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Annäherung


Es kam häufiger vor, das Severus Snape am Mittagstisch fehlte, deswegen erregte er mit seiner Abwesenheit auch heute keine besondere Aufmerksamkeit. Er hatte die Hauselfen angewiesen, das Essen heute in seine privaten Räume zu bringen und als er dort eintraf, kam ihm auch schon der Geruch von Hühnchen und Gemüse entgegen. Er mochte kein Hühnchen, aber gut ... Das Essen stand schon nett angerichtet auf dem Holztisch in der Essecke und zu seiner Zufriedenheit hatte die Hauselfen seine Bemerkung, dass er nicht alleine speisen würde bedacht.

Snape sah sich nach seiner 'Verabredung' um und seufzte resigniert. Leise schloss er die Tür. Das konnte doch einfach nicht wahr sein! Die Couch, auf der sie liegen sollte, war leer. Liora war weg, auch wenn ihm das völlig unmöglich erschien. Wirkte der Trank nicht mehr? Für einen Moment zweifelte er, doch dann rief er sich zur Ordnung. Seine Tränke waren perfekt! Immer! Und die Dosierung hatte auch gestimmt. Sie hätte erst in den nächsten Minuten aufwachen sollen. Wie auch immer sie das anstellte, der Kampf gegen einen solch starken Trank, würde sie unendlich viel Kraft kosten. Er machte sich auf das Schlimmste gefasst.

Snape nahm seinen Umhang ab, warf ihn achtlos zur Seite und schritt eilig in Richtung Schlafzimmer, wo er sie vermutete. Er wurde nicht enttäuscht. Als er hineinsah, fand er sein Sorgenkind gleich und der Anblick ließ ihn besorgt die Stirn runzeln. In den letzten Tagen hatte er sie in den mitleidserregendsten Zuständen erlebt, doch nichts war so ein Rückschritt wie ihr aktueller Zustand.

Sie saß apathisch in der Ecke neben dem Bett am Boden, hatte die Beine nah an den Körper gezogen und zitterte erbärmlich. Er kam näher und ging vor ihr in die Hocke. Den Bademantel hatte sie sich fest um den Körper gewickelt und die Finger in den Stoff gekrallt. Tränen liefen ihr über die Wangen und sie schniefte immer wieder leise. Die Mischung aus Schock und totaler Erschöpfung machten aus ihr endgültig einen blassen Geist.

„Hör auf, gegen die Wirkung des Trankes anzukämpfen. Das kostet dich nur unnötig Kraft. Sie wird in wenigen Minuten sowieso nachlassen.", sagte er leise und griff in die Seitentasche seinen Gehrocks. Ein sauberes, blütenweises Taschentuch kam zum Vorschein, doch als er es ihr reichen wollte, zuckte sie zurück. Die Angst in ihren Augen, die er vor Stunden noch mit Genugtuung zur Kenntnis genommen hatte, war noch immer nicht verflogen. Noch immer war sie völlig zerstreut und so ungern er es zugab, bei ihm regte sich das schlechte Gewissen. Dieser Zustand war seine Schuld.

Er war wohl zu weit gegangen, denn was wusste er schon über ihre Gefangenschaft? Im schlimmsten Fall, hatte er alle seelischen Wunden aufgerissen, die ihr in diesen Wochen zugefügt worden waren. Irgendwann sollte er mal danach fragen, doch jetzt war es das Ziel, sie aus ihrer Trance zurück zu holen. Ohne darauf zu achten, dass sie wieder zuckte, griff er nach ihrer Hand und schloss ihre Finger um das Taschentuch.

„Liora, versuch ruhig zu atmen. Dir geschieht nichts. Du kannst also aufhören zu kämpfen.", sagte er ruhig und diesmal kamen seine Worte bei ihr an. Sie trocknete ihre Tränen und schnäuzte sich. Alles ziemlich langsam und mit zitternden Händen. Snape sah ihr dabei zu und als sie das Taschentuch sinken ließ, wirkte sie schon wieder viel gefasster.

Er beschloss, ihr nicht viel Zeit zu geben, um sich mit ihren Emotionen auseinander zu setzen, sondern gleich zum 'Alltag' zurück zu kehren. Sie in ihrem Schmerz zu trösten oder sie mit Freundlichkeiten zu überhäufen, würde nichts bringen. Bis jetzt hatte sie alles gut weggesteckt, warum also den Kurs wechseln?

Langsam stand er auf. „Komm mit, du brauchst dringend neue Kräfte und solltest etwas essen.", sagte er leise und beobachtete, wie sie sich langsam und auch etwas wackelig erhob. Sie hielt sich dabei am Bett fest und suchte dann an der Kommode Halt. Ihre Bewegungen waren unsicher und ihre Augen irrten orientierungslos durch den Raum, als sie endlich aufrecht stand. Der Trank wirkte also noch ...

