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Kapitel 24;1 - Gewohnte Identität

Jades Haare standen in einem wirren Haufen von ihrem Kopf ab. Anders als sonst hatte sie keine ordentliche Hochsteckfrisur, oder glatte Haare, die ihr bis zur Taille reichten. Stattdessen sah es aus, als habe sich Essen darin verfangen, das Jade mit Gewalt zu entfernen versucht hatte.

»Scarlett«, sagte sie leise, bevor sie sich näherte.

»Hm-mh.«

»Hast du dich von dem Schreck mit Caden erholt?«

»Ich hatte nicht das Bedürfnis, mich zu erholen. Tod gehört zum Leben dazu.« Scarlett schaute in die leuchtend-grünen Augen, die Jades Namen nur gerecht wurden. »Wir sind Formwandler. Wir sollten uns dadurch nicht von unserer Arbeit abbringen lassen.«

»Du bist wie Turem, meine Güte.«

»Weil ich mich auf das wesentliche konzentriere?«

Jade kämmte mit den Fingern durch ihre Haare. »Veu Turem war bis eben in einem Café eingesperrt gewesen, weil Monster das Haus umzingelt hatten. Trotzdem der Kerl nicht anständig geschlafen haben kann, arbeitet er jetzt weiter.«

Das würde Seel schon früher oder später unterbinden — dabei war sich Scarlett sicher. Turem war in der Vergangenheit angeblich einmal so überarbeitet gewesen, dass er monatelang nichts mehr tun konnte. Es sollte im Interesse beider Cruoren sein, das zu unterbinden. »Sind alle unbeschadet geblieben?«

»Ja. Veu Rhun und Seel essen gerade. Sie sahen verschreckt aus, aber das ist auch alles.«

»Und was ist dein Plan für heute?«, fragte Scarlett, während sie die Kräuter im Mörser zerkleinerte.

Lange folgte keine Antwort. Jade nahm Wäsche von der Leine, die sich unter der Decke spannte. »Ich wollte dich eigentlich heute zwingen, mich zu begleiten.«

»Das klingt nicht, als würde es mir gefallen.«

Jade verlagerte das Gewicht von einer Seite auf die andere. Wie ein Storch zog sie ein Bein an; stellte es ab; zog das andere an. Ihre schlanken Finger umfassten den Balken in der Mitte des Raums. »Hast du nicht möglicherweise Interesse daran, deine Erinnerungen zurückzuerlangen? Nach allem, was vorgefallen ist?«

»Schon.« Scarlett realisierte erst, was sie soeben gesagt hatte, als die Silbe ihren Mund verließ.

Sie wollte ihre Erinnerungen zurückerlangen. Jade hatte sie so weit gebracht, dass sie es tatsächlich tun wollen würde. Sie wollte es; sie hatte einen eigennützigen Willen.

Die andere Formwandlerin reagierte betonbar gelassen. »Ich kenne jemanden, der das kann. Ich habe sie gefragt, ob sie deine alten Erinnerungen auftreiben kann... Vor einiger Zeit schon.«

»Jade. Das ist mit Sicherheit entgegen der Vorschriften.« Sie schaute zu der Frau, deren Gesicht einerseits voller liebenswerter Gewitztheit, doch auch verhasster Emotion war. »Ich nehme zurück, was ich eben gesagt habe. Vergiss es. Ich möchte keine Probleme mit dem Vorstand bekommen.«

»Wir sind im Krieg. Die haben ohnehin keine Zeit, sich mit einzelnen Formwandlern abzugeben.«

»Eine große Katastrophe beschattet zwar kleinere Fehler, aber verdeckt sie nicht. Wenn man uns bestrafen muss, wird man es. Und man wird uns definitiv zur Rechenschaft ziehen, wenn herauskommt, dass wir uns an damals erinnern.« Es gab einen Grund, dass es verboten war. Sie musste jedoch unweigerlich anzweifeln, ob es ein guter Grund war.

»Bei mir hat es sie auch nicht interessiert«, gab Jade nüchtern zurück.

»Also eigentlich- Wie kamst du eigentlich auf die Idee, deine Erinnerungen zurückzuholen?«

Die Frau zuckte mit den Achseln. »Analyse. Ich habe gelebet, habe gemerkt, dass ein Teil meiner Seele fehlt und habe mich aufgemacht, nach Antworten zu suchen. Und da ich es gehasst habe, alles ständig zu vergessen...«

»Das ist recht beeindruckend.«

»Na, es ist nur natürlich, sich selbst anzuzweifeln. Und auch mal zuzulassen, sich zu finden.«

Scarlett drückte den Rücken durch. Erinnerungen also.
Es könnte nicht viel schiefgehen. Mehr, als wahnsinnig zu werden, konnte ihr nicht passieren. Turem unterstützte Emotionen. Und sie behauptete von sich, dass sie ihre Erinnerungen gut verstecken konnte. Es würde theoretisch keiner merken. »Jade, wir müssen auch irgendwann mal arbeiten. Ich kann nicht jeden dritten Tag die Praxis verlassen, um Spaß zu haben.«

»Stell dir einfach vor, ich entführe dich, wenn es dir leichter fällt. Dann ist es nicht deine Schuld.«

***

»Es ist... Warm.«

»Warm?«, bibberte Jade nur.

»Im Gegensatz zu den letzten Wochen.«

»Ich war nie draußen. Die Götter wissen, Winter ist mein Untergang. Ich kann nur hoffen, dass ich nicht in die zweite Höllenebene gelange.«

Scarlett wandte sich ab, um die Natur abzusuchen. Die Wiese war von Tau überzogen, als sie durch die Felder schritten, die sich am Rand der Stadt zwischen den Gebäuden auftaten. Scarlett hatte schon von der Eisenbahn aus sehen können, dass es im Norden regnete. Jetzt durfte sie feststellen, dass der Schauer an Weyfris vorbeizog.

Ihnen kamen einige Paare und kleine Familien entgegen, die sich auf einen Spaziergang herausgewagt hatten. Abseits der einengenden Mauern und schiefen Gassen fühlte sich die Natur fast sicher an. Hier waren keine Monster — und wenn, würde man sie sehen können. Nur einige junge Bäume schossen in den Himmel und die Pflanzen auf den Feldern konnte man nicht einmal als Sprossen bezeichnen.

Die Wiesen zwischen den landwirtschaftlichen Flächen waren einerseits Parks, Wege und kreisförmige Plätze, wo man Essen konnte — oder sich Kinder versammelten.

Die Welt gewann wieder an Lebendigkeit.

»Wo bist du hingegangen, als du deine Erinnerungen zurückerlangen wolltest?«, fragte Scarlett.

»Da waren wir noch im Militärlager bei den Maschinen gewesen. Die Frau kommt aus einem Dorf, eine Weile von Weyfris entfernt. Ihre Heimat wurde aber vom Krieg überrollt. Die, die nicht gestorben sind, sind aus dem Schlund geflüchtet, oder haben sich verteilt. Sie ist eine der wenigen, die sich hier eine neue Heimat sucht.« Jade vergrub ihren Mund im dem hochgeschlagenen Kragen ihres grünen Mantels. Die Worte kamen gedämpft durch die Wolle: »Sie ist eine Weile mit einem Karren herumgezogen. Sie hat damals in Weyfris als Archivarin gearbeitet. Jetzt hält sie sich mit Heilkunde über Wasser.«

»Und sie ist nach Weyfris zurückgekehrt«, stellte Scarlett fest.

Jade zuckte mit den Achseln. »Wer weiß für wie lange. Wer weiß, ob sie hier immer noch ist.«

Also konnte es sein, dass sie einen Ausflug machten und nach einer Frau suchten, die längst woanders war.
»Und wie kommt sie angeblich an die Erinnerungen von Formwandlern?«

»Sie ist Archivarin. Was denkst du denn, was sie archiviert hat?« Jades Grübchen schauten über der weißen Spitze des Kragens hervor.

»Hm.«

»Die richtige Frage ist« Sie schob ihren Mund wieder heraus, aber hob dafür die Schultern an. »Warum du dich plötzlich entschieden hast, dich zu erinnern.«

»Mich haben andere Leute erkannt, während ich selbst nicht in der Lage war, mich zu erkennen. Ich bin neugierig geworden, wen sie vermissen.« Und es lag ein allgemeiner Wechsel in der Luft vor — hin zu neuem Leben und Entwicklung. Vielleicht hatte sie sich davon anstecken lassen.

»Hör zu. Die Sache mit den Erinnerungen ist ein empfindliches Gut. Du hast Caden verloren, trotzdem du mit ihm sehr gut befreundet warst. Die Realität der Situation wird dich dann erst einholen.«

»Das klingt wie eine Drohung.«

»Eine Warnung«, korrigierte Jade kühl. »Die Entscheidung liegt letztendlich bei dir, aber ich würde mich freuen, wenn du sie wenigstens anhörst.« Sie deutete auf eine Unterkunft — in der sonst die Bauern schliefen —, die sich zentral auf dem Gelände auftat.

»Du machst Witze.«

»Nicht heute.« Jade grinste und sprang wie ein kleines Kind nach vorn, um die knorrigen Stufen zu nehmen. Sie klopfte an.

