
Enthüllungen
Liora stand am nächsten Abend schon fertig angezogen im Wohnzimmer und erwartete Snape, als er vom Unterricht kam. Der hielt einen Moment inne als er den Raum betrat und schloss dann die Tür hinter sich. „Möchtest du ausgehen?", fragte er mit einem spöttischen Lächeln. Ihr Eifer wenn es darum ging das Schloss zu verlassen war nicht ungewöhnlich. Er hatte fast erwartet, dass ihr diese neue Freiheit entgegen kam.
Liora ließ sich von seinen Worten nicht beirren und wartete schweigend ab. Vielleicht hoffte sie, ihn schneller dazu zu bringen nach draußen zu gehen, wenn sie wie er es sich schon oft gewünscht hatte, einfach den Mund hielt.
Snape legte seine Unterrichtsutensilien auf den Schreibtisch und ließ sich in den nächsten Sessel fallen. Liora regte sich noch immer nicht. Es machte ihn nervös, dass sie so stur mitten im Raum stand und erwartete, dass er nach einem langen Tag sofort sprang. „Setz' dich hin! Wir gehen nicht sofort!", sagte Snape gereizt und Liora drehte sich nun zu ihm um. „Warum nicht?", wollte sie wissen. „Weil ich, im Gegenteil zu dir, einen mehr als anstrengenden Tag hatte und erst noch essen muss.", sagte er und musterte sie genervt.
Liora schien plötzlich wieder einzufallen, dass sie sich bewegen konnte und sie kam ein paar Schritte näher. „Soll ich die Hauselfen bitten, etwas zu Essen zu besorgen?", fragte sie.
„Nein. Ich geh runter in die Halle.", wehrte er ab. „Aber wenn ich das erledige, geht es schneller. Du könntest hier essen.", widersprach Liora.
Snape sah mit gerunzelter Stirn zu ihr hoch. „Was ist los mit dir? Hast du irgendeinen Trank geschluckt, den ich herumliegen hab?", fragte er mürrisch. Ihr Übereifer nervte ihn gerade und sie schien es noch nicht einmal zu merken.
Liora legte den Kopf schief. „Nein, warum?", fragte sie verständnislos. Er winkte ab und schüttelte den Kopf.„Vergiss es. Ich werde jetzt essen gehen. Möchtest du auch etwas?", fragte er und stand auf. Liora ließ die Schultern hängen und sah ihn traurig an. Sie hatte gehofft heute Abend wieder aus dem Schloss zu dürfen.
Der Abend gestern war, trotz allem, doch sehr befreiend für sie gewesen und so konnte sie sich weitere Eindrücke von ihrer Umgebung beschaffen.
„Was denn? Was willst du von mir?", fragte er genervt, als er ihre traurigen Augen sah. „Ich möchte raus!", flüsterte sie. „NEIN! Und hör auf dich wie ein kleines Kind zu benehmen!" Er schob sie grob zur Seite und eilte an ihr vorbei nach draußen. Als er die Tür hinter sich zuwarf versiegelte er sie mit einem Zauber und machte sich auf den Weg zur großen Halle.
Der Tag war heute anstrengend genug gewesen, da konnte er es nicht brauchen wenn Liora auch noch zu spinnen begann. Im Unterricht war es heute nicht nur einmal zu einer Kesselexplosion gekommen und er hatte sich dazu hinreißen lassen Potter und Weasley eine Strafarbeit für Wochenende aufzuhalsen. Die beiden waren heute so unkonzentriert gewesen, dass er sicher war die beiden Unruhestifter führten etwas im Schilde. Statt sich auf einen ordentlichen Schulabschluss zu konzentrieren und den Orden seine Arbeit machen zu lassen, mischten sie sich immer wieder ein.
Jetzt musste er einen seiner freien Abende diesen Nervensägen opfern. Ein Abend, den er sehr gerne damit verbracht hätte Liora die ersten Flüche zu lehren. Was für eine Verschwendung! Er brauchte so schnell wie möglich Ergebnisse um den Dunklen Lord seinen Plan schmackhaft zu machen.
So bald er begonnen hatte Liora zu unterrichten, würde sich die Spannung zwischen ihnen verflüchtigen. Sie mussten nur einen Weg finden miteinander auszukommen und Snape hoffte, dass er ihren Wissensdurst nutzen konnte um sie an sich zu binden.
Er vertraute ihr momentan nicht und war sicher, dass sie bei der kleinsten Möglichkeit flüchten würde. Es würde dauern, bis sie freiwillig bei ihm blieb. Was sollte er also bis dahin tun? Sie festbinden?
