
Probleme
Lioras Genesung ging schneller voran als erwartet, denn die Nachwirkungen der Flüche waren stark genug, dass sie über jeden Trank, den Snape ihr brachte glücklich war. Da endete ihre Freude aber auch schon wieder. Ihn wollte sie nicht sehen und sobald er ihr den Becher mit der jeweiligen Flüssigkeit überreicht hatte, ließ ihn ihre Abneigung deutlich spüren. Die Abscheu und den Hass in ihren Augen versuchte er zu ignorieren, doch sobald er die Tür hinter sich schloss und wieder allein im Wohnzimmer stand konnte er nicht mehr leugnen, dass ihr Verhalten an seinem Ego kratzte.
Sie waren so gut ausgekommen und sie zu unterrichten war eine Freude gewesen, doch nun konnte er sich kaum noch vorstellen, dass sie jemals wieder auch nur ein vernünftiges Wort mit ihm wechselte. Sie schwieg und schmollte wie ein verwöhnter Teenager und Snape ärgerte sich ein wenig darüber, dass er sie damit durchkommen ließ. Was geschehen war, war nicht ausschließlich seine Schuld und würde sie ihren verdammten Stolz auch nur eine Sekunde runter schlucken, dann würde sie das erkennen.
Doch die Situation war festgefahren. Sobald Liora kräftig genug war aufzustehen, tat sie alles um vor ihm zu flüchten. Sie verließ das Wohnzimmer, wenn er nach dem Unterricht zurückkam und wenn er in ihrem Zimmer nach ihr sehen wollte, sperrte sie sich im Bad ein. Es war kindisch und er beschloss schon nach zwei Abenden dieses Spiel nicht mitzuspielen. So einen Unfug hatte er nicht nötig und wenn sie wieder zur Vernunft gekommen war, würde sie schon auf ihn zukommen.
Er versuchte sich zumindest einzureden, dass es ihm völlig egal war. Nach außen hin war konnte er den Schein der heilen Welt wohl nicht lange aufrecht erhalten, denn schon wenige Tage nachdem Liora beschlossen hatte nicht mehr zu sprechen, kam Albus Dumbledore auf ihn zu. Der Schulleiter setzte sich während des Abendessens neben ihn und musterte seinen Professor für Zaubertränke ernst. „Severus, was belastet dich?", fragte er leise und ohne sich mit Begrüßungsfloskeln aufzuhalten.
„Ich weiß nicht wovon du sprichst Albus.", wehrte er desinteressiert ab, doch Dumbledore ließ nicht locker. „Ich habe zahlreiche Beschwerden über einen übelgelaunten Professor, der ungerechtfertigt Hauspunkte abzieht.Diese Menge an Beschwerden ist sogar für dich ein neuer Rekord. Wärst du also bitte so freundlich, mir zu berichten, was dich belastet, damit ich in dieser Schule wieder für Ordnung sorgen kann?"
„Es gab ein weiteres Treffen.", sagte Snape nur und nahm einen Schluck Kürbissaft. Was brachte es schon ihm etwas zu verheimlichen? Damit sollte eigentlich alles geklärt sein. Dumbledore wusste, dass sein Professor nach diesen Treffen immer leicht reizbar war und würde hoffentlich nicht weiter nachfragen. Es war offiziell nichts vorgefallen was den Orden interessiert, also gab es auch nichts zu besprechen.
Doch heute schien Snape sich zu früh gefreut zu haben, denn die hellblauen Augen des alten Mannes neben ihm funkelten interessiert. „So, ein weiteres Treffen. Davon hast du mir gar nicht berichtet, Severus. Ich wundere mich doch sehr.", sagte Dumbledore und sah seinen Professor durchdringend an.
„Es ist nichts vorgefallen das für den Orden von Interesse wäre, Albus. Ich habe mir lediglich den Weg in dein Büro gespart." „Selbst wenn nichts vorgefallen ist, hast du mich bisher immer informiert.", erinnerte Dumbledore ihn und Snape verdrehte genervt die Augen. Ja, sie hatten die Abmachung, dass Snape ihn immer kurz Bericht erstattet, immerhin sollte seine Tätigkeit als Spion auch glaubwürdig dokumentiert sein. Normalerweise hatten sie ein paar Worte gewechselt, doch diesmal? Was hätte er sagen sollen? 'Ich kann jetzt nicht, Albus, denn mein Lehrling stirbt mir gerade unter den Händen weg', wäre ein ziemlich schlechter Einstieg gewesen.
