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Forest of Dean

In den folgenden Wochen wurde das Schulleiterbüro zu Tanias Zufluchtsort. Zu einem Fels in der Brandung, einer sicheren Festung, ihrem Leuchtturm in all der Dunkelheit – manchmal fühlte sich das Büro sogar wie ein Zuhause an.

Snape hatte sein Schlafzimmer für sie geräumt und kampierte laut eigener Aussage auf der Couch. Das war eine Lüge. In Wirklichkeit schien er dem Schlaf gänzlich abgesagt zu haben. Seine tiefen Augenringe und die ungesunde Blässe zeugten davon.

Vor einigen Nächten war Tania aufgewacht und hatte ihn schlafend an seinem Schreibtisch vorgefunden. Sein Kopf hatte auf einem Antrag von Filch gelegen, der darum bat Daumenschrauben wieder einzuführen. Sein Tintenfass war umgefallen und die Tinte hatte sich wie Blut in das Dokument und dem Saum seines Ärmels gesaugt. Kopfschüttelnd hatte Tania die Lichter gelöscht und ihm eine Decke über die Schultern geworfen.

Am Morgen darauf hatte sie Snape angeboten, selbst auf der Couch zu schlafen. Ihre Bitte hatte er gekonnt überhört und als sie ihm vorschlug, mit ihr in einem Bett zu schlafen, hatte er sie mit einem ungläubigen Blick bedacht.

Tania wusste nicht recht, woran sie bei ihm war. Von Tag zu Tag wuchs das Verlangen in ihr, ihn zu berühren. Sie wollte seine Hände auf ihrem Körper spüren und seine Küsse, die sie sanft und wild zugleich in Erinnerung hatte.

Sie glaubte nicht, dass ihm der Kuss nichts bedeutet hatte. Vielleicht spürte er nicht dieselbe Sympathie, doch immerhin hatte der Kuss seine Begierde geweckt. Sie war doch nicht blind!

Tania spürte Snapes Blicke auf ihrer Haut, wann immer sich ihm die Gelegenheit bot, sie ungestört zu betrachten. Die harmloseste Berührung brachte die Luft zum Knistern und die Blicke, die sie miteinander tauschten, waren voller Zuneigung.

Nein, all das konnte Snape nicht kalt lassen. Vielleicht war er sich seiner Gefühle nicht bewusst? Vielleicht verbarg er sie hinter der ausdruckslosen Maske, welche so oft sein Gesicht entstellte?

In der wenigen Zeit, in der Tania nicht über Snapes Befindlichkeiten sinnierte, erarbeitete sie sich den Unterrichtsstoff. Ihr standen ganze Regale voller Bücher zur Verfügung und auch die Porträts ehemaliger Schulleiter waren eine echte Hilfe.

Ganz egal um welches Fach es sich handelte – es gab stets einen Spezialisten. Ganz besonders mochte Tania eine Hexe namens Dilys Derwent. Die alte Dame mit dem geringelten Haar und dem entzückenden Lächeln hatte im achtzehnten Jahrhundert als Heilerin im St. Mungos gearbeitet hatte, bevor sie Schulleiterin geworden war. Ihre warme Art erinnerte Tania an ihre Mutter und Dilys hatte immer einen guten Ratschlag parat.

»Was ist das?«, fragte Snape, als Tania am zweiten Advent einen Teller auf seinen Schreibtisch schob. Darauf lagen Plätzchen in Form von Pinguinen, die niedliche Zipfelmützen trugen und ihn aus ihren freundlichen Zuckergussgesichtern zuzwinkerten.

»Kekse«, erwiderte Tania und überging seine schlechte Laune mit einem unbeeindruckten Lächeln.

»Nein, danke.« Er schob den Teller an den Rand des Tisches.

»Severus«, seufzte Tania. »Bitte, du musst etwas essen.«

»Sterben muss ich«, schnarrte er und setzte mürrisch seine Unterschrift unter ein Formular.

Tania zuckte müde mit den Schultern und streckte sich auf dem Sofa aus. Mit einem Schnippen ihres Zauberstabes entzündete sich die zweite Kerze des Adventskranzes, den sie auf den Wohnzimmertisch dekoriert hatte.