Snape betrat die Halle ohne den Schülern oder seinen Kollegen einen Hauch an Aufmerksamkeit zu schenken. So entging ihm auch der forschende Blick des Schulleiters, der genau verfolgte wie der grübelnde Professor für Zaubertränke sich setzte.
Snape nahm sich etwas zu essen und wollte sich gerade den ersten Biss kosten, als er von Dumbledore angesprochen wurde. „War sie das gestern?", fragte Dumbledore leise, nachdem er sich über den freien Platz zwischen ihm und Snape gebeugt hatte. Snape wusste sofort wovon er redete und nickte.
„Du verstehst sicher, dass ich gerne ein paar Informationen mehr über sie hätte, wenn ich dir schon genehmige sie hier her zu bringen. Möchtest du mir etwas sagen, Severus?" Snape seufzte. Er war hier her gekommen um seinem nörgelnden Lehrling aus dem Weg zu gehen und hier fand er nun auch keine Ruhe.
„Ich bin noch nicht recht weit, Albus. Diese Frau ... sie ist ...", Snape suchte nach den richtigen Worten, „Anstrengend ... ja, sie ist anstrengend und ich brauche Zeit. Ich weiß noch nicht wie ich weiter mache.", sagte er nachdenklich und hoffte das Thema damit abschließen zu können. Doch er hatte den Schulleiter und dessen Neugierde unterschätzt. „Womit weiter machen?", wollte Dumbledore wissen.
Snape verdrehte die Augen. Warum konnte er nicht einfach den Mund halten?! Dumbledore war bekannt dafür alles aus Leuten heraus zu quetschen und er, Severus Snape, fiel momentan zu oft drauf herein. Und warum? Weil er mit seinen Gedanken wo anders war ...
„Ich kann dir das nicht erklären, Albus. Bitte hör auf mich zu fragen. Du weißt, dass du meine Loyalität hast. Ich tue nichts, das dieser Schule oder dem Orden schadet. Mehr ist momentan nicht wichtig.", erklärte Snape leise und Dumbledore nickte verständnisvoll.
„Ich möchte nur, dass du zu mir kommst, wenn du Hilfe brauchst, Severus und ich habe im Moment das Gefühl, dass du dir zu viel auflädst, als dass du es allein bewältigen könntest. Ich weiß nicht, wer sie ist und was ihr tut, aber ich sehe, dass sie dir durchgehend im Kopf herumspukt und das macht dich unvorsichtig.", sagte Dumbledore ernst und wandte sich dann wieder seinem Essen zu.
Snape starrte ihn noch eine Zeit lang an und legte dann sein Besteck weg. Ihm war der Appetit vergangen. Albus hatte recht ... Er beschäftigte sich gedanklich zu viel mit Liora. Sie war überall und das kostete ihn zu viel Kraft. Zumindest im Unterricht sollte er das abstellen. Es hatte sowieso keinen Sinn sich etwas über sie zusammen zu reimen, er musste warten bis sie sich ihm selbst mitteilte. Hoffentlich tat sie das bald!
Snape zwang sich noch ein paar Bissen zu essen und erhob sich dann. Mit einem Umweg über die Küche, wo er schnell für Liora etwas zu Essen mitnahm, eilte er zurück zu seiner Wohnung. Liora saß, noch immer in ihrem schwarzen Umhang, vor dem Bücherregal und blätterte in einem großen alten Buch.
Sie sah kurz auf, als er das Päckchen mit dem Essen auf den Tisch stellte und blätterte dann weiter. Snape konnte sehen, dass sie mit wahrem Interesse dabei war und das verwunderte ihn gar nicht. Sie hatte sich Die Geschichte Hogwarts aus dem Regal genommen und suchte nun darin herum.
„Was liest du da?", fragte er, nicht aus Interesse, sondern um ein Gespräch zu beginnen. Liora legte das Buch zur Seite und sah auf. „Ich wollte etwas über den Ort erfahren, an dem du mich gefangen hältst. Du hast mir nicht gesagt, dass du mich in einer Schule für Zauberer und Hexen einsperrst.", sagte sie vorsichtig. Snape hob eine Augenbraue. „Das war nicht nötig, denn du hast es ja selbst herausgefunden."
„Um das zu verheimlichen hättest du mir gestern Abend auch das Augenlicht nehmen müssen, während wir durch das Schloss liefen. Was machst du hier? Bist du Lehrer?", fragte sie mit einem ironischen Lächeln, doch das verging ihr schnell, als er sie nur schweigend musterte. Liora erhob sich irritiert. „Moment, du bist hier wirklich Lehrer, oder?", fragte sie fassungslos.