„Albus, es ist nichts geschehen und ich habe einfach etwas Schlaf gebraucht. Daran ist nichts verwerflich.", wehrte Snape ab und wollte sich gerade wieder ein Stück Kartoffel auf die Gabel schieben, als Dumbledore die Arme verschränkte und sich zurücklehnte. Er seufzte leise. „Es ist also nichts geschehen? Weißt du, ich muss Schlafwandeln oder das Alter spielt mir schon Streiche, denn ich könnte schwören, dass ich vor wenigen Nächten genau gesehen habe, wie du schnellen Schrittes über die Ländereien geeilt bist. Nicht allein, aber vielleicht war es auch nur eine Spiegelung des Mondlichtes. Stell dir vor, Severus, ich habe mir im Zwielicht doch tatsächlich eingebildet, ich würde dich mit einer reglosen Gestalt in den Armen diese Schule betreten sehen. Das Alter ... ich sag es dir, mein Lieber", sagte Dumbledore amüsiert und lächelte dem schwarzhaarigen Zauberer wissend zu.
Snape legte seine Gabel weg und atmete tief durch. Es war klar gewesen, dass Dumbledore irgendwann beginnen würde Fragen zu stellen, doch genau jetzt konnte er das nicht brauchen. „Albus ich bitte dich! Nein, es war nicht das Alter und es waren auch nicht irgendwelche Mondscheinillusionen. Du hast mich zurückkehren sehen und ich hatte tatsächlich jemanden bei mir. Reicht das?", fragte Snape leise und sah dabei so finster drein, dass Dumbledore ungläubig die Stirn runzelte.
„Natürlich nicht! Was ist passiert, Severus? Ich will endlich wissen, was es mit dieser Frau auf sich hat. Du hattest genug Zeit zu tun, was immer du tun musstest.", sagte Dumbledore und zum ersten mal hatte Snape den Eindruck, dass der Schulleiter keine weitere Verzögerung dulden würde. Sein Tonfall war ernst und aus seinem Gesicht war jedes noch so kleine Anzeichen von Entgegenkommen verschwunden. „Es ist noch nicht an der Zeit, Albus. Ich kann jetzt noch nicht drüber reden, denn dieser kleine Unfall hat alles durcheinander gebracht.", versuchte Snape ihn hinzuhalten, doch damit weckte er das Interesse des Schulleiters erst recht. „Ein Unfall? Was ist geschehen? Ist sie verletzt?", fragte Dumbledore nach und vermutete damit ganz richtig, dass Liora das Opfer dieses 'Unfalls' war.
„Es waren zwei Cruciatus. Es ging nicht anders ... Sie hat sich dem Dunklen Lord widersetzt und ich musste sie bestrafen, sonst ...", weiter kam er nicht, denn Dumbledore saß mit einem mal aufrecht, als hätte ihn was gestochen und er packte Snape am Arm. „Sie hat sich ihm widersetzt?!", fragte er überrascht. „Ja, leider." Snape verzog unwillig das Gesicht, als er an den Abend zurückdachte. Dummes, stures Gör! „Nein, Severus! Gut so! Ich hatte tatsächlich kurz Zweifel an dem was du tust, doch wenn du uns weitere Mitstreiter in diesem Kampf besorgst, dann kann ich dir gar nicht genug dafür danken. Wir brauchen jeden auf unserer Seite! Ich wünsche sie kennen zu lernen.", sagte Dumbledore bestimmt und Snape ballte die Fäuste.
Er saß in der Klemme. Genau das hatte er versucht zu verhindern! Was sollte er nun tun? Liora war im Moment alles andere als kooperativ und wenn Dumbledore sie in die Finger bekam und sie ihm ihr Leid beichtete, würde er sie in den Schutz des Ordens übergeben. Sie konnte es ja kaum erwarten einen Weg zu Flucht zu finden und damit all seine Pläne zum Scheitern zu verurteilen.
Sein Konstrukt aus Lügen und falschen Versprechungen würde bald zusammenbrechen und ihn vermutlich unter sich begraben.
Snape seufzte ergeben. „Gib mir etwas mehr Zeit. Sie ist noch geschwächt und ich möchte sicher gehen, dass es ihr gut geht. Sie ist im Moment, wie du dir denken kannst, auch nicht sehr gut auf mich zu sprechen. Ich würde das alles gerne unter anderen Umständen angehen.", sagte er leise.
