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Kapitel 4;3 - Gasse des Schreckens

Alles, was auf diesen Augenblick folgte, war zu schnell gegangen.

Den einen Moment hatten sie das Wesen versorgt, die Wunden behandelt und ihm Medizin eingeflößt — wobei Scarlett tatsächlich geholfen hatte und ihre Emotionen ignorieren konnte — im Anschluss hatten sie das Monster zurückgebracht. Und im nächsten Moment lag Jade auf dem Boden und war nicht mehr ansprechbar.

Es waren einige Schrecksekunden vergangen, doch Saffile hatte schnell gehandelt, die Formwandlerin auf den Arm genommen und in die Schlafkammer getragen.

Scarlett hingegen stand anteilnahmslos neben der Pritsche, auf der Jade lag und beugte sich schwach über ihren bleichen Körper. »Geht es?«

Jades Lider waren träge, ihr Blick galt ausdruckslos der Decke. Selbst, als Scarlett ihre Stirn anfasste, spannte sich nur ein Muskel in ihrer Wange an.

Dafür, dass sie mittlerweile die wehleidige spielen konnte, hatte Jade zuvor ein dominantes Verhalten an den Tag legen können. Jede Hilfe hatte sie abgelehnt; Saffiles Hände von sich geschlagen und nur mit einem Murren akzeptiert, dass man die Fenster öffnete.

»Das arme Ding«, sagte sie schließlich. Mit einer Hand tastete sie die kargen Steinwände ab, die den Raum umschlossen. »War doch klar, dass ich das nicht mitansehen kann-«

Saffile stand im Türrahmen. Mit verkreuzten Armen hielt sie ihre Strickjacke zusammen und stieß pfeifend die Luft aus. Einige Arterien schlängelten sich auf ihrer Stirn entlang und schienen immer größer zu werden. Sie suchte Blickkontakt zu Scarlett. »Melodramatisch für einen Formwandler. Woher kommt das denn?«

Scarlett wünschte, sie würde die Antwort kennen; doch niemand würde dieses Verhalten erklären können.
Melodramatisch war das, was Jade tatsächlich beschrieb — zusammen mit verschroben, verwirrend und wahnsinnig.

Selbst wenn es eine Erklärung dafür gab; dann war diese immer noch keine Begründung, die ausreichte.

Scarlett atmete tief durch. Sie wusste, dass sie sich nicht beschweren sollte — immerhin hatte sie selbst noch vor wenigen Sekunden das Gefühl gehabt, den Verstand zu verlieren.

Die Kristalltürme im Untersuchungsraum hatten etwas an sich, das im Schwebezustand zwischen Bekannten und Befremdlichen lag. Es war ein Widerspruch, doch sie wusste: Das Bekannte schlug schnell um — und nichts konnte so Fremd werden, wie das Familiäre.

Etwas hatte Erinnerungen geweckt, die verloren in ihrem Verstand ruhten.

Der Unterschied war, dass Scarlett gelernt hatte, keinen Wert auf Gefühle zu legen. Vor allem, wenn Arbeit vorlag.

Erst seitdem sie in der Kammer angelangt waren, in der die beiden Formwandler schliefen, hatten sich ihre Gedanken beruhigt. Der kleine Raum war einengend, doch gerade das ließ ihn kuschlig erscheinen.

Das Fenster überblickte einen kleinen Hinterhof, von dem man nur die Schuhe der vorbeigehenden Passanten erblicken konnte.
Einige Pflanzen rankelten aus Nischen heraus und dehnten sich über der Decke aus.

Jade grummelte etwas; dann brach wieder Schweigen aus.

Selbst Saffiles Atmung schien flacher zu werden.

Und die plötzliche, tiefe Ruhe lag wie ein tauber Druck auf Scarletts Ohren. Kein Eindruck, ein karges Zimmer, schwaches Licht... Erst jetzt bekam sie zu fassen, was zuvor geschehen war. Sie hatte das Wesen gehört. Sie hatte Worte herausgehört.

Selbst, wenn es ihrer Einbildung entsprang, war es ein beängstigender Gedanke, der viel aussagte.

»Warum habt ihr ihm das angetan?«, keifte Jade — so aggressiv, wie man mit halben Atem sein konnte.

Saffile wischte mit der Hand über das Regal. »Die Krankheit wird durch Bisse verbreitet. Oder auch dadurch, dass diese Wesen ihren Arm benutzen. Erklären kann ich es nicht, aber sie rammen ihre Arme in den Bauch ihres Opfers. Wir müssen so gut es geht vermeiden, infiziert zu werden. Eine andere Ärztin hat es schon erwischt... Zwar nicht in unserer Praxis, aber in Weyfris.«

»Aber ihm den Arm abzuschneiden? Ist das nicht grausam?«

»Das mag sein, aber es ist die einzige wirksame Möglichkeit. Wir wollen schnell eine Heilung herausfinden. Und Veu Turem will nicht noch eine Verbreitung der Krankheit verantworten müssen.«

Das, was Scarlett nicht einmal auffiel, wiederholte Jade: »Noch eine?«

»Vor zwei Tagen ist eines dieser Monster aus unserem Haus abgehauen.«

Scarlett riss die Augen auf. Sie setzte sich auf ihr Bett — das sich als Nische in der Wand hervortat. Um Saffile ansehen zu können, musste sie ihren Kopf drehen. »Aber sind alle ansteckend?«, sprach sie ihren ersten Gedanken aus.

Saffile presste die Antwort in einem Seufzen hervor: »Im Prinzip, ja. Aber nicht alle davon wollen es. Deswegen haben wir auch zwei Räume, in denen die Patienten sitzen. Die einen — naja — sind tatsächliche Patienten und wollen, dass man ihnen hilft. Die würden uns nie verletzen. Abgesehen von den körperlichen Veränderungen haben sie einen menschlichen Verstand. Die anderen sind Monster, keine Menschen. Die beißen, schlagen um sich, ohne es zu merken.«

Jade setzte sich schräg auf und stemmte ihren Rücken gegen die Wand. Allmählich kehrte Farbe in ihre Haut zurück. »Aber warum bringt man die Betroffenen nicht einfach um?«

»Weil es Menschen sind. Und weil wir ihre Untersuchungsergebnisse brauchen. Diese Monster dienen uns als Versuchsobjekte, wo alle anderen verweigern. Wir müssen auch die heftigsten Risiken eingehen, wenn wir Ergebnisse erzielen wollen. Wieso muss ich Ihnen das erklären? Was sind Sie denn für ein Formwandler? Haben Sie kein Vertrauen in Ihre Vorgesetzten?«

Jade schwieg. Und auch Scarlett regte sich nicht.

Saffile fuhr bissig fort — als belehre sie kleine Kinder: »Brus ist schon mit Monstern übersäht und es werden nicht weniger. Und ja, auch in Weyfris wurden schon Infizierte gesichtet. Aber es bringt uns nichts, wenn wir panisch werden. Wenn du einmal gebissen wirst, heißt das nicht, dass du ein grausames Monster ohne Verstand wirst-«

»Man sollte Brus aufgeben, endgültig«, beschloss Jade.

Scarlett lehnte sich alamiert vor. Noch bevor Jade fortfahren konnte, haspelte sie: »Das- Dafür hat Brus uns zu viel ermöglicht. Wir brauchen die Stadt.« Es war eine notdürftige Ausrede, aber Arterien, die auf Saffiles Gesicht lagen, zogen sich zurück.

Saffile hob einen mahnenden Finger — nun komplett zu einer wütenden Mutter geworden. »Derartiges will ich nicht noch einmal hören«, fauchte sie. »Nie wieder. Den Cruoren sollte man vertrauen.« Sie drehte sich kopfschüttelnd um und warf die Hände in einer theatralischen Geste über den Kopf. Ihre Stimme donnerte durch die Hallen, als sie hinzufügte: »Ich möchte, dass ihr in fünf Minuten kommt und arbeitet. Verstanden?«

***

Scarlett und Jade hatten den Nachmittag schweigend verbracht. Jedes Mal, wo sich ihre Blicke trafen, spannten sich ihre Muskeln an.

Scarlett hatte freiwillig zwei Mahlzeiten übersprungen, um weiteren Gesprächen aus dem Weg zu gehen. Der restliche Tag fühlte sich an, als arbeite sie, ohne eine sinnvolle Tätigkeit zu beenden. Sie hatte die Klinik erkundet — auch den überirdischen Teil, wo normale Patienten behandelt wurden. Irgendwann hatte sie sich im Lagerraum eingeschlossen und einige Dokumente sortiert. Die Bücher waren versiegelt worden; andere eingeschlossen. Lediglich die Akten und Medikamente lagen offen herum.

