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Kapitel 23;2 - Mit den falschen Mitteln

»Veu Turem«, grüßte Rhun im Vorbeigehen.

Der Cruor schaute ihn mit einem Blick an, der von ungezügeltem Interesse zeugte. »Sie sehen gut aus.«

»Der menschliche Wunsch nach Ästhetik ist mir egal«, antwortete Rhun — wissend, dass es so einfach nicht war. Er könnte nicht selbstbewusst sein, wenn er so aussah, als sei er aus den gefolterten Überresten eines Nachtschwärmers zusammengenäht worden.

Er war froh, dass er aus dem Blick anderer hatte entweichen können für den Rest des Tages.
Doch Turem wirkte nicht, als würde er es bei einem kurzen Gespräch belassen wollen. Der Arzt lehnte sich hinterrücks an das Treppengeländer und schaute an seiner Kleidung hinab — was der dunkle Fleck auf seiner Schürze war wollte Rhun nicht wissen. »Wie sieht es mit Ihrer Wohnung aus, die sie bekommen werden?«

»Das Haus wird eingerichtet.« Keine Wohnung — ein ganzes Gebäude. Drei Stockwerke; relativ schlank, aber elendig hoch, zwischen zwei Läden eingebaut. Es hatte so viele Treppen, dass es Rhun an das Mehrfamilienhaus erinnerte, in dem er mit Zorn gelebt hatte.

Er hatte sogar einen Hof besichtigen können, der sich hinten anschloss. Dieser war zwar kaum größer, als ein durchschnittliches Zimmer — und Rhun wüsste nicht, wozu er eine Sitzfläche draußen benötigen würde — aber es war ein angenehmes Bild.

Das einzige Problem waren die vielen Stufen.
Wie von plötzlichem Alter befallen, musste sich Rhun an seinen Gehstock klammern. Die Schmerzen waren kaum auszuhalten. Aber mit Turem würde er darüber nicht sprechen.

Cruoren mussten Schmerzen aushalten können.

»Das freut mich. Wann können Sie es beziehen?«

Das klang, als würde Turem ihn loswerden wollen. Das war sogar verständlich; einige Mörder und einen Halb-Menschen bei sich unterzubringen tat seinem Ruf mit Sicherheit nur Schaden. »In einigen Tagen. Ich muss zuvor auch noch sehen, wo ich Harding und den Nachtschwärmer untergebracht bekomme.«

»Vielleicht kann sich Scarlett darum kümmern.«

»Wer?«

»Die Formwandlerin.«

»Ich befürchte, sie kann nicht den Ruf eines Kriminellen auslöschen«, antwortete Rhun nur. Das könnte er womöglich selbst nicht — dafür hatte er sich einerseits in Weyfris noch nicht zur Genüge bewiesen und andererseits war er noch immer im ersten Jahr seines Diensts.

Er zog den roten Mantel aus; der mit seinem Gewicht bisher die Angst aus seinem Körper gepresst hatte. Plötzlich sickerte sie wieder an die Oberfläche und am liebsten würde Rhun vor seinen Prioritäten weglaufen.

»Möchten Sie Seel und mich begleiten?«

Eine andere Stimme hallte gespenstisch durch den Flur. »Turem.«

»Wünschen Sie etwa, noch auszugehen?«, fragte Rhun schlicht.

»Ich nenne es, mir einen Überblick über die Lage verschaffen.«

Das war maßlos dämlich. »Nun, die Monster sind ebenso Ihre Arbeit, wie meine, Veu Turem.« Und gerade deswegen sollte der Arzt sich der Risiken bewusst sein.

Doch Rhun fiel plötzlich ein, dass Turem auch Gefühle hatte — das volle, menschliche Maß sogar. Also brauchte er sich nicht zu fragen, wieso der Cruor so töricht war. Er war einfach nur lebensmüde — wie so viele andere zu diesen deprimierenden Zeiten.

Turem hob die Schultern. »Wir würden uns freuen, wenn Sie mitkommen würden.«

Seel streckte wie im stummen Protest den Kopf aus der Tür. Dann zog die Frau sich wieder zurück. Einige Schranktüren wurden geöffnet und geschlossen.

»Ich würde sehr ungern sterben«, gab Rhun zurück. »Die Sonne wird bald untergehen.«

Der Tod war seine einzige Angst. Es war eine Schande, dass er das vor Turem einst zugegeben hatte.

»Ach, Rhun, ich bitte Sie. Wir sind nur einige Augenblicke draußen.«

Seel näherte sich ihnen. Sie hatte die Hände gefaltet. »Du solltest den armen Mann nicht zwingen, Turem.«

Der Ton des Cruoren änderte sich jedoch schlagartig. Etwas trübte in seinen weißen Augen — das auf Sorge hindeutete. »Haben Sie bereits die Ausmaße gesehen? Die gezielten Gruppen, in denen sich die Monster durch die Stadt schlagen?«

»Ich habe bereits Berichte gelesen. Zur Genüge«, antwortete Rhun.

»Das genügt nicht«, sagte Turem.

Seel fügte ergänzend hinzu: »Das müsste man selbst gesehen haben, um das Ausmaß zu verstehen.«

Er wollte lediglich im Bett sitzen und seine Ruhe genießen, doch Rhun nickte resignierend. »In Ordnung. Ich begleite Sie gern.«

»Sie können auch separat von uns hinausgehen«, bot Seel an.

Rhun wusste nicht, wie seine Mimik aussah, aber er befürchtete, dass er die Augenbrauen zusammenkniff. »Man könnte behaupten, dass Sie mich umbringen wollen.«

Turem gab einen Laut von sich, der wie ein Lachen klang. »Das will Seel mich auch manchmal.«

Die beiden waren Lebensgefährten — wie Menschen sie hatten — mittlerweile wurde das mehr als deutlich. Und Rhun störte ein romantischen Aufeinandertreffen der beiden.

Vielleicht war es gut. Cruoren sollten keine romantischen Beziehungen führen.

Er straffte die Schultern, wuschelte sich durch die Haare, griff dann den Gehstock fester. Die goldenen Hirschhörner auf der Spitze verhöhnten ihn mittlerweile nahezu.

Hirschmensch.

»Alles deutet darauf hin, dass Brus wieder aufgebaut werden muss«, sagte Turem zusammenhanglos, sobald sie die Straße betraten. Sie schwenkten zur Seite ein — in eine Gasse, die Rhun nur einmal begangen hatte. »In letzter Zeit hatte ich keine Zeit, mich um die Stadt zu kümmern, weil ich die Arztpraxis aufrecht erhalten musste. Aber es ist ein Fakt, dass Brus für unsere Wirtschaft sehr relevant war.«

»Die Stadt wieder aufzubauen halte ich für keine sinnvolle Idee«, sagte Rhun. »Unter keinen Umständen.«

»Hm?«, machte Turem nur. Er drückte Seel am Rücken näher zu sich.

»Sobald die Monster verschwunden sind, sollten wir die Stadt dem Zerfall lassen und lieber eine Neue errichten.«

»Ich meine«, Turem klang irritiert. »Wir müssen wieder darauf achten, dass wir alle Straßen in Brus ausleuchten, aber das sollte dieses Mal nicht zum Problem werden. Immerhin werden jetzt hoffentlich keine Experimente mehr durchgeführt. Daher wird es zu keiner Überlastung des Stamms kommen.«

»Veu Rhun hat recht. Wir sollten aus unseren Fehlern lernen und den Stamm nicht mehr als Energiequelle missbrauchen.« Seel schaute zu Turem auf.

»Korrekt. Das Leben funktioniert in Weyfris offensichtlich auch ohne den Stamm«, betonte Rhun.

»Wirtschaftlich-«, wollte Turem widersprechen.

»Die Wirtschaft ist ohnehin kraftlos. Wir befinden uns im Krieg.« Rhun musste den Atem anhalten, um gefühllos denken zu können. »Brus würde uns zu dieser Zeit nicht wesentlich helfen können. Wir haben genügend Auslastung, mit den Monstern und den Anschlägen.«

»Wir brauchen Brus, alleine schon wegen der Häuser dort. Wir geraten allmählich in eine Krise, da immer mehr Flüchtlinge hierher finden. Die meisten werden jetzt an der Front verschwendet«, gab Turem zu bedenken.

Darüber hatte er nicht nachgedacht.

Sobald wir einen Cruoren haben, der uns in Brus zurückhält, können wir nie wieder an die Oberfläche. Dann könnt ihr eure Stadt endlich wieder so nutzen, wie ihr es wollt und nie verdient habt.

Rhun zuckte so stark zusammen, als wäre er geschlagen worden. Er begegnete dem Blick der Cruorin, die sich besorgt umgedreht hatte.

Heiser hauchte er: »Verzeihen Sie.«

Seels Blick war ruhelos. »Wünschen Sie, sich hinzusetzen?«

»Die... Monster sprechen wieder.«

Turem schaute nun auch zu ihm. Sie blieben stehen. »Ja. Seel hatte angdeutet, dass sie es auch hören.«

Das Gespräch mit den beiden Cruoren war plötzlich noch irrelevanter, als zuvor.

Rhun klammerte sich an das, was die Monster zu ihm gesagt hatten: Sie würden nie wieder an die Oberfläche treten können.

»Warum wollt ihr uns überhaupt helfen?«, flüsterte er — mit abgewandtem Blick und so leise, dass er sich selbst kaum hören konnte.

Wir mögen Monster sein, aber wir haben einen Verstand für Gerichtigkeit. Nicht euch Cruoren gegenüber, sondern den Menschen, die im ganzen Schlund zurzeit sterben. Anders als ihr sind wir gewillt, Opfer zu bringen.

