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Die weiße Maus

Der Herbst tauchte die Bäume in seine goldenen Farben und trieb die Blätter in tanzenden Wirbeln bis zu Tanias Fenstern empor. Die Lage innerhalb der Schlossmauern hatte sich in den vergangenen Wochen zugespitzt, was besonders den Lehrmethoden der Carrows zu verdanken war.

In Muggelkunde nahmen sie mittlerweile Magier mit nichtmagischen Elternteilen, Alecto nannte sie ›Schlammblüter‹, durch, die ›ihrer Magie beraubt‹ und zum ›Schutz der magischen Gesellschaft der Euthanasie zugeführt werden‹ sollten.

Neville war der Erste gewesen, der Alecto als ›Verblendete Sabberhexe!‹ beschimpft hatte. Seinem Vorbild waren unzählige Schüler gefolgt.

Zunächst hatte Alecto mit geheucheltem Verständnis reagiert. In ihren Augen war das Weltbild ihrer Schüler das Resultat einer misslungenen Erziehung, doch Tania befürchtete, dass es nicht lange dauern würde bis sie mit ihrer Geduld am Ende war. Das Gift war bis zum Rand des Kessels gestiegen und bald würde es hinauslaufen und sich in die Tischplatte fressen.

Amycus stand seiner Schwester in nichts nach. Er lehrte sie dunkle Rituale, die der Reinigung des Blutes dienten und angeblich die magischen Kräfte stärkten. Tania verkniff sich die Frage, warum gerade die reinblütigen Familien, die seit Jahrhunderten dieser Tradition folgten, Söhne und Töchter mit der magischen Kraft eines Flubberwurms gebaren. Crabbe, Goyle und Bullstrode waren gelungene Beispiele ihrer These.

In Verteidigung gegen die dunklen Künste hatten sie damit begonnen, den Imperius an ihren Mitschülern zu üben. Michael und Tania begnügten sich damit, sich gegenseitig Befehle zuzurufen, die der andere mit leerem Blick ausführte.

Noch jetzt huschte ein zufriedenes Grinsen über Tanias Gesicht, als sie an Michael dachte, der die Schulhymne singend auf einem Bein im Kreis hüpfte. Er hatte es ihr damit heimgezahlt, sie mit zum Rüssel geformten Händen einen Elefanten nachahmen zu lassen.

Tania seufzte leise, als ihr bewusst wurde, dass wieder Montag war. Die Wochenenden waren zu einer echten Erleichterung geworden. Zwei Tage, in denen man den Carrows aus dem Weg gehen konnten und sie Snape nicht nur am Abend sah.

Sie hatten in den letzten Wochen kein Wort über ihre Annäherung verloren. Tania erinnerte sich lebhaft daran, wie sie Snape nach dem Kuss in seinem Büro gegenübergetreten war. Von Anfang an hatte das stumme Verständnis in der Luft gelegen, es so zu belassen, wie es war. Vielleicht war es besser so.

Es machte keinen Sinn, über das Geschehene zu reden. Alle Fragen würden zu Wut oder Verwirrung führen und auch wenn sie die Zärtlichkeit nicht wiederholt hatten bestand eine unsichtbare Nähe zwischen ihnen. Tania konnte seinen Blick auf ihrer Haut spüren, wann immer sie ihm begegnete und im Labor tauschten sie scheinbar zufällige Berührungen aus.

Snape lehrte sie an jedem zweiten Tag Okklumentik und es hatte erste Erfolge gegeben. Tania schaffte es immer öfter ihren Geist zu verschließen. An den Feinheiten galt es dennoch zu arbeiten. Sie ließ sich schnell ablenken und bemerkte nicht, wenn er sich heimlich in ihren Kopf schlich. Jeden Abend leerte sie ihren Geist und versuchte, sich von allen Gefühlen zu lösen.

»Tania!« Jemand klopfte an ihre Tür. »Mach auf!«

Sie rappelte sich mit einem unwilligem Brummen auf, zog ihren Morgenmantel über und schleppte sich zur Tür.