„Klingt das so unglaublich? Ich unterrichte, ja.", erklärte Snape.
„Aber du bist ein Todesser!", protestierte die rothaarige Hexe sofort, doch er hob nur die Schultern.
„Das macht mich nicht zu einem schlechten Lehrer, Liora. Früher oder später wirst du das selbst feststellen. Setz dich nun bitte hin und iss. Wir fangen heute zwar mit leichten Zaubern an, du musst dich dennoch stärken.", sagte er und ging ins Schlafzimmer. Liora schlich durch den Raum und setzte sich an den Tisch. Er war Lehrer an einer Schule ... ein Todesser als Lehrer ... ob das jemand wusste?
Wenn er bessere Laune hatte, wollte sie ihn nochmal genauer dazu befragen. Es erschien ihr nicht logisch, dass diese beiden Dinge problemlos miteinander zu vereinen waren. Liora seufzte und schnupperte. Sie wollte eigentlich weiterhin nichts essen, um ihn zu zwingen sie frei zu lassen, doch heute roch es so verlockend ... Vermutlich ein leckerer Auflauf. Vorsichtig öffnete sie das sauber verpackte Päckchen und sah hinein. Tatsächlich. Es sah köstlich aus und war auch mit viel goldbraunem Käse überbacken.
Wie schade, dass es unberührt wieder in der Küche landen würde. Bis Snape wieder aus dem Schlafzimmer kam, hatte sie sich ein beliegendes Stück Brot genommen, den Rest aber stehen gelassen. „Willst du diesen Hungerstreik wirklich durchziehen?", fragte er ungläubig. Liora schob stur das Kinn nach vorne und erhob sich vom Tisch. „Ich bin mir noch nicht sicher, aber ich will mir zumindest eine Option offen halten.", sagte sie ehrlich und als Snape näher kam, hielt sie ihm ihre Hände hin.
Wie selbstverständlich legte er ihr magische Fesseln an und setzte dann die Kapuze des Umhangs über ihr rotes Haar. Dann zupfte er den Stoff zurecht und betrachtete sie nachdenklich.
„Willst du mich erpressen?", fragte er und hob eine Augenbraue.
„Vielleicht.", sagte sie einfach und sah unter ihrer Kapuze hervor. Ihre Augen leuchteten schelmisch und Snape musste einen Moment mit aller Macht ein Lächeln unterdrücken, als er sie so sah. Sie sah so unschuldig und süß aus mit ihren großen Augen, wie sie ihn von unten ansah. Es war kaum zu fassen, dass diese junge Frau eine solche Kratzbürste sein konnte.
„Was ist?", fragte sie, als sie bemerkte wie einer seiner Mundwinkel zuckte. „Schon gut. Ich hab mir nur gerade gedacht, dass es recht dumm von dir ist mich erpressen zu wollen. Ich gebe dir, was immer du brauchst und begehrst, solang ich deinen Gehorsam habe. Es gibt keinen Grund mich zu erpressen.", sagte er galant und Liora hob überrascht die Augenbrauen. Dann wurde ihr Blick jedoch sehr schnell wieder traurig. „Aber das Einzige, das ich wirklich begehre ist meine Freiheit und die wirst du mir niemals geben. Gehen wir?", fragte sie leise.
.........
Ihr erster richtiger Unterricht dauerte lang und zog sich bis in die Nacht hinein. Als sie zurückkamen , war Liora die Erschöpfung deutlich anzusehen und sobald sie ihre Stiefel ausgezogen hatte, schleppte sich ins Schlafzimmer.
Snape sah ihr von der Tür aus zu und entzündete dann ein kleines Feuer im Kamin. Er musste erst einmal zur Ruhe kommen, bevor er die Ergebnisse der letzten Stunden auswerten konnte. Es war anstrengend gewesen, doch er hatte jetzt einen umfassenden Überblick über ihre Fähigkeiten und er musste zugeben, so düster sah die Zukunft gar nicht aus. Liora war talentiert und lernte schnell – vorausgesetzt sie ließ zu, dass man ihr was beibrachte.
Er konnte hören wie sie im Schlafzimmer herum suchte und sich dann ins Bad verzog. Sie mussten beide dringend duschen und Liora sah aus, als müsste sie danach auch recht schnell ins Bett. Er betrat das Schlafzimmer und wartete bis sie aus der Dusche kam und an ihm vorbei huschte. Snape verzichtete darauf ihr hinterher zu schauen und begab sich selbst unter die Dusche.