„Das klingt als würde es dich belasten, dass sie dich für ihre Unpässlichkeit verantwortlich macht?", harkte Dumbledore nach und Snape schnaubte verächtlich. „Unsinn! Es macht die Zusammenarbeit nur schwieriger!", fauchte er und Dumbledore nickte grinsend. „Ich sehe schon, das Ganze wühlt dich sehr auf. Ich hatte dir gar nicht zugetraut, dass du dich so sehr um einen dir völlig fremden Menschen sorgen könntest. Du überrascht mich immer wieder, Severus.", bemerkte der alte Zauberer amüsiert.
„Ich sorge mich hauptsächlich um mein eigenes Wohlbefinden, aber netter Versuch, Albus.", gab Snape bissig zurück, doch sein Gesprächspartner ließ sich nicht irritieren. „Das würde ich so nicht sagen. Immerhin versuchst du seit Wochen mich von ihr fern zu halten und das kann nur bedeuten, dass du entweder etwas sehr schreckliches verbirgst, oder ich Recht habe und dir etwas an ihr liegt, weil du sie schützen möchtest." „Albus ... du machst dich lächerlich.", versuchte Snape das Thema zu beenden.
„Wir werden ja sehen. Du hast zwei Wochen, dann möchte ich bitte erfahren wer diese interessante Dame ist, die du versuchst mir vorzuenthalten.", setzte Dumbledore fest und erhob sich zu Snapes Erleichterung endlich.
.........
Liora saß an diesem Abend am See und ging in aller Ruhe ihre Atemübungen durch, wie sie es immer tat, wenn ihre innere Ruhe aus dem Gleichgewicht geraten war. Zumindest hatte sie es im Kloster immer so gemacht. Allerdings hielt sie den Zeitpunkt für angemessen, diese Gewohnheit wieder aufleben zu lassen.
Snape hielt sich auf Distanz und ihr kam das nur recht so. Sie wollte nicht mit ihm sprechen und sie sah es auch nicht ein, heute mit ihm zu trainieren. Es war der erste Abend seit ihrem kleinen Zusammenstoß, an dem sie das Schloss wieder verließen. Liora war froh wieder hier her kommen zu dürfen, doch die Stimmung an diesem wunderschönen Ort hatte sich gewandelt. Es war kein Paradies mehr, sondern nur ein weiteres Gefängnis. Das Bedürfnis wegzulaufen war wieder da und es war stärker als zuvor. Sie wollte einfach nur laufen und so schnell wie möglich all das hier hinter sich lassen.
Es interessierte sie nicht, dass Snape Probleme bekommen würde. Was auch immer er für ein Spiel trieb, sie hatte keine Lust mehr drauf. Das Letzte was sie sein wollte, war der Spielball in einem Machtkampf, der sie nichts anging. Es war nicht ihre Aufgabe sich um die Probleme einzelner Menschen zu kümmern.
Mit einem letzten tiefen Ausatmen beendete sie ihre Übung und öffnete die Augen. Der See schimmerte im Abendlicht noch immer wunderschön und auch wenn es bereits Ende September war, schaffte es die Sonne noch einen wunderschön warmen Sommerabend zu zaubern. So warm, dass sie sich durchaus vorstellen konnte, eine kleine Abkühlung zu genießen. Liora stand vorsichtig auf. Ihr Körper hatte sich wieder erholt und sich hatte sich geschworen ab sofort dafür zu sorgen, dass keiner ihm je wieder solch einen Schaden zufügen würde.
In den vergangenen Wochen hatte sie eingesehen, dass weder ein Hungerstreik noch ein kräftezehrender Kampf gegen Snape etwas an ihrer Situation ändern würden. Sie hatte also wieder gegessen, hatte brav alle Tränke geschluckt, die er ihr gegeben hatte und war nun körperlich wieder so fit wie vor ihrer Entführung. Auch ihre Kräfte waren wieder da. Zwar nicht in voller Stärke wie vor der Nacht im Kloster, doch stark genug um sich ab sofort wehren zu können.
Und mittlerweile war sie durchaus in der Lage sich richtig zu verteidigen! Die Tage im Bett hatte sie damit verbracht einzelne Bücher aus Snapes Sammlung geradezu zu verschlingen. Es ging in ihnen um schwarze Magie und da sie vorher noch nie wirklich mit diesem Bereich der Zauberkunst zu tun gehabt hatte, war es faszinierend gewesen all dieses Wissen in sich aufzunehmen. Sie hatte in den Tagen nach dem letzten Todessertreffen ihre Studien sehr weit vorangetrieben und versucht sich einen noch besseren Überblick über die Art und Weise des Zauberns zu verschaffen, die in Hogwarts gelehrt wurde. Allein liefen ihre Studien viel besser. Sie brauchte Snape nicht als Aufpasser.