Sie kam langsam auf ihn zu, doch als sie an ihm vorbei schleichen wollte, hielt er sie auf. Lioras Blick glitt zu seiner Hand an ihrem Arm. Sie sagte jedoch nichts, obwohl Snape genau spüren konnte, dass sie sich verspannte. Sie mochte es nicht, wenn er sie anfasste, das war ihm mittlerweile klar, doch jetzt empfand er es als nötig.

"So kannst du nicht herumlaufen.", sagte er knapp mit einem Blick auf seinen Morgenmantel, zog seinen Zauberstab heraus und tippte ihr damit an die Schulter. Im Bruchteil einer Sekunde verschwanden das seidene Stück Stoff und ein schlichtes, schwarzes Baumwollkleid umspielte ihren Körper. Es fiel weich bis zum Boden und verdeckte mit den langen Ärmeln all ihre Wunden und Verbände.

Liora keuchte überrascht auf und sah verwundert an sich runter. „Es wäre äußerst unpassend, im Morgenmantel zu Mittag zu essen und du solltest endlich Nahrung zu dir nehmen, bevor du dich in Luft auflöst." Er versuchte seiner Stimme einen versöhnlichen Ton zu geben, in der Hoffnung, dass sie – geschwächt wie sie war – gar nicht erst versuchen würde, zu rebellieren.

Snape ließ ihren Arm los und hielt ihr stattdessen seine Hand hin. So konnte sie selbst entscheiden, ob sie sich helfen lassen wollte, oder lieber alleine benommen ins Wohnzimmer stolperte. Einen Versuch war es ja wert ... Zu seinem Erstaunen ging sie tatsächlich auf die Geste ein und legte ihre zierliche Hand in seine. Vorsichtig, als hätte sie Angst, sich zu verbrennen. Ob es nur die restliche Benommenheit war oder doch die Einsicht, dass sie nicht weiter kam, wenn sie rebellierte, konnte er in diesem Moment nicht sagen. Es war ihm eigentlich auch egal, solange sie sich weiterhin ruhig verhielt und nicht wieder versuchte, ihn anzugreifen.

Schweigend führte er sie zum Tisch und zog dann einen der Stühle zurück, damit sie sich setzen konnte. Sie musterte ihn verwundert, als er sie Platz nehmen ließ und sich dann zu seinem Stuhl, ihr gegenüber, begab. Diese Art von Aufmerksamkeit war sie offensichtlich nicht gewohnt.

„Bedien dich, sonst wird es endgültig kalt.", sagte er dann und kümmerte sich nicht weiter um sie. Während er schweigend seine Mahlzeit zu sich nahm, stocherte Liora lustlos in ihrem Gemüse herum, bevor sie die Gabel schon nach wenigen Minuten wieder weg und die Hände in ihren Schoss legte.

"Du wirst verhungern.", stellte Snape kühl fest. Sie nickte leicht und murmelte wieder etwas, dass er nicht verstand. "Was soll das? Willst du mich ärgern indem du dich zu Tode hungerst?", fragte er ironisch und nahm einen Schluck Wein. Sie blinzelte nur und Snape fragte sich, was nun schon wieder nicht stimmte. Was auch immer er tat oder sagte, alles schien falsch zu sein. Dieser Zustand ging ihm langsam auf den Geist. Er räusperte sich und stellte sein Weinglas vorsichtig ab. "Liora, wir reden jetzt mal Klartext!", sagte er bestimmt und tatsächlich richtete sich der Blick der jungen Frau auf ihn.

"Dich belastet, was vorgefallen ist und ich sehe mich gezwungen, ein paar meiner Aussagen richtig zu stellen. Kurz gesagt: Ich habe mir erlaubt dich ein wenig anzulügen.", sagte er und sie legte den Kopf leicht schief, als würde sie seine Worte nicht verstehen. Eine nachdenkliche Falte entstand auf ihrer Stirn. "Ich habe weder jetzt, noch irgendwann in der nahen Zukunft vor, dir weh zu tun oder dich zu töten. Das war nicht der Plan. Du zwingst mich jedoch mit deinem Verhalten dazu, dir damit zu drohen und ich mache keinen Hehl daraus, dass du mich schon fast so weit hattest, die Kontrolle zu verlieren. Glaub mir, du möchtest nicht, dass ich das Angedrohte in die Tat umsetze."