Warum lebten sie überhaupt im Stamm? Sie waren eine lebendig gewordene Legende — der zu einem Horrormärchen geworden war.

»Warum haben Sie diese Güte nicht auch, wenn Sie die Monster kontrollieren, die hier draußen herumlaufen?«

»Veu Rhun«, sagte Seel.

Wir verfügen über keinen Verstand. Wir können nur mit dir reden, weil du bereits unter dem Rathaus in Brus bei uns gesessen hast. Unser Bewusstsein liegt dort.

»Halten Sie die Monster auf. Wir werden einen Cruoren zu Ihnen bringen, wenn es die einzige Möglichkeit ist«

Wir wiederholen, wir haben keinen Einfluss auf die Kreaturen außerhalb. Sie haben keinen Verstand. Wir sind in Brus gefangen.

»Rhun.«

Die Hand auf seinem Rücken war das schrecklichste Gefühl, das Rhun jemals erlebt hatte. Er wirbelte zu Turem herum.

Wut und Unbehagen und Angst und Schrecken und — er hatte keine Ahnung was es war, aber am liebsten wäre er aus seinem Körper gesprungen — er konnte sich nicht bewegen. »Lassen Sie mich in Ruhe.«

»Na«, war Turems ruhige Antwort. »Die Monster reden Ihnen ja anders zu, als anderen, wie es aussieht.«

»Was hören die anderen denn?«

»Wo sich die Monster aufhalten«, antwortete der Arzt. »Wo sie als nächstes hingehen.«

Seel entfernte sich einen Schritt von Rhun. »Die Frage ist eher, was Sie hören.«

Seine Worte waren abgebrochen, klebrig und schwer, doch Rhun sprach, als sei es das erste Mal in seinem Leben.

Es gab so viel, das seinen Kopf plagte.

***

Turem saß mittlerweile am Rinnsteig und hatte mit den Händen den Kopf gestützt. »Rhun. Wie konnten Sie das denn nicht vorher sagen?«

»Ich... Ich weiß es nicht«, gestand dieser. Die gefühlvolle, schmerzverzerrte Stimme, die der Cruor hatte, regte etwas in ihm. Am liebsten wäre Rhun auf die Knie gefallen und versunken — oder hätte nochmal mit seinem Leben von vorn begonnen, oder geschrien... zumindest etwas getan, um die Schmerzen loszuwerden, die seine Seele hatte.

»Es muss auf der Stelle jemand nach Brus zurück.«

Sein Kopf jagte hoch. »Bitte? Sie glauben den Monstern?«

»Selbstverständlich, verdammt. Ich bin ein Cruor, aber ich bin auch einsichtig.« Turem seufzte schwer. Seine Schultern hingen unüblich tief herunter. »Sie verstehen nicht, wie dringlich das ist. Es geht um Menschenleben. Für die Möglichkeit, dieses Unheil zu beenden, ist das Leben eines Cruors nichts.«

Rhun schaute ihn nur an. Er wollte nicht sterben.

Turem fuhr fort: »Ich denke, dass da jemand freiwillig hingehen wird. Es muss einen Cruoren aus der ersten Generation geben, der dieses Schicksal auf sich nimmt.«

»Die erste Generation hat andere Werte«, bemerkte Seel, die als einzige noch stand. Sie war so weiß wie das Mondlicht und hatte einerseits etwas beruhigendes, andererseits wurde Rhun schwindelig bei ihrem Anblick. »Sie würden den Monstern nicht glauben. Das wurde ihnen so eingebläut.«

»Uns auch«, widersprach Turem.

»Wir haben allerdings Gefühle, die eine Veränderung unserer Meinung begünstigen.« Seel drückte den Rücken durch. Rhun spürte ihren Blick auf sich. »Veu, sehen Sie sich dazu in der Lage, diese Aufgabe auf sich zu nehmen?«

»Als Herr der Stadtwacht ist es meine Aufgabe.« Es war eine auswendig gelernte Antwort — dieses Mal hatte sie hingegen einen bitteren Beigeschmack. Er war der Herr der Stadtwacht für Brus gewesen. Nun für Weyfris. Er konnte beide Städte so retten.

Aber er hatte unbeschreibliche Angst vor dem Tod.

Und doch hatte er die Entscheidung festlegen müssen. Es war seine Aufgabe. Seine Pflicht.

Selbst, wenn es seine letzte Aufgabe als Cruor sein würde, würde er die Monster aufsuchen und sie anflehen, ihm nicht das Leben zu nehmen — sie sollten ihm lieber den Stamm aus den Knochen entziehen.

Wenn er es denn lebendig durch Brus schaffte; der Brennpunkt des Schreckens.
Jemand musste ihn begleiten.

Das leise Wispern in seinem Kopf verhöhnte ihn — und er wusste nicht, ob es die Monster waren, oder die jahrelange Mischung versteckter Emotionen, die nun aufkamen:
Weise Entscheidung. Gute Entscheidung. Vernünftige Entscheidung.

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