Vorsichtig warf sie einen Blick über die Schulter und bemerkte, dass er sich in den Schatten eines Baumes zurückgezogen hatte, von wo aus er sie beobachtete. Er lag auf der Lauer, darauf wartend, dass sie ihm irgendein Zeichen der Versöhnung gab, doch da konnte er lange warten. Sie dachte nicht im Traum daran ihm auch nur den kleinen Finger zu reichen und es freute sie, dass dieser Zustand ihn nervös zu machen schien. Jeden weiteren Tag wurde er unruhiger. Wie eine Raubkatze, die ihre Beute ausgemacht hatte und nicht angreifen konnte ...
Es war ihr egal. Sollte er doch sehen wie er zurecht kam. Sie hatte mittlerweile begriffen, dass er ohne ihre Hilfe aufgeschmissen war. Er schien sie zu brauchen und so lange sie sich quer stellte hatte sie ihn in der Hand. Was auch immer er mit ihr vorhatte, würde sie nicht mitspielen wäre sein Dunkler Lord vermutlich richtig sauer ...
Sie war die wenigen Schritte bis zum Ufer gegangen und zog dort ihre Stiefel aus. Es war einfach zu verlockend! Liora hob ihr Kleid ein Stück hoch und watete durch das seichte Wasser des Sees.
Snape beobachtete sie mit finsterer Miene und fragte sich wie lange sie ihr Schweigen noch durchhalten wollte. Zumindest wirkte sie hier entspannter als eingesperrt in seiner Wohnung in Hogwarts. Er sah zu, wie sie vorsichtig einen Schritt nach dem anderen machte und dabei ihr Kleid und den Umhang so gut wie möglich vor dem Wasser zu schützen versuchte. Sie sah dabei so gelöst aus, dass er beschloss sein Glück zu versuchen.
Liora bemerkte recht schnell, dass er sich von seinem Platz entfernt hatte und kam aus dem Wasser. Barfuß und ohne ihm eines Blickes zu würdigen betrat sie den Holzsteg, der einige Meter in den See ragte und vermutlich irgendwann mal als Anlegestelle für kleine Boote gedient hatte. Snape folgte ihr und hob eine Augenbraue, als sie mit wenigen Handgriffen den Verschluss ihres Umhangs öffnete und ihn von den Schultern rutschen ließ.
„Liora! Wir müssen endlich reden.", rief er tatsächlich drehte sie sich um und musterte ihn ausdruckslos. „Es gibt nichts zu reden.", antwortete sie und Snape schickte ein Stoßgebet in den Himmel. Sie sprach wieder! So seltsam es sich anhören mochte, er hatte ihre Stimme vermisst. „Doch und sogar eine Menge. Wir sollten das was geschehen ist endlich aus der Welt schaffen und uns wie Erwachsene benehmen."
„Wie Erwachsene? Das ist es, was du möchtest?", fragte sie und legte den Kopf schief. „Das kannst du haben." Liora hob die Hände und zu seinem Entsetzen begann sie die Knöpfe ihres Kleides einen nach dem andern zu öffnen. Als sie die ersten vier offen hatte, ließ sie die Arme sinken und straffte die Schultern. Ohne auf diese Geste einzugehen kam er auf sie zu und erst als er nur noch wenige Schritte von ihr entfernt war, erlaubte er sich einen Blick auf ihr 'Werk'. Der schwarze Stoff über ihrer Brust teilte sich und gab den Blick auf ein paar weiße Spitzen frei, die er schnell als Unterwäsche identifizierte.
„Das war nicht was ich gemeint habe. Lass den Unsinn.", sagte er, doch Liora warf nur einen genervten Blick in Richtung Himmel und drehte sich dann um. Sie ging ein paar Schritte den Steg entlang und öffnete weitere Knöpfe. „Für dich mag das alles ein recht lustiges Spiel sein, Liora, aber es ist bitterer Ernst und ich möchte, dass du verstehst warum ich das tun musste. Du hast mir vor dem Treffen vertraut und ich habe dir vorab gesagt, dass Dinge geschehen können, die dich irritieren. Du hättest nur den Mund halten sollen!", erklärte er und Liora warf ihm über die Schulter einen skeptischen Blick zu.
„Du warst dabei mich wie ein Sammlerstück anzubieten! Das bin ich nicht und schon gar nicht für IHN!", fauchte sie und befreite sich mit wenigen Handgriffen von ihrem Kleid. Mit einem Seufzen drehte Snape sich um und schloss kurz die Augen. Sie wollte ihn nur provozieren und er durfte nicht drauf einsteigen! Was auch immer sie tat, er durfte nicht wieder die Kontrolle verlieren. Er wartete bis er es platschen hörte und sah sich dann nach ihr um.
