Damian
Ich hatte aufgehört zu hoffen, als ich die Bahn, zwar noch etwas weiter weg von mir, aber auf mich zu fahrend, sah.
Ich glaubte zu wissen, dass das mein Ende sein würde.
In Gedanken entschuldigte ich mich bereits bei ihm, dass ich es nicht schaffen würde, obwohl ich es versprochen hatte.
Bald würden wir wieder zusammen sein. Beide der Clique zum Opfer gefallen.
Eigentlich hätte es so nicht kommen sollen.
Eigentlich hätte ich aber auch ein schönes und friedliches Leben führen sollen.
Heute morgen hatten meine Freunde, obwohl Freunde darf man es eigentlich nicht nennen, mir geschrieben, dass ich zum Treffpunkt kommen soll. Also kam ich.
Wieso?
Auf meiner Schule, beziehungsweise in meiner Stadt, gibt es eigentlich nur zwei Seiten, die Clique und die Außenseiter. So gut wie jeder will in die Clique kommen, auch wenn es da drinne wirklich nicht so schön ist, wie man zuerst vielleicht denkt, aber als Außenseiter hat man es noch deutlich schwerer.
Ich war so halb drin halb draußen. Komplizierte Geschichte.
Jedenfalls gingen wir zusammen zum Bahnhof und da, ja, da schubsten sie mich auf die Schienen, mit der vollen Gewissheit, dass kurz darauf eine Bahn kommen würde.
Selten hatte ich mich so gedemütigt gefühlt.
Natürlich tat es auch körperlich weh, aber meine Seele schmerzte viel mehr.
Anfangs dachte oder hoffte ich noch, dass es ein Versehen sei, aber als ich sie da so lachend, filmend und mit dem Finger auf mich zeigend sah, wusste ich, dass es volle Absicht war und einerseits eine Taktik um mich loszuwerden und andererseits, ja ich weiß es nicht Mal genau, vielleicht um Klicks zu bekommen oder einfach für den Kick und das Adrenalin.
So lief das hier nun mal. Entweder man macht was sie sagen und unterwirft sich ihnen oder man hat verkackt. Und zwar so richtig verkackt. Man will die ernsthaft nicht zum Feind haben.
Ich glaubte also mein letztes Stündchen habe geschlagen und da sah ich auch schon die Bahn näher auf mich zu rollen. Verdammt sah die groß und schwer aus. Das würde scheiß schmerzhaft werden, bis es dann vorbei wäre.
HILFE! Ich schrie innerlich. So durfte ich doch nicht enden. Das konnte nicht sein. NEEIIINN!! Niemals hätte ... er ... gewollt, dass ich so ende. Ich musste es irgendwie schaffen. Für ihn. Aber es schien unmöglich.
Die Bahn kam, wie ein Ungeheuer, näher und näher. Wirkte bedrohlicher und finsterer, als jemals zuvor.
Auf jeden Fall nicht mehr wie ein praktisches Fahrzeug um von A nach B zu kommen.
Ich sah dem Tod schon in die Augen als die Bahn plötzlich stoppte.
Zuerst glaubte ich zu halluzinieren oder Nahtoderscheinungen zu haben, aber die Bahn stand.
Was die Clique dachte und machte merkte ich nicht, aber vermutlich verkrümmelten sie sich, nachdem sie sich von dem, hoffentlich ziemlich starken, Schock erholt hatten.
Ich wusste, ich sollte aufstehen, bevor die Bahn am Ende doch noch weiter fuhr, aber ich konnte nicht. Ich war wie festgewachsen, vermutlich der Schock.
Meine Augen sahen drei Schatten näher kommen, aber ich glaubte ihnen momentan nicht wirklich.
Ich war so fertig und verwirrt, dass ich es kaum wahrnahm wie meine Augen zufielen.
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