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Kapitel 15 - Schlafende Geister

Das dumpfe Getrappel von Hufen auf Pflastersteinen riss Evane aus ihrem traumlosen Schlaf. Orientierungslos zuckte sie zusammen, doch hatte die Wärme des Alchemisten eine beruhigende Wirkung. Vorsichtig löste Evane sich aus Castors Klammergriff, prüfte mit der Hand seine Temperatur. Das Fieber war wieder angestiegen, jedoch noch nicht in beunruhigendem Maße.

Mit Bedacht griff sie nach der kleinen Öllampe. Das flackernde Licht spiegelte sich wunderschön in den bunten Glasscherben über Evanes Kopf und warf faszinierende Muster an Wand, Decke und Boden. Vorsichtig stellte die junge Frau die Lampe neben sich ab.

Evane schluckte. Mit zitternden Fingern schob sie Castors Hemd nach oben und besah sich die Wunde. Ihre Nähkünste ließen zu wünschen übrig, jedoch hatte sich die Entzündung nicht weiter ausgebreitet. Evane meinte sogar, dass die Schwellung leicht zurückgegangen war. Du hättest tot sein müssen.

Sie griff nach dem Stofffetzen, den sie zum Trocknen über den Schüsselrand gelegt hatte und tauchte ihn in das kühle Nass. Sanft tupfte sie Castor den Schweiß von der Stirn. Dann riss sie sich von dem fast schon friedlichen Anblick des Alchemisten los. Schlüpfte in ihre Stiefel und machte sich daran ihre Haare zu entwirren und wieder hochzustecken.

Neugierig streifte Evanes Blick über das Chaos des Alchemisten. Mit der Lampe bewaffnet machte sie sich daran einen flüchtigen Eindruck von Castors Habseligkeiten zu erhalten. Ihre innere Stimme warnte sie. Maßregelte. Du sollst nicht schnüffeln. Doch was für eine Detektivin wäre sie, wenn sie den aktuellen Hauptverdächtigen nicht genauer unter die Lupe nehmen würde? Castor grunzte im Schlaf, als würde er ihr zustimmen. Sie biss sich auf die Lippe.

Wie kann man nur so unordentlich sein? Mit spitzen Fingern schob Evane eine bekleckerte Tageszeitung beiseite. Zum Vorschein kam ein Dokument, in dessen Kopfzeile ein Stempelabdruck des Symbols des Wanderzirkus thronte. Evane rückte die Lampe näher heran, um die kraklige Schrift lesen zu können. Ein Arbeitsvertrag? Warum liegt der hier herum? Dann fiel ihr Blick auf das Datum neben der Unterschrift.

Evane hatte das Gefühl jemand hätte ihr den Boden unter den Füßen weggerissen. Ihr eigener Herzschlag dröhnte in ihrem Kopf. Der Vertrag war nur wenige Tage alt. Und würde auch in wenigen Wochen auslaufen. Er hatte sich reinschmuggeln lassen! Ein weiteres Indiz dafür, dass Castor nicht zufällig in Sirenford gelandet war.

Mit wild klopfendem Herzen rollte Evane das Dokument zusammen und verstaute es in ihrer Mantelinnentasche. Hektisch wanderte ihr Blick zurück zu dem Alchemisten. Seine Lider flackerten, die Finger bewegten sich. Er musste einen unglaublich intensiven Traum erleben. Evane hätte ihm am liebsten die Schüssel Wasser über den Kopf gekippt. Ihn angeschrien. Ihn gefragt, warum er ihr das verheimlicht hatte.

Aber diese Blöße durfte Evane sich nicht geben. Das hier konnte die einzige Möglichkeit sein in Ruhe nach weiteren Hinweisen zu suchen. Nun schon deutlich engagierter öffnete Evane die kleine Kommode. Krimskrams des Vorbesitzers kam zu Tage und offenbar die Kostüme des Schaustellers. Die junge Frau sah sich suchend um. Ihr Blick fiel auf einen unscheinbaren Beutel, der halboffen in der Ecke neben der Tür lehnte.

