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Kapitel 12;1 - Leblose Gewässer

Rhun kniete vor einer Schale Wasser, in deren Inneren er seine Reflexion betrachten konnte. Oder das, was auch immer es war, in dem er steckte.

Die Hirschhörner, die dunkelgraue Haut, weiße Augen, völlige Ausdruckslosigkeit. Was war er? Von seinem Inneren sah man nichts, als seinen Atem in der kalten Luft.
Von Außen war er eine Hülle; nichts gewehrte einen Eindruck auf seine Gedanken. Vielleicht sah er tatsächlich neutral aus; nüchtern und perfekt; vollkommen und souverän.
Doch war Rhun tatsächlich ein Lebewesen, wenn er darauf angewiesen war, Chemikalien in den Körper gespritzt zu bekommen?

War er so künstlich, wie die Formwandler? War er überhaupt lebendig, wenn man ihn künstlich erschaffen musste?

Er existierte nur, um Aufgaben zu erfüllen. Eine Aufgabe, die von ihm verlangte, zu anderen Cruoren zurückzukehren. Darin hatte er versagt. Rhun wollte nicht zurück.

Er würde niemals zurückkehren, wenn  er keine Angst vor dem Tod hätte.

Etwas regte sich in seinem tiefsten Inneren, das tiefer waberte, als Angst. Es war Erwartung — lag schwer in der Brust, wie Vorwissen. Da war etwas... Aber Rhun konnte es nicht greifen.

Er schaute auf seine Schulter zurück, wo sich schwarze Farbe über seine Haut zog. Es kam tatsächlich einem Monsterbiss gleich — zumindest sahen sie so aus. Er war jedoch nicht gebissen worden; nicht, dass er es bemerkt hätte. Seitdem ihm das Mal auf der Schulter aufgefallen war, hatte sich dieses nicht verändert.

Das konnte kein Monsterbiss sein. Es durfte keiner sein.

Rhun nahm Wasser in die Hand, rieb es auf die Stelle, hoffte, dass sich etwas verfärben würde, bevor es auf den Schnee fiel, doch die Flüssigkeit blieb klar. Immer wieder rieb er über die Stelle, kratzte sie wund; hoffte, dass es nicht tief genug lag, sondern irgendwann verschwinden würde.

Es blieb. Das Wasser tropfte auf den Boden.

Mit jeder Bewegung wurde der Schmerz stärker. Die schwarze Stelle auf seiner Schulter — das Unbekannte auf dem Fremden.

Kannte Rhun sich selbst? War er nicht ebenso fremd, wie alles um ihn?

Er rieb sich die Arme, die Hände, das Gesicht. Was war er? Warum hatte er Gefühle?

Warum sollte er Chemie brauchen, um am Leben zu bleiben? War er wirklich Nachkomme eines Gotts? Warum dann hatte man ihn nach seinem Ebenbild erschaffen müssen? Warum dann hatte er Gefühle?

Warum wollte er nicht zurückkehren? Der Hass auf die Menschen brannte tief in seiner Seele — dort, wo er ihn gepflanzt hatte.

Und jetzt rieb Rhun mit den Händen über sein Gesicht, hoffte, Menschlichkeit unter seiner Haut zu finden.
Etwas, das ihn erklärte.

Doch mit jeder Hand voll Wasser verlor er mehr von sich selbst.

***

Die drei Tage, die auf den Angriff des Dorfs gefolgt waren, waren unheimlich gewesen. Das Wetter hatte jede Flucht endgültig verhindert und Hardings Gruppe sah sich gezwungen, bei Asche zu bleiben, bis der Schnee taute.

Die Frau ließ sich nicht blicken. Starkes Fieber hielt sie im Bett und dementsprechend missmutig waren alle, die sich als ihre Freunde bezeichneten.

Nicht einmal, als sie aufgebrochen waren, gab es einen Abschied.

Rhun hatte seinen Rücken an einen Baum gelehnt. Das Echo sanft gesprochener Worte dröhnte aus dem Hintergrund zu ihm. Der Weg, einen kleinen Hüfel aufwärts, wo sie nun Rast machten, hatte alles von ihm abverlangt. Sein Kopf war zu leicht; die Knie zitterten und er hatte nicht einmal genügend Kraft, seinen eigenen Gehstock zu halten.

Was auch immer mit ihm geschah: Es war unbekannt und erst recht nicht natürlich.

Declan konnte kaum mehr sprechen. Er wurde gestützt, inhalierte verkrampft die Luft und seine Schuldzuweisungen waren längst verstummt. Er war von einer der Ärzte begleitet worden, bis sie den Hügel erreicht hatten. Dann war die Frau umgekehrt und hatte es Caden überlassen, den Cruor zu stützen.

Dolunay saß neben ihm auf dem Boden; unweit von Rhun entfernt. Sie