Die Oberfläche des Sees war aufgewühlt und nach wenigen Sekunden konnte er in einigen Metern Entfernung Lioras Kopf durch die Wasseroberfläche brechen sehen. Sie schwamm ein paar Züge und tauchte dann wieder unter. „Liora, das ist kein Urlaub! Komm da wieder raus und stell dich endlich der Realität!", rief er, als sie wieder auftauchte. Liora drehte sich um und paddelte mit den Beinen. „Ich lasse mich nicht verkaufen!", rief sie zurück und tauchte wieder unter.
Snape schüttelte fassungslos den Kopf. '... sollte sie sich nicht als würdig erweisen, haben wir immer noch die Freude ihrem Freitod beizuwohnen ...', hatte er noch immer die Worte des Dunklen Lords im Kopf. Sie sollte möglichst schnell damit beginnen sich zu beweisen, sonst sah er schwarz für ihre Zukunft.
„Ich habe nicht vor dich an irgend wen zu verkaufen. Alles was ich wollte war Zeit schinden. Kommst du bitte raus und redest vernünftig mit mir?", bat er und Liora war mit wenigen Schwimmzügen wieder am Steg. Sie kletterte mit Schwung aus dem Wasser und stand langsam auf. Eine von Snapes Augenbrauen wanderte nach oben, als er den Blick über ihren nur von der Unterwäsche bedeckten Körper wandern ließ.
Anscheinend hatte er in den letzten Wochen gute Arbeit geleistet, denn vor ihm stand nicht mehr das magere und krank aussehende Mädchen, sondern eine schlanke junge Frau, die dank der Rundungen an den richtigen Stellen auch wieder als solche zu erkennen war. Sie war alles andere als jungenhaft und wie schon damals, als er sie berührt hatte, reagierte sein Körper auch jetzt wieder äußerst kontraproduktiv.
„Ich würde vernünftig mit dir reden, Severus, aber jedes mal wenn du den Mund aufmachst höre ich nur 'Ich bin ein Verräter und ich erzähle dir nur noch mehr Lügen!'. Das ist auch nicht gerade vernünftig.", sagte sie schnippisch und griff nach ihrem Kleid. Sie zog den Stoff wieder über ihren Körper begann die Knöpfe zu schließen. Als sie bemerkte, dass er jede ihrer Bewegungen beobachtete, schlich sich ein höhnisches Grinsen auf ihre Lippen. „Gefällt dir mittlerweile was du siehst, oder bin ich immer noch so hässlich, dass ich nicht mal als deine Hure taugen würde?", fragte sie und Snape beschloss, dass nun der Zeitpunkt gekommen war, an dem ihm die Lust verging sich ernsthaft mit ihr auseinander zu setzen.
„Mach dich nicht lächerlich. Zieh dir was an, wir werden gehen.", sagte er und wandte sich ab. „Schade! Wir hätten so viel Spaß haben können! Du hättest mich ein wenig foltern und dann ganz liebevoll vergewaltigen können!", rief sie und er konnte deutlich den Hohn in ihrer Stimme hören. Das ging zu weit!
Liora hatte bereits ihren Umhang aufgehoben und hatte ihn fast eingeholt, als er sich umdrehte und sie mit einer gezielten Bewegung am Arm packte. Er riss sie an sich und registrierte zufrieden, dass sie vor Schreck kurz die Luft anhielt. „Ich warne dich nur einmal, Liora. Hör auf so schamlos mit diesem Thema umzugehen! Ich habe dir nie etwas getan und ich werde dich auch nie auf diese Art anfassen! Bist du zu stur oder zu dumm um das zu begreifen?", zischte er und sah ihr fest in die Augen. Sie wich ihm nicht aus, sondern lächelte sogar leicht.
„Ich begreife was du sagst, aber ich glaube es nicht.", flüsterte sie und ihr Lächeln wurde breiter. „Ich weiß was in dir vorgeht. Ich habe deinen Blick gesehen. Warum gibst du nicht einfach nach und beendest diese Farce endlich?" Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen zog Snape mit seiner freien Hand seinen Zauberstab aus seiner Manteltasche. Er hatte noch lange nicht alle Trümpfe ausgespielt und wenn sie glaubte sie könnte ihre weiblichen Reize gegen ihn verwenden, dann würde er das im Keim ersticken. „Wenn du glaubst gerade am längeren Hebel zu sitzen, meine Liebe, dann hast du dich getäuscht. Du bist nicht die Erste die diese Tricks versucht und du wirst auch nicht die Erste sein, die kläglich scheitert!", erklärte er und tippte mit dem Zauberstab erst gegen ihren Kopf und dann an ihre Schulter. Liora keuchte erschrocken und griff panisch nach ihrem Haar.