Snapes Miene verfinsterte sich um zwei weitere Oktaven. Statt sie zu maßregeln, ließ er seinen Frust an der geschmückten Tanne aus, die Tania zum ersten Advent vor dem Kamin aufgestellt hatte. Eine der slytheringrünen Kugeln explodierte mit einem Knall und die funkelnden Überbleibsel schwebten zu Boden, wie die Schneeflocken vor den Schlosstoren.

»Du erinnerst mich an Mr. Scrooge«, kommentierte Tania, während sie sich einen Keks gönnte. »Mr. Scrooge ist ein verbitterter Mann aus Charles Dickens Weihnachtsgeschichte. Er behandelt seine Mitmenschen ziemlich schlecht, bis ihm eines Nachts die drei Geister der Weihnacht begegnen -«

»Ich weiß, wer Mr. Scrooge ist«, unterbrach sie Snape ungehalten und machte seinem, von Dickens erschaffenem, Ebenbild dabei alle Ehre. »Ich bin unter Muggeln aufgewachsen, falls es dir entfallen sein sollte, Tania.«

»Es ist mir nicht entfallen.« Tania lächelte ihn entwaffnend an. »Aber ich war mir nicht sicher, ob deine Eltern dir diese Geschichten vorgelesen haben?«

»Haben sie nicht.« Er senkte den Blick und Tania wusste, dass ihr Gespräch beendet war.

»Severus?«, durchbrach sie das Schweigen nach einigen Minuten zaghaft. »Kann ich dich was fragen?«

Der Tränkemeister brummte genervt ohne den Blick zu heben.

»Was bewirkt der Levicorpus?« Sie hielt Snapes Ausgabe von ›Zaubertränke für Fortgeschrittene‹ in den Händen und starrte auf eine Notiz am Rande des Unkrautvernichtungstrankes.

»Wie bitte?« Snapes Kopf zuckte alarmiert hoch und seine Augen fixierten das Buch in Tanias Händen. »Ich habe dir gesagt, dass dieses Buches nicht für deine Augen bestimmt ist!«

»Muss mir entfallen sein.« Tania grinste ihn frech an.

»Gib mir das Buch!« Er stand auf, umrundete seinen Schreibtisch und streckte ihr warnend eine Hand entgegen. »Sofort

»Ich werde es dir geben«, erwiderte Tania. »Wenn du mir sagst was dieser Zauberspruch bewirkt.«

»Es ist ein relativ harmloser Zauber«, gab Snape nach. »Er hängt das Opfer an den Füßen -«

Der Rest seines Satzes ging in seinem erschrockenen Keuchen über, als eine unsichtbare Hand nach Snapes Knöcheln griff und ihn mit einem straffen Ruck in die Luft zog. Seine herunterhängenden Haare und der wallende Umhang verliehen ihm mehr denn je das Aussehen einer Fledermaus, die nach einem langem Flug an einer Straßenlaterne pausierte.

Bei dem Gedanken prustete Tania los und konnte sich nur mühsam daran hindern, laut loszulachen. Snape strampelte in der Luft, während ihm in Sekundenschnelle das Blut in den Kopf schoss. Sein Zauberstab lag unter einer Stapel Pergament auf dem Pult.

»Lass mich SOFORT runter!«, begann seine Schimpftirade, die sich in einer Woge über Tania ergoss. Ihr flogen Satzbausteine wie ›Sabberhexe‹, ›Nervige Göre, ›Verstand eines Flubberwurms‹ und ›Dir werde ich den Hals umdrehen‹ um die Ohren.

»Du hast diesen Zauber erfunden!«, stieß Tania hervor und erinnerte sich an die misslungene Okklumentikstunde. Sie hatte die Erinnerung an seine Schulzeit gesehen, in welcher ihn eine Gruppe Gryffindors mit ebenjenem Zauber gedemütigt hatten. »Oh!«

»Sofort runterlassen«, presste Snape vor Wut schäumend hervor.

»Ähm – Ja, tut mir leid.« Hektisch richtete sie ihren Zauberstab auf Snape. »Finite!«

Nichts passierte.

»Es geht nicht!«

»Liberacorpus!«, blaffte Snape.

»Liberacorpus!«, beeilte sich Tania.

›RUMPS‹, ertönte ein Poltern als Snape unbeholfen auf allen Vieren auf dem Boden landete. Er war knallrot im Gesicht und schnaufte wie ein paarungsbereites Graphorn.