„Was wäre, wenn mich das absolut kalt lassen würde? Ich war wochenlang eine Gefangene des Dunklen Lords. Wer behauptet, dass seine Anhänger mir nicht längst all diese Dinge angetan haben?", flüsterte sie und ihre Augen suchten seine.

Snape lehnte sich zurück und musterte sie aufmerksam. An diese Möglichkeit hatte er bereits gedacht und es gab nur einen Weg es heraus zu finden. „Haben sie dir etwas angetan?", fragte er direkt und beobachtete, wie sie kurz das Gesicht verzog, seinem durchdringenden Blick aber stand hielt. „Sie haben mich gefoltert, aber keiner von ihnen hat es gewagt, mich zu vergewaltigen, falls das die Information ist, die du möchtest.", flüsterte sie. Liora wich seinem Blick schließlich aus und sah hinunter auf ihre Finger.

Auch wenn er es nie zugeben würde, war er erleichtert über diese Antwort. Schon zu oft hatte Snape selbst erlebt, wie mit den gefangenen Frauen umgegangen wurde und er wäre am Ende seines Lateins gewesen, wenn er jetzt auch noch ein traumatisiertes Vergewaltigungsopfer zu therapieren hätte. So konnte er einfach mit seinem Plan weiter machen.

Ja, mittlerweile hatte er einen Plan. Zumindest hoffte er, dass es einer war und wenn das Schicksal es gut mit ihm meinte, dann würde er auch funktionieren. Er musste dafür nur Liora dazu bringen, ihm zu vertrauen und er musste Voldemort überzeugen, dass es viel zu schade wäre, sie in den Tod zu schicken. Würde er erkennen, dass sie für ihn von Wert war, würde er sie am Leben lassen. Liora durfte nur nichts von der Wette erfahren. 'Also ein Kinderspiel, du verlangst ja nur, das Unmögliche möglich zu machen.', dachte er sich ironisch.

„Liora, ich möchte etwas von dir, das du durchaus bereit sein dürftest, mir zu geben. Es soll nicht zu deinem Schaden sein.", erklärte er und versuchte das, was er sich den ganzen Vormittag überlegt hatte, zu formulieren. Sie wirkte einen Moment unsicher, als hätte der Teufel persönlich ihr einen Pakt vorgeschlagen. Vermutlich war der Aufenthalt bei ihm für sie auch so etwas wie die Hölle, doch er würde sie schon irgendwie vom Gegenteil überzeugen. Zur Not musste er sie eben zwingen.

„Was soll das sein?", fragte sie lauernd.

"Es ist ganz einfach. Ich möchte deinen Gehorsam und deine Unterwürfigkeit. Ich will, dass du dich öffnest und mir die Chance gibst, deine Intelligenz und deinen Willen zu schulen. Du hast von beidem sehr viel, das hast du bereits bewiesen - immerhin lebst du noch - und ich denke, es ließe sich mehr daraus machen ..."

„Wie bitte?" Sie sah ihn ungläubig an und er hatte keine andere Reaktion von ihr erwartet. Was er forderte war auch unverschämt, doch es war die Grundlage für seinen Plan.

„Du hast mich schon verstanden. Ich biete dir quasi einen Tausch an. Dein Gehorsam, gegen mein Wissen und meine Zeit. Du kannst nichts verlieren, denn ich werde dafür sorgen, dass es dir an nichts mangelt.", erklärte er ernst und ihre Augen weiteten sich verwundert.

"Aber ... Was sollte dir das bringen?!", flüsterte sie misstrauisch. "Mir bringt es vorerst nichts. Ich investiere erst einmal nur in dich und sorge dafür, dass du am Leben bleibst und lernst. Vertrau mir einfach. Ich kann aus dir eine sehr mächtige Hexe machen.", bot er ihr an und musterte sie über den Rand seines Weinglases hinweg.

"Ich begehre keine Macht." Sie verschränkte die Arme. Auch das hatte er erwartet und war entsprechend vorbereitet.
"Das dachte ich mir und das liegt wahrscheinlich daran, dass du sie noch nicht gekostet hast. Sonst wüsstest du, wie berauschend das Gefühl sein kann. Werde mein Lehrling, Liora. Es soll nicht zu deinem Nachteil sein. Ich kann dir die Macht geben, jeden zu bestrafen, für alles was man dir angetan hat.", flüsterte Snape und ein Funkeln in ihren Augen verriet ihm, dass er auf dem richtigen Weg war.

Irgendwo in diesem so unschuldig wirkenden Ding, war jede Menge Hass versteckt und er war sich sicher, dass er nur ein wenig an der Oberfläche kratzen musste, um diese Wunde wieder aufzureißen. Sie war nicht das unschuldige Ding, das sie ihm vorspielte.

"Und wenn ich dir sage, dass auch du auf meiner Liste stehst?", flüsterte sie und erhob sich ohne ihn aus den Augen zu lassen. Ihr Blick war herausfordernd und sie schenkte ihm ein freudloses Lächeln, bevor sie sich umdrehte. Snape verfolgte, wie sie galant zu seinen Bücherregalen schritt und ihre Finger über die verschiedenen Buchrücken gleiten ließ. Sie dachte über seine Worte nach, da war er sich sicher. Wahrscheinlich wog sie gerade ab, welche Alternativen sie hatte und wie ihre Überlebenschancen in diesem Spiel standen. Berechtigte Gedankengänge, war ihre körperliche Verfassung doch noch immer nicht optimal.

"Ich denke, dieses Risiko werde ich in Kauf nehmen müssen.", sagte er schließlich mit einem möglichst lässigen Tonfall. Dass sie sich wirklich gegen ihn wenden und eine Gefahr darstellen würde, konnte er sich nicht vorstellen. Liora betrachtete ihn kurz forschend und wandte sich dann einer Vitrine neben dem Bücherregal zu, in der er verschiedene magische Gegenstände aufbewahrte.

"Ich brauche einen Zauberstab.", sagte sie, als wäre es selbstverständlich, erst einmal über ihre Ausstattung als Lehrling zu diskutieren. Es war keine definitiv keine Feststellung, sondern ganz klar eine Forderung und es würde nicht die letzte dieser Art sein. Snape war das klar und ihre langsamen Bewegungen verrieten ihm, dass sie ihn aus dem Augenwinkel ganz genau beobachtete und versuchte auszutesten, wie weit er in diesem Spiel ging. "Du wirst ihn bekommen, wenn es an der Zeit ist.", sagte er und lehnte sich zurück, nachdem er sich sein Weinglas nachgeschenkt hatte.

Sie lachte leise. Das hatte nun nicht erwartet. "Wie willst du mich die Magie lehren, ohne einen Zauberstab? Ich beherrsche die stablose Magie bereits, wie du schon mitbekommen hast.", erklärte sie und hielt inne, um seine Reaktion abzuwarten.

Snape fand das Weinglas plötzlich sehr uninteressant. Er musterte sie überrascht und runzelte dann die Stirn. Ja, da war was ... kurz bevor er sie ans Bett gefesselt hatte, hatte etwas nach seinem Zauberstab gegriffen ... dieses „Etwas" war sie gewesen ... "Warum hast du dich nicht gewehrt, als ich dich gefesselt habe?", harkte er nach. "Warum hast du mich nicht getötet, als du Lust drauf hattest?", gab sie die Frage frech zurück.

Sie hätte ihm ehrlich antworten können, dass ihr in diesem Moment die Kraft gefehlt hatte, doch ein Eingeständnis ihrer momentanen Schwäche kam gar nicht in Frage! Das Letzte was sie wollte war, dass er wusste, ob sie im Stande war sich zu befreien oder nicht. Langsam und ohne um seine Erlaubnis zu bitten, öffnete sie die Glastür der Vitrine und betrachtete den Inhalt aus dern Nähe. Mit einem Zauberstab wäre es leichter, die Magie zu bündeln. Selbst in ihrem geschwächten Zustand, wäre sie ihm so zumindest ebenbürtig. Sie griff nach einem goldenen Medallion, das schon die ganze Zeit ihre Aufmerksamkeit erregte, und stellte fest, dass man es öffnen konnte. "Ich frage mich, ob sich dieser Deal wirklich für mich lohnt und was du mir noch beibringen könntest. Ich habe mein Leben mit den Studium der Zauberei verbracht, also ist mein Können gar nicht so beschränkt wie es dir aufgrund meines aktuellen Zustandes erscheinen mag.", sagte sie.

"So alt bist du noch nicht, als dass dein Wissen von beeindruckender Größe sein könnte ...", antwortete ihr Snape.

Liora hatte es gerade geschafft das Medallion zu öffnen und einen kurzen Blick auf das Bild einer Frau zu erhaschen, als es ihr entrissen wurde. Sie sah dem durch die Luft fliegenden Schmuckstück kurz hinterher. Snape hatte seinen Zauberstab gehoben und fing das Medallion nun geschickt. Er ließ es ohne einen weiteren Kommentar in der Tasche seines Gehrocks verschwinden.

Liora hatte sich solang wieder den Gegenständen in der Vitrine zugewandt. "Wer ist sie?", fragte sie neugierig und griff nun nach einem Dolch, dessen Klinge mit Schlangen verziert war. Soweit sie erkennen konnte, war es eine sehr junge und vor allem sehr hübsche Frau. Gelocktes blondes Haar und graue Augen hatte sie erkennen können, bevor es ihr entrissen worden war.

Snape stellte sein Weinglas weg und stand auf. Ihre Neugierde war nicht echt, das wusste er, doch das Thema wollte er nicht mal streifen, so bitter waren die Erinnerungen. "Sie ist eine Erinnerung, so wie es viele gibt.", sagte er nur und trat hinter Liora, um ihr über die Schulter zu blicken. Doch damit gab sie sich natürlich nicht zufrieden.

"Eine schlechte Erinnerung?", fragte sie leise, während ihre Finger sanft über die Klinge des Dolches strichen. Snape griff um sie herum nach dem Dolch, wobei Liora einen Moment seinen Atem ganz nah an ihrem Ohr spüren konnte. Vorsichtig nahm er ihr die Waffe aus der Hand.

"Eine Erinnerung, mehr nicht.", flüsterte er ihr zu und seine tiefe Stimme machte deutlich, das Thema war beendet. Liora lief es kalt den Rücken hinunter. Er legte den Dolch an seinen Platz zurück. Sie versuchte es dennoch ein weiteres Mal. "Hast du sie geliebt?", wollte sie wissen, auch wenn sie sich kaum vorstellen konnte, dass dieser kalte Mann fähig sein sollte zu lieben. "Liebe ist eine Schwäche.", bekam sie zur Antwort. Sie schnaubte abfällig und gab ein Kommentar drauf. Wieder auf Kernowek und wieder in einem Tonfall, der ihm klar machte, was sie von ihm hielt.

Er packte sie am Arm und zog sie an sich. Sie schnappte erschrocken nach Luft, fing sich aber recht schnell wieder, als sie sich daran erinnerte, dass er selbst gesagt hatte, es wäre nicht seine Absicht, sie weiterhin zu verletzen. Liora setzte einen gleichgültigen Gesichtsausdruck auf, während er sie gefährlich und wütend anfunkelte. Nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt.

"Ich weiß nicht was du gesagt hast, aber mir gefällt dein Tonfall noch immer nicht. Ab sofort wirst du das ändern. Kein Kernowek mehr! Außerdem nehme ich keine Rücksicht mehr auf deine dümmlichen pubertären Gefühle und deinen fast schon an Arroganz grenzenden Stolz, der dich wahrscheinlich ins Grab bringt. Für jede Unverschämtheit mir gegenüber, wirst du ab sofort bestraft. Merk dir das und fühl dich nicht zu sicher. Ich bin streng zu meinen Schülern und ich werde auch dich nicht in Watte packen. Im Gegenteil. Du wirst lernen bis du glaubst, dein Kopf platzt und du wirst arbeiten bis deine Finger bluten. Ich werde dich nicht eine Sekunde schlafen lassen, wenn du deine Lektionen nicht beherrscht, aber irgendwann wirst mir dankbar dafür sein! Du wirst verdammt nochmal die Chance nutzen, die ich dir biete! Verstanden?!", zischte er.

Snape konnte sehen, dass sie mit sich kämpfte. Etwas in ihr wollte ihm Kontra geben, ein anderer Teil fürchtete sich davor. Ihre Furcht gewann schließlich und sie entriss ihm ihren Arm ohne ein weiteres freches Kommentar.

"Fass mich nicht andauernd an.", murmelte sie nur und eilte an ihm vorbei ins Schlafzimmer.

Snape sah ihr hinterher und fragte sich, wie er jetzt am besten weiter machte. In ihrer Miene hatte er, neben all dem Trotz, auch erkennen können, dass seine Worte sie ziemlich verwirrt hatten. Doch ob es reichte, um sie zum Umdenken zu bewegen? Sie wollte nicht gehorchen und er war sich im Klaren darüber, dass sie ihn jederzeit hintergehen würde, um hier raus zu kommen. Ihm gefiel die Situation auch nicht, doch er konnte schlecht zu ihr gehen und ihr sagen 'Hey Liora, ich befürchte der Dunkle Lord wird dich töten, wenn du es nicht schaffst, einen Teil seiner Gunst für dich zu gewinnen und genau das ist es, was ich bezwecke mit deiner Ausbildung.' Sie würde ihn für verrückt erklären.

Aus dem Augenwinkeln konnte er sehen, wie das restliche Essen auf dem Tisch verschwand.
Die Hauelfen räumten ab ...

Noch immer starrte er die offene Tür zum Nebenzimmer an. Sollte er ihr folgen? Eigentlich hatte er keine Lust, sich mit ihren Gefühlen auseinander zu setzen, doch was hatte er schon für eine Wahl. Er schüttelte schweigend den Kopf und folgte ihr möglichst leise. Zu seiner Überraschung lag sie nicht weinend auf dem Bett, wie er erwartet hatte. Sie saß schweigend auf der Bettkante und starrte nachdenklich vor sich hin.

Er hatte keine Ahnung was in ihrem hübschen Kopf vor sich ging, doch er ahnte, dass sie die Situation nochmal durchging und versuchte eine Lücke zu finden, die ihr einen Vorteil verschaffte.

"Liora, ich habe dir alles gesagt, was es zu sagen gibt. Nun liegt es daran, dass du den für dich besten Weg findest, mit der Situation umzugehen. Ich rate dir, sei vernünftig, denn es wird nicht zu deinem Nachteil sein. Was das Training angeht, ich möchte noch heute Abend anfangen. Sei also bereit, wenn ich in ein paar Stunden wieder da bin.", sagte er ruhig. Sie schien auf etwas zu warten und als er sich nur zum Gehen wandte, sprang sie auf. "Willst du mich nicht ruhigstellen?", fragte sie verwundert.

Severus hob die Augenbrauen und sah sich nochmal nach ihr um. "Nein, ich gebe dir die Chance zu beweisen, dass du dich angemessen verhalten kannst. Die Türen und Fenster sind weiterhin versiegelt, aber du kannst dich frei in diesen Räumen bewegen. Enttäusche mich nicht ..."

Sie beobachtete mit großen Augen wie er ging.


.........


Snape betrat nach dem Unterricht widerstrebend das Büro des Schulleiters und setzte sich, ohne auf eine Aufforderung zu warten. Er hatte die Zeit auf dem Weg hier her genutzt, um sich das Bild in dem Medallion noch einmal anzusehen. Schon so lange hatte er es nicht mehr aus der Vitrine genommen. Shalima ... Sie hätte gewusst, was in dieser Situation zu tun wäre. Sie hätte nicht gezögert. Sie fehlte ihm ...
Doch was waren schon Gefühle? Mit dem Medallion schloss er auch sein Herz wieder. Das war alles Vergangenheit. Jetzt hatte er andere Probleme zu bewältigen.

Dumbledore sah von seinem Brief auf und hob neugierig die Augenbrauen. "Dich bedrückt etwas, wenn du ohne meine ausdrückliche Bitte doch mal den Weg in mein Büro findest.", stellte er fest ohne sich mit Höflichkeiten aufzuhalten und legte das Schreiben an dem er gerade arbeitete, zur Seite.

"So ist es, Albus, ich muss mit dir reden. Es ist wichtig und ich bitte um deine Diskretion und vor allem um dein Vertrauen.", sagte Snape und hoffte, dass er seine Nervosität vor dem alten Zauberer verbergen konnte. Das Thema würde Fragen aufwerfen und Dumbledore würde nicht zögern, diese zu stellen. Beantworten konnte Snape sie jedoch nicht.

Dumbledore legte seine Hände auf den Schreibtisch, verschränkte die langen Finger und sah seinen Professor erwartungsvoll an.

"Albus, beim letzten Treffen ist etwas vorgefallen, dass ich dir nicht erzählt habe ...", fing er an und sah, wie der Schulleiter aufmerksam nickte. „Das habe ich mir fast schon gedacht.", kommentierte er schlicht.

Snape hatte lange überlegt, ob er überhaupt mit dem Schulleiter darüber reden sollte, doch er war letztlich zu dem Schluss gekommen, dass es so am besten war. Er musste ja nur das Nötigste berichten und es war besser, als Albus Dumbledore völlig im Dunkeln zu lassen. Gerade er war nicht dafür bekannt, dass man Geheimnisse sehr gut vor ihm verbergen konnte ...

"Es geht darum, dass der Dunkle Lord mir eine Aufgabe aufgetragen hat. Ich kann dir nicht berichten worum es geht, Albus!", ging er gleich dazwischen, als Dumbledore zu Fragen ansetzte. Der gequälte Blick seines Professors ließ ihn jedoch schweigen.

"Lass mich dir versichern, dass es nicht in meiner Absicht lag, diese Situation herauf zu beschwören. Er hat mich überrumpelt und ich konnte keinen Rückzieher machen ohne verdächtig zu erscheinen. Es geht um ein Menschenleben das ich versuche zu retten und ich bitte dich, mir zu vertrauen."

"Und warum genau erzählst du mir das, wenn es so geheim ist?"