So konnte das auf Dauer nicht weiter gehen mit ihnen. Privatsphäre war etwas, an dem er sehr hing und aktuell war diese nicht gerade sehr geschützt. Er musste an seinen Wohnverhältnissen was ändern, das wusste er. Liora konnte nicht weiterhin nur so nebenher bei ihm leben. Sie war kein Übernachtungsgast, den er am nächsten Morgen vor die Tür setzte. Im Gegenteil, er hatte vor sie länger hier zu behalten ...
Snape stellte das Wasser ab und wollte nachdem er sich abgetrocknet hatte, nach seinem Morgenmantel greifen – er war weg. Mal wieder. Liora hatte ihn wohl genommen ... Sie brauchte dringend ihre eigene Kleidung! Er griff nach einem Handtuch, wickelte es sich um die Hüfte und trat hinaus um sich etwas aus dem Schrank zu holen.
Als er das Schlafzimmer betrat war Lioras erste Reaktion mit einem überraschten Laut erschrocken vom Bett zu fallen. Snape kommentierte ihr Verhalten mit einem amüsierten Blick, bevor er sich doch dazu hinreißen ließ sie zu tadeln. So etwas albernes! „Kein Grund die Fassung zu verlieren, meine Liebe.", sagte er ruhig und holte sich Kleidung aus dem Schrank.
Aus den Augenwinkeln konnte er erkennen, dass Liora noch immer neben dem Bett an Boden saß, doch sie war bis zur Nasenspitze wieder aufgetaucht um ihn unauffällig zu beobachten. „Ist der Anblick so schlimm?", fragte er und drehte sich um. Liora wandte sofort den Blick ab und wurde rot. „Nein, ich glaube nicht ...", flüsterte sie und lehnte sich mit dem Rücken ans Bett. „Wovor hast du dich dann so erschrocken?"
Sie warf ihm einen kurzen schüchternen Blick über die Schulter zu. „Ich bin in einem Kloster aufgewachsen, Severus ...", sagte sie und schluckte. „Ein Kloster voller älterer Ordensschwestern ..."
Snape dämmerte langsam was sie meinte und er musste sich wirklich beherrschen um nicht lachen zu müssen. Er war davon ausgegangen, dass sie in ihrem Alter bereits einige Erfahrungen gesammelt hatte, immerhin bekam er regelmäßig mit, wie die Schüler auf Hogwarts einander anschmachteten. „Du hast noch nie ...?", fragte er und hob eine Augenbraue. Liora stand langsam auf und legte die Arme fest um den Körper.
Sie drehte sich nicht um und hielt den Blick gesenkt. „Nein, hab ich nicht.", murmelte sie und wurde noch einen Ton roter.
„Faszinierend. Damit bist du vermutlich das unschuldigste weibliche Wesen deiner Altersklasse. Hast du dich nie gefragt wozu man einen nackten Mann sonst noch brauchen könnte?", fragte Snape und ging wieder ins Bad um ihr die Peinlichkeit zu ersparen ihn bei diesem Thema ansehen zu müssen. Er ließ die Tür jedoch offen um ihre Antwort zu hören.
„Ich habe noch nie einem Mann nackt gesehen ...", sagte sie leise, doch Snape hatte es gehört. Es verwunderte ihn. Sollte sie nicht wie jeder Teenager – egal ob Muggel oder Zauberer – Interesse am anderen Geschlecht zeigen? Sie war mittlerweile einundzwanzig ... „Haben dich deine Nonnen etwa nicht aufgeklärt?", fragte er und wusste genau, dass Liora es als Provokation auffassen würde. „Doch! Ich bin aufgeklärt, mach dir da keine Sorgen. Nur weil ich diesem Thema nicht so viel Bedeutung beimesse bin ich nicht gleich verklemmt.", rief sie und er registrierte sofort ihren gereizten Tonfall.
Als er sich angezogen hatte kam er zurück ins Schlafzimmer und stellte fest, dass Liora nicht mehr da war.
Ein Blick nach nebenan in den Wohnraum verriet ihm, dass sie vor dem Kamin saß. Kopfschüttelnd nahm er seinen Zauberstab und entzündete damit die Kerzen im Schlafzimmer, bevor er es sich mit einem Buch auf dem Bett bequem machte. In den letzten Tagen hatte er zu wenig Zeit gehabt sich mal zurück zu lehnen und sich zu entspannen.