Tania reichte ihm die Hand um ihm aufzuhelfen, doch er schlug sie weg, sprang mit einem Satz auf und wirbelte zu ihr herum. Seine Finger schwebten vor ihr, als erwäge er, ihr den Hals mit bloßen Händen umzudrehen.

»Was bildest du dir ein?«, spie er, gleich einer wütenden Kobra. »Findest du das lustig? Macht es dir -«

»Es tut mir leid, Sev«, fiel ihm Tania ins Wort. Sie wusste nicht, ob es an ihrer Entschuldigung lag oder an dem Namen, dem sie ihm gab, doch er hielt augenblicklich inne.

Seine schwarzen Augen huschten über ihr Gesicht, als suche er darin nach Spuren von Hohn oder Spott.

»Ich habe es nicht böse gemeint«, wisperte Tania mit schuldbewusster Miene und berührte sanft seinen Arm.

»Ist schon gut«, murmelte er.

Die Weihnachtsfeiertage waren trostlos. Es gab keine Feier, keine Geschenke und Snape wurde am ersten Feiertag von Dem, dessen Namen nicht genannt werden darf, gerufen.

Nicht mal vor einem traditionellen Fest machte diese verabscheuungswürdige Kreatur Halt! Aber wie sollte Lord Voldemort schon Weihnachten feiern? Mit einer roten Zipfelmütze auf dem Kopf, während Bellatrix Lestrange Kekse verteilte, die Malfoys ›Jingle Bells‹ anstimmten und Snape als Santa Claus verkleidet Geschenke verteilte? Was für eine lächerliche Vorstellung!

Tania prustete verächtlich in die Decke, in welche sie sich eingewickelt hatte. Ihre Waldohreule schuhute erschrocken. Zu allem Überfluss hatte sich auch noch Tanias treue Begleiterin verletzt.

Sie hatte ihre Eule mit einem Brief an ihre Eltern losgeschickt, doch das Federtier hatte das Schulgelände nie verlassen. Irgendwer hatte sie abgefangen und übel zugerichtet. Ihr Flügel hing in einer Schiene und sie hockte müde in einem Pappkarton, während Tania sie dazu ermunterte, etwas zu fressen.

»Ich vermisse sie doch auch«, wisperte Tania, als ihre Eule traurig mit dem Schnabel klapperte und den Keks verschmähte.

»Wen?«, fragte Snape und schaute von seiner Lektüre auf.

»Meine Eltern«, erwiderte Tania. »Wen sonst?«

»Es geht ihnen den Umständen entsprechend«, schnarrte er und widmete sich kurzerhand wieder seinem Buch.

»Hast du Details?«, fragte sie genervt. Warum ließ er sich immer als aus der Nase ziehen?

»Nein«, brummte Snape und Tania spürte, wie ihr Puls schneller wurde. Seine Launen waren nur schwer zu ertragen. Seit Wochen befand er sich in einer Art Warteposition. Ständig warf er nervöse Blicke zu Dumbledores Porträt, verließ kaum das Büro und tigerte unruhig vor seinem Schreibtisch auf und ab.

Gerne hätte sie ihm gesagt, dass eine Dusche längst überfällig war und man sich nicht von schwarzem Kaffee ernähren konnte. Aber wozu hätte das geführt? Zu einem weiteren Streit und darauf konnte Tania getrost verzichten!

»Schulleiter!«, ertönte plötzlich die Stimme von Phineas Black. Mit seinem zerzaustem Haar und den Schweißtropfen auf der Stirn wirkte der ehemalige Schulleiter, als sei er gerannt.

»Was gibt's, Phineas?«, fragte Dumbledore, der eben noch gedöst hatte und nun hellwach wirkte.

»Sie kampieren im Forest of Dean! Dieses Schlammblut -«

»Benutzen Sie dieses Wort nicht!«, fauchte Snape und lehnte sich mit funkelndem Blick über seinen Schreibtisch. Tania musterte ihn fragend. Warum war ihm dieses Wort zuwider?

»- dieses Granger-Mädchen -«, Phineas schnalzte missbilligend mit der Zunge, »also, sie hat den Ort erwähnt, als sie ihre Tasche öffnete und ich habe sie gehört!«

»Gut. Sehr gut«, lobte ihn Dumbledore. Tania schaute verwirrt zwischen den Beiden hin und her, während sie sich fragte, wie um alles in der Welt Phineas in eine Tasche gekommen war.

