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Kapitel 17;1 - Hülle ohne Seele

Die Decke spannte sich in hohen Bögen über Rhun — als sei er im Inneren eines Brustkorbs gefangen, wo ihm der Lebensatem entzogen werden würde.

Seine Knochen schmerzten. Heiße Wellen pulsierten über seine Arme hinweg und tanzten in seinen Knöcheln. Declan war gestorben. Er könnte der nächste sein.

Die Luft im Raum war warm, roch nach Kräutern. Die Eindrücke sickerten in seinem Kopf ein und ihm würde schwindelig werden, wenn er nicht liegen würde. Seine Beine zitterten, die Hände auch. Er war wie ein kleines Kind geworden.

»Veu Rhun«, flüsterte Turem. Der Cruor stand direkt neben ihm; beide Hände ausgestreckt, um zu einer Tinktur zu greifen. »Wie geht es Ihnen?«

Die Antwort auf diese Frage konnte er nicht formulieren. Es weder ein Gut noch ein Schlecht. Stattdessen war Rhun zwischen Neutralität und Unwissenheit gefangen. Er antwortete tonlos: »Es soll mir egal sein, solange ich nicht sterbe.«

»Sie werden das überstehen.«

Das mochte sein. Rhuns Körper, zumindest. Viel wichtiger war: was war er, wenn er verlor, als das er aufgewachsen war? Ein Cruor. Ruhiger Verstand, hasste die Menschen, gefühllos, distanziert mit scharfem Urteil und erhobener Position. Wenn sie alles entfernen würden, was ihn zum Cruor machte, war er nichts mehr.

Und wie sollte er dann seiner Arbeit nachgehen? Schon damals hatte ihn niemand akzeptiert. Er war zu gefühlvoll gewesen für die Verhältnisse ihrer Art.

Oder, schoss es Rhun in den Kopf, die Gefühle waren nie das Problem gewesen. Womöglich hatte Declan allen anderen Cruoren erzählt, dass Rhun böse Geschäfte trieb. Und deswegen hatten sie ihn verachtet. Weil er angeblich mit den Monstern gemeinsame Sache machen würde.

»Ich befürchte, ich kann das nicht ohne weiteres durchhalten«, gab Rhun zurück — im Augenblick kompletter Schwäche, wo Angst die primäre Emotion wurde und sein Herz sich verkrampfte. »Bitte seien Sie aufrichtig. Gibt es eine andere Möglichkeit, mich zu heilen? Damit ich noch ein Cruor bleiben kann, wenn auch nur optisch?«

»Nein, Veu.« Turem legte den Kopf schief, um ihn besser ansehen zu können. Sein maskenartiges Gesicht zeigte kein Gefühl. »Ich habe mich freiwillig dazu entschlossen, Ihnen zu helfen. Mir ist bewusst, dass ich es kann. Ich war als einziger Cruor bereit dafür. Sie müssen mir vertrauen.«

»Vertrauen ist ein Gefühl.«

»Und sie haben Gefühle. Sie lassen sie nur nicht zu.« Der weiche, väterliche Ton in Turems Stimme verriet ihn.

»Sie auch«, erwiderte Rhun daher.

Der Arzt setzte eine Nadel an seinem Hals an, die mit einer dubiosen bernsteinfarbenen Flüssigkeit gefüllt war — die Maschinenöl vom Aussehen viel zu ähnlich war.

Schmerz pulsierte durch Rhuns Körper und er zog die Luft ein.

»Ich auch«, gab Turem zu. »Das ist ein Problem, was viele Cruoren der jüngeren Generationen haben. Nur, dass Sie sich bewusst dazu entschieden haben, auf die Medikamente zu verzichten und somit noch mehr Gefühle zuzulassen. Und deswegen will ich nicht, dass Sie unbehandelt bleiben. Es ist mir lange niemand begegnet, der so wagemutig ist, wie Sie.«

Rhun konnte nicht reagieren, als ein Stechen durch seine Brust zog, in seinem Kopf wirbelte und alles lähmte. Seine Beine wurden taub, dann heiß, dann kribbelten sie — wie unzählige Käfer, die hinter seiner Haut saßen. Seine Arme ruhten neben ihm, noch immer zitternd.

