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Kapitel 18 - Scheit für Scheit

Castor starrte auf seine, im Schoß ruhenden, ineinander gefalteten Hände. Die kurzen Fingernägel und Schwielen zeugten von einem arbeitsreichen Leben. Funkelnde Lichtpartikel umschwirrten sie wie Bienen eine kostbare Blume. Evane musste sich zusammenreißen die bunten Punkte nicht zu berühren. Richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Alchemisten und fragte sich, ob sie ihn jemals schon so ruhig erlebt hatte.

Sie schluckte. Ahnte, dass die Wahrheit sie verletzen, verunsichern würde. Doch ihr Herz schlug ruhig und gleichmäßig. Und so sehr sie sich wehrte, wanderte ihr Blick doch wieder zu dem Farbenspiel. Fasziniert beobachtete Evane die glitzernden Regenbogenfarben, die um den Alchemisten tanzten. Die Finger des Artisten zuckten kaum merklich, wenn ein Lichtpartikel auf seine Haut traf.

Dieses Mal hatte die Detektivin nicht das Gefühl, dass ihre Wahrnehmung verzerrt wurde, sondern erweitert. Sie empfänglicher war für Eindrücke, die ihr sonst verborgen blieben. Obwohl Castor im Augenblick keine Alchemie wirkte, erspähte Evane einen kleinen goldenen Kranz in seiner Iris.

Evane hätte gerne Castor darum gebeten mit ihr gemeinsam diese neue Sichtweise zu ergründen. Doch dann hätte sie zugeben müssen, dass sie die Kapsel eingenommen hatte. Und die junge Frau war sich sicher, dass er dafür kein Verständnis hätte. Sie hatte ja selbst an ihrer Entscheidung gezweifelt. Doch die Angst den Verstand zu verlieren, hatte überwogen. Die fortwährende Unruhe, Panik und Nervosität.

Noch ehe der erste Ton aus dem Mund des Alchemisten erklang, wusste Evane, dass er sprechen würde. Sie fokussierte seine Lippen. Würde sofort erkennen, wenn der Schausteller versuchte sie zu täuschen.

„Zunächst musst du wissen, dass Alchemisten in einer sehr geordneten Welt leben. Das heißt, es gibt Gesetze und vor allem gibt es mächtige Männer und Frauen, die dafür sorgen, dass das auch so bleibt. Alchemisten lieben Macht. Und gleichzeitig fürchten wir sie mehr, als ihr – naja – normalen Menschen. Dadurch begeben wir uns von Natur aus in eine einfache, hierarchische Struktur, wo der oder die Mächtigste das Sagen hat."

Evane hatte über diese zweite Gesellschaftsform, die sich um die Gildenstruktur schlängelte, bereits gelesen. Allein die Vorstellung einer zweiten Welt fand sie bizarr und beängstigend. Sie nickte einmal, um Castor zu signalisieren, dass er fortfahren sollte.

„In jeder Stadt gibt es also einen Alchemisten, der sozusagen die Herrschaft innehat. Wer das hier in Sirenford ist, muss ich dir wohl kaum verraten."
„Walker", flüsterte Evane. Sie hatte das Gefühl, dass allein das Aussprechen seines Namens ihn heraufbeschwören könnte.
„Richtig. Das ist an sich nicht weiter interessant, würde man nicht bedenken, wie er der Mächtigste wurde."

Die junge Frau hatte das Gefühl, dass sich die Augen des Artisten verdunkelten. Er rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Dann seufzte er. Ergriff Evanes Hände und zog mit den Daumen Kreise auf ihrer Haut.

„Bitte, werde nicht hysterisch."
„Nach dieser Ansage?" Die Stimme der Detektivin war sofort eine Oktave höher. Angst kroch in ihre Glieder.
„Es war Mord. Und so grausam, wie es klingt. Auch das ist nichts Ungewöhnliches. Alchemisten fordern sich ständig gegenseitig heraus."

Evane verlor langsam die Geduld. „Castor, ich bin Detektivin, ich habe ständig mit den schlimmsten Verbrechen zu tun, warum sollte mich also ein einfacher Mord schockieren?" Sie wollte sich ihm entziehen, doch der Artist hielt sie fest. Sein Blick bohrte sich in ihr Gesicht.

„Weil du wegen diesem Mord ohne Mutter aufgewachsen bist."

Evane zuckte zusammen. Konnte nicht mehr atmen. Ihr Mund klappte auf und wieder zu. Es dauerte gefühlt eine Ewigkeit, bis endlich das klägliche Wort ihre Lippen verließ: „Was?"

„Deine Mutter war eine Alchemistin und hatte vor Walker die Herrschaft inne." Die Detektivin lachte hysterisch auf.
„Willst du mir jetzt vielleicht auch noch verkünden, dass in mir ungeahnte Kräfte schlummern?"
„Nein, mach dich nicht lächerlich. Du bist durch und durch ein normaler Mensch. Aber du trägst die Gene für einen mächtigen Alchemisten in dir."
„Walker will mich als eine Zuchtstute?", brach es aus Evane heraus.
„Ganz so drastisch würde ich es jetzt nicht formulieren."

Die junge Frau sprang auf und lief in ihrem Zimmer auf und ab. Die Augen weit aufgerissen, während sie unerlässlich den linken Unterarm kratzte. Dann blieb sie stehen. Starrte Castor an. Ihre Miene war unergründlich.

„Und was hast du mit der ganzen Sache zu tun?"
„Es gibt seit einiger Zeit alchemistische Auffälligkeiten in Sirenford. Man hat mich geschickt um Walker zu beobachten und Bericht zu erstatten."
„Du arbeitest für eure Pseudoregierung?", fragte Evane ungläubig.
„Arbeiten ist das falsche Wort, eher ein Auftrag."

Während der Holzboden jeden Schritt der Detektivin mit Knarzen kommentierte, folgten ihr Castors Augen hilflos. Der Alchemist hatte keine Ahnung, wie es um die Verfassung der jungen Frau stand. Ihre Hautfarbe schwankte zwischen kreidebleich und feuerrot. Akribisch entwirrten ihre Finger die widerspenstigen Locken. Castor widerstand dem Drang ihr hinterherzulaufen. Sie an sich zu drücken. Den blumigen Duft ihrer Haare einzuatmen. Evanes Aufmerksamkeit richtete sich schlagartig wieder auf den Artisten.

„Nur um sicherzugehen, dass ich dich wirklich richtig verstanden habe. Walkers bizarre Obsession mir gegenüber liegt an seinem Bedürfnis seine Macht zu vergrößern?"
„Genau", erwiderte Castor und lächelte ihr aufmunternd zu, „auch wenn es mich irritiert, dass offenbar das der Fakt ist, der dich am meisten beschäftigt und nicht die Tatsache, dass ich dir gerade verraten habe, wer deiner Mutter das Leben geraubt hat." Doch Evane hörte ihm offenbar gar nicht mehr richtig zu. Aus zusammengekniffenen Augen musterte sie den Artisten argwöhnisch.

„Was genau sagt das über dich aus?" Castor hätte sich gerne in Luft aufgelöst. Abwehrend hob er die Hände.
„Gar nichts!", beteuerte er, „Das was ich für dich empfinde hat rein gar nichts mit meinem Verlangen nach Macht zu tun. Ich hege tiefergehende Gefühle für dich." Evane hatte die Hände in die Hüfte gestemmt und schien dem Alchemisten kein Wort zu glauben. Sie schnaubte verärgert.
"Ja natürlich tust du das."

Castor gefiel die Richtung nicht, die dieses Gespräch nahm. Versuchte schleunigst wieder zurück zu dem Fall zu kommen.
"Es gibt noch weitere Fakten, die dich interessieren könnten. Die Mordopfer stammen ebenfalls von alchemistischen Familien. Bisher haben die Kreaturen aus dem Nebel keine normalen Menschen angegriffen. Deswegen wusste ich, dass dein Vater nicht in Gefahr schwebt." Die Erwähnung von Mr. Brend schien Evanes Gedanken wieder zu ordnen.

Die junge Frau blieb vor der Waschschüssel stehen, stützte die Hände auf die Kommode und starrte trotzig ihrem Spiegelbild entgegen. Doyles Befürchtung kam Evane wieder in den Sinn. Als würde dort jemand gerade erst austesten, was er kann. Erst lernen, seine Fähigkeiten einzusetzen. Ohne den Blick abzuwenden flüsterte sie: "Meine Erinnerungen an den vergangenen Tag sind lückenhaft, doch das Bild eines blutüberströmten Mannes ist noch ganz klar. Ich denke, dass Walker neue Alchemisten züchtet. Aus welchem Grund auch immer."

"Was?" Castor stand mit einem Satz neben Evane. "Warum hast du nichts gesagt?"
"Weil ich vielleicht andere Sorgen hatte?" Die Detektivin drehte sich wütend zu ihm um, wobei sie sich mit den Händen immer noch auf der Kommode abstützte, als würden ihre Beine nicht mehr das Gewicht tragen können. In dem Gesicht des Artisten zeichneten sich Unglaube und Wut ab.
"Aber!" Er warf die Hände in die Luft und schüttelte den Kopf. Schien das starke Bedürfnis zu verspüren auf etwas einzuschlagen. Evane verfolgte seinen Ausbruch mit einer hochgezogenen Augenbraue.

Castor lachte kurz auf, dann fixierte sein Blick die junge Frau. Er trat dicht an sie heran, flüsterte mit bebender Stimme: "Weißt du, was das bedeutet? Das ist größer als wir. Das könnte das gesamte Machtgleichgewicht vernichten. Stell dir vor, eine Armee von tickenden Zeitbomben mit verheerenden Fähigkeiten oder schlimmer noch, er perfektioniert sie. Neu geschaffene Alchemisten mit einem offenbar unendlichen Machtreservoir, die unter seiner Fuchtel stehen."

Nein, daran hatte Evane nicht gedacht. "Es tut mir leid." Was genau wusste sie nicht. Aber diese Worte fühlten sich richtig an. Doch das war irgendwie auch egal. Evane war verzaubert von dem Funkenmeer, dass die beiden umkreiste. Castors Wut hatte die bunten Lichterpartikel zu einem wilden Feuerwerk verdichtet. Sie spürte den Druck seiner rauen Hände auf ihren. Hörte sein wildklopfendes Herz. Schluckte.

Der Alchemist schien erst jetzt zu realisieren, wie nah er ihr war. Dass er sie gegen die Kommode gedrückt hatte. Seine Hände auf ihren. Eingekesselt und bewegungsunfähig. Er blinzelte ein paar Mal. Zog sich zurück und raufte sich die Haare. Evanes sanfter Blick machte ihn verrückt. Er biss sich auf die Unterlippe. Flüsterte: "Du hast eine Kapsel genommen." Die Worte waren nicht anklagend. Es war lediglich eine Bestandsaufnahme. Evane fühlte sich trotzdem elendig.

"Der Entzug hat mir den Verstand geraubt. Aber ich brauchte einen klaren Kopf. Wir können uns gerade keine Unachtsamkeit leisten."
"Klarer Kopf?", wiederholte Castor höhnisch. "Also ich finde dich gerade unberechenbar."
"Wirklich? Willst du gleich die nächste Diskussion hinterherschieben?", erwiderte Evane hitzig.

"Nein." Castors Stimme klang müde. Er rieb sich das Gesicht. "Du solltest dich ausruhen. Versuch etwas zu schlafen. Und nimm nicht die zweite Dosis. Ich werde zu meinem Informanten aufbrechen und ihm Bericht erstatten. Vielleicht schicken sie Verstärkung. Jedenfalls solltest du dich erstmal aus diesem Fall zurückziehen. Das ist viel zu gefährlich und betrifft allein die Alchemisten." Evane starrte ins Leere. Hatte die Arme um ihre zarte Gestalt geschlungen. Der Artist wäre gerne bei ihr geblieben, hätte über ihren Schlaf gewacht. Doch er musste seine Pflicht erfüllen.

"Was mache ich, wenn Walker kommt?" Die Frage war wie ein Schlag ins Gesicht. Castor war hin und her gerissen. Doch er durfte sich seine Angst nicht anmerken lassen. Das hätte Evane nur noch mehr verunsichert. Also setzte er seine lachende Maske auf. "Also wirklich Ms. Brend, nutzen Sie ihre Macht! Mich scheuchen Sie doch auch immer rum. Da wird so ein schmieriger Alchemist doch kein Problem darstellen. Er will schließlich was von Ihnen und nicht anders herum." Die junge Frau verdrehte die Augen, schien sich jedoch ein wenig zu entspannen.

Vor der Tür kam Castor noch einmal zum Stehen. Warf Evane einen bestechenden Blick über die Schulter zu. "Ich bin schneller wieder da, als du Nervensäge sagen kannst."

Als sich die Detektivin allein in ihrem Zimmer fand, fühlte sich der vertraute Raum leer an. Vielleicht lag es daran, dass sie den Artisten bereits vermisste. Vielleicht lag es aber auch daran, dass er die bunten Lichter mit sich genommen hatte. Und dort nichts mehr war, was sie von der lodernden Flamme in ihrem Inneren ablenken konnte. Der unbändige Wunsch Blut zu vergießen. Evane wandte sich erneut ihrem Spiegelbild zu. Sah hinter sich das Abbild ihrer Mutter. Schwach. Das fanatische Glühen in ihren Augen.

Mein kleiner Engel, du wirst brennen.

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