»Nun, Severus, das Schwert!«, fuhr Dumbledore eilig fort. »Vergessen Sie nicht, dass es nur in Not und mit Heldenmut genommen werden darf – und er darf nicht wissen, dass es von Ihnen kommt! Wenn Voldemort in Harrys Gedanken eintauchen sollte und sieht, dass Sie für ihn handeln -«

»Ich weiß«, erwiderte Snape knapp, eilte an Tania vorbei, als sei sie Luft, und klappte Dumbledores Porträt nach außen. Dahinter befand sich ein Hohlraum, aus dem er Gryffindors Schwert zog.

Tania klappte der Mund auf. Was hatte dieses alte, magische Artefakt hinter Dumbledores Porträt verloren?

Zügig schnappte sich Snape seinen Reiseumhang und drehte sich zu Dumbledore: »Und Sie wollen mir immer noch nicht sagen, warum es so wichtig ist, Potter das Schwert zu geben?«

»Nein, ich denke nicht. Er wird wissen, was er damit tun soll. Und, Severus, seien Sie sehr vorsichtig, nach George Weasleys Unglück werden die sich womöglich nicht besonders über Ihr Erscheinen freuen -«

»Machen Sie sich keine Sorgen, Dumbledore. Ich habe einen Plan«, erwiderte Snape und rauschte die Treppe hinab.

Noch bevor die Tür ins Schloss fiel schlüpfte Tania hindurch, aktivierte ihren Tarnumhang und heftete sich unbemerkt an seine Fersen. Raschen Schrittes eilten sie durch das Schloss, hinaus auf die Ländereien und bis zum Eingangstor des Schuldgeländes.

Der steinerne Greif, den Tania gesprengt hatte, um Snape im Sommer zur Flucht zu verhelfen, war längst restauriert worden. Die junge Hexe hatte den Eindruck, dass seine Augen ihr misstrauisch folgten, als sie sich dem Ausgang näherten.

Snape öffnete das Tor und sie wollte gerade die Chance nutzen, unbemerkt hindurchzuschlüpfen, als Snapes Arm ihr den Weg versperrte. Sie stieß gegen ihn und taumelte ein paar Schritte zurück.

»Denkst du wirklich, dass ich nicht weiß, dass du mir folgst, Tania?« Snapes warf böse Blicke in die Dunkelheit, die Tania um einige Zauberstablängen verfehlten.

»Ich möchte dich begleiten.« Sie hob den Tarnzauber auf.

»Ich nehme dich mit - unter zwei Bedingungen«, erwiderte er und hob zwei Finger empor, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Erstens: Du folgst meinen Anweisungen ohne Widerrede.«

Tania konnte ihr Glück kaum fassen und nickte eifrig.

»Und Zweitens: Sobald es zu Komplikationen kommt, wirst du sofort disapparieren. Ich komme allein zurecht. Verstanden?«

»Verstanden.«

Snape nickte leicht, lief ihr voran durch das Tor und hielt ihr seinen linken Unterarm entgegen. Zufrieden klammerte sich Tania daran fest, als die Umgebung zu verschwimmen begann.

Es knirschte unter ihren Füßen, als sie im Forest of Dean apparierten. Tania taumelte und Snape packte sie an den Schultern.

»Langsam solltest du dich daran gewöhnen«, schnarrte er.

Die Sonne stand tief am Horizont und ihr Licht fiel in breiten Strahlen durch die Bäume. Sie waren von hohen Tannen umgeben, deren Äste sich unter den Schneemassen bogen. Eine feine Schichte bedeckte den Boden und funkelte im Licht.

Verwirrt beobachtete Tania, wie Snape sich einige Runden im Kreis drehte, die Augen hatte er geschlossen und seine Hände hielt er ausgestreckt in der Luft. Dann schien er sich für eine Richtung entschieden zu haben und lief zielstrebig voran.

»Severus? Wo sind wir?«, fragte Tania

»Im Forest of Dean.«

»Und was hast du vor?«

»Wir bringen Potter das Schwert.«

»Warum braucht er ein Schwert?« Sie schaute fragend zu ihm auf, während sie über eine Wurzel strauchelte.

