

»Es tut mir leid.« Tania fuhr sich durch die Haare. »Es ist nur so, dass ich sie vermisse und -«

»Das«, unterbrach sie Snape mit einer eisigen Stimme, »ist mir egal.« Er hatte abwehrend die Hände vor der Brust verschränkt.

»Ich -«, begann Tania zerstreut und schüttelte den Kopf. »Ich weiß - ich versuche es besser zu machen.«

»Eins - Zwei - Drei - Legilimens.« Erneut beschwor er längst vergessene Erinnerungen hervor und wieder schaffte es Tania nicht, etwas dagegen zu unternehmen.

»Dich stört nicht, was ich sehe«, schnarrte Snape, kaum dass der Strom versiegt war. »Dann suchen wir etwas, was ich nicht sehen soll. Eins – Zwei – Drei – Legilimens.«

Sie war nicht vorbereitet, als der Film vor ihren Augen erneut zu laufen begann, doch diesmal stürzte sich Snape nicht auf ihre Kindheitserinnerungen. Es fühlte sich an, als würde er nach etwas Bestimmtem suchen. Die Bilder wurden klar, um im nächsten Moment wieder an Kontur zu verlieren.

Er verharrte in einer Erinnerung aus Tanias viertem Schuljahr. Sie befand sich mit Sergej, einem Schüler aus Durmstrang, auf dem Weihnachtsball des trimagischen Turniers. In einem dunkelblauen Spitzenkleid und berauscht von ihren ersten Schlucken Alkohol tanzte sie mit ihm auf der Tanzfläche. Plötzlich zog Sergej sie an sich, küsste sie und zog sie an der Hand übers Schlossgelände. Lachend kletterten sie an Bord des Schiffes der Durmstrangs.

»Zehn Punkte Abzug für Ravenclaw.«

»Wie bitte?« Tania schreckte auf.

»10 Punkte Abzug für Ravenclaw«, wiederholte Snape trocken. »Es war ausdrücklich untersagt, die Zimmer der ausländischen Schüler zu besuchen.«

»Ich weiß, aber -«, begann Tania sich zu rechtfertigen, bevor ihr bewusst wurde, dass sie keinen Grund dafür hatte. Diese Erinnerung lag Jahre zurück. Verlegen verstummte sie.

»Leere deinen Geist«, drängte Snape.

»Warte kurz -«

»Eins – Zwei – Drei – Legilimens.«

Erneut war Tania nicht vorbereitet. Sie sah ihr fünfzehnjähriges Ich, an Sergejs Lippen hängend, in der kleinen Kajüte des Schiffes. Sergejs Hände wanderten unter ihr Kleid.

›Bei Merlin, nein!‹, schoss es ihr durch den Kopf. ›Das darf Severus auf keinen Fall sehen.‹ Mit aller Kraft versuchte sie an etwas anderes zu denken und das Bild flackerte.

Ihr eigenes Kichern tönte durch den Raum, als sie dem jungen Mann sein Hemd über die breiten Schultern streifte, bevor er sich am Reißverschluss ihres Kleides zu schaffen machte.

»Stopp!«, schrie Tania und spürte, wie Snape sich zurückzog.

Sie kniete vor ihm auf dem Boden, ohne sich erinnern zu können, wie es dazu gekommen war. Ihre Knie schmerzten. Snape schaute mit einem spöttischen Lächeln auf sie herab. Tania verspürte den Drang, ihm ins Gesicht zu schlagen, damit es verschwand. Das ging zu weit! Diese Erinnerung wollte sie mit niemanden teilen und am allerwenigsten mit ihm!

»Ein Jammer, wenn man seine Gedanken nicht unter Kontrolle hat.« Snapes Augen glühten, während er auf Tania zuschritt. Sie funkelten genauso gierig wie an dem Tag, als Tania vorgeschlagen hatte, Okklumentik zu üben. »Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Eins – Zwei – Drei -«

»Nein!«, rief Tania verzweifelt.

»Legilimens!«

Der Film in ihrem Kopf lief weiter. Sergej schob ihr jüngeres Ich aufreizend langsam in Richtung des Bettes.

Wut loderte in Tania auf. Sie wollte einen Fluch auf Snape abfeuern, doch die Szene in ihrem Kopf war zu präsent, um ihrem Arm zu befehlen, den Zauberstab zu heben.