Schnell bereute Evane, den Inhalt untersuchen gewollt zu haben. Offenbar sammelte der Artist darin alte Wäsche. Galle kam der Detektivin hoch und sie unterdrückte ein Würgen. Warum stinken alte Männerklamotten immer so? Es war ihr ein Rätsel. Und vor allem, wie konnte man sie dann auch noch geschlossen lagern? Aber irgendwo hatte sie wohl diese Falle verdient.

Evane seufzte. Sie hatte sich quasi einmal durch Castors kompletten Besitz gewühlt, aber keinen weiterten Anhaltspunkt gefunden. Der Traum des Alchemisten hatte sich offenbar beruhigt. Seine linke Hand war von der Matratze hinuntergerutscht und ruhte auf einem undefinierbaren Stoffknäul. Evane legte den Kopf schräg.

Mit rauschenden Ohren kniete sie sich vor das Bettlager. Was tue ich hier? Das ist doch verrückt!

Evane schob ihre Hand vorsichtig unter die Matratze, ohne den schlafenden Artisten aus den Augen zu lassen. Sie wollte sich nicht vorstellen, wie er reagieren würde, wenn er sie beim Schnüffeln erwischte. Zentimeter um Zentimeter tasteten ihre Finger zwischen Staub, Fusseln und zusammengeknülltem Stoff bis sie einen Widerstand fanden. Evane schluckte.

Wie in Zeitlupe brachte sie das unscheinbare, in Leinen geschlagene Buch zum Vorschein. Mit zittrigen Fingern schlug sie die erste Seite auf. Handbeschrieben, irgendwelche Symbole, die Evane nicht kannte. Alchemistische Skizzen. Sie blätterte weiter. Immer schneller. Fast schon so, als würde sie etwas magisch anziehen. Das Grauen der Gewissheit. Und Evane fand, wonach sie suchte.

Eine verblichene Fotografie steckte zwischen den Seiten. Beim Anblick der Familie hatte sie das Gefühl zu ersticken. Ihre toten Eltern starrten ihr entgegen. Ebenso, wie die weit aufgerissenen Kinderaugen, die einst zu ihr gehört hatten.

Evane musste aus diesem gottverdammten Wagon raus. Brauchte frische Luft. Taumelnd öffnete sie die Tür und stolperte ins Freie. Sofort umfing sie der wallende Nebel und die fortwährende Nacht. Tränen rannen an ihrer Wange hinunter. In ihren Ohren rauschte das Blut. Während sie sich immer wieder befahl Ruhe zu finden, stürmte sie über die mit Pfützen gesäumte Straße. Wankte. Stützte sich an einem Lampenpfahl. Sie hatte nicht einmal die Laterne mitgenommen. Stattdessen hielt sie immer noch das unheilvolle Foto in ihrer Hand.

Doch nicht die Gesichter blickten ihr entgegen, sondern die Rückseite mit einer Notiz. Walker. Großbuchstaben, die ihr Herz zu zertrümmern drohten. Verschmierte Tinte. Schatten, dir ihre Sicht trübten. Und gleichzeitig ein loderndes Feuer. Wut brodelte, kochte. Evane schüttelte ungläubig den Kopf. Das kann doch wohl nicht wahr sein!

Ein Knurren zerriss die Stille. Evane hielt inne. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie niemandem auf der Straße begegnet war, im Gegensatz zum vergangenen Tag. Die Kreaturen!

Evane schnaubte. In einer fließenden Bewegung ließ sie das Foto verschwinden und ersetzte es mit je einem Revolver in der Hand. Drehte sich in die Richtung, aus der sie das Geräusch vernommen hatte. Aus dem wabernden Nebel erhob sich ein Schatten. Der Schädel blitzte bläulich in dem alchemistischen Licht der Laterne. Schwarze Zungen zappelten wie Spinnenbeine im Schlund, während sich der langgezogene Körper mit seinen unzähligen Knochen und den fauligen Fleischfetzen aufrichtete. Die bizarr verwinkelten Vorderläufe mit den messerscharfen Krallen sich auf ihr Opfer richteten.

Im Bruchteil einer Sekunde feuerte Evane die ersten zwei Schüsse, die ihr Ziel mitten in den Hals und die Brust trafen. Das Monster brüllte. Doch bereits flogen die nächsten goldenen Kugeln. Roter Rauch zischte aus den Wunden, während sich die Kreatur auf Evane stürzte. Die Frau duckte sich weg, schlitterte über den Boden und rammte ihren Dolch zwischen die Knochen. Wich dem fauligen Atem aus und kam wieder zum Stehen. Erneut drückte sie den Abzug und schoss auf die Bestie.

Wie viele Kugeln denn noch? Evane steckte einen Revolver wieder in sein Halfter und zog ihren Teleskopstock. Das Wesen richtete sich wieder auf. Die Schatten züngelten wild. Warum greift es mich nicht richtig an? Ein leises Gurren, ließ Evane zusammenzucken. Hinter mir. Nah.

Mit einer geduckten Schulterrolle wich sie dem zweiten Monster aus. Verdammt. Sie musste schleunigst einen Fluchtweg finden. Taumelnd richtete sie sich wieder auf. Pustete eine einzelne Strähne ihres weißblonden Haares aus dem Gesicht. Sie ließ den Stock fallen und griff nach den Wurfmessern. Die Luft surrte, als die spitzen Nadeln auf ihr Ziel zurasten. In den leeren Augenhöhlen verschwanden, ohne sichtbaren Schaden zu hinterlassen. Verdammte Hexerei!

Blitzschnell rannte Evane los, hörte das widerliche Geräusch von Knochen auf Stein hinter sich. Sie zählte die verbliebenen Kugeln. Sechs. Zu wenig. Schlitternd hielt Evane an der Kreuzung. Doch wegen dem sich immer mehr verdichtenden Nebel erkannte sie die Straßen nicht.

Die schummrige Dunkelheit wurde von lodernden Flammen durchrissen. Schlugen die Bestien in die Flucht. Evanes Herz machte einen Satz, als sie sich in die Richtung des Alchemisten drehte. Doch dort stand nicht Castor. Eine Frau mit pechschwarzem Haar führte eine Truppe Vermummter an. Evane erkannte sofort die Crow-Revolver. Eine Einheit zur Bekämpfung der Monster? Welcher Krämer hat dafür so viel Gold gelassen? Doch statt den Kreaturen hinterherzujagen, kam die elegante Dame direkt auf Evane zu.

Bei jedem Schritt wallte der Hosenrock und das Überkleid bauschte im Wind. Beinahe so, als würden Stoff und Dunkelheit verschmelzen wollen. Das schöne Gesicht war zu einem ausdruckslosen Lächeln verzogen. Evane suchte nach einem Symbol oder Banner, welches die Zugehörigkeit der Frau verriet, doch die Detektivin entdeckte nichts dergleichen.

"Ms. Brend?"
"Und mit wem habe ich die Ehre?"
"Unwichtig, ich gebe Ihnen lediglich Geleitschutz."
"Und wohin?"
"Sie werden zum Lunch mit Mr. Walker erwartet." Vom Regen in die Traufe. Evane hätte am liebsten laut losgelacht in Anbetracht der Ironie. Aber zumindest konnte sie so den Dreckskerl mit dem Foto konfrontieren. Sie hatte geahnt, dass sie sich schon einmal begegnet waren. Doch niemals hätte sie vermutet, dass es so lange in der Vergangenheit zurück lag. Er vielleicht sogar etwas zu dem Überfall wusste.

"Einverstanden."
"Oh, das war keine Frage", entgegnete die Alchemistin sichtlich amüsiert. Evanes Instinkt riet ihr zur Flucht, doch sie wollte endlich Antworten und dieses zermürbende Rätsel lösen. Und Walker war offenbar der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Mit wachsamen Augen verstaute sie die Waffen und folgte der Dame in die Finsternis, während gleichzeitig Walkers Prophezeiung in ihren Gedanken lauerte.

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