»Mit seinem Zauberstab konnte Potter noch nie gut umgehen.« Ein zynisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht. »Vielleicht hofft Dumbledore, dass der dunkle Lord erstickt, wenn er den lächerlichen Anblick von Potter mit einem Schwert erblickt.«

»Dumbledore weiht dich nicht in seine Pläne ein?«

»Nein«, gab Snape mürrisch zu.

»Das ist nicht richtig.« Sie verzog das Gesicht. »Er verlangt so viel von dir und teilt dennoch nicht sein Wissen mit dir.

»Jedes überflüssige Wissen ist eine Gefahr.«

»Dann bin auch ich eine Gefahr«, stellte Tania fest. Snape hielt inne und schaute sie einen Moment nachdenklich an.

»Dir scheint nicht bewusst zu sein, dass du ein Dorn in Dumbledores Auge bist.« Ein schwaches Lächeln zuckte über seine Lippen. »Dennoch ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass der dunkle Lord Interesse an dir hat.«

»Da bin ich aber beruhigt«, murmelte Tania, zog ihren Schal enger und fügte trocken hinzu: »Er ist nämlich nicht mein Typ.«

Snapes drehte sich ungläubig zu ihr um und schüttelte den Kopf, als er ihren schelmischen Blick sah. Es hatte ihm augenscheinlich die Sprache verschlagen.

»Hat er eigentlich Kontakte zu Frauen?«, grübelte Tania.

»Wer?«, murrte Snape.

»Der, dessen Namen nicht genannt werden darf!«

»Nicht das ich wüsste -« Er verlangsamte seine Schritte, sodass Tania zu ihm aufholen konnte. »Wobei Bellatrix ihm schon seit Ewigkeiten Avancen macht.«

»Bellatrix Lestrange?«, wiederholte Tania.

»Ja - es gibt sonst kaum Frauen in unseren Reihen.«

»In ihren Reihen«, verbesserte sie sanft.

»Wie bitte?« Er wirkte irritiert.

»Du sagtest 'unsere Reihen'«, erklärte Tania. »Du gehörst aber nicht dazu – somit muss es 'ihre Reihen' heißen.«

»Wie man es nimmt«, murmelte Snape, doch sie sah wie sich seine Hand unterbewusst auf seinen linken Unterarm legte.

»Das ist ekelhaft«, stellte Tania fest und fügte auf Snapes fragenden Blick hinzu. »Nun, ich meine, dass Lestrange ihm Avancen macht. Wenn ich an den Anblick in deiner Erinnerung denke -« Sie verzog das Gesicht, als sie sich die roten Augen, die geschlitzten Nasenlöcher und die grünliche Haut in Erinnerung rief.

»Das musst du gerade sagen«, murmelte Snape.

»Ach – wie meinst du das?«, fragte Tania spitz und ein freudiges Lächeln zuckte über ihr Gesicht.

Er biss die Zähne zusammen und wich ihrem Blick aus.

»Du bist nicht so unausstehlich wie du denkst, Sev«, schmunzelte Tania. »Solange du den Mund hältst.«

Seine Mundwinkel zuckten.

»Wie genau willst du Harry finden?«, fuhr sie fort.

»Magie hinterlässt immer ihre Spuren«, murmelte Snape, sichtlich erleichtert von dem Themenwechsel.

»Willst du damit sagen, dass du seine Magie in einem Wald mit dem Ausmaß von mehreren hundert Quadratmetern spüren willst?« Tania schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich.«

»Wir können das Gebiet einschränken«, erklärte Snape. »Man kann nur an die Orte apparieren, die einem bekannt sind oder zumindest gut beschrieben wurden. Potter ist mit der Nervensäge Granger unterwegs. Der Forest of Dean ist ein beliebtes Ausflugsziel der Muggel. Ich bin ziemlich sicher, dass Granger das Ziel gewählt hat. Dementsprechend sind wir nur an dem Teil des Waldes interessiert, den die Muggel besuchen.«

»Das klingt nach einem langen Fußmarsch«, erwiderte Tania. Sie warf zunächst einen Wärmezauber über sich und anschließend über Snape, der keine Widerworte gab.