Die langen roten Haare, die eben noch nass herunter hingen schlangen sich zu einem schlichten Knoten an ihrem Hinterkopf und als sie weiter tastete stellte sie fest, dass ihr Kleid nun bis zum Hals geschlossen war. Grinsend verfolgte Snape, wie ihr Gesichtsausdruck von Verwunderung zu Wut wechselte. „Ab sofort gibt es eine neue Regel. Du bist mein Lehrling, du wirst wie einer aussehen. In meiner Gegenwart wirst du deine Haare zusammenbinden, ich will sie nicht mehr offen sehen. Du wirst geschlossene Kleidung tragen. Das bedeutet kein Ausschnitt und die Ärmel gehen IMMER über die Ellbogen. Deine Röcke und Hosen bedecken deine Beine. Du trägst keine offenen Schuhe und wenn nötig einen Umhang. Du wirst aufhören meine Selbstbeherrschung auf die Probe zu stellen! Jeder weitere Versuch mich in Bedrängnis zu bringen, wird hart bestraft. Du wirst deine Zeit ab sofort mit Lernen verbringen und mir zuarbeiten. Außerdem will ich kein einziges Wort mehr zum Thema Vergewaltigung hören! Das ist tabu! Du hast nichts zu befürchten und ich werde wie versprochen auch nicht zulassen, dass jemand anderes dir etwas antut. Haben wir uns verstanden?!", zischte er und musterte sie durchdringend.
„Das kannst du nicht tun! Ich bin mehr als Volljährig! Du kannst mich nicht wie eine deiner Schülerinnen behandeln! Ich bin eine erwachsene Frau!", flüsterte sie völlig perplex.
„Und ob ich das kann! Du bist meine Schutzbefohlene und ich dulde es nicht, dass du dich wie eine einfache Dirne benimmst! An diesem Zustand ändert sich erst etwas, wenn du beweist, dass du dich deinem Alter entsprechend benehmen kannst!", entgegnete er und ließ sie endlich los. Liora streifte ihren Umhang glatt und sah böse zu, wie er an ihr vorbei ging. Snape musste schmunzeln, als er sie hinter sich fluchen hörte. So war es recht. Damit sollten die Fronten geklärt sein und wenn er Glück hatte, regte sie sich so sehr über die neuen Regeln auf, dass sie vergaß warum sie eigentlich wütend auf ihn gewesen war.
.........
Zu Lioras Missfallen setzte Snape seine neuen Regeln streng um und kontrollierte ihr Auftreten in den nächsten Tagen akribisch. Nicht einmal vor ihrem Kleiderschrank machte er halt. Nachdem Liora sich viel Mühe gegeben hatte ihn mit Kleidung zu füllen, die ihr gefiel, sorgte er nun dafür, dass sämtliche ihrer Besitztümer seinen Erwartungen entsprachen.
Seine neue Strenge irritierte sie und brachte auch für einen kurzen Moment ihre Fluchtpläne ins Wanken. Snape behandelte sie, als wäre nichts gewesen. Stellte ihr Aufgaben, zwang sie zu lernen und sorgte dafür, dass sie ein gewissen Pensum schaffte, indem er sie Abends nachdem er vom Unterricht zurückkehrte abfragte. Konnte es nicht doch sein, dass er gar nicht der böse Todesser war? Aber warum sollte er Voldemort dann anbieten neue Anhänger auszubilden?
Liora kämpfte mit ihrem Gewissen. Sie wollte Voldemort nicht dienen, das war klar. Sie wollte auch nicht für ihn morden oder für seinen Schutz zuständig sein. Mit all diesen Dingen wollte sie absolut nichts zu tun haben! Die einzige Möglichkeit, die sie sah, war zu flüchten und dafür musste sie sicher sein, dass Snape sie nicht finden würde.
Er durfte sie nicht daran hindern das Schloss zu verlassen und er sollte ihr nicht folgen. Niemals. Er durfte niemals die Möglichkeit bekommen sie zu finden ... sie musste ihn loswerden. Der Gedanke raubte ihr den Schlaf und ließ sie seit Stunden ruhelos an die Decke starren. Unter der Bettdecke hielt sie verkrampft den Zauberstab, den sie seit dem letzten Todessertreffen bei sich trug. Snape hatte ihn ihr nie abgenommen, nachdem sie den Todesser entwaffnet hatte und Liora hatte sich gehütet ihm zu sagen, dass sie ihn noch immer besaß. Zu wertvoll war diese so zerbrechlich wirkende Waffe.
Sie seufzte und drehte sich auf die Seite. Heute Nacht war es soweit. Sie wollte fliehen, bevor Snape eine Todesserin aus ihr machen konnte. Ihr Plan stand fest, jetzt brauchte sie nur noch die Courage ihn durchzuführen. Sie hatte nur diesen einen Versuch ...
Jetzt oder nie! Leise erhob Liora sich und schlich ins Bad. Snape müsste mittlerweile schon tief schlafen. Es war weit nach Mitternacht und sie hatte schon seit Stunden kein Geräusch mehr in der Wohnung gehört. Leise tastete sie sich voran und setzte einen vorsichtigen Schritt vor den anderen. Sie war voll bekleidet ins Bett gehuscht und achtete jetzt darauf, dass die Absätze ihrer Stiefel kein Geräusch machten. Es war gar nicht so leicht sich in der Dunkelheit zu orientieren, wenn die einzige spärliche Lichtquelle eine Kerze in ihrem Zimmer war.
Als Liora vor seiner Tür stand atmete sie noch einmal tief durch und trat dann leise ein.
Es war ruhig im Schlafzimmer. Snape schien tief zu schlafen und sie konnte lediglich seinen ruhigen gleichmäßigen Atem hören. Bei ihm brannte diesmal keine Kerze und das einzige Licht, das ihr zur Orientierung half war das des Mondes, das durch die schmalen Fenster herein schien. Vorsichtig, um kein Geräusch zu machen, schlich sie um das Bett herum. Schritt für Schritt. Ihr Herz raste und als sie schließlich am Kopfende stand, erschien ihr das Pochen so laut, dass sie Angst bekam er könnte aufwachen.
Sie hob den Zauberstab und richtete ihn auf ihren Peiniger. Nicht von der Angst leiten lassen. Gleich würde es vorbei sein. Er würde sich noch nicht einmal wehren können. Er würde nichts spüren, wenn sie es richtig machte ... Sie kannte den Fluch, wusste die Worte ... hatte sie in Gedanken immer wieder gesprochen ...
Liora positionierte den Zauberstab genau über seiner Brust. Sollte sie ihn wirklich töten? Oder reichte es, wenn sie ihn außer Gefecht setzte? NEIN! Es reichte nicht! Er würde sie finden und sich rächen. 'Nicht weich werden! Denk daran was er dir bisher alles angetan hat!', erinnerte sie sich und versuchte ihre Zweifel wegzuschieben.
Ihre Hand zitterte. Sie schwitzte. Tu es! Tu es jetzt!
„Es tut mir so leid ...", flüsterte sie und schloss die Augen.
„Du zögerst ..."
Liora schrie erschrocken auf und zuckte zurück. Sie hatte den Zauberstab noch immer auf seine Brust gerichtet, als Snape die Augen öffnete und sie wachsam musterte. Nein! Er durfte nicht wach sein! „Stupor!", hauchte sie, doch er wehrte den Schockzauber ab, noch während er sich aufsetzte.
„Wolltest du mich wirklich töten, würde ich jetzt nicht mit dir reden.", sagte er leise und sie konnte seine Augen im Licht des Mondes aufmerksam auf sich ruhen sehen. „Ich werde es tun!"
„Unsinn, Liora. Du tötest niemanden. Schon seit über zwei Wochen hast du diesen Zauberstab und dennoch wagst du es nicht ihn zu benutzen. Du tötest keine Menschen. Das wärst nicht du." „Woher willst du das wissen?", fragte sie erschrocken und spürte, wie auch der letzte Mut sie verließ. „Glaubst du, du bist die Erste, die versucht mich umzubringen?", fragte Snape und schwang die Beine aus dem Bett. Liora wich langsam in Richtung Fußende zurück. Noch war es nicht zu spät!
Sie hob den Zauberstab gerade an, als er sie blitzschnell entwaffnete und sie an die Wand hinter sich geschleudert wurde. Der Schmerz des Aufpralls raubte ihr kurz die Sinne, doch schon Sekunden später konnte sie wieder klar sehen und verfolgte wie Snape den Zauberstab, den er ihr gerade abgenommen hatte zerbrach.
Nein ... was sollte sie denn jetzt tun? Liora spürte wie sich ihre Augen mit Tränen füllten und sie ließ sie an der kalten Wand entlang zu Boden gleiten.
„Wenn du das nächste mal versuchst jemanden zu töten, dann mach es richtig. Der Fluch funktioniert nur, wenn du es auch wirklich willst.", murmelte Snape und warf den zerstörten Zauberstab zur Seite. „Alles was ich wirklich will, ist kein Todesser werden, Severus. Ich will nicht töten und ich will mich nicht dem Dunklen Lord unterwerfen müssen. Ich will nicht, dass du mich zwingst jemand zu sein, der ich nicht bin. Ich will nicht weiterhin deine Gefangene sein ...", flüsterte sie tonlos und schloss die Augen.
Sie war verzweifelt. Was sollte sie denn jetzt noch tun? Betteln? Was blieb ihr sonst?
„Bitte lass mich gehen ..." Es war nur ein leises Hauchen, doch er hörte ihre Worte und antwortete mit einem ruhigen: „Nein."
Die Tränen bahnten sich ihren Weg über ihre Wange und Liora biss sich auf die Lippe. Es konnte doch nicht so enden. Nicht damit, dass sie gezwungen war an seiner Seite dem Dunklen Lord zu dienen. Das alles ergab so überhaupt keinen Sinn und Liora begann ernsthaft an solchen Dingen wie Schicksal und Vorhersehung zu zweifeln. Ihr war eine andere Zukunft bestimmt gewesen. Eine Zukunft in der sie auf der Seite des Lichtes kämpfte und schließlich siegte. Doch das alles schien weit entfernt.
Sie schniefte leise und nahm nur am Rande wahr, dass er sich vom Bett erhob und zu ihr kam. Ohne ein Wort zu verlieren setzte er sich neben sie und ließ zu, dass sie den Kopf an seine Schulter legte. „Ich habe nichts, was ich dir für einen Handel anbieten könnte. Nur meinen Körper und den willst du nicht. Kann ich denn gar nichts tun um deine Meinung zu ändern?", flüsterte sie und wischte sich die Tränen mit nur mäßigem Erfolg weg.
„Du kannst nichts tun, Liora, außer mir die Dinge geben, die ich bereits von dir verlangt habe.", erklärte er mit ruhiger Stimme, doch das ließ sie nur erneut mitleiderregend schniefen. „Aber dann werde ich zu einer von euch ..."
„So ein Unsinn! Hörst du mir eigentlich zu, wenn ich dir versuche etwas zu erklären? Ich werde nicht zulassen, dass deine Hände mit Blut und Sünden beschmutzt werden. Was du eben versucht hast war ein verzweifelter Hilferuf, der mir zeigt, dass du noch viel mehr Sicherheit in deinem Leben brauchst.", sagte er und legte den Kopf zur Seite, so dass sie seinen Atem auf ihrem Haar spüren konnte, „Und dass du es nicht konntest, beweist, dass du nie eine Anhängerin des Dunklen Lords sein wirst."
„Aber ..."
„Nein! Widersprich nicht immer sofort. Ich weiß, dir erscheint das alles wie eine große Bedrohung und du versuchst dich zu retten, aber das ist nicht nötig, denn das mache ich bereits für dich. Bitte glaub mir, dass es für all das einen großen, sinnvollen Plan gibt. Du wirst es irgendwann verstehen.", erklärte er.
Wieder traten Tränen in ihre Augen. „Du hast versprochen mich zu schützen ...", hauchte sie und kam damit wieder auf das alte Thema zurück. „Ich schütze dich auch. Du hättest schweigen sollen, wie es abgesprochen war. An diesem Abend hast DU mich genauso verraten, wie ich dich. Ich war gezwungen zu handeln – DU hast mich gezwungen, Liora, und lieber strafe ich dich, als er. Denn er hätte dich umgebracht."
Sie schwiegen Beide und Liora merkte schon bald wie ihr die Lider vom vielen Weinen schwer wurden. Sie schloss die Augen und lauschte seinem ruhigen Atem. Ja, sie hätte ihm vielleicht vertrauen sollen ... dann hätte sie sich etliche Schmerzen erspart. Auf der anderen Seite war er auch nicht gerade dafür bekannt sie in seine Pläne einzuweihen. Woher hätte sie also wissen sollen was los war?
„Severus ...?", nuschelte sie.
„Hmm?"
„Es tut mir leid ..."
Liora gähnte und gab dann der Erschöpfung nach. Sie glitt zum ersten mal seit Tagen wieder in einen traumlosen Schlaf und bekam nicht mehr mit, wie er einen Arm um sie legte und sie fest an sich zog.
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