Anouk
Ich wachte auf und musste kurz nachdenken was passiert war.
Wo waren meine Klamotten?
Wieso lag ich auf meinen Sofa?
Und wo war Damian?
Schließlich fiel es mir alles wieder ein. Die Shoppingtour, die Bar, der Tanz, die Clique. Ich musste schaudern als ich an diese düsteren Typen dachte.
Ich konnte kaum glauben, dass Damian, mein heißer netter Damian, da mitgemacht haben sollte.
In Unterwäsche stand ich also auf und ging erstmal ins Bad. Dort hing zum Glück ein Bademantel den ich mir jetzt überziehen konnte. So musste ich nicht ins Schlafzimmer und damit rechnen Damian zu wecken, der wie ich bei einem kurzen Blick ins Zimmer festgestellt hatte, da noch selig schlief.
In der Küche machte ich erstmal einen Kaffe und fing dann an den Tisch zu decken. Ich sollte Mal wieder einkaufen gehen, der Kühlschrank war ziemlich nah am leer.
Egal, erstmal reichte es noch zwei, drei Tage und dann könnte ich immer noch gehen.
Der Kaffe war fertig. Ich stellte noch schnell die Erdbeermarmelade zur Spillingmarmelade auf den Tisch. Beides ausgesprochen lecker.
Ich nahm den Kaffe und goß uns beiden etwas ein. Dann noch etwas Zucker.
Scheiße, ich wusste garnich wie Damian seinen Kaffe trank. Woher auch. Was machte ich denn jetzt?
Ok Anouk, dachte ich mir dann, du machst seinen einfach genauso wie deinen. Das passt schon. Und wenn nicht, dann ... dann, dann hat er halt Pech gehabt. So.
Noch Milch drauf und fertig. Ich deckte dann auch den Tisch fertig und dachte weiter über Damian und diese obströse Clique und vorallem über unser Gespräch gestern nach.
»Ok, aber bitte...bitte denk danach nicht schlechter von mir« Er wirkte wirklich unsicher. Er schluckte und presste die Lippen zusammen. Ich lächelte ihn aufmunternd an. Ich brauchte endlich Antworten.
»Ok also, es begann eigentlich als ich in die 5.Klasse gekommen bin. Meine alten Freunde sind alle auf andere Schulen gegangen. Ich war neu auf der Schule und kannte niemanden. Alle anderen hatten schon Freunde und kannten Leute von früher. Ich war anfangs ziemlich allein. Vorallem in den Pausen war es schwer für mich. Aber, naja, man gewöhnt sich dran. So ging es eine Weile. Ich war der Außenseiter und blieb auch für mich.
Einmal in der sechsten war ich kurz mit einem Mädchen befreundet. Du weißt aber sicher wie Sechstklässler sind. Ihr war das irgendwann zu viel, die ganzen Spekulationen und dämlichen Fragen und dann zerbrach die Freundschaft. Ansonsten war ich nochmal kurz mit einem Jungen befreundet, welcher dann allerdings ziemlich bald die Schule gewechselt hat. Er kam mit dem Druck nicht klar.
Schon damals gab es diese coolen Typen oder diese heißen Mädels, die dann die Beliebten bildeten. Diese Leute, die jeder mag, die von allen Lehrern bevorzugt werden, die quasi ein perfektes Leben führen und die, die dich immer wieder spüren lassen, dass sie besser sind als du. Solche gab es durchgängig, aber ab der siebten wurde es schlimmer.
Die Klassen wurden gemischt und ich kam mit ein paar dieser besonders Tollen in eine Klasse. Ich dachte ich würde es einfach wieder aushalten, aber tja, falsch gedacht.
Die Einsamkeit zerfraß mich, langsam, aber sicher. Diese Coolen, die zusammen in der sogenannten Clique sind, nutzten das aus und ich fühlte mich jeden Tag schlechter.
Die Lehrer taten nichts. Sie sahen, was passierte, zumindest viele, aber niemand schritt ein.
Irgendwann fing ich an zu trainieren. Ich wurde mir selbst wieder mehr bewusst. Ohne egoistisch klingen zu wollen, ich sah gut aus.«
»Du siehst auch jetzt noch gut aus. Aber ich wollte dich nicht unterbrechen. Sorry rede bitte weiter. Ich ... egal«
Er lehnte sich neben mich an die Wand sprach weiter.
»Es war Sommer in der achten Klasse als er auf mich zu kam. Er heißt Mateo, aber jeder nannte ihn Mats.
Wir sollten irgendwas in Partnerarbeit machen. Ich wollte nicht. Es ist so ein scheiß Gefühl, wenn man da sitzt und keinen Partner findet und alle einen so doof anglotzen.
Dann kam Mats jedenfalls auf mich zu und fragte, ob wir das zusammen machen. Ich freute mich mega, weil er der Beliebteste der Klasse war und mit mir, dem absoluten Loser, zusammen arbeiten wollte.
Es lief dann so ab, dass ich die Arbeit machte und er am Handy daneben saß, aber es machte mir nichts aus. Das klingt vielleicht dumm, aber ich war einfach froh, dass er mit mir arbeiten wollte.
Die nächsten Tage wurde ich wieder ignoriert, bis er plötzlich, mit ein paar anderen, in der Pause auf mich zu kam und mich fragte ob ich nachher mit ihnen abhänge. Ich sagte viel zu schnell ja.
Dann fing es an. Ich wurde beliebt. Ich wurde cool.
Anfangs waren sie nett. Zumindest dachte ich das. Eigentlich haben sie mich nur ausgenutzt.«
»Ähm, willst du die Clique vielleicht etwas ähm...«
»Die Clique. Ja. Das ist quasi eine Gruppe Beliebter unter der Führung von Noah und Tess. Sie sind schlimm. Sie stehlen, mobben, betrügen, und und, ... und machen noch schlimmer Sachen. Ich kann es nicht sagen. Es ist abschäulich.
Sie brachten auch mich dazu. Ich wurde böse. Sie haben mich zu einem schlimmen Menschen gemacht. Inmerlich wusste ich es, glaube ich, aber ich konnte mich nicht wehren. Ich habe abschäuliche Dinge getan.
Durch das Zusammensein mit den Beliebten wurde ich auch einer von Ihnen. Ich hatte unglaublich viele Freunde. Hatte immer ein Mädchen zur Hand. Viele schwärmten für mich. Ich war nach außen hin unglaublich selbstbewusst. Offiziell führte ich ein ebenso perfektes und tolles Leben wie sie.
Meine Noten wurden besser, obwohl ich selbst immer schlechter wurde.
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