»Guten Morgen«, keuchte Michael, der sich unwirsch an ihr vorbei ins Zimmer drängte. »Tut mir leid, dass ich dich so früh störe, aber ich kann das nicht beim Frühstück besprechen.«

»Dann muss es ja echt wichtig sein«, murrte sie.

»Du kennst dich doch mit Zaubertränken aus«, begann Michael. »Nun ja, ich dachte, du kennst vielleicht eine bestimmte Substanz.«

»Komm zum Punkt«, forderte Tania.

»Ich brauche eine Substanz, die ich in Farbe mischen kann, damit sie nicht mehr abgeht.« Er wippte erwartungsvoll vor und zurück.

»Brauchst du das Mittel oder braucht es Seamus?«, fauchte Tania und verschränkte die Arme. Schlimm genug, dass er ständig mit Seamus herumhing, jetzt wurde er auch noch von ihm angestachelt, sich in Schwierigkeiten zu begeben.

»Es hat etwas mit der Sache zu tun, die wir planen«, gestand er.

»Die Antwort ist Nein, Michael.« Tania schob ihn durch ihre Tür. »Ich habe dir gesagt, dass ich keine Lust auf Ärger haben. Es wäre klug, wenn du einfach die Füße stillhältst. Der Moment, in dem du sie gebrauchen kannst, wird mit Sicherheit kommen.«

»Aber du hättest doch nichts damit zu tun!«, protestierte Michael, doch Tania hatte ihm bereits die Tür vor der Nase zugeschlagen.

Fluchend lehnte sie sich gegen ihren Schreibtisch. So neutral sie sich auch zu verhalten suchte, die Luft in Hogwarts wurde eng. Sie hatte Snape versprochen, sich nicht mit den Carrows anzulegen, doch es war ein schmaler Grat, das Versprechen einzuhalten und zugleich mit Michael befreundet zu sein.

Michael redete den gesamten Vormittag nicht mit Tania. Erst als sie am Nachmittag schweigend zum Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste liefen, schien er sich zu besinnen.

»Hast du was von deiner Familie gehört?«, fragte er mit gedämpfter Stimme und legte seine Bücher aufs Pult.

»Nein.« Tania warf ihm einen betrübten Blick zu. »Hast du denn etwas von ihr gehört?« Sie meinte Susan.

»Nichts«, stieß Michael kopfschüttelnd hervor.

»Es ist gut so, Michael.« Sie zwang sich zu einem aufmunternden Lächeln. »Du weißt, dass die Post abgefangen wird. Desto weniger wir von unseren Familien hören, umso sicherer sind sie.«

Michael wollte etwas erwidern, doch in diesem Moment betrat Amycus den Klassenraum. In seinen Händen hielt er einen Käfig, in welchem sich weiße Mäuse befanden.

»Ich begrüße Sie zu einer neuen, lehrreichen Stunde«, flötete er und klatschte mit verstörender Begeisterung in die Hände. »Nachdem wir uns mit dem Imperiusfluch beschäftigt haben, beginnen wir heute mit dem Cruciatus. Dieser war bis vor Kurzem vom Ministerium als ›unverzeihlich‹ eingestuft. Diesen Irrtum hat unser wunderbarer Minister Thicknesse mittlerweile behoben.« Er grinste hämisch und entblößte dabei eine Reihe schiefer Zähne.

Verärgertes Murmeln regte sich in der Klasse und Tania tauschte einen vielsagenden Blick mit Michael.

»Sie können es scheinbar kaum erwarten!«, verkündete Amycus boshaft. »Nicht so unsere kleinen Freunde.« Er deutete auf die Mäuse, die durch ihren Käfig schossen als wüssten sie was ihnen drohte. »Keine falsche Scheu! Holen Sie sich ihr Übungsobjekt.«

Tania drehte es den Magen um, als sie stocksteif eine Maus aus dem Käfig angelte. Mit einem Kloß im Hals versuchte sie dem Tier nicht in seine Knopfaugen zu schauen. Die Maus schien sie als sicheres Versteck einzustufen und kletterte in ihren Ärmel, wo sie sich fest an ihre Haut schmiegte.

»Der Cruciatus fügt ihrem Opfer unerträgliche Schmerzen zu. Er wird auch Folterfluch genannt«, erklärte Amycus und setzte eine Maus auf den Tisch. »Damit der Cruciatusfluch wirkt, müssen Sie Ihrem Opfer seine Schmerzen auch redlich gönnen. Schauen Sie her! Crucio!«

Der kleine Nager stieß ein ohrenbetäubendes Quieken aus und Tania senkte ihren Blick, um nicht mit anzusehen, wie die Maus zappelte.

Sah Snape auch so aus, wenn er von dem Fluch getroffen wurde? Schrie er womöglich? Sie schloss die Augen und versuchte nicht weiter daran zu denken.

»Nun sind Sie an der Reihe!«, befahl Amycus, als er von seiner Maus abließ. »Ich will ein paar hübsche Flüche sehen!«

Tanias Übungsobjekt begann zu zittern.

»Dieser widerliche, dreckige, abartige, niederträchtige - «, presste Michael zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

»Michael«, warnte Tania.

»- ignorante, verlogene -«

»Michael!«

»- Mistkerl!« Michael knallte seinen Zauberstab auf den Tisch und verschränkte in stillem Protest die Hände.

»Das macht es überhaupt nicht besser«, wisperte Tania, während sie sich abmühte ihre Maus aus dem Ärmel zu ziehen. »Wenn du so weiter machst, hat er uns auf dem Kieker -«

»Wollen Sie den Anfang machen, Miss Green?«, tönte Amycus Stimme auch schon durch den Klassenraum.

Er hatte seinen Blick lauernd durch die Reihen schweifen lassen und Tania als Opfer auserkoren. Da keine Slytherins anwesend waren, hatte bisher niemand mit dem Zaubern begonnen.

Einige Hufflepuffs und Ravenclaws taten angestrengt so, als würden sie es versuchen. Andere hatten ihren Zauberstab wie Michael auf den Tisch gelegt. Tania warf Michael einen vernichtenden Blick zu. Jetzt hatten sie die Misere!

»Beginnen Sie, Miss Green«, befahl Amycus. »Es ist normal, am Anfang Hemmungen zu haben, doch sobald Sie es gespürt haben, wird Ihnen der Zauber leicht von der Hand gehen.«

Tanias Hände zitterten, als sie ihren Zauberstab auf die Maus richtete und das Gesicht zu einer konzentrierten Grimasse verzog.

»Sie können auf wortloses Zaubern verzichten«, säuselte Amycus. »Sprechen Sie den Zauber laut und deutlich.«

Tania spürte wie Säure ihre Speiseröhre emporstieg und schluckte schwer. Sie wollte der Maus nicht wehtun, aber ebenso wenig wollte sie sich mit Amycus anlegen. Sie hatte es Snape versprochen.

»Cru- Crucio«, flüsterte sie. Nichts geschah.

»Ich sagte laut und deutlich!«, donnerte Amycus, der die Geduld zu verlieren begann. »Machen Sie, Mädchen, machen Sie!«

»Crucio!«, stieß Tania hervor. Sie spürte Erleichterung, als die Maus vor ihr nicht einmal zusammenzuckte.

»Üben Sie weiter«, befahl Amycus. »Und denken Sie daran: Sie müssen es wirklich wollen.«

»Ja, Professor«, murmelte Tania und senkte rasch den Blick, damit er die Abscheu nicht sah, welche sie verspürte.

»Warum üben Sie nicht, Corner?«, keifte Amycus und bedachte Michael mit säuerlicher Miene.

»Ich mache es nicht«, antwortete Michael.

»Strafarbeit, Corner«, knurrte Amycus und setzte seinen Kontrollgang unbeirrt fort.

»Du hast es nicht wirklich versucht, oder?«, wisperte Michael, als Amycus außer Hörweite war und musterte Tania aus zusammengekniffenen Augen.

»Spinnst du?«, fuhr sie ihn an. »Was denkst du von mir?«

»Es sah nur so aus, als ob du -«

»Ach, es sah so aus?«, fauchte Tania. »Nur weil ich nicht so ein miserabler Schauspieler bin wie du und mich ins Unheil stürze?«

»Was für ein Unheil?« Er schüttelte den Kopf. »Es ist nur eine Strafarbeit. Nichts weiter! Halb so schlimm.«

»Noch«, erwiderte sie gereizt. »Falls du es vergessen hast. Amycus Carrow ist ein Todesser. Geht das in deine Birne?«

»Ach ja?«, schnappte Michael. »Und falls du es vergessen hast: Snape ist auch einer.«

»Was willst du damit sagen?«

»Nun, ich verstehe einfach nicht, wie du für den arbeiten konntest.« Michael verzog angewidert das Gesicht.

»Du hast es richtig erfasst.« Tania funkelte ihn wütend an. »Ich habe für Snape gearbeitet - Niemand wusste, zu was er fähig ist!«

»Falsch.« Michael schlug mit seiner Hand auf das Pult, sodass seine Maus erschrocken flüchtete. »Jeder wusste, was für ein arroganter Idiot Snape ist. Nur du hast es nicht gesehen!«

»Was erwartest du?«, fragte sie zornig. »Ich kann es nicht ungeschehen machen, oder?«

»Doch, indem du ein bisschen Rückgrat zeigst -«

»RUHE!«, brüllte Amycus durch den Raum und ein Fluch zischte an Michaels Ohr vorbei. »Noch eine Strafarbeit, Corner!«

Am Abend war Tania mit Snape verabredet. Sie war verwirrt, als sie ihn nicht, wie üblich, über das Denkarium gebeugt vorfand. Unsicher trat sie ein und schloss die Tür. Ein Geräusch in ihrem Rücken ließ sie zusammenzucken.

»Legilimens!«, rief Snape, kaum dass sie herumgewirbelt war.

Tania spürte, wie er in ihren Kopf eindrang. Für einen Sekundenbruchteil sah sie sich selbst, den sprechenden Hut auf dem Kopf, dann stellte sie sich vor, in ein schwarzes Loch zu fallen.

Das Bild verblasste, als sie in die Tiefe stürzte und dem bedrohlichen Licht entfloh, welches ihre Geheimnisse offenbarte.

»Nicht schlecht«, lobte Snape. »Du machst Fortschritte, aber dein Schutz ist nicht konstant. Mir sollte es gar nicht erst gelingen, in deinen Geist zu dringen.«

»Eine nette Begrüßung«, stöhnte Tania und rieb sich die Stirn. Legilimentik war nicht angenehm - besonders wenn man aus dem Hinterhalt damit konfrontiert wurde.

»Was ist das?«, fragte Snape. Tania folgte seinem verwunderten Blick zu ihrer Umhangtasche, aus der eine rosa Nase mit Schnurrhaaren schaute.

»Oh«, murmelte sie und zog die Maus aus ihrer Tasche. »Das ist mein Übungsobjekt aus Verteidigung gegen die dunklen Künste.«

»Was solltet ihr damit machen?«

»Den Cruciatus üben.«

»Du hast es nicht getan«, seufzte Snape.

»Natürlich nicht«, erwiderte Tania empört.

»Das war keine Frage«, schnarrte er und nahm ihr die Maus aus den Händen. Vorsichtig setzte er sie auf dem Schreibtisch ab.

»Was machst du?« Tania beobachtete ihn misstrauisch.

»Komm her«, befahl er und schob sie vor den Schreibtisch. Der Nager schnupperte derweil arglos an einem Tintenfass. Snapes Finger legten sich um die Hand, in der sie ihren Zauberstab hielt.

»Was soll das werden?«, fragte Tania nervös.

»Ich bringe dir den Cruciatus bei.« Er wirkte belustigt.

»Was? Nein!« Tania wollte die Hand aus seinem Griff wenden, doch er ließ es nicht zu. »Bitte, Severus. Ich will -«

»Still«, raunte er in ihr Ohr. Ein Schauer jagte ihren Rücken hinab und die feinen Haare auf ihrer Haut stellten sich auf.

»Zauber, egal ob gesprochen oder wortlos, fordern in erster Linie Willenskraft«, flüsterte Snape. »Kann ein Magier nicht wortlos zaubern, mangelt es ihm an mentaler Stärke. Das Aussprechen von Zaubern bündelt unseren Willen und verleiht ihm Nachdruck.«

Tania versuchte angestrengt, ihm zu folgen.

»Der Vorteil wortlosen Zauberns ist«, fuhr Snape fort, »dass wir einen Zauberspruch als etwas tarnen können, was er nicht ist. Und nun stell dir vor, wie es aussehen würde, wenn die Maus von einem Cruciatus getroffen wird. Wie sie sich windet, wie sie fiept, wie sie ihre Augen aufreißt. Kannst du das?«

»Ich denke schon«, murmelte Tania.

»Gut«, sagte Snape. »In manchen Fällen ist es wichtig, sich auch die Gestalt des Zaubers vorzustellen, hier nicht, weil der Cruciatus gestaltlos ist. Ich nehme an du beherrschst den Imperius und den Illusionszauber?«

Tania nickte beklommen und blinzelte die Maus an.

»Gut.« Er warf ihr einen scharfen Blick zu. »Dann konzentriere dich auf nichts anderes als das Bild der Maus, wenn sie von einem Cruciatusfluch getroffen wird.«

Tania biss die Zähne zusammen und rief sich das Bild von Amycus‘ Maus ins Gedächtnis, bis sie es in all seiner grausamen Detailreiche vor Augen hatte.

»Crucio!«, rief Snape und zwang sie, ihren Zauberstab auf die Maus zu richten. Sie spürte, wie ihre Energie sich ihren Weg bahnte. Fiepend begann sich das Tier zu winden und rollte mit strampelnden Füßen auf den Rücken.

»Nicht«, keuchte Tania.

Snape ließ ihre Hand los, der Fluch brach und die Maus setzte sich auf. Verwirrt begann sie ihre Ohren zu putzen. Ein erleichtertes Lächeln schlich sich in Tanias Gesicht.

»Es geht ihr gut!«, flüsterte sie.

»Scheint so.« Snape zuckte mit den Schultern.

»Und du meinst«, stellte sie fest, »dass ich diese Illusion schaffen und sie zugleich mit meinen eigenen Worten als Cruciatusfluch tarnen kann?«
Er nickte.

»Severus?« Sie zögerte. »Geht das auch bei Menschen?«

»Nein.«

»Warum nicht?«

»Ein Tier verfällt nach einem Imperius innerhalb von Sekunden zurück in seine Verhaltensmuster.« Er bedachte die Maus mit einem finsteren Blick, als sie begann an seiner Schreibfeder zu nagen. »Ein Mensch verhält sich verräterisch. Sobald der Fluch vorbei ist, ist er verwirrt - nur ein Vollidiot wäre von der Echtheit einer solchen Illusion überzeugt.«

»Das trifft auf die Carrows zu!« Tania grinste.

»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »In diesem Fall würden selbst sie merken, dass es kein echter Schmerz ist.«

»Es klingt, als hättest du dir viele Gedanken darüber gemacht«

»Aus deinem Mund klingt es, als sei das etwas Gutes«, erwiderte er bitter und schüttelte den Kopf.

»Meinst du, das geht auch mit dem Todesfluch?«, fragte Tania. »Der wird der Nächste auf dem Lehrplan sein.«

»Avada Kedavra!« Snape hatte seinen Zauberstab blitzschnell auf die Maus gerichtet. Der Zauber war über seine Lippen gekommen, als hätte er ihn hunderte Male gesprochen. Der Nager kippte auf die Seite und blieb reglos liegen.

»Severus?«, setzte Tania erstickt an, als der kleine Körper vor ihren Augen in Flammen aufging.

»Das ist gut -«, sagte Snape leise.

»Was?«, fragte Tania.

»Dass du mir misstraust.« Seine Augen funkelten amüsiert, als er eine kerngesunde Maus auf ihre Schulter setzte.

Tania verließ Snapes Büro kurz nach Mitternacht. Sie hatten die Illusion geübt, bis die weiße Maus vom vielen Versterben und Wiederauferstehen eingeschlafen war.

Anschließend hatten sie es sich mit einer Tasse Tee im Wohnzimmer gemütlich gemacht und über die Verbesserung des Wolfsbanntrankes debattiert. Tania konnte nicht viel beisteuern, doch sie hatte den Eindruck, dass es Snape half seine Gedanken zu sortieren, wenn er versuchte, sie ihr zu erklären

Tania wäre am liebsten die ganze Nacht geblieben, doch Snape erinnerte sie daran, dass es Zeit war zu gehen.

