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Kapitel 20;3 - Leeres Spiegelbild

Rhun kniete vor dem Wandschrank, wagte sich jedoch nicht, den Kopf zu heben, um der Statue zu begegnen. Der Cruorengott Allerick sah aus, wie man es von einem Herrscher erwartete.

Die anderen Cruoren hatten ihn  optisch nachgeahmt — und es nicht verdient. Rhun konnte nicht um Rat fragen, sondern stattdessen nur um Vergebung betteln und somit das tun, was er eigentlich nicht sollte: Gefühle zeigen.

Sie waren erschaffen worden, um zu regieren — um gerechte Herrscher zu sein. Als Kind durfte er die Statuen nur mit behandschuhten Händen anfassen, weil er es sich noch nicht verdient hatte. Er war kein vollständiger, guter Cruor gewesen, der sich bewiesen hatte.

Jetzt fühlte es sich wieder so an. Und Rhun befürchtete, nicht einmal das Recht zu haben, Allerick anzusehen.

Die Worte steckten in seinem Hals fest und er musste sich dazu zwingen, nicht aufzustehen — oder zu fliehen, um diesen Moment zu umgehen.

Gerade als Rhun sprechen wollte, spürte er, wie etwas in seinem Hinterkopf kitzelte.

Du hast es überlebt.

Rhun drehte sich nicht um. Er wusste: außer ihm war niemand im Raum. Die Stimme erkannte er sofort. Es war nicht eine einzige, es war ein Chor, von dem er gehofft hatte, ihn nie wieder zu hören. »Verliere ich den Verstand?«, flüsterte er.

Er hasste die Antwort — hasste, dass eine kam.
Wir können die Monster nicht aufhalten. Sie formieren sich entgegen unseres Willens und suchen gezielt ihre nächsten Opfer aus. Wir benötigen jemanden, der Sie zurückhält.

»Warum könnt ihr das nicht?« Rhun sprach mit einer Halluzination. Er wünschte, es wäre eine. Doch etwas in seinem Kern — vielleicht sein Herz, das er nicht hatte, oder seine Seele, deren Existenz er bezweifelte — verriet ihm, dass es real war.

Und er war dennoch erschreckend ruhig.

Er redete wieder mit den Monstern.

Weil der Energiesee, euer sogenannter Stamm, zu leer ist. Er ist nicht vollständig leer, doch erst recht nicht so voll, wie er mal war. Das ist eure Schuld. Ihr habt ihn ausgebeutet. Ihr habt es selbst zu verschulden, indem er die Energie in euren Experimenten verschwendet und in Formwandler und Cruoren gestopft habt.

»Wie soll ich euch helfen? Der Stamm ist in fast jedem von uns. Ich kann ihn nicht wieder aus Lebewesen hervorholen... Das würde den Tod bedeuten.«

Wir benötigen jemanden, der die Monster festhält. Wir konnten sie nicht für immer einschließen. Wir wollen einen Cuoren, der uns zurückhält. Keinen Formwandler. Einen Cruoren. Ihr habt euch selbst in diese Dunkelheit getrieben.

»Und ein einzelner Cruor soll angeblich helfen, hunderte Monster zu besänftigen? Das ergibt keinen Sinn.«

Nein, wir brauchen jemanden, der den Stamm in sich trägt. Und das tust du. Womit denkst du, wurdest du behandelt? Mit unserer Energie. Alle Cruoren werden damit am Leben erhalten, sonst würdet ihr nicht existieren können.

»Warum habt ihr nicht früher auf euch aufmerksam gemacht? Ihr hättet uns warnen sollen, was auf uns zukommt... Vor hunderten Jahren schon, als wir Brus gebaut haben. Ihr habt einen uralten Zorn auf uns, weil wir auf der Erde über eurem Teich gebaut haben. Die plötzlichen Ausmaße sind überdimensional.« Rhun inhalierte kräftig die Luft.