"Weil es nicht möglich wäre, es vor dir zu verbergen und weil ich deinen Segen brauche, was mein weiteres Handeln betrifft. Ich werde Abends nun ab und zu das Schloss verlassen, Albus. Allerdings nicht alleine. Ich werde eine Person bei mir haben, die mir helfen kann im Kampf gegen den Dunklen Lord, dazu brauche ich aber freie Hand. Keiner darf uns aufhalten, wenn wir das Schloss verlassen." Dumbledore musterte ihn durchdringend.

Er schien nicht zu wissen, was er von der seltsamen Bitte halten sollte, doch er war wachsam geworden.
"Erkläre mir, wer diese Person ist.", bat er ernst. Snape schloss kurz die Augen. Genau das hatte er vermeiden wollen! "Das kann ich nicht."

"Severus! Ich werde es nicht dulden, dass du, so gut deine Absichten sein können, hier in meinem Schloss Todessern Einlass gewährst!", sagte der Schulleiter bestimmt. Snape hob den Kopf und ballte unbewusst die Fäuste. "Sie ist keine Todesserin!", zischte er gereizt. Warum gleich nochmal war er so dumm gewesen, mit Dumbledore zu sprechen?

Der alte Schulleiter wirkte plötzlich überrascht und seine hellen blauen Augen weiteten sich. "Eine Frau ... Mein lieber Severus, ist sie etwa ..."

"NEIN! Sie ist nicht eine DIESER Frauen. Lass sie gewähren, Albus. Ich verspreche mit meinem Leben, dass sie der Schule und den Schülern nicht schaden wird. Keiner wird sie bemerken. Wir werden natürlich nicht zur Mittagszeit durch die Eingangshalle laufen, falls das deine Befürchtung ist. Es wird absolute Diskretion herrschen. Sie ist einfach nur hier und ich versuche, heraus zu finden inwiefern sie in diesem Kampf für uns von Nutzen ist."

"Sie ist hier im Schloss?", frage Dumbledore neugierig und Snape hätte sich am liebsten geohrfeigt. "Zu Besuch. Bitte Albus ... keine weiteren Fragen."

Lüge Nummer ... ach egal! Mittlerweile sah Snape wohl so hin und her gerissen aus, dass Dumbledore sich erweichen ließ. Die Miene des alten Mannes entspannte sich. "Nun gut, ich werde es dulden, aber ich warne dich, Severus! Wenn etwas passiert, werde ich dich dafür verantwortlich machen!", warnte er.

Snape lachte kurz auf und erhob sich dann. "Weißt du Albus, das ist im Moment meine geringste Sorge. Erst mal am Leben bleiben.", sagte er nur und verließ dann eilig das Büro.


.........


Von Dumbledore genervt, betrat er seine Gemächer und seufzte, als Liora schon kampflustig auf der Couch saß und ihn erwartete. "Du siehst gereizt aus?", fragte sie mit einem Ton, der ihm klar machte, dass sie darauf bedacht war, seine Laune erst zu erforschen, bevor sie ihn provozierte.

"So ist es. Also halt dich zurück und lass mich in Frieden.", brummte er und verschwand im Schlafzimmer. Liora regte sich nicht, sondern hob nur stumm die Augenbrauen. Sie sollte ihn heute wohl lieber nicht mehr reizen ...

Als er zurück kam, hatte er seinen Umhang abgelegt und trug nur noch Hemd und Hose. Sie beobachtete wie er zur Couch kam, sich setzte und grob nach ihrem Arm griff. Sie ließ ihn gewähren, denn einen unnötigen Streit vom Zaun zu brechen, würde ihnen beiden nichts bringen. Außerdem waren seine Absichten keine schlechten. Er entfernte die Bandagen und untersuchte die geröteten Stellen ihrer Handgelenke.

Die Wunden, welche die Fesseln hinterlassen hatten, waren kaum noch zu sehen und bis auf die Rötungen war die Haut fast perfekt. "Sieht gut aus. Ich werde noch einmal Verbände anlegen und du lässt die Salbe bis morgen wirken. Da kaum noch was zu sehen ist, bin ich sicher, dass es reicht.", murmelte er, stand auf und holte die nötigen Utensilien, um sie zu versorgen.

"Was hast du heute Abend vor? Schleppst du mich auf eine verlassene Lichtung, um mich dort zu verscharren?", witzelte sie, als er mit der Salbe und frischen Verbänden zurück kam.

Snape hob kurz den Blick und musterte sie ohne großes Interesse. Er hatte heute keine Lust auf dieses Spielchen. Der Tag war auch ohne ihr Zutun bisher anstrengend genug.

"Vielleicht.", sagte er deswegen ernst und wandte sich ihren Wunden zu. Liora seufzte und verfolgte seine Arbeit gelangweilt. Jeder seiner Handgriffe war überlegt und sehr präzise. Sie beobachtete, wie er die kühlende Salbe vorsichtig mit einem Holzspatel auftrug und dann begann sein Werk mit Verband zu umwickeln.

"Ich soll den Mund halten? Den ganzen Abend?", fragte sie, als ihr das Schweigen schließlich unangenehm wurde. "Als ob du das könntest ...", gab er zurück, beendete die Prozedur auch an ihrer anderen Hand und ließ sie los. Liora beobachtete wie er sich zurücklehnte, die Augen schloss und sich für einen Moment die Schläfen massierte.

Auch wenn sie es nur ungern zugab, sah er heute müde und erschöpft aus. Es musste ein anstrengender Tag gewesen sein. Liora beschloss, dass sie ihm heute genug Ärger gemacht hatte und stand auf. Sie trat vorsichtig hinter die Couch und legte sanft ihre Hände an seine Schultern. Er erschrak, ließ sich dann jedoch genervt in die Kissen der Couch zurück gleiten und wartete ab.

"Wenn du beschlossen hast, mich jetzt zu überfallen, dann hast du die besten Chancen. Sollte ich jedoch überleben, dann bete ...", murmelte er gereizt. Liora verdrehte die Augen und fing an mit geübten Fingern seine Schultern abzutasten. Aus Erfahrung konnte sie sagen, dass viele Schmerzen durch verspannte Muskeln ausgelöst wurden. Sie hatte mehr als einmal erlebt, dass eine der Schwestern im Kloster über Kopfschmerzen oder andere Leiden klagte und alles kam nur vom Rücken. Über dieses Thema gab es massenweise Muggelliteratur und sie hatte Freude daran gehabt, diese Werke zu durchstöbern. "Du bist verspannt.", sagte sie leise. "Wundert dich das, nachdem du mir heute morgen schon das Leben zur Hölle gemacht hast?!", fauchte er.

Jeder andere wäre erschrocken zurück gewichen, doch Liora nicht. Ja, sie hatte Angst vor ihm, doch sie war auch stolz und stur. Zwei gute Gründe, ihm diese Angst nicht zu zeigen. Sie ließ sich nicht abschrecken und hielt nur einmal kurz inne, als ein paar Strähnen seiner langen Haare ihre Hand streiften.

"Lässt du mir eine andere Wahl?", fragte sie so ruhig wie möglich."Lässt DU mir eine andere Wahl?", fragte er leise zurück und verfolgte die Berührungen ihrer Finger, während sie vorsichtig versuchte, die Verspannungen zu lösen. Sie hatte keine Ahnung wie lange oder intensiv er ihre Berührung zulassen würde, doch sie war sicher, wenn sie noch ein paar Minuten weiter machte, konnte sie zumindest seine Kopfschmerzen lindern. "Kommt drauf an, lässt du mir denn eine?", gab sie die Frage in gelangweiltem Tonfall wieder an ihn zurück.

"Himmel, Liora! Kannst du nicht einfach tun, was ich von dir will?", fragte er aufbrausend und wollte aufstehen. Sofort spürte er ihre Fingernägel in seiner Schulter. „Noch nicht!", wies sie an. Liora zog ihn zurück und zu ihrer Verwunderung gab er seine Gegenwehr auf. Seufzend ließ er sie weiter machen.

"Lass mich einfach gehen, Severus...", flüsterte sie ein paar Minuten später und massierte sanft einen Punkt an seiner rechten Schulter. Snape reagierte erst nicht, legte dann jedoch den Kopf in den Nacken und musterte sie nachdenklich.

"Nein.", sagte er schließlich.

"Warum nicht?! Was habe ich getan, dass du mich hier festhältst?!"

Diesmal schien er genug zu haben, erhob sich und kam um die Couch herum. "Du warst wohl einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Ich habe dich jedenfalls davor bewahrt, qualvoll in den Kerkern zu verrotten. Also sei dankbar dafür!", sagte er, als er vor ihr stand und sie durchdringend musterte.

"Dankbar für was? Dafür, dass du mich hier weiter erniedrigst und schlägst? Danke, da wäre ich lieber verrottet.", zischte sie und wandte sich von ihm ab.

Was hatte er sich da nur eingehandelt?! Die letzten Minuten hatten ihm bewiesen, dass sie durchaus eine angenehme Gesellschaft sein konnte - wenn sie wollte. Aber sie wollte nicht ...

Snape beschloss, dass es wohl an der Zeit war, endlich damit zu beginnen sie zu testen.
Er wollte sehen, was sie konnte und dann wollte er überlegen wie er weiter machte ...

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