Schweigend liefen sie Schulter an Schulter durch den verschneiten Wald. Tania bewunderte die Schneekristalle auf den Tannenzweigen, freute sich über ein Eichhörnchen, welches ihren Weg kreuzte und an Snapes geschmeidigen Gang. Während sie immer wieder über knochige Wurzeln stolperte, bewegte er sich völlig lautlos - gleich einem gefährlichen Raubtier.

Es tat gut das Schloss verlassen zu haben. Die frische Luft war wie ein Balsam für Tanias Seele und die veränderte Perspektive auf Snape, ließ sie ihren Frust der letzten Tage vergessen. Die Knoten in ihrem Kopf lösten sich mit jedem Schritt und die negativen Gedanken schienen mit ihrem dampfenden Atem in den Himmel aufzusteigen. Hinauf in die Ferne – bis zu den Sternen, von denen aus ihre Probleme bedeutungslos schienen.

Sie liefen bis zum Anbruch der Nacht und darüber hinaus. Tania verlor jedes Zeitgefühl. Ihre Nasenspitze fühlte sich taub an und ihre Füße begannen zu schmerzen, doch seit Langem fühlte sie sich wieder lebendig – so lebensfroh wie an dem zauberhaften Bergsee in Norwegen. Sie hatte zu viel Zeit im Schloss verbracht.

Ob Snape auch die Schönheit der Natur wahrnahm? War ihm das Gefühl der Freiheit bekannt, welches die eiskalte Winterluft in Tania auslöste? Wusste er überhaupt, was es bedeutete, frei zu sein? Frei von Lasten und Erwartungen, wie ein Vogel, der seine Runden in den luftigen Höhen drehte, ohne ein Ziel zu haben.

Vermutlich nicht. Sein verbissener Blick zeigte es ihr. Er suchte nach Harry Potter und er würde nicht aufgeben, bevor er ihn fand.

Unbeirrt liefen sie weiter. Die Dunkelheit des Forest of Dean war undurchdringlich, mit Ausnahme einer bläulichen Flamme, die Snape heraufbeschworen hatte. Tania hätte sich gefürchtet, wäre er nicht an ihrer Seite gewesen.

Sie liefen vorbei an einem Weiher, der von einer funkelnden Eisschicht bedeckt war. Tania verspürte den kindlichen Drang, darauf herumzuschliddern. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie an ihre Mutter dachte, mit der sie damals so gern Schlittschuh auf dem See hinter ihrem Garten gelaufen war.

In Gedanken versunken merkte sie nicht, wie Snape stehen blieb und stolperte jauchzend in seinen Rücken.

»Kannst du nicht aufpassen?«, fuhr er sie an.

»Tut mir -«, begann Tania verlegen.

»Still«, zischte er und hob eine Hand. Tania war dankbar, dass er die Röte nicht sehen konnte, die ihr ins Gesicht stieg. So musste sich ein Bergtroll in Madam Puddifoots Café fühlen.

»Bleib hier«, befahl Snape. Seine schwarzen Augen hatte er auf einen Punkt in der Dunkelheit geheftet. Wenige Augenblicke später verschmolz er mit der Schwärze der Nacht. Tania blinzelte nervös und lauschte dem Geräusch seines Umhangs, der das Laub auf dem Boden rascheln ließ. Die Minuten zogen dahin.

»Wir haben ihn gefunden«, flüsterte es plötzlich aufgeregt an ihrem Ohr. Sie zuckte zusammen. »Komm.«

Eine eiskalte Hand legte sich um ihre Finger und zog sie durch die Dunkelheit davon, zurück bis zu dem Weiher. Dort angekommen zerstörte Snape die Eisschicht, warf Gryffindors Schwert in das glasklare Wasser und ließ es erneut zu Eis erstarren.

»Was tust du?«

»Das Schwert muss mit Heldenmut genommen werden.« Seine Stimme klang heiser, als er mit Tania an der Hand zurück durch den Wald eilte. Sie verstand kein Wort, doch es war die falsche Zeit, um Fragen zu stellen.

Snape zog sie zwischen zwei dicht beieinander stehende Bäume, die ihnen eine gute Sicht auf den Weiher boten. Dann hob er den Zauberstab und ein gleißend heller Nebel drang daraus hervor. Er waberte durch die samtene Schwärze der Nacht und formte sich zu einer anmutigen Hirschkuh.