Warnungen haben wir schon immer geschickt. In all euren Legenden steht geschrieben, dass man nicht auf einem See aus Energie bauen soll. Wir haben stets unsere Monster herausgeschickt, als ihr begonnen habt, die ersten Gebäude auf der dunklen Straße zu errichten. Sobald ihr herausgefunden habt, dass wir mit Licht zu vertreiben sind, habt ihr dies ausgenutzt. Das war das einzige, wodurch wir uns damals artikulieren konnten.

»Und wie artikuliert ihr euch gerade mit mir?«

Durch deine Bisswunde. Du magst nicht der einzige Cruor sein, der eine Wunde hat, aber du bist der einzige, der mit uns reden würde.

»Lasst mich in Ruhe. Ich kann die Stadt nicht retten.«

Doch. Du allein, oder jeder andere Cruor auch. Wir brauchen ein geringes Maß an Energie durch einen Körper. Du hast viel davon, so viel, dass es nicht nötig ist. Es reicht, wenn wir jemanden haben, der uns festhält.

Also sollte Rhun schon wieder andere Cruoren davon überzeugen, das zu tun, was diese Wesen wollen. »Und wie?«

Er bleibt bei uns. Der Ort, an dem du das erste Mal mit uns gesprochen hast, dahin musst du zurückkehren.

»Das ist nicht meine alleine Schuld.«

Es ist uns egal, welcher Cruor. Wir wollen einen lebendigen. Keinen Formwandler. Wir wollen einen von euch.

»Geht aus meinem Kopf raus«, hauchte Rhun.

Es folgte keine Antwort.

Rhun warf den Kopf in den Nacken, schaute zu Allerick herauf. Die steinerne Statue verschwamm vor seinen Augen — und somit alle Werte, die er mit ihr verband. »Bitte sag mir, was ich tun soll.«

***

Rhun folgte Seel am nächsten Morgen auf die kalten Straßen, die Weyfris in ein Labyrinth verwandelten. Nebel verschleierte die Ausgänge und das Rattern von entfernten Motoren klang wie das Knurren einer wilden Bestie.

Es war zumindest deutlich geworden, dass sie sich dem Frühling näherten. Regen hatte den Schnee abgelöst und der Frost zwischen den Steinen wurde zu kleineren Pfützen.

Eine Vogelart — Rhun hatte ihre Namen nie gelernt — hockte bereits auf den Dächern, putzte sich das Gefieder oder betrachtete schweigend, wie die Menschen arbeiteten.

»Es tut mir Leid, dass Ihnen keine Ruhezeit gelassen wird.«

Er schob seine Hände in die tiefen Taschen seines roten Mantels. »Das ist auch nicht notwendig. Mir kann nichts mehr passieren.«

»Sie brauchen dennoch einen Augenblick mentaler Erholung.« Seel sah nicht zu ihm. Eine Kaputze bedeckte ihren Haupt und verschleierte ihre Identität so sehr, wie sie es beim sprechen tat — sie klang emotionslos und nüchtern... So, wie es ein Cruor sollte.

»Ich bin erleichtert, dass nicht allzu viele Bürger auf der Straße sind.« Rhun wurde bislang nur einmal angestarrt. Und schon allein diese Erfahrung hatte ihm nicht sonderlich gut getan.

»Dem stimme ich zu. Ich vermeide soziale Kontakte, außer ich muss mich ihnen stellen.« Sie schaute zu ihm, als plötzlich der Unterton eines Lachens ihre Worte begleitete. »Und dafür sorgt Turem schon.«

»Er scheint in der Tat recht gesprächig.«

»Bis zu dem Punkt, wenn er etwas zu tun hat. Dann schließt er sich ein und wehrt jede Kommunikation ab.« Ihre Hände spielten an dem Stehkragen, der ihren dünnen Hals umschloss. »Ich bin dankbar dafür. Er kann mitunter sehr offenkundig-lebensfroh sein. Ich brauche manchmal eine Pause von seiner Begeisterung.«

»Ich bin normalerweise auch froh, wenn ich meine Ruhe habe.«

Seel wechselte das Thema: »Ich bin überzeugt, dass es Ihnen in Weyfris gefallen wird. Ich war vor einigen Monaten ebenfalls in Brus gewesen. Hier ist es ruhiger und man kann sein Leben führen, ohne seine eigenen Handlungen anzufragen.«

»Allerdings, in Brus habe ich mich oft überwacht gefühlt.« Es war befremdlich, mit einem anderen Cruoren ein Gespräch zu führen, das gänzlich belanglos war.