Als der Himmel schon in Dunkelheit gefallen war und gedämpfte Unterhaltungen das Treiben der Stadt ablöste, erhielt Scarlett den Auftrag, mit Jade zusammenzuarbeiten.

Beide Formwandler wurden in den Raum geschickt, in dem die infizierten Menschen festgehalten wurden.

Jade hatte sich vor ein kleines Kind gekniet, um mit einer Nadel in dessen Finger zu stechen.

Scarlett stand daneben und beobachtete die Situation skeptisch. Der Vater — ein hagerer Nachtschwärmer mit dickem Bart — tat es ihr gleich.

Er hatte die Hände vor dem Mund gefaltet. Gedämpft fragte er: »Sie sind neu hier?« Eins seiner Augen war gänzlich schwarz. Die Haut ringsherum war verrottet; faltig und rau.
Abgesehen davon war er unbeschadet geblieben.

»Seit heute Vormittag. Es war... Ähm-« Jade streichelte den Kopf des Jungen. »Es ist grausam hier.«

Scarlett zog die Lippen ein. »Die Monster hier-«

»Es sind keine Monster«, unterbrach Jade.

Scarlett hielt inne. Vielleicht hatte Jade recht.

Aber es waren Monster.
Sie sahen aus wie welche, benahmen sich so.
Es gab keinen anderen Namen für dieses Phänomen.
Es gab lediglich einen Unterschied zwischen den leicht-Infizierten und den tatsächlichen Wesen.

Jade hob den Kopf, um den Nachtschwärmer zu mustern. »Was mich allerdings wundert... In Brus können die Infizierten nicht die Stadt verlassen, dachte ich. Soweit, wie ich weiß, sind die Wesen an die Stadtmauern gebunden.«

Das stimmte nicht.
Die Infizierten konnten — offensichtlich — aus der Stadt fliehen.

Nur die Wesen, die zuerst in Brus aufgetaucht waren, konnten nicht fliehen.
Was der Grund war, wusste niemand.

Es gab Gemunkel — davon hatten sie in den Tagen ihrer Reise viel hören können.
Viele Menschen behaupteten, dass der Untergang von Brus mit dem Energiesystem zusammenhing.

Die Stadt hatte aus einem Kern gespeist, den man überall den Stamm nannte. Es kam Zauberei näher als Elektrizität — und sie verstand nicht, wie alles zusammenhing.

Es war ein verwirrendes Chaos aus Strängen, zwischen denen Lücken klafften.

Scarlett wünschte, sie könnte eine Erklärung finden, doch es gab keine.

»Wir wollten das alles auch nicht«, brummte der Mann und zog seinen Sohn näher. »Wir können froh sein, dass wir noch in der ersten Nacht fliehen konnten.«

»Brus muss schrecklich aussehen. Wir sollten die Stadt schnell befreien. Vielleicht können Ihre Erfahrungen ja helfen. Haben Sie schonmal mit jemandem darüber geredet?«, fragte Scarlett.

»Lass das«, zischte Jade. »Ich denke, du solltest gehen.«

»Was ist-«

»Du hast kein Gefühl mehr für sowas. Die beiden wären fast gestorben.«

»Was hat das mit meiner Frage-«

»Musst du nicht noch Bericht erstatten gehen? Zu Veu Turem? Leck ihm doch die Schuhe.«

Scarlett öffnete den Mund, aber heraus fand nur ein kläglicher Laut, der ihrem Entsetzen nicht genug Ausdruck verlieh.

Doch Jade gestikulierte wild. »Geh. Na los.«

Sie verließ den Raum, ohne zurückzublicken.

Jade war melodramatisch — ja, das erschien tatsächlich das geeignetste Wort.

Doch konnte Scarlett sich nicht helfen. Mit warmen Wangen — als sei sie bloßgestellt worden — lief sie durch die Gänge.

Mit jedem Schritt wurde sie leiser; und mit jeder Person, die ihr entgegenkam, spannte sie die Schultern an.

Jades benehmen war demütigend. Es war ihr erster Tag. Und eine ungewisse Anzahl musste sie aushalten.

Sie betrat Turems Wohnung durch die hintere Treppe.