›Nein‹, dachte sie panisch. Sie musste ihre Gedanken von allen Emotionen befreien. Doch wie, verdammt, mit Snape im Nacken und diesen Bildern im Kopf? So sehr sie sich auch anstrengte, die Szenerie lief unaufhaltsam weiter. Sie wusste, dass es zu intim werden würde. Warum hörte Snape nicht auf?

Sergej wollte ihrem jüngeren Ich das Kleid über den Kopf streifen als Tania voller Zorn das Einzige tat, was ihr logisch erschien.

Mit aller Macht rief sie sich die Nacht in Erinnerung, in welcher sie Snape im Wald gefunden hatte. Sein schmerzverzerrtes Gesicht verdrängte Sergej unerbittlich aus ihrem Kopf. Stattdessen tönte nun seine Stimme durch ihre Gedanken.

Kreidebleich kauerte er zu ihren Füßen und seine Hände umklammerten ihren Umhang während er den imaginären Dumbledore anflehte, ihn nicht dazu zu zwingen, ihn umzubringen.

Die Szene verschwamm. Tania wechselte zu einer anderen. Snape kauerte mit weit aufgerissenen Augen auf seinem Bett, während er an seinen Haaren riss, um den Schmerz zu lindern.

Sie spürte, wie sie die Kontrolle zurückerlangte. Es funktionierte! Sie hob ihren Zauberstab und dachte an Snape, der mit bebenden Schultern einsam in seinem Labor stand, bevor Dumbledores Geschenk gegen die Kerkerwand flog.

»Stupor!«, brüllte Tania. Ihre Zauber donnerte gegen das Schutzschild, welches Snape geistesgegenwärtig heraufbeschworen hatte und riss ihn zu Boden.

»Was soll das?«, fauchte Tania. »Das ist privat! Macht dich das etwa an?« Sie verzog ihr Gesicht vor Verachtung.

»Das denkst du?«, fragte Snape, während ihm seine Gesichtszüge entglitten. Er rappelte sich auf und stolperte einige Schritte zurück.

»Ja«, stieß Tania hervor. »Das denke ich.«

»Dann solltest du gehen«, erwiderte er gekränkt und schritt ohne ein weiteres Wort die Treppe hinauf. Mit einem dumpfen Knall fiel eine Tür ins Schloss und Stille kehrte ein.

Tania blieb im Büro zurück. Mit einem Stöhnen rieb sie sich die Stirn und schloss die Augen. Snape schien die einzige Person zu sein, bei der sie immer redete, ohne zuvor nachzudenken!

»Sie sollten ihm nachlaufen«, ertönte eine herablassende Stimme, »und sich bedanken.« Einer der ehemaligen Schulleiter, Phineas Nigellus Black, schaute tadelnd auf Tania hinab.

»Mich bedanken?«, wiederholte sie ungläubig.

»Nun.« Phineas dehnte das Wort und betrachtete Tania, als wäre sie ein Gartengnom. »Der Schulleiter hat Ihnen soeben, trotz Ihres offensichtlichen Mangels an Talent, ziemlich erfolgreich dabei geholfen, den ersten Schritt zum Erlernen der hohen Kunst der Okklumentik zu bewältigen.«

»Geholfen?«

»Sie dummes Mädchen.« Er schüttelte mitleidig den Kopf. »Haben Sie erwartet, dass er Ihre schönen Erinnerungen ansieht? So funktioniert das nicht. Nein. Es geht darum, die Gedanken zu verbergen, die nur Ihnen allein gehören. Ihre größten Ängste, Ihre schlimmsten Taten, Ihre tiefsten Geheimnisse.« Phineas betrachtete gelangweilt seine Fingernägel.

»Ich -«, murmelte Tania. »Aber ich wusste nicht -« Plötzlich fühlte sie sich schrecklich unterbelichtet.

Als sie die kalte Wut auf Snape gespürt hatte war auch die Kontrolle über ihren Geist zurückgekehrt. Zumindest so stark, dass sie Erinnerungen hatte heraufbeschwören können, die mit ähnlichen Emotionen verbunden waren. Er hatte ihr zeigen wollen wie die Okklumentik in ihren Grundprinzipien funktionierte.

Dennoch ging ihr sein Blick nicht aus dem Kopf. Die Gier, die in seinen Augen geleuchtet hatte und die Arroganz, während er sie spüren ließ, dass er ihr überlegen war. Gehörte all das zu einem Schauspiel oder war ihm sein Verhalten in all den Jahren in Fleisch und Blut übergegangen?