Er hatte schon etliche Seite gelesen, als Liora durch die offene Tür trat und ihn müde musterte. „Was ist?", fragte er und ihm wurde klar, was sie bedrückte. Sie hatte gewartet, bis er das Zimmer verließ, doch das tat er heute nicht. Liora hatte die letzten zwei Nächte allein in seinem Bett geschlafen, daran hatte er nicht gedacht, als er sich heute hingelegt hatte.
Jetzt stand sie unsicher da und wartete, während ihr vor Müdigkeit fast die Augen zu fielen. Snape ließ sein Buch sinken und musterte sie, bevor er die Decke zurück schlug und sie zu sich winkte. Was hatte er schon zu verlieren? Liora sah erschrocken aus, murmelte leise ein paar unverständliche Worte und schlich wieder ins Wohnzimmer.
Ja, er musste dringend etwas an den Wohnverhältnissen ändern! Die Gedanken wieder bei seinem Buch, achtete er nicht weiter auf Liora und erst als die Zeilen schon vor seinen Augen verschwammen und er das Buch weglegen musste, fragte er sich wo sie war.
Das Bett wäre groß genug, dass noch zwei weitere Personen hätten zwischen ihnen liegen können, doch er konnte nachvollziehen, dass Liora keine Lust hatte ihm so nah zu kommen. Snape stand trotz der Müdigkeit noch einmal auf um nach ihr zu sehen.
Er fand Liora zusammengerollt und schlafend auf dem Sofa. Der fast erloschene Feuer im Kamin hüllte sie in ein warmes Licht und Snape blieb für einen Moment stehen um sie zu betrachten. In den nächsten Tagen musste er sie endlich dazu bringen wieder zu essen. Sie musste endlich zunehmen, denn die dünnen Arme und Beine ließen sie krank aussehen. Zur Not musste er sie zwingen zu essen. Immerhin hatte er versprochen sie zu schützen, wie sollte er da zulassen, dass sie sich zu Tode hungerte. Sie brauchte mehr Pflege. Sowohl ihr Körper als auch ihre Seele.
Es begann damit, dass er sie nicht hier auf dem Sofa liegen lassen würde. Morgen bekam sie ihr eigenes Reich und diese eine Nacht würden sie beide schon überstehen. Er beugte sich zu ihr hinab und hob den viel zu leichten Körper in seine Arme. Liora regte sich und protestierte leise, doch er überhörte es.
Im Schlafzimmer legte er sich vorsichtig auf die freie Seite des Bettes und deckte sie mit der großen Decke zu. Snape überließ ihr diese Decke und umrundete dann ohne sie weiter zu beachten das Bett. Sie sollte sich daran gewöhnen und das ging nur, wenn sie sich in seiner Gegenwart sicher fühlte.
Liora war aufgewacht, als er sie ins Bett gelegt hatte und starrte nun mit geröteten Wangen vor sich hin, während sie den Geräuschen lauschte, die er verursachte. Sie wartete bis sie nichts mehr hörte und versuchte dann sich zu entspannen.
Sie zog die Beine wieder eng an den Körper und zog die Decke bis über die Nase. Er war fast nackt gewesen ... Dieses Bild ging ich einfach nicht mehr aus dem Kopf und sie spürte ein fremdes Kribbeln im Bauch, als sie daran dachte. Ihre Reaktion auf seine Nacktheit war ihr im Nachhinein etwas peinlich, doch sie war einfach so erschrocken.
Auf einen fast nackten Mann war sie nicht vorbereitet gewesen. Dann auch noch er! Der Mann, der ihr noch am Tag zuvor gedroht hatte sie zu vergewaltigen und zu töten ... Gerade er, ging heute völlig anders mit ihr um ... Sanfter, fast schon freundlich, aber dennoch sehr distanziert. Als ob er das was er gesagt hatte ernst meinen würde. 'Ich biete die Schutz, Wissen und Macht ...', hatte er gesagt.
Der größte Teil der Kerzen war erloschen und nur noch gedämpftes Licht erhellte den Raum, als Liora sich vorsichtig umdrehte. Da lag er ... Mit dem Rücken zu ihr. Sie betrachtete fasziniert die kräftigen Schultern im Licht der letzten Kerze und dachte daran, dass er sie zum apparieren immer fest in seine Arme schloss. Ihr wurde warm bei dem Gedanken und sie biss sich auf die Lippe, während sie die Augen schloss und langsam wieder in einen tiefen Schlaf fiel. In dieser Nacht schlief Liora zum ersten mal seit Wochen fast ohne Angst ein.
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