Der Cruor saß auf einem Sessel, die Beine weit vor sich gestreckt. Ein Hauch von Selbstgefälligkeit streute sich über seine Haltung, während er den Rücken durchdrückte. Er schaute sie nur aus dem Augenwinkel an; stattdessen betrachtete er ein Buch. »Du bist hier, um Bericht zu erstatten.«

Scarletts Knie zitterten. Sie schlich neben das Sofa. »Es gibt nicht sonderlich viel zu berichten.«

»Hm, das ist vielleicht besser so. Ich gehe davon aus, ihr kommt mit der Arbeit zurecht.«

Scarlett hob die Brauen. »Für meine Kollegin ist das etwas schwerer.«

Er schaute erstmals auf. Mit den weißen, schmalen Augen schien er durch ihre Seele starren zu können.
Die plötzliche Aufmerksamkeit hatte etwas schauriges an sich. »Wie?«

Sie rutschte auf dem Sofa nach hinten. Das Kaminfeuer pulsierte in Scarletts Rücken und sie lehnte sich in der warmen Woge zurück.

Den Blick hielt sie gesenkt auf die goldenen Knöpfe, die Turems Hemd zierten. Einige waren mit roten Mustern versehen und stellten Abzeichen dar; andere waren rein dekorativ und führten in goldenen Ranken die Taschen entlang. Selbst in seinem Geweih baumelte Schmuck.

Ein dominantes Auftreten, eine teure Wohnung, eine eigene Klinik inmitten des Herzes einer großen Stadt.

Sein Reichtum war von vielen Faktoren abhängig. Rings um Weyfris herum fand Krieg statt. Wenn sich die Konflikte ausbreiteten — oder Monster die Stadt beherrschten — würde alles verloren sein, was er sich aufgebaut hatte.

Vor ihm sitzend kam Scarlett sich wie eine nichtsnutzige Assistentin vor, die weder etwas zu berichten, noch zu bewirken hatte. Und doch zwang sie alles Selbstbewusstsein in ihre Stimme: »Sie ist ein wenig dramatisch. Sie hat Mitleid, denke ich. Vielleicht zweifelt sie auch an den Methoden.«

Seine neutrale Stimme schmiegte sich perfekt an ihre: »Ich wurde schon davor gewarnt, dass sie etwas argwöhnisch ist.« Er legte das Buch zur Seite. »Aber du nicht, oder?«

»Selbstverständlich nicht, Veu. Ich würde Ihre Arbeit niemals anzweifeln.« Es fühlte sich an, wie eine Lüge. War es womöglich eine? Wann immer sie sich tief in ihre Gedanken zurückzog, blieb nichts als Verständnis und Respekt für die Cruoren über.

Sie konnte sich allerdings nicht helfen, dass es sich anfühlte, als würde etwas düsteres im Hintergrund vor sich gehen.
Es war nicht an ihr, dies anzuzweifeln. Sie wusste nichts — und es war besser so.

Er hob die Schultern und sah aus dem Fenster heraus. In der Dunkelheit erhob sich ein Luftschiff von den Dächern. »Behaltet diese Frau lieber im Auge. Ich denke, dass man ihr vertrauen könnte, aber ich möchte nicht sicher gehen. Notfalls, bevor sie einen Fehler macht, musst du dich um sie kümmern.«

»Sie umbringen?«, fragte Scarlett belegt nach.

»Wenn es sein muss. Würde das etwa ein Problem darstellen? Fühlst du eine emotionale Bindung zu ihr?«

»Keinesfalls. Es verwundert mich lediglich. Es gibt nicht viele Formwandler.«

Er faltete die Hände. »Mag sein, aber Formwandler sind uns nur von Nutzen, wenn sie funktionieren können.«

»Verstanden. Ich werde sie beobachten.«

»Das ist löblich. Ich bin froh, mich auf einen vernünftigen Formwandler verlassen zu können. Außerhalb von Brus ist es für Cruoren schwer, uns zu beweisen. Brus muss wieder aufgebaut werden.«

»Sie kommen aus Brus?«

»Alle Cruoren stammen aus Brus. Ich war während der Katastophe nicht anwesend. Ich bin seit Jahren hier.«

Scarlett wagte sich, eine weitere Frage zu stellen: »Gibt es eine Möglichkeit, die Stadt zu retten?«

Veu Turem griff zu einer Tasse, bevor er antwortete: »Das gibt es mit Sicherheit. Wir haben allerdings den Krieg. Er nimmt uns aktuell zu sehr in Anspruch, daher-« Er hielt verwundert inne.

Auch Scarlett lehnte sich zurück, als jemand nach ihnen rief.

Es war Saffiles Stimme, doch ihre Worte waren unklar: Das Ding ist wieder draußen! Wir brauchen Hilfe.

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