»Sie haben sich respektlos verhalten«, tadelte Phineas. »Sie sollten sich entschuldigen.« Noch ehe er geendet hatte, stürmte Tania ins Wohnzimmer. Der Raum war leer und ihr Blick blieb an einem der bodentiefen Fenster hängen, welches offen stand.

»Severus?«, rief sie und steckte den Kopf durch das Fenster. Zunächst sah sie ihn nicht. Seine schwarze Kleidung verschmolz mit der Dunkelheit der Nacht. Snape hatte sich über eine der Zinnen gebeugt und starrte in die Tiefe. Er beachtete Tania nicht, als sie neben ihn trat. Ein Schauer rann ihr über den Rücken, als ihr bewusst wurde, wie tief es hinter den Zinnen hinabging.

»Was willst du?« Er drehte sich zu ihr um. Allein das Funkeln seiner Augen drang durch die Finsternis.

»Mich entschuldigen«, erwiderte Tania, »Es tut mir leid.«

»Ich wusste, dass es so kommt.« Er klang bitter. »Deshalb wollte ich dir Okklumentik nicht beibringen.«

»Ich habe nicht nachgedacht, Severus«, erklärte Tania. »Ich habe nicht verstanden, warum du das tust.«

»Dadurch wird es dich nicht weniger anwidern, wenn ich erneut in deine Privatsphäre eindringe«, presste er hervor.

»Ich habe nie gesagt, dass es mich anwidert.«

»Nein!?«, schnaubte Snape verächtlich. »Aber du wirfst mir vor, dass es mich anmacht zuzusehen wie sich eine Schülerin vergnügt?« Seine Stimme bebte. »Ohnehin bin ich nicht zu ertragen und die Haare sollte ich mir auch waschen, nicht wahr!?« Tania wollte nach seinem Arm greifen, doch er schlug ihre Hand weg.

»Du trägst mir nicht wirklich nach, was ich damals zu dir gesagt habe?«, fragte sie entsetzt. Es war über ein halbes Jahr her, dass sie Snape nach der Weihnachtsfeier beschimpft hatte.

»Als ob sich deine Meinung geändert hätte«, fauchte Snape. »Ich brauche dein Mitleid nicht, Tania.« Er wollte an ihr vorbeistürmen, doch Tania packte ihn am Umhang.

»Ich wollte dich nicht kränken«, flüsterte sie und schaute ehrlich aus ihren blauen Augen zu ihm auf.

Vorsichtig machte sie einen Schritt auf ihn zu und strich ihm die Haare aus dem Gesicht. Mit der anderen Hand hielt sie ihn am Umhang gepackt, während er den Augenkontakt mit gequälter Miene erwiderte. Tania hätte in seinen Pupillen versinken können. Es tat gut, den Schmerz darin zu sehen, denn alles war besser als die fürchterliche Leere, die so oft in seinem Blick lag.

Ihr Herz begann heftig zu schlagen als sie Snape leicht am Umhang zu sich herunterzog. Er ließ es mit angehaltenem Atem geschehen als sie eine Hand an seine Wange legte und ihre Lippen auf seine trafen. Als er nicht reagierte schob sie ihn zurück bis er gegen eines der Fenster stieß.

Mit einer Hand schob sie zitternd seinen Umhang beiseite. Sie spürte seine Wärme als sie sich an ihn drückte. Sanft legte sie eine Hand in seinen Nacken und tastete sich mit ihrer Zunge in seinen Mund vor. Das weckte Snape endlich aus seiner Starre.

Mit einem wohlwollenden Grollen erwiderte er den Kuss, während seine Hände über ihren Rücken tasteten. Zunächst war es sanft, doch nach einem Moment – Tania wusste später nicht, ob es Sekunden, Minuten oder Stunden waren – wurden sie mutiger.

Snape fuhr ihr mit seiner Hand in die Haare, während er an ihrer Lippe knabberte. Seine andere Hand war mittlerweile bis zu ihrem Hintern hinabgewandert. Sie presste sich enger an ihn und stöhnte leise, als sie seine Erregung spürte.

»Ich will dich«, keuchte sie und begann die silberne Schnalle zu lösen, die seinen Umhang hielt. Flatternd fiel der dicke Stoff zu Boden. Ihre Hände bebten vor Aufregung, als sie die Knöpfe seines Gehrocks aufzupfriemeln begann.