»Ja«, hauchte sie. »Brus fühlt sich an, als wäre man noch einmal in die Schule geschickt worden.«

Rhun betrachtete die enge Gasse, durch die sie liefen. Er könnte sich tatsächlich vorstellen, zwischen diesen Häusern zu leben. Der Anblick war trist — und die Meldungen des Krieges hatten den Atem der Leute in einem Tuch der Trauer erstickt... Aber in einigen Jahren — besonders, wenn Rhun Einsicht auf das Kriegsgeschehen gewinnen konnte — könnte es ihm möglicherweise behagen.

Wären nicht die Monster hier.

»Sie kennen sich wahrscheinlich nicht mit den Monstern aus, Vae Seel, nicht?«

»Ein wenig. Turem redet viel über die Themen, die ihn beschäftigen. Ich habe weitaus mehr Wissen über Medizin, als ich bräuchte, oder wollte.« Sie bog ab. »Wieso?«

»Besteht die Möglichkeit, dass sich Monsterbisse nicht ausbreiten?« Seel antwortete erst nicht, weshalb er hinzufügte: »Es ist ja eigentlich so, dass die Menschen sich langsam verwandeln, nachdem sie gebissen wurden. Außer, sie werden mehrfach hintereinander gebissen und es wird beschleunigt.«

»Ja... Turem hatte erwähnt, dass Sie eine Biswunde haben.« Sie hob den Kopf, um zu ihm aufzublicken. Sie schaute lange nur. »Es wurde Ihnen in Brus zugefügt?«

»Ja. Ich vermute, kurz bevor ich die Stadt verlassen konnte. Ich habe es nicht mitbekommen.«

»Dann ist es keine Gefahr für Sie. Monsterbisse von richtigen Monster vehalten sich anders. Wenn Sie nur einmal gebissen wurden, verwandeln Sie sich nicht. Sie würden höchstens sterben, sollten Sie jemals wieder Brus betreten. Und demenstrepchend würde ich Ihnen davon abraten.«

»Wenn ich nach Brus zurückkehre... sterbe ich?«

»Innerhalb von einigen Tagen, ja. Ihre Bisswunde ist an den Energiesee gebunden. Sie können auch keine anderen Bürger infizieren.«

»Aber wie hat die Krankheit es dann hierher geschafft?«

»Es ist keine Krankheit. Einige Menschen wurden so oft gebissen, dass sie sich in Brus verwandelt haben. Anders als die richtigen Monster konnten sie die Grenzen von Brus verlassen und da andere Menschen infzieren.« Sie holte Luft. »Wenn die Krankheit von Mensch zu Mensch übertragen wird, verwandelt man schon bei einem Biss. Aber, Veu Rhun, die sind außer Gefahr. Sie werden nicht sterben, solange sie hier bleiben.«

»Können die Monster miteinander... reden? Durch die Bisswunden?«

»Ja«, gab sie verwundert zu. »Aber diese Information steht unter Geheimhaltung. Woher wissen Sie davon?« Sie sah ihn plötzlich anders an. »Können Sie die Stimmen auch hören?«

»Erst seit kurzem. Seitdem Veu Turem mich behandelt hat.«

Sie blieb vor einem großen Gebäude stehen. Ihre Hand ruhte bereits auf der Klinke. »Reden Sie mit ihm darüber«, verlangte sie — in einem Ton, der ihm Unbehagen beschaffte.

Sie wandelten durch den Flur, der auf einen großen Bogen zuführte. Die Neutralität der Cruoren war im Gebäude unter dem Einrichtungsstil der Menschen zusammengebrochen. Auf den Fliesen waren Bilder von Sonne und Monden eingelassen, die Blumen begruben den Geruch der Reinigungsmittel, auf den Sitzgelegenheiten lagen verzierte Kissen, die Kronleuchter waren mit Ranken verziert und die Bilder an den Wänden waren von außergewöhnlicher Bewegung.

