Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 14;2 - Bissige Enthüllung

Das schlanke Haus hob sich vor dem bewölkten Himmel ab; wenig verziert, aus dunklen Ziegeln errichtet, wie ein Fabrikgebäude. Durch die alten Fenster konnte man die wenigen Möbel erkennen; allesamt edel aus dunklem Holz, reich verziert, in den selben tristen Farben, wie alles andere um sie herum.

Rhun stand auf der steinernen Treppe, vor der Tür, deren Glas von Stahlelementen gehalten wurde.

Das Warten darauf, dass ihm jemand öffnete, entlud sich als Anspannung, Misstrauen, Unruhe — und Rhun war redlich verwundert darüber, wer auf der anderen Seite der Schwelle stand.

»Veu Turem?«, fragte er den kleinen Cruor.

»Vae Seel. Seine Assistentin.«

Sie mutete tatsächlich weiblich an — auch wenn Cruoren nicht wirklich ein Geschlecht hatten. Irgendwie suchten sie es sich dennoch aus. Die erste Generation war überwiegend männlich gewesen, mittlerweile hingegen gab es immer mehr weibliche Cruoren, die sich leicht unterschieden. Sie waren nicht kleiner, aber schlanker. Ihr Körperbau war anders — auch, wenn Rhun nicht darauf deuten konnte, woran es genau lag.

Er war froh, wenn er andere Cruoren nicht ansehen musste.

»Ich suche Ihren Herrn.«

Sie legte den weißen Kopf leicht schief, um die drei Männer zu betrachten, die hinter ihm standen. »Mein Herr ist bereits im Untersuchungsraum. Die Cruoren verarztet er persönlich.«

Er trat hinein — erschlagen von der Hitze eines Kaminfeuers, das sich in sein Gesicht drückte, wie ein nasses Tuch. »Sie sind bereits auf meine Anwesenheit vorbereitet, habe ich gehört?«

Seel hielt im hintersten Bereich des Flurs inne. »Ja. Es ist möglich, dass die Untersuchung mehrere Tage dauert. Wir haben für Ihre Mitreisenden ein Zimmer vorbereitet.«

Mehrere Tage. Er würde mehrere Tage untersucht werden. Von einem Cruoren — in einer Stadt, die Brus unangenehm ähnlich war... als sei er in einem Alptraum an seine Heimat eingesperrt.

Rhun wusste, dass er sich in der Anwesenheit anderer Cruoren geborgen fühlen sollte. Doch er tat es nicht; er fühlte sich umso verlassener.

»Ihre Begleiter können hier warten.« Seel wandte sich um und deutete auf ein protzig eingerichtetes Wohnzimmer — viel zu prunkvoll für die Verhältnisse ihrer Art.

Kenga, der unerzogene Adlige, der er war, schwenkte wie selbstverständlich dorthin ein und ließ sich auf das Sofa fallen. Caden folgte ihm nur langsam, während er sich umsah. Er nahm mit höflichen Abstand zu Kenga Platz, aber griff sofort zu dem Tablett Tee, das auf dem Tisch stand.

Chase schob seine Nase aus dem hochgeschlagenen Kragen heraus. Er offenbarte einen dunklen Bluterguss auf seiner Wange — und warf Rhun einen warnenden Blick zu.

Es sollten keine Fragen zu der unbekannten Wunde gestellt werden. Doch das war ihm egal. »Was ist denn da geschehen?«

»Halt die Schnauze, Cruor.«

Seel stand unbeeindruckt an der Tür. Sie schien nicht eingreifen zu wollen... Doch Rhun fühlte sich furchtbar bloßgestellt. »In Ordnung. Ich wollte lediglich fragen, aber wie es aussieht, hast du es verdient.«

Kenga drehte den Kopf zu ihnen; wenig alamiert, mehr erheitert — als empfinde er die Situation als unterhaltsam. Der Adel entnahm seit Jahrhunderten ihre Unterhaltung aus fremden Streitgesprächen, Tratsch und ungerechten Wetten.

Vielleicht sollte er Nachtschwärmer auf seine Liste, mit Dingen, die er hasste, hinzufügen.

Harding verschwand im Raum und zog den schweren Wintermantel aus. Er war dünner geworden — wagte Rhun zu behaupten. Das unbestreitbare kämpferische Talent war aus Chase entwichen, vielmehr wirkte er blutdurstig und leichtsinnig.

»Sind Sie bereit für die Untersuchung, Veu Rhun?«

Er blickte zu der Cruorin. »Nun, das nehme ich an.«

Die Cruorin hielt inne, bevor sie langsam die Tür öffnete und ihn hineinbat.

Hinter dem schweren Holz befand sich ein schlichtes Zimmer, wo sich die Regalbretter unter dem Gewicht von Büchern bogen und die Garnituren nicht gepolstert waren.

Rhun hatte es nicht vermisst; er hatte nichts vermisst. Das Leben in Asches Siedlung hatte ihm auf eine verschrobene Weise — trotz Declans Anwesenheit — gefallen. Er war gewillt gewesen, jeden Tag spazieren zu gehen, mit Menschen zu reden. Es gab weder Druck, noch einen weiteren Zwang. Er war tatsächlich ruhig.

Es war friedlich gewesen.

Die Menschen waren anders. Ja, sie hatten ihn gehasst — das beruhte auf Gegenseitigkeit. Vielleicht war es das Maß an versteckten Gefühlen, das ihn mit ihnen verband. Sie waren alle Opfer ihrer eigenen Gedanken.

Rhun wusste nicht, was er tun sollte. Das Leben mit Menschen erschien ihm genauso falsch, wie das mit Cruoren. Und Einsamkeit war eben genau das: einsam.

Veu Turem — ein Cruor mit kurzen Hörnern, die sich nach oben drehten, wie die eines Nachtschwärmers, stand vor dem Fenster und sah schweigend zu ihm. Er bewegte sich nicht unnötig, stattdessen nickte er zur Begrüßung.

»Guten Tag.«

Stille folgte erneut. Turem rieb sich die Augen, dann versteckte er die Arme hinter dem Rücken. »Sie sehen ein wenig mitgenommen aus, tatsächlich.«

Rhun trommelte mit den Fingern auf den goldenen Hörnern seines Gehstocks. »Das ist mittlerweile mein normales Aussehen, befürchte ich.«

Turem schaute zur seiner Assistentin, die den Kopf schüttelte. »Inwiefern ist Ihre Emotionalität normal?«

»Verzeihung?«

»Uns wurde mitgeteilt, dass sie schon zuvor gefühlvoll waren. Sie sind ein Cruor der zweiten Generation.«

Das sah man ihm deutlich an — doch auch Turem entstammte der zweiten Generation.

Die ersten, ursprünglichen Cruoren — darunter Zorn und Declan — waren kleiner und gänzlich versteinert. Sie hatten weder eine Regung Außen, noch Innen. Sie waren vollkommener und hatten die mächtigsten Systeme in Brus unter sich gehabt.

Rhuns Generation war mehrere Jahrzehnte jünger; sie waren Assistenten, oder übernahmen vereinzelt kleinere Prioritäten.

Die beiden folgenden Generationen waren entweder gerade am Ende ihres Studiums, oder mussten zwischen zehn, bis vierzehn Jahre alt sein.

Die großen Lücken zwischen den Cruoren erleichterte es, sie zu unterscheiden. Für die Menschen machte es keinen Unterschied, doch die Cruoren bevorzugten es, klare Hierarchien aufzustellen.

Vor dem Untergang in Brus hatte man eine neue Generation geplant. Dazu sollte es nicht kommen.

»Ich bin nicht gefühlvoll.«

Turem lehnte sich an die Wand. »Das ist keine Schande. Vor mir dürfen Sie das zugeben. Das Problem haben viele Cruoren.«

»Ich habe keine Gefühle«, wiederholte Rhun.

»Gut, wenn das so ist. Vielleicht hatten Sie damals keine, aber jetzt definitiv. Ihnen fehlen wesentliche Chemikalien. Und das ist nicht normal.« Turem löste sich von seinem Platz, um vorzutreten. »Erzählen Sie bitte. Wie geht es Ihnen?«

»Ich nahm an, Ihnen wurde schon alles mitgeteilt?«

»Ich bevorzuge es, alle Details zu erfahren.«

Seel, die weiterhin an der Tür verharrte, sah eindringlich zu ihm.

Rhun tastete seine Hörner entlang. »Ich bin aus Brus geflohen, in der Nacht ihres Untergangs, und bin in einer Siedlung untergekommen.«

»In Ordnung.«

»Ich bin den Winter über dort geblieben, bis ins Frühjahr hinein. Ich habe keinen Arzt aufgesucht.« Rhun zog seinen roten Mantel aus. Er war noch immer im ersten Jahr seines Diensts als Herr der Stadtwacht — er würde weiterhin rot tragen.

Es fühlte sich schrecklich an, vor den beiden zu stehen. Ein Teil seiner Selbst war plötzlich wieder ein junger Cruor, der seine Fehler aufzählen musste, um dafür bestraft zu werden.

Turem nickte einmal mehr. Er selbst wirkte schwach und müde. »Verstehe. Und haben Sie Symptome?«

»Halluzinationen, Schwindel, Schmerzen.«

»Das ist normal, den Umständen entsprechend. Es gibt lediglich... nicht wirklich viele Aufzeichnungen darüber, wenn ich aufrichtig mit Ihnen sein darf.«

»Das bedeutet?«

»Es ist sehr unerforscht. Nicht viele Cruoren haben ihre Behandlungen ausgelassen. Es gibt ein, oder zwei Cruoren, die damals entführt worden waren und nicht entsprechend ärztlich versorgt wurden. Sie haben es nicht überlebt.«

»Ich hoffe, dieses Schicksal wird mich nicht ebenfalls erwarten?«

Turem sah ihn lediglich an — und plötzlich ertappte Rhun sich bei dem Wunsch, dass er menschlich werden würde, damit er aus seiner Miene etwas lesen könnte.

»Das Risiko besteht, selbstverständlich«, antwortete der Arzt langsam. »Ich habe mit meinem Mentor darüber gesprochen. Er hat mir erklärt, wie wir vorgehen müssen. Er hat mir versichert, dass Sie nicht sterben würden. Nichtsdestotrotz sind Sie ein Ausnahmefall. Wir brauchen Ihre Fähigkeiten in der Stadt. Andernfalls hätten wir diese aufwändige Behandlung nicht geplant.«

Es war beruhigend zu hören — auf eine skurrile Art.

»Das wird wahrscheinlich schmerzhaft werden«, fuhr Turem fort. »Und Sie verfügen jetzt zusätzlich über Gefühle. Das bedeutet, Sie werden einer doppelten Belastung ausgesetzt.«

»Was werden Sie mit mir tun?«

»Ich bezweifle, dass Sie den medizinischen Vorgang wissen wollen?«

»Nein, bitte erklären Sie mir lediglich, was Sie tun müssen.«

»Wir müssen allmählich alles aus Ihnen herausholen, was Sie zum Cruoren macht.«

Rhuns Kehle schnürte sich jäh zu. »Und was bleibt dann von mir?«

»Das wollte mir mein Mentor noch nicht mitteilen, sondern erst, wenn die Behandlung erfolgreich durchgeführt wurde. Es ist schon ein Wunder, dass Sie überhaupt leben.«

»Ein Bekannter von mir ist gestorben.«

»Veu Declan, ja.«

Rhun musste tief atmen, als sich seine Brust verkrampfte. »Für ihn gab es keine Hoffnung mehr?«

»Nein, Veu, aber für Sie.«

Es gab keine Worte, mit denen er beschreiben könnte, wie bedeutungsschwer diese Aussage war. Rhun war gewillt, alles zu tun — er wollte nicht sterben.

Selbst Turems nächste Warnung verängstigte ihn nicht: »Es wird allerdings sehr schmerzhaft für Sie. Ich meine, wie alt sind Sie?«

»Einunddreißig.«

Turem holte tief Luft. »Eben. All die Jahre wurden Sie mit Medikamenten versorgt und das müssen wir jetzt alles wieder entfernen. Und Sie haben noch nie in diesen einunddreißig Jahren den Umfang voller Gefühle gespürt. Es wird anstrengend. Auf viele Ebenen.« Er sah zu ihm, deutete ihm an, sich hinzusetzen.

Rhun starrte auf die Liege — die Gedanken flossen in Bildern durch seinen Kopf, anders als sonst. Dieses Mal waren es keine Worte, keine greifbaren Stränge, es waren Szenarien; von denen eins schlimmer war als das andere... Wie er aufgeschnitten wurde, wie er alles verlor, das er war.

»Besser, als zu sterben.« Etwas an seiner Stimme musste Unsicherheit in sich gehabt haben, da Turem ihn nur ansah und nicht fortfuhr.

»Haben Sie Angst?«, fragte er schließlich — in dem selben undeutlichen, sachlichen Ton, wie alle Cruoren sprachen. Keine Verachtung; nichts, was Rhun benennen könnte. Und doch wusste er, dass er verurteilt wurde, für seine Gefühle. Er wusste, dass die beiden Cruoren eigene Werte hatten. Es waren die Vorstellungen, denen Rhun nicht entsprechen konnte.

»Nein«, entgegnete er. Er wollte nur nachdenken — und benennen, was er gerade fühlte. »Ich würde hingegen gerne noch einmal ein Gespräch mit meinen Mitreisenden führen.«

***

»Warum hast du eigentlich mich als deine Amme auserkoren, Cruor?«, fragte Harding — die Wunde auf seinem Gesicht wie ein Mahnmal, das man eigentlich nicht mit ihm sprechen sollte.

Das war exakt die Reaktion, die Rhun erwartet hatte, als er ihm alles erklärt hatte.

Vielleicht hatte er den Verstand verloren, vielleicht war die Verbindung, die er zu Harding fühlte jedoch normal. Beide hatten auf ihre eigene Art gegen Gesetze verstoßen; ihr beides Schicksal lag in Fremden Händen; beide hatten keine andere Wahl gehabt wenn sie überleben wollten.

Sie waren beide ein Opfer ihrer Gefühle. Das waren alle Menschen, aber Harding besonders. In seiner Verbitterung konnte Rhun Heimat finden.

»Was soll ich denn sagen? Du willst etwas hören.«

»Die Angst vor dem Tod«, begann Rhun langsam. »Ich hatte sie schonmal. Ich wage fast zu behaupten, dass es der Normalzustand ist.«

»Ich denke, Tod und Leben stehen in dem selben Zusammenhang, wie Liebe und Hass.«

»Nun, ich werde hingegen vom Tod bedroht. Von Liebe werde ich nicht belastet.«

»Belastet. Du weißt nicht, wovon du redest, Cruor.«

»Ich bin froh, dass ich nicht durch unerwiderte Liebe verletzt werden kann.«

»Dein Herz kann nicht gebrochen werden, wenn du keins hast.«

»Vielleicht habe ich keine Seele, aber ein Herz definitiv.«

Chase schnaufte. »Ein Herz ist mehr als nur das. Du musst beweisen-«

»Ich muss mich nicht beweisen, Harding.«

»Über mich wird auch behauptet, ich habe den Verstand verloren. Dennoch denken und handle ich. Mit deinem Herz ist es nicht anders.«

»Ich werde mich nicht mit dir auf eine Stufe stellen.«

Harding lehnte sich zurück. »Mit anderen Cruoren kannst du es auch nicht. Weil du anders bist.«

Rhun hob den Blick. »Es tut mir Leid.«

»Das-« Harding setzte sich wieder aufrecht hin. »Wo kommt das jetzt her? Wusste gar nicht, dass ihr das sagen könnt.«

»Ich weiß, dass ihr Menschen mitunter sehr leidet.«

»Dafür ist es zu spät. Die Stadt hier ist genauso von eurem Einfluss verseucht, wie Brus es auch war. Ich befürchte, dass ich es nicht anders kenne.«

»Ich weiß, dass deine Familie-«

»Das ist nicht deine Angelegenheit.« Harding spuckte die Worte fast hervor. »Fokussier dich darauf, gesund zu werden, damit wir bald gehen können.«

»Ihr werdet voererst hier leben. Ich weiß nicht, wie lange die Untersuchungen dauern werden. Und ich weiß genauso wenig, was mit mir geschieht.«

»Es ist mir egal was mit dir geschieht, in meinen Augen wirst du immer ein Cruor sein.«

»Ich muss gestehen, dass ich erleichtert bin, das zu hören.« Rhun schaute auf seine Finger. »Egal was ich sein werde, ich bezweifle, dass ich mich verändere. Ich kann mich nicht von dem Lösen, was mir damals beigebracht wurde. Vor meiner Vergangenheit kann ich genauso wenig fliehen, wie du.«

»Hör auf mich da hineinzuziehen. Du lebst für dich selbst.« Harding grinste erzwungen. »Willkommen im Narzissmus.«

Rhun fühlte einen Anflug von Einsamkeit — die so kalt und zerfleischend war, wie der Tod. Sein Herz war ihm egal; das hatte er.

Stattdessen fürchtete er, dass er tatsächlich keine Seele hatte.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro