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Caeruleum Mare

Die restlichen Weihnachtsferien verbrachte Tania im Labor. Sie braute mit Snape die unterschiedlichsten Tränke und half ihm bei seinen Versuchen zum Wolfsbanntrank. Meist führte er Testreihen durch, während sie jedes Wort protokollierte, dass er ihr diktierte.

Ab und zu band er Tania in seine Forschungen ein, erzählte von seinen Fortschritten und fragte sie sogar nach eigenen Ideen. Die junge Frau war zufrieden, denn die Arbeit vertrieb die finsteren Gedanken und Snape zauberte ihr an jedem Morgen ein Lächeln ins Gesicht, ohne es zu ahnen.

Snape verließ das Schloss vor Silvester zwei weitere Male um den, dessen Namen nicht genannt werden darf aufzusuchen. Doch zu Tanias unendlicher Erleichterung kam er wohlbehalten zurück. An keinem dieser Abende ließ sie es sich nehmen, mit einem Buch vor der Nase im Labor auf ihn zu warten.

Die Ferien endeten zu schnell. Ehe sie sich versah, stand sie am Gleis und schaute dem nahenden Hogwartsexpress entgegen. Zu ihrer Erleichterung war Michael jetzt fest mit Susan zusammen. Susan war freundlich, intelligent und redete bevorzugt über Quidditch. Kurzum: Nur ihr Aussehen unterschied sie von Michael.

Tania kam gut mit der Hufflepuff zurecht. Sie meldeten sich sogar gemeinsam beim Apparierkurs an, der in den nächsten Monaten stattfinden würde.

Die erste Schulwoche verging wie im Flug. Den Dienstag und Donnerstag verbrachte Tania wie gewohnt im Labor. Den Freitag nutzte sie, um ihre Hausaufgaben vor dem Wochenende abzuarbeiten. Dazu hatte sie sich mit einem Bücherstapel, den sie kaum hatte tragen können, in ihr Turmzimmer zurückgezogen.

Gegen zweiundzwanzig Uhr beendete sie freudig den letzten Satz ihres Aufsatzes für Kräuterkunde. Nachdenklich stöberte sie durch die Bücher, die sie zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte und überlegte, welches sie zuerst lesen sollte. Sie entschied sich für ›Blutsbrüder - Mein Leben unter Vampiren‹ von Eldred Worple. Schmunzelnd dachte sie an Slughorns Weihnachtsparty, die Blutpralinen und den Vampir Sanguini.

Tania schlug die erste Seite auf, als ein leises Klopfen am Fenster ertönte. Überrascht rappelte sie sich auf, schaute hinaus und entdeckte einen Papierflieger, der wieder und wieder gegen ihre Fensterscheibe klatschte. Schnell riss Tania das Fenster auf und der Flieger landete auf ihrem Schreibtisch.

Sie hatte diese Art der Kommunikation schon einmal im Zaubereiministerium gesehen, als sie ihren Vater begleitet hatte. Neugierig faltetet sie das Memo auseinander und las:

Ich bin morgen verhindert. Kommen Sie stattdessen am Sonntag um sieben Uhr zum Eingangsportal. Seien Sie pünktlich! Wir werden erst abends zurückkehren.(Der Zauberspruch lautet Memo Communicationis.)

Einen Absender enthielt die Mitteilung nicht, doch Tania wusste sofort, dass der Flieger von Snape kam. Sie schnappte sich eine Feder und antwortete:

Ich bin immer pünktlich! Wo sind Sie morgen? Wenn Sie mir nicht antworten, werde ich Nathan auf Sie ansetzen. Seien Sie ehrlich.

Sie schwang den Zauberstab über dem Pergament, woraufhin sich eine Eule daraus faltete, die ihre zierlichen Flügel streckte.

»Memo Communicationis«, flüsterte sie, woraufhin sich die Eule anmutig in die Luft erhob und durchs Fenster sauste. Wenige Minuten später flatterte Snapes Antwort durchs Zimmer. Tania lachte, als sie sah, dass es diesmal kein schnöder Papierflieger war.

Snape hatte ihr eine Fledermaus geschickte. Diese sauste eine Runde um sie herum und landete kopfüber an der Eulenstange. Ihre Waldohreule kreischte empört auf. Schnell pflückte Tania die Papierfledermaus von der Stange und entfaltete sie:

Ich werde das Schloss nicht verlassen.

Mehr hatte Snape nicht geschrieben. Tania strich mit der Hand über das Pergament. Sie musste ihm vertrauen. Dennoch spürte sie eine leise Unruhe. Sie fühlte sich nicht wohl bei den Gedanken daran, dass niemand auf ihn warten würde, wenn etwas passierte. Es dauerte einen Moment, bis sie ihre Feder auf das Papier setzte:

Daraus schließe ich, dass Sie unter allen Umständen am Sonntag nicht im Schloss sein wollen. Besonderer Anlass, Sir?

Sie grinste schelmisch, als sie das Papier in einen Adler verwandelte und mit einem Zauberstabschnippen in die Kerker schickte. Zu gern hätte sie Snapes Miene beim Lesen ihrer Nachricht gesehen. Sie stellte sich grinsend vor, wie er sein mürrisches Gesicht aufsetzte. Er hatte allen Grund dazu!

Nathan hatte kurz nach den Ferien ziemlich auffällig erwähnt, dass Snape am neunten Januar Geburtstag hatte. Seitdem hatte Tania in jeder freien Minute an einem Geschenk gearbeitet. Es waren schwierige Zauber nötig, doch letzten Endes war es ihr gelungen, das Präsent fertigzustellen.

Sie hatte eine winzige Glaskugel geformt, in welcher sie eine immerwährende Flamme eingeschlossen hatte. Die Idee dazu war ihr gekommen, als sie Snape im Schnee gefunden hatte. Berührte man die Kugel, entzündete sich ein Feuer, welche Wärme durch den gesamten Körper leitete.

Es war ein beeindruckender Zauber, doch Tania war sich nicht sicher, ob sie den Mut haben würde, das Geschenk zu überreichen.


Am Sonntagmorgen machte sie sich auf den Weg in die Eingangshalle. Trotz der frühen Uhrzeit fühlte sie sich hellwach. Ihr Herz schlug wild bei dem Gedanken daran, wohin Snape sie führen würde. Sie deutete es als gutes Zeichen, dass er diesen besonderen Tag mit ihr verbringen wollte, wobei es ihm wohl eher darum ging, seinen Kollegen und Dumbledore aus dem Weg zu gehen.

Tania war sich sicher, dass der Schulleiter es sich nicht nehmen lassen würde, Snape zum Geburtstag zu gratulieren. Eine derartige Begegnung würde vermutlich genauso unschön enden wie dessen Besuch am zweiten Weihnachtsfeiertag.

Snape wartete in der Eingangshalle. Sein skeptischer Blick ruhte auf Tania, während diese die letzten Stufen hinabschritt.

»Guten Morgen«, grüßte sie schlicht. »Bin ich pünktlich?«

»Auf die Minute«, schnarrte Snape und schaute sie an, als befürchte er, dass sie ein Geschenk mit einer kitschigen Karte hervorziehen würde.

»Wollen wir los, Professor?«, fragte Tania mit einem unschuldigen Lächeln. Er entspannte sich etwas und schritt voran.

Vor den Toren des Schlosses war es stockfinster und bitterkalt, doch der Regen der letzten Tage war endlich versiegt.

»Wohin gehen wir?«, fragte Tania neugierig.

»Zunächst hinter die Schulgrenze. Von dort aus werden wir apparieren«, erklärte Snape und fügte, als er Tanias ängstlichen Blick bemerkte, hinzu: »Natürlich werden Sie mit mir apparieren.«

»Gut«, murmelte Tania. »Ich bin nicht sonderlich gut darin.« Mit Unbehagen dachte sie an den Apparierkurs. In der letzten Stunde war sie so frustriert gewesen, dass sie einfach in den Reifen, in den sie hatte apparieren sollen, gesprungen war. Das war jedem aufgefallen außer Mr. Twycross, der sie überschwänglich für diese Peinlichkeit gelobt hatte.

»Ziel, Wille, Bedacht«, leierte Snape herunter und warf ihr einen amüsierten Blick zu. »An Ihrem Willen zweifle ich nicht, nur beim Bedacht gibt es meines Erachtens Defizite.«

»Seien Sie still«, erwiderte Tania grinsend. »Meines Erachtens nach, haben Sie nämlich erhebliche Defizite bezüglich Ihrer Fähigkeit Schüler zu motivieren.«

»Möglicherweise«, antwortete Snape vage.

Schweigend liefen sie den restlichen Weg bis zur Grenze des Schulgeländes. Snape öffnete das Eisentor und reichte Tania seinen rechten Arm. Diese zögerte kurz und griff dann mutig nach seiner Hand, die sie fest mit ihren Fingern umschloss.

Snapes Pupillen weiteten sich vor Überraschung, doch er zog seine Hand nicht zurück. Einen winzigen Augenblick lang versank sie in seinen dunklen Augen, bevor ihr die Luft aus den Lungen gedrückt wurde und sich die Umgebung verzerrte.

Tania war schon oft mit ihrem Vater appariert und hatte sich bisher nicht an das Gefühl gewöhnt. Es war, als würde man durch einen engen Schlauch gepresst werden. Sie versuchte die Ruhe zu bewahren, doch mit jeder Sekunde verlangten ihre Lungen stärker nach Luft. Eine derart lange Zeit war sie noch nie appariert. Leichter Schwindel erfasste sie.

Erst als sie bereits befürchtete in Ohnmacht zu fallen spürte sie Boden unter ihren Füßen. Sofort ließ sie Snapes Hand los und zog keuchend die kühle Luft des Morgens in ihre Atemwege. Als ihr schwarz vor Augen wurde, taumelte sie blind vorwärts, bis eine feste Hand sie an den Schultern packte und sie sanft zwang, sich auf einen Stein zu setzen.

Es dauerte einen Moment bis Tanias Blick klarer wurde und ihr Kopf zu dröhnen aufhörte. Ihr klappte der Mund auf, als sie sich ihrer Umgebung bewusst wurde.

Vor ihr lag ein felsiger Abhang, der mit dichtem Gestrüpp überwuchert war und hunderte Meter in die Tiefe abfiel. Am Fuße des Abhangs glitzerte türkisblaues Wasser in den schwachen Strahlen der aufgehenden Sonne, die soeben über der gegenüberliegenden Felswand am Himmel erschien.

Der türkisblaue Kratersee wurde, wie die Flüssigkeit in einem Kessel, von den umliegenden Anhöhen umrandet. Es war ein Anblick, der nicht von dieser Welt zu sein schien.

»Wo sind wir?«, hauchte Tania. Ihrem Professor schien das lange Apparieren nichts ausgemacht zu haben. Snape stand mit verschränkten Armen vor ihr und schaute sie ungeduldig an.

»Wir sind in Norwegen«, erklärte er. »Um genauer zu sein am ›Caeruleum Mare‹. Dieser Ort ist besonders bei Zauberstabherstellern beliebt, weil hier magische Gehölze wachsen, aber es gibt auch eine Vielzahl seltener Pflanzen und Tierwesen, die sich als Zutaten für unsere Tränke eignen. Ich denke, ich brauche nicht zu erwähnen, dass die Muggel diesen Ort nicht aufsuchen können. Hier herrscht jahrhundertealte Magie.«

»Es ist wunderschön«, murmelte Tania, während sie verträumt beobachtete, wie die Sonnenstrahlen die Schatten aus Snapes Gesicht vertrieben. Er warf ihr einen irritierten Blick zu.

»Haben Sie sich erholt, Miss Green?«

»Hm«, nuschelte Tania und riss den Blick von Snape los. »Sie hätten mich vorwarnen können, dass wir eine so weite Strecke apparieren, Sir.«

»Verzeihen Sie, das ist mir wohl entfallen«, antwortete Snape mit vor Ironie triefender Stimme. »Beeilen Sie sich! Wir sind nicht hier, um den Sonnenaufgang zu bewundern, Miss Green.«

›Schade eigentlich‹, dachte Tania, bevor sie Snape folgte, der zielstrebig im Dickicht verschwand.


In den folgenden Stunden lernte Tania mehr über Pflanzen als in den letzten fünf Jahren im Kräuterkundeunterricht. Snape wusste so viel über die Kräuter, Beeren und Pilze, welche sie sammelten, dass sie sich kaum alles merken konnte.

Zudem kämpfte sie mit dem Dickicht und verlor ihren Lehrer ständig aus den Augen, der sich erstaunlich geschickt in dem unwegsamen Gelände bewegte.

Tania verhedderte sich derweil mit ihrem Umhang im Gestrüpp, stolperte über Wurzeln und wäre beinahe auf einen Bowtruckle getreten. Selbst als sie das wütende Zweigenmännchen betrachten wollte zeigte Snape kein Erbarmen und trieb sie weiter voran.

Die Sonne stand hoch am Himmel, als sie endlich die Spitze des Kraters erreichten. Das Dickicht lichtete sich mit jedem Schritt und erleichterte ihnen den Anstieg. Dennoch schnaufte Tania wie ein Bergtroll beim Ausdauerlauf. Erschöpft stemmte sie die Hände in die Seite und schaute zum See hinab.

»Wir sollten uns langsam an den Abstieg machen«, erklärte Snape, der ihrem Blick gefolgt war. »Unten am See gibt es Snargaluffbäume und mit etwas Glück können wir Dianthuskraut ernten.«

»Ich bewundere Ihr Durchhaltevermögen«, erwiderte Tania nach Luft ringend. »Aber können wir eine Pause einlegen?« Sie warf ihm einen flehenden Blick zu.

»Meinetwegen.« Snape zuckte mit den Schultern.

»Merlin sei Dank«, schnaufte Tania, setzte sich vor einem Felsen auf den Boden und lehnte sich erschöpft gegen den Stein. Von diesem Platz aus hatte sie einen wundervollen Blick über den See und die Sonne strahlte ihr wohltuend ins kalte Gesicht.

Snape stand mit hängenden Armen abseits und machte einen etwas verlorenen Eindruck. Er schien nichts mit sich anzufangen zu wissen. Unsicher streifte sein Blick umher, bevor er sich zögernd neben Tania auf dem Boden niederließ. So etwas Banales wie eine Pause schien ihn aus dem Konzept zu bringen.

Tania zog derweil zwei Tassen aus ihrer Tasche, richtete den Zauberstab darauf und füllte sie mit kochendem Wasser.

»Pfefferminztee, Schwarztee, Früchtetee?«, zählte sie fragend auf.

»Danke«, erwiderte Snape. »Ich verzichte.«

»Gut, dann also Schwarztee«, schlussfolgerte Tania. »So schwarz wie Ihre Seele, Sir.« Mit diesen Worten hängte sie einen Teebeutel in die Tasse und drückte ihm diese in die Hände. Snape schnaubte, doch umklammerte den Tee ohne ein weiteres Wort.

»Es ist ziemlich kalt«, bemerkte Tania und nippte an ihrer Tasse.

»Natürlich«, schnarrte er. »Es ist Winter.«

Sie presste die Lippen zusammen und verkniff sich ein Augenrollen. Es war wirklich nicht leicht, ungezwungen mit ihm zu reden.

Sie begann erneut in ihrer Tasche zu wühlen. Ihre Hände zitterten leicht. Bis auf den Abend in der heulenden Hütte waren sie stets mit der Arbeit beschäftigt gewesen, wenn sie bei Snape war. Nun hatte sie nichts was sie von ihm ablenken konnte.

Etwas nervös zog sie eine Lunchbox mit Sandwiches aus ihrer Tasche und hielt sie dem Tränkemeister auffordernd unter die Nase. Snapes Blick war tödlich, doch er angelte mit spitzen Fingern ein Sandwich aus der Brotdose.

»Das ist ein beeindruckender Ort, Sir«, sagte Tania, während sie an ihrem belegten Brot knabberte. »Wie oft sind Sie hier?«

»Gelegentlich.«

»Und wie haben Sie diesen Ort entdeckt?«

»Jemand hat ihn mir gezeigt«, erwiderte Snape vage. »Es ist schon lange her.«

»Danke, dass Sie ihn mir gezeigt haben.« Sie schaute ihm ehrlich in die Augen. Snape nickte stumm, bevor er seinen Blick über den See schweifen ließ.

In Tania tobte währenddessen ein Kampf. Das kleine, smaragdgrüne Päckchen in ihrem Umhang schien plötzlich schwerer zu wiegen. Sie konnte sich nicht entscheiden, ob sie es Snape geben sollte oder nicht. Verstohlen warf sie ihm einen Blick zu. Ihre Entschlossenheit schwand, als sie seine angespannte Haltung sah. Er wirkte so unnahbar.

Aber dennoch saßen sie hier! Seite an Seite. An diesem wundervollen Ort. Warum hatte er sie mitgenommen? Mit Sicherheit nicht, um ihn zu unterstützen! Sie war nichts als ein verdammter Klotz an seinem Bein.

Doch warum sonst? Die Antwort auf diese Frage war genauso offensichtlich wie absurd. Tania hoffte, dass Snape sie mochte. Jedoch hatte sie Angst davor, sich zum Trottel zu machen.

Nachdem sie den letzten Bissen heruntergewürgt hatte, packte sie die leere Dose in ihre Tasche und zog zögernd eine andere hervor. Als ihr Blick auf Snapes schwarze Augen traf, verließ sie augenblicklich der Mut. Unauffällig wollte sie die Box wieder in ihre Tasche stecken.

»Was ist das?«, fragte Snape und musterte die Box aufmerksam. Er schien ihre Unsicherheit zu wittern. Tania erstarrte in der Bewegung und spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht schoss.

»Nichts«, stieß sie hervor und fühlte sich ertappt. Im selben Moment rutschte ihr die Büchse auch schon aus den Händen, segelte durch die Luft und landete auf Snapes Schoss. Er warf ihr einen misstrauischen Blick zu.

Tania wünschte sich, im Boden zu versinken. Das alles kam ihr plötzlich viel zu kitschig vor, ihr Geschenk zu plump und die Situation war sowieso vollkommen unpassend.

»Letzte Chance. Was ist das?«, fragte Snape, »Sie verhalten sich verdächtig.« Er kniff die Augen zusammen. Tania öffnete den Mund und klappte ihn wieder zu. Dann seufzte sie und bedeutete ihm mit einer lapidaren Handbewegung, die Box zu öffnen.

»Kuchen?«, fragte Snape überrascht, während er den Inhalt der Box, der zu allem Überfluss mit Zuckerguss verziert war, anstarrte.

»Kuchen«, bestätigte Tania hilflos und nestelte an ihren Haaren.

»Besonderer Anlass, Miss Green?«, fragte Snape langsam, doch ohne Spott. Er spielte auf die letzte Nachricht an, die sie ihm am Freitag gesendet hatte. Tania nickte beklommen. Dann holte sie das Päckchen aus ihrem Umhang.

»Alles Gute zum Geburtstag«, wünschte sie und legte das Geschenk vor ihm auf den Boden. Mit angehaltenem Atem beobachtete sie, wie Snape die Box mit dem Kuchen beiseitelegte und zögernd nach dem Päckchen griff.

Seine Hände zitterten leicht, während er das Packpapier abstreifte. Unruhig huschte sein Blick zu Tania, bevor er die Schachtel öffnete und die kleine Glaskugel zum Vorschein kam. Kaum, dass die Kugel seine Haut berührte, loderte die immerwährende Flamme auf.

»Ich habe es selbst gemacht«, erklärte Tania atemlos. »Es ist -«

»Ich weiß, was es ist«, unterbrach Snape sie mit rauer Stimme, während sich die Flamme in seinen Augen spiegelte. »Aber ich weiß nicht, was ich sagen soll.« Tanias Herz machte einen Hüpfer. Ihr Geschenk gefiel ihm.

»Sie müssen nichts sagen«, antwortete sie schlicht. »Aber es wäre höflich, mir ein Stück von Ihrem Kuchen anzubieten.«

Snapes Mundwinkel zuckten, während er die Glaskugel unter seinem Umhang verschwinden ließ. Er warf ihr einen finsteren Blick zu und schüttelte den Kopf.

»Was ist?«, fragte Tania und schaute ihn aufmerksam an.

»Sie wissen nicht, wie wenig ich das verdient habe«, murmelte er. Dann schnippte er mit dem Zauberstab, woraufhin ein großer Teil vom Kuchen zu ihr schwebte.

»Allein für diesen Ausflug haben Sie es verdient, Sir«, erwiderte Tania und fügte grinsend hinzu: »Und für meine sehr guten Noten bei Slughorn.«

»Ihre Noten waren doch schon vorher sehr gut

»Sehr gut?«, schimpfte Tania und richtete drohend den Finger auf ihn. »Sie haben mir ein ›Erwartungen übertroffen‹ gegeben.«

»Aber eine bessere Note hat niemand bekommen!«

»Nicht!?«

»Nein.«

»Oh«, nuschelte Tania beschämt.

Snape lachte leise. Sein Lachen klang tief und sanft. Glücklich strahlte Tania ihn an und versuchte sich den Anblick der kleinen Falten in seinen Augenwinkeln einzuprägen.

»Das steht Ihnen gut«, wisperte sie.

»Wie bitte?«, fragte er verwirrt.

»Ihr Lachen«, murmelte Tania und musterte nervös ihre Hände.

»Das Apparieren scheint Ihnen nicht gut zu tun«, bemerkte Snape trocken und schaute sie an, als würde er an ihrem Verstand zweifeln. »Aber der Kuchen schmeckt gut, Miss Green.«

»Ich habe ihn so verzaubert, dass er sich dem Geschmack desjenigen anpasst, der ihn isst«, erklärte Tania. »Nach was schmeckt Ihr Stück, Professor?«

»Pfefferminz«, antwortete Snape.

»Also doch kein Schwarztee?« Sie lächelte ihn vielsagend an.

»Machen Sie sich keine Hoffnung«, erwiderte er mit einem sarkastischen Schnauben. »Meine Seele ist trotzdem schwarz.«


Sie verbrachten eine Stunde an dem Felsen, verspeisten den Kuchen und genossen den Ausblick. Tania wäre am liebsten geblieben, doch Snape mahnte mit einem Blick auf die Uhr zum Aufbruch.

»Es ist ziemlich weit bis unten«, stellte Tania fest und blickte zum Kratersee hinab. »Können wir apparieren?«

»Nein«, erwiderte Snape. »Unsere Zauberkraft wirkt an diesem Ort nicht so wie wir es gewohnt sind. Wer sich seiner Vielfalt bedienen will, muss etwas dafür tun.«

»Schade«, seufzte Tania und stapfe ergeben an Snape vorbei, als sie plötzlich seine Hand auf ihrer Schulter spürte.

»Es gibt eine andere Möglichkeit«, erklärte er zögernd. »Aber ich habe es noch nie probiert.« Seine Augen huschten nachdenklich über den Krater.

»Ich vertraue Ihnen«, erwiderte Tania prompt.

»Ein fataler Fehler«, stellte Snape mit düsterer Miene fest.

»Dann vertraue ich Ihren Fähigkeiten.«

»Klingt schon besser«, erwiderte Snape mit hochgezogenen Augenbrauen. »Drehen Sie sich um und verschränken sie die Arme vor dem Körper.« Tania folgte seinem Befehl umgehend.

Ihr stockte der Atem, als Snape dicht hinter sie trat. So dicht, dass sie meinte seinen Atem im Nacken spüren zu können. Vorsichtig legte er seine Arme um sie, wobei er tunlichst darauf achtete, sie so wenig wie möglich zu berühren.

»Augen zu«, murmelte Snape und Tania bekam eine Gänsehaut. Zum ersten Mal in ihrem Leben, zog sie die Existenz von Schlickschlupfen in Betracht. Die absurdesten Gedanken wirbelten unkontrolliert durch ihren Kopf, während sie sich alle Mühe gab, ein dümmliches Kichern zu unterdrücken. Sie schloss die Augen.

Zunächst geschah nichts. Sie lauschte Snapes flachem Atem, bis sie ein eigentümliches Gefühl befiel. Sie verlor den Boden unter den Füßen und fühlte sich, als hätte er die Gravitationskraft der Erde ausgeschaltet. So musste sich Schwerelosigkeit anfühlen. Der Wind wurde stärker und wehte ihr die Haare aus dem Gesicht.

»Nicht erschrecken«, ertönte Snapes Stimme an ihrem Ohr.

»Kann ich die Augen öffnen, Sir?«, fragte sie unsicher.

»Sie können«, bestätigte er. Tania blinzelte leicht, doch dann riss sie fassungslos die Augen auf.

Sie schwebten hunderte Meter über dem Kratersee in der Luft. Ohne einen Besen! Ihr entkam ein erschrockenes Piepsen, während sie instinktiv Snapes Arme fester an sich zog und sich daran festklammerte. Kurz verloren sie etwas an Höhe, doch soweit sie es beurteilen könnte, schien er die Situation unter Kontrolle zu haben.

»Bei Merlins Unterhose!«, stieß sie hervor. Das Adrenalin rauschte durch ihre Adern und schüttete ungewohnte Glücksgefühle aus. Sie spürte einen sanften Druck, als sie vorwärts schwebten.

Zunächst langsam und zögernd, als koste Snape dieser Zauber viel Konzentration, doch mit jeder Minute wurden sie schneller und rauschten schließlich in großen Kreisen auf den Kratersee zu.

Snape wurde so übermütig, dass Tania einige Meter vor der glasklaren Wasseroberfläche ängstlich aufschrie. Sein Lachen klang wie Musik in ihren Ohren, als sie kurz vor dem Aufprall in der Luft stoppten. Ihre Füße schwebten nur Zentimeter über der Wasseroberfläche, bevor sie sanft am steinigen Ufer landeten.

»Wie haben Sie das gemacht?«, fragte Tania begeistert und wirbelte herum. Sie war ihm näher als sonst und schaute zu ihm auf. Seine Haare waren durch den Wind etwas zerzaust, was ihm, wie Tania fand, exzellent stand.

»Ich kann es eben«, antwortete Snape mit einem, etwas überheblichen, Lächeln. Die Leere war aus seinen Augen gewichen und stattdessen funkelten sie vor Stolz.

Tanias Blick blieb für einen Sekundenbruchteil an seinen Lippen hängen, während sie sich fragte, wie es wäre, ihn zu küssen. Als sie sich bewusst wurde, was sie da eigentlich dachte, wich sie zurück.

»Wo sind die Snargaluffbäume, Sir?«

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