Kurz drehte der gestaltliche Patronus seinen Kopf zu Snape, ehe er Tania anschaute. Ihr kam es vor, als wackele die Hirschkuh freudig mit den Ohren, bevor sie auf die Lichtung schritt.

Von dort aus stolzierte sie mit bedächtigen Schritten auf den Weiher zu. Tania hielt den Atem an.

Einige Sekunden passierte nicht – Dann stand er plötzlich zwischen den Bäumen. Harry Potter. Zögerlich eilte er der Hirschkuh hinterher, hinein in die Dunkelheit des Waldes bis zu dem Weiher. Als der Patronus stehen blieb, begann er zu rennen.

Snape schnippte mit seinem Zauberstand und die Hirschkuh löste sich auf. Als ihr Licht verschwand, spürte Tania ein leichtes Unbehagen. Sie dachte daran, wie die Hirschkuh sie zu Snape geführt hatte. Bedenkenlos war sie dem Patronus gefolgt und hatte keine Angst verspürt, bis er verblasst war und nichts als Furcht zurückgelassen hatte. So - oder so ähnlich - musste es Harry jetzt gehen.

Ein Schauer jagte ihr über den Rücken. Er wusste nicht, dass sein Erzfeind hinter einem Baum lauerte. Fast erwartete sie, dass Snape seinen Zauberstab heben und ihn verfluchen würde. Nichts dergleichen geschah. Innerlich schalt sie sich für ihre Gedanken, doch sie wusste, wie schwer Snape zu durchschauen war.

Harry zauberte einen Lumos und tauchte die umliegenden Bäume in warmes Licht. Snape zog sie tiefer in das Dickicht, doch seine Augen hatte er auf Harry gerichtet. Hypnotisiert von der Szenerie schien er vor Anspannung kaum zu atmen.

Er stieß leise die Luft aus, als Harry endlich das Schwert im Weiher entdeckte. Sie beobachteten, wie der Gryffindor zunächst mit Zaubersprüchen heranzukommen versuchte, schließlich jedoch seine Kleidung ablegte. Das Eis des Weihers zersprang mit einem Knall und scheuchte einige Vögel auf, die in der Nähe ihre Schlafplätze hatten. Anschließend tauchte er in das eiskalte Wasser.

Es wurde still. Angespannt spähten Snape und Tania zu dem Weiher hinüber. Die Sekunden zogen sich in die Länge und sie spürte deutlich, wie der Tränkemeister ungeduldig wurde.

Dumbledore hatte gesagt, dass er sich verdeckt halten sollte. Ein Zusammentreffen mit Harry war keine gute Idee, doch nach weiteren Sekunden konnte auch Tania nicht mehr leugnen, dass etwas gewaltig schief lief. Ein Ruck ging durch Snapes Körper und er wollte auf den Weiher zulaufen.

»Nein!«, keuchte Tania und packte ihn am Umhang. »Er wird dich angreifen. Ich werde es -« Ihre Augen wurden riesig, als sie eine Bewegung in Snapes Rücken ausmachte. Ohne nachzudenken riss sie ihn mit ins Dickicht und breitete ihren Tarnumhang aus.

»Was -«, keuchte Snape, doch seine Worte erstarben, als sie ihm die Hand auf den Mund presste.

Sie hatte keine Sekunde zu früh gehandelt. Eine Gestalt rannte an ihnen vorbei, hinüber zum Weiher. Das Wasser spritzte, als Ron seinem Freund zu Hilfe eilte und ihn samt Schwert aus dem Wasser zog. Snape stöhnte vor Erleichterung.

»Das war knapp«, wisperte Tania. Sie konnte Snape nicht sehen, aber sein warmer Atem in ihrem Nacken bereitete ihr eine Gänsehaut. »Was für ein Glück, dass du mich mitgenommen hast. Sonst wärst du jetzt patschnass.«

»Wenn das alles wäre«, raunte er. »Die Frage ist, wer wen ersäuft hätte.« Tania kicherte leise und sprang auf die Füße. Die Jungs am Weiher behielt sie aufmerksam im Auge.

»Vertraust du mir?«, fragte sie, einer plötzlichen Eingebung folgend, und hielt Snape ihre Hand entgegen. Sanft ergriff er sie und Tania begann sich auf der Stelle zu drehen.

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