»Nicht«, wisperte Snape rau und umschloss ihre Handgelenke. Langsam, aber bestimmt, schob er sie von sich.


Beim Frühstück am nächsten Morgen mied Tania den Blick zum Lehrertisch. Auch ohne Snape anzuschauen spürte sie, wie ihr Gesicht glühte. Die Verlegenheit, die sie ergriffen hatte, als Snape sie von sich geschoben hatte, war noch lange nicht abgeflaut.

Sie hatte kein Auge zugemacht und schwankte zwischen der Begeisterung darüber, dass er ihren Kuss erwidert hatte und der Enttäuschung, dass er sie von sich gestoßen hatte. Die entscheidende Frage war, warum er es getan hatte.

Möglicherweise war sie ihm zu jung? Vielleicht wollte er sie nicht verletzen, weil längst offensichtlich war, dass sie mehr von ihm wollte als Sex? Oder fand er sie nicht attraktiv? Konnte sie sich Snape mit einer Frau vorstellen? War er in seinem Leben überhaupt jemals mit weiblichen Körpern in Kontakt geraten?

Tania verschluckte sich an ihrem Kaffee, als ihr dieser abstruse Gedanke durch den Kopf schoss. Snape, die heilige Jungfrau. Jetzt war das Repertoire an Peinlichkeiten, die er in ihrem Geist entdecken konnte, um einen niveauvollen Gedankengang reicher.

›Gratulation, Tania!‹, dachte sie und tauchte hustend unter den Tisch, um den Kaffee aus ihrer Lunge zu befördern.

»Du bist rot im Gesicht«, bemerkte Luna, als Tania wieder auftauchte. »Hast du Probleme mit Schlickschlupfen?« Tania starrte ihre Mitschülerin an, als sei sie aus dem Irrenhaus entlaufen.

»Sie leidet nur an Sauerstoffmangel, Luna«, kam Michael seiner Freundin zu Hilfe und klopfte ihr auf den Rücken.

»Hör auf damit«, fauchte Tania ihn an und nahm möglichst würdevoll ihren Platz wieder ein.

Verstohlen erlaubte sie sich einen Blick zum Lehrertisch und schaute direkt in Snapes schwarze Augen. Ihr Herz setzte zwei Takte aus, bevor er flüchtig den Blick abwandte, als würde er den Haustisch der Hufflepuffs an diesem Morgen außerordentlich spannend finden. Mit einer verlegenen Geste fuhr er sich durchs Haar, während seine andere Hand an der Kaffeetasse rumspielte. War er etwa genauso unsicher wie sie?

»Machen wir nachher gemeinsam unsere Hausaufgaben?«, fragte Tania, um Snape aus ihrem Kopf zu verbannen.

»Oh«, stieß Michael erschrocken aus. »Ähm, ich bin mit Seamus verabredet. Wir haben da so was geplant.« Er schaute sich um, als wollte er sichergehen, nicht belauscht zu werden.

»Ach so«, erwiderte Tania enttäuscht. »Was habt ihr vor?«

»Das kann ich dir noch nicht sagen«, raunte Michael verschwörerisch. »Aber du bist die Erste, die es erfährt. Versprochen.«

»Michael, mach bitte keinen Ärger«, flüsterte Tania. »Ich habe das schlechte Gefühl, dass wir die Carrows in der letzten Woche noch nicht richtig kennengelernt haben.«

»Wie kommst du darauf, dass ich Ärger mache?«, flötete er und setzte einen unschuldigen Hundeblick auf. Mit seinen braunen Augen und dem Lächeln wirkte er durchaus überzeugend.

»Weil du mit Seamus rumhängst«, zischte Tania. »Und weil Seamus mit Ginny und Neville rumhängt. Es ist offensichtlich, dass -«

»Dass wir der Fledermaus und seinem Anhängsel das Leben zur Hölle machen werden?«, beendete Michael ihren Satz grinsend.

»Michael, das ist gefährlich.« Tania schaute ihn flehend an.

»Süß, wie du dich um mich sorgst«, feixte er und wuschelte ihr in einem Anflug von Übermut durch die Haare.

Er konnte von Glück reden, dass er den tödlichen Blick nicht bemerkte, mit dem Snape ihn bedachte.

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