Ein Gefühl. Das Zittern war einfach nur ein Gefühl, das nach draußen suchte, weil Rhun sie so lange zurückgehalten hatte.

Er war in einer Wand aus Schmerz gefangen; schlimmer noch, als das, was er damals erlebt hatte. Es war anders, als die Strafen, denen er sich als Kind unterziehen musste. Es war ein anderer Schmerz, als der, den Declan ihm zugefügt hatte.

Tatsächlich war es diesmal in seinem Inneren. Eine Last übte sich gegen seine Muskeln aus, als wolle sie sie erweichen. Blitze schossen vor Rhuns Augen entlang und verwandelten die Zimmerdecke in einen Himmel mit Gewitter.

Oh, wenn Rhun das hier überlebte; er würde nie wieder die Natur für ihren Donner verurteilen.

Jetzt, so nah mit dem Gefühl konfrontiert, das ihn sein ganzes Leben irgendwo geplagt hatte, stellte er unweigerlich alles in Frage, das er jemals geglaubt hatte.

Die Stadt war schrecklich, die Cruoren ebenso. Menschen konnte man nur hassen.

Aber was er dazwischen verloren hatte, schien er jetzt erst zu finden: Einen Funken von Bekanntheit.

Nur, dass dieser Funke ihn in ein Feuer der Schmerzen warf, das sich anfühlte, als würde Rhuns Haut auf seinen Knochen schmelzen. Wie verbrannt pulsierten seine Finger in fremden Herzschlag; dabei so heiß, als seien sie aus Glut entstanden.

Jede Berührung tat weh. Überall, wo seine Haut den Tisch berührte — selbst seine Hörner, die in der Luft hingen — wurden in der kalten Masse gepeinigt.

Rhun ächzte, als er Turems Hand spürte — oder war es seine Hand? Es war das Stechen von Nadeln auf totem Untergrund.

Er konnte nichts sehen. Der ganze Raum mit der kargen Einrichtung war leerer als zuvor. Alles war von Licht durchflutet und blendete ihn. Die wenigen Strukturen am Rand, die er ausmachen konnte, waren gehüllt in Nebel und Unsicherheit.

»Ich habe Angst«, flüsterte Rhun. Es schien, wie das erste Mal, dass er etwas aus reiner Ehrlichkeit aussprach. »Ich habe Angst, zu sterben.«

Er verlor sich immer mehr. Seine Brust wie in Leinen gehüllt, war das rasch-schlagende Herz das einzige, das ihn in der Realität hielt. Er kämpfte gegen den Schwindel, der eine fremde, unnatürlich-wirkende Welt so verlockend aussehen ließ.
Seine Gedanken beschäftigten sich mit verdrehten Fakten — mit Gefühlen. Mit einer Furcht, die so unlogisch war, wie sie sich selbstverständlich anfühlte.

Er wünschte sich einerseits, zu flüchten; aber andererseits wollte er mehr sein, als das, was er bisher von sich kannte.

Vielleicht war es die Verzweiflung — mit größter Sicherheit war es zumindest Angst — aber er wollte zurück nach Brus und lieber jeden Tag seines Lebens hassen, als mit der Unsicherheit des Daseins konfrontiert zu sein.

Und doch fragte sich Rhun, ob er lieber als die leere charakterlose Hülle eines Cruors weiterleben wollte. Er würde lieber leben, als hier zu liegen und Turems Händen ausgesetzt zu sein — so viel war sicher. Seine Vergangenheit hingegen war nicht zufriedenstellend genug, um das Recht zu haben, als Leben bezeichnet werden zu können.

Er wollte eine Seele haben. Und er würde sie suchen, solange wie er lebte.

Er hatte nie eine Seele besessen, wenn er nicht wusste, wer er war — abseits davon, ein Cruor zu sein. Da musste mehr sein, dass er sein könnte.

Turems Antwort drang leise zu ihm durch. »Für die, die leben, ist der Tod nicht greifbar.«

***

Mit den schwarzen Steinen, spitzen Strukturen und kantigen Formen war der Thron ein Anblick, den Rhun sonst nur von der untersten Höllenebene erwarten würde. Das Licht war von fahler seelenloser Farbe und die Umgebung schien unendlich tief.

Er musste überlegen, an was ihn dieser Ort erinnerte; dann jedoch holte es ihn ein — voller Kraft und Unbehagen, wie alles, was man lange genug verdrängt hatte.

Es war der Platz, an dem Rhun sein Ritual abgehalten hatte... Da, wo die Monster ihn berührt hatten, um mit ihm zu sprechen.

Damals, erinnerte er sich voller Unbehagen, hatten sie ihn gewarnt, dass Brus untergehen könnte — sollte er nichts unternehmen. Er hatte ihre Worte ignoriert.

Seither hatte sich Brus verändert. Es war deutlich geworden, dass die Hafenstadt nur ein verfluchter Fleck war, der auf einer Hülle aus Lügen erbaut wurde. Die Monster hatten den Untergrund verlassen, um die Straßen, und nun auch Weyfris, heimzusuchen.

Unwillkürlich musste Rhun sich fragen, ob er dem irgendwie hätte entgegenwirken können... Sei es auch entgegen der Warnungen anderer Cruoren. Wie sollte er wissen, dass es richtig und falsch gab, wenn er sich selbst nicht einmal kannte?

Rhun blieb in der Kehle stecke, was er eigentlich fragen wollte: Hätte er etwas dagegen tun können? Es war gleich, welche Antwort folgen, alle wären gleich unbefriedigend. Und sie alle hätten allesamt zur Folge, dass Rhun zweifelte — wenn nicht an sich selbst, dann an seinem Gott.

»Da ist wohl doch jemand gekommen.« Es war die selbe kratzige Stimme, die Rhun schon damals gehört hatte — der Chor aus vielen. Nur, dass sie dieses Mal nicht aus dem Inneren seines Schädels mit ihm sprachen. Sie tönte aus der Ferne. Es waren keine Monster in Sicht, aber er fühlte ihre Anwesenheit.

»Ihr habt Brus zerstört«, hörte er sich sagen.

»Haben wir?«, fragte die Stimme. »Oder waren wir gewillt, euch zu helfen und ihr habt das Unheil selbst zu verantworten.«

»Ich konnte nichts tun.«

»Lüge. Das hättest du.«

»Jetzt ist es dennoch zu spät.« Rhun sah sich von Außen, wie er plötzlich auf dem Thron saß.

»Du warst bereit mit uns zu reden... Das war niemand vor dir. Wir erkennen das an. Daher geben wir dir gern weitere Informationen, damit du das Leben der Bürger retten kannst.«

»Das ist nicht meine Aufgabe.« Als Herr der Stadtwacht war es eigentlich genau seine Aufgabe, gewissermaßen. Doch mit Verantwortung kam das Risiko von Fehlern.

Er sollte die Stadt beschützen — dafür war er ein Cruor — aber er konnte es nicht. Darauf hatte man ihn nie vorbereitet.

»Warum fühlst du dich dann so verantwortlich?«

»Weil es meine Heimat ist.«

»Die du nicht beschützen möchtest?«

»Was sollte ich tun können?« Rhun spürte, wie ihn etwas in die Seite kniff. Blut sickerte durch seine Kleidung. Es tropfte unermüdlich auf den Boden, ohne dort eine Pfütze zu bilden. Er blieb erstaunlich ruhig bei dem Anblick.

»Bist du bereit, mit uns zusammenzuarbeiten?«

Plötzlich wurde der Schmerz so stark, dass Rhun ihn nicht ertragen konnte. Die Umgebung wandelte sich zu einer roten Landschaft, in der Dutzende Augen ihn anstarrten.

Flammen fraßen sich seine Beine aufwärts. Rhun schrie vor Schmerz. »Es ist mir egal! Ich mache alles, ich will nur nicht sterben!«

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