Als sie von der schmalen Wendeltreppe in den siebten Stock trat, ertönte ein patschendes Geräusch. Sie war in eine Pfütze getreten, die sich auf dem Boden des Korridors ausgebreitet hatte.

»Lumos!« Ihr Zauberstab sandte gleißendes Licht durch den Gang und Tania konnte gerade noch einen spitzen Schrei unterdrücken. Sie stand in einer blutroten Lache deren Flüssigkeit sich in ihren Umhangsaum sog und ihre Schuhe durchnässte.

Allein der beißende Geruch von Farbe ließ sie nicht in Panik ausbrechen. Das hier war kein Blut - das war ein schlechter Scherz!

Sie trat zurück und hob ihren Zauberstab. Die Wände waren bis zur Decke mit roter Schrift verziert. Direkt über dem Wasserspeier stand das Wort ›Mörder‹. Mit hämmerndem Herzen richtete Tania ihren Stab auf die anderen Schriftzüge.
Reinblutfanatiker raus!‹, ›Dumbledores Armee sucht noch Leute!‹ und ›Das ist erst der Anfang! Wehrt euch!‹ stand an den Wänden geschrieben.

Plötzlich ertönten Schritte. Jemand hastete durch den Korridor in ihre Richtung. Sie ließ ihren Zauberstab erlöschen, belegte ihre Schuhe mit einem ›Silencio Motus‹ und rannte in entgegengesetzter Richtung davon.

Erst zwei Stockwerke höher bemerkte sie, dass sie rote Fußabdrücke hinterließ. Hektisch saugte sie die Farbe von ihren Fußsohlen und aus dem Saum ihres Umhang.

»Er ist hier lang!«, tönte hinter ihr die Stimme von Alecto.

Mit klopfenden Herzen rannte Tania, bis die Tür zum Gemeinschaftsraum hinter ihr ins Schloss fiel. Nach Atem ringend, lehnte sie sich an die Wand und sprach den Zauber, um wieder sichtbar zu werden.

Sie hatte eine Hand in die Seite gestemmt, als sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung am Kamin bemerkte.

»Woher kommst du?«, fragte Michael. Er saß mit Morag McDougal und Terry Boot am Feuer, die beide in ein Spiel vertieft waren.

Tania zuckte zusammen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass zu solch später Stunde noch jemand im Gemeinschaftsraum war.

»Aus der Bibliothek«, log sie und versuchte, ihre schuldbewusste Miene mit einem Lächeln zu kaschieren.

»Was hast du da gemacht?« Michael kam zu ihr herüber.

»Ich habe mich in die verbotene Abteilung geschlichen«, behauptete Tania. »Wegen der Substanz, um die du mich gebeten hast.« Ihre Stimme zitterte verräterisch.

Michael musterte sie von oben bis unten. Sein Blick blieb an ihren Schuhen hängen. Die Nähte leuchteten blutrot, an den Stellen, wo die Farbe hineingesickert war.

»Schon klar«, sagte Michael kühl. Er klang, als würde er ihr kein Wort glauben. »Aber wir brauchen deine Hilfe nicht mehr.«

»Ah.« Tania zuckte mit den Schultern. »Gut.«

»Gut«, wiederholte Michael.

»Na dann«, murmelte Tania. »Gute Nacht.« Sie wollte sich umdrehen und in ihren Schlafraum flüchten.

»Warte! Wo bist du an all den anderen Abenden?«

»Ich lese.« Sie verschränkte ihre Arme, damit er das Zittern ihrer Hände nicht sah. »In meinem Zimmer.«

»Warum hast du nicht geöffnet, als ich gestern geklopft habe?« Michaels Stimme klang gelassen, doch sein Blick war wachsam.

»Oh.« Tania lächelte gequält. »Da ging es mir nicht gut.«

»Ah.« Michael nickte. Er machte Anstalten zu gehen, doch dann überlegte er es sich anders und fügte hinzu: »Weißt du Tania, ich habe nie an deinem Zimmer geklopft.«

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