Tatsächlich wurde die Tür fast sofort geöffnet. Die Archivarin sah nicht aus, wie Scarlett sie sich vorgestellt hatte. Sie war vielleicht mitte vierzig, klein, mit rotem stark gelocktem Haar und einem schlichten Kleid. Sie entsprach nicht der allgemeinen Vorstellung einer traumatisierten Dame, die heimlich irgendwo hauste und sich mit Heilpraktik abgab.

»Guten Tag«, sagte sie sofort an Scarlett gewandt. Ihre Stimme ließ keine Bitterkeit zu. Und für einen Moment vergaß sie, dass sie sich inmitten einer Katastrophe befanden, die Welt schrecklich war und es keine Aussicht auf Besserung gab. »Sie wünschen mit Sicherheit, sich zu erinnern?«

Das klang, als würde es auf ein hinterhältiges Verkaufsgespräch hinauslaufen. Scarlett wollte erst fragen, was der Preis wäre, doch stattdessen starrte sie nur.

»Sie möchte vorerst nur reden«, erklärte Jade, bevor sie durch die Tür schlüpfte, die ihnen geöffnet wurde.

Scarlett folgte ihr. Der Raum war groß genug für vier Schemel und einen Tisch. Eine Leiter führte zu einem weiteren Stockwerk hinauf.

»Es haben mich in letzter Zeit viele alte Bekannte angesprochen. Ich erinnere mich nicht an sie . Ich erinnere mich nicht an die Welt, oder an mein Leben. Ich weiß nicht mal, ob jeder Winter so furchtbar war, wie der diesjährige.«

»Ich habe Ihre Erinnerungen auf Bitte von Jade bereits geholt. Damit können Sie sich an alles, und vielleicht auch ein bisschen zu viel, erinnern. Was Sie verdrängt haben, wird auftauchen. Sie werden... Allgemein einen sehr anstrengenden Prozess dafür durchlaufen müssen.«

»Und wie funktioniert das?«

»Ich werde es Ihnen einflößen. Das bekommen Sie jedoch nicht mit.«

Die Formwandlerin lehnte sich zurück. »Ist es schmerzhaft?«

»Nein. Nicht körperlich.«

»Oh, bei den Göttern«, murmelte Scarlett, bevor sie zu Jade sah. »Wie war es bei dir?«

»Ich bereue es nicht. Ein wirres Leben ist besser, als ein leeres.« Jade seufzte. »Im Endeffekt ist es nicht anders, als früher. Ich bin wieder ich selbst. Manche Sachen will man selbstverständlich gern vergessen. Was man mit uns Formwandlern damals getan hat, zum Beispiel. Aber sowas gehört dazu.«

»Sie können es sich ja mal ansehen, hm? Man kann den Prozess theoretisch immer rückgängig machen. Aber bislang hat es noch niemand gewollt. Das einzige Problem ist, Ihre alles-umfassenden Fähigkeiten sind nicht mehr da.«

»Das bedeutet, ich kann nicht mehr kämpfen?«

»Sie können nur so viel, wie Sie damals konnten.«

Scarlett sah zu Jade. »Konnte ich damals kämpfen?«

»Nein.«

Sie riss die Augen auf. »Können wir das-... Ich meine zur aktuellen Zeit würde ich mich gern verteidigen können.«

»Ja... Das sollte funktionieren. Aber dafür müsste ich etwas anderes aus Ihrem Gedächtnis entfernen. Sie müssen sich vorstellen, ich kann nicht den Umfang Ihrer Erinnerungen vergrößern.«

»Entfernen Sie, was Sie für unnötig empfinden.«

»Das ist sehr vage... Aber in Ordnung. Ich bin ja relativ qualifiziert dafür.«

Relativ. Scarlett seufzte nun auch. »Wie viele Formwandler haben Sie schon behandelt?«

»Sie wären die zwölfte.« Sie klopfte auf die Oberschenkel. »Lassen Sie uns doch bitte nicht so förmlich sein. Ich habe gern ein wenig Vertrauen zu meinen Patienten. Ich heiße Irmena.«

»Scarlett.«

»Hast du noch Fragen, Scarlett?«

»Zu viele. Aber ich glaube nicht, dass ich sie aussprechen kann.«

»Du kannst darüber nachdenken.«

»Nachdenken... ja.« Sie sah zu Jade — ein Gesicht, das sie erkennen müsste. »Du versprichst mir, dass es keine Falle ist?«

Sie nickte. Lächelte aber nicht.

Irmena stand auf, um an eine Kiste zu gehen, die in der Ecke stand. »Willst du es heute schon machen?«

»Ja.« Alles war besser, als sich noch länger anzuzweifeln.

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