»Sie haben keine Gefühle«, sagte Seel zusammenhanglos. »Für andere.«

»Ich soll verbergen, dass ich menschlich bin?«

»Das tun ich und Turem schon seit Jahren.«

Rhun verschwieg, dass er es auch in Brus hatte tun müssen. Und dennoch war er zu gefühlvoll für Declan gewesen.

Nun allerdings müsste er nicht nur seine Worte kontrollieren, sondern auch seine Mimik zusammenhalten.

Seel lief zu einem Cruoren an der Rezeption. »Ich begleite Veu Rhun hierher.«

»Es ist gut, dass Sie so schnell arbeiten können«, gab der Cruor nur zurück. Sein Blick fand kaum zu Rhun herüber.

»Es ist eine Ehre, in der Stadtwacht zu arbeiten. Ich hörte, dass Veu Muht im Krieg gefallen sei.«

Der andere Cruor schaute nur durch ihn hindurch. Er holte einen Schlüssel heraus — in dem das schräge, kunstvolle Wappen der Stadt geätzt war — und legte es vor ihnen auf den Tisch.

Neben ihnen setzte sich ein schwerer Körper in Bewegung. Ein Mann mit verengten Augen deutete Rhun, ihm zu folgen.

Seel hielt sich an ihm — ihre gefütterten Schuhe schluckten jeden Schritt, den sie tätigte. Wie ein Geist verschwand sie im Flur.

Rhun ertrank im Geruch von alten Büchern und Papier, als er das Büro betrat, das ihm gezeigt wurde. Es war recht zentral im Gebäude, mit zwei Türen. Ein kleiner Nebenraum diente als Ort für Besprechungen. Der Tisch ächzte unter den Massen an Relikten, die auf ihm standen. Verzierte Stühle, Sprüche auf Tafeln an den Wänden, die Vorhänge aus schwerem, blauem Samt.

Das Büro selbst war daneben nahezu ernüchternd. Hinter dem dunklen Schreibtisch verbarg sich ein karger Stuhl mit geometrischer Rückenlehne. Die einzige Farbe ging von den ledergebundenen Rücken der Bücher im Regal aus. Selbst die Farbe hinter dem Fenster war elidiert. Masten mit abgetragenen Fahnen kämpften mit dem Wind, der Rasen wurde durch einen Zaun ferngehalten und der Himmel war lediglich ein fahler Streifen hinter den hohen Gebäuden auf der anderen Seite.

»Gefällt es Ihnen?«, fragte Seel. Ihre Stimme war nachwievor verschlossen, trotzdem sie allein waren.

»An Architektur habe ich nichts auszusetzen«, gab er schließlich zurück. »Ich bin zum Arbeiten hier. Nicht zum Vergnügen.«

»Leider?«

»Bitte?«

»Nun... Also ich... Ich finde das Gebäude recht ansehnlich.«

Rhun schaute sie an. Eine Weile wusste er nicht, was er erwidern sollte — und das erneut belanglose Gespräch fühlte sich dieses Mal an, wie eine Probe. »Durchaus.« Er schwieg. »Ich bin der Meinung, diese Schönheit kann man in jedem Gebäude finden.«

»Sie sehen sich in jedem Raum um, den sie betreten.«

»Ich muss darauf achten, dass Harding mich nicht anfällt.«

Ihr Kopf zuckte zur Seite. »Der dünne Mann mit den blonden Locken?«

»Er sieht nicht aus, wie ein Verbrecher, aber er ist zweifellos nicht zu unterschätzen. Er weiß beunruhigend viel. Allmählich muss ich mich sorgen, dass er einige Dinge über mich weiß, in die ich selbst nicht eingeweiht bin.«

»Sie werden auf jeden Fall hier Informationen erhalten, die er nicht haben kann« Seel hob eine Akte. »Dort sind die Abläufe enthalten, an die Sie sich vorerst halten sollten. Es gibt niemanden, der Sie herumführt. Sie müssen es sich selbst erlesen.«

Rhun schaute auf den Ordner herab. Das war eine verdammt dicke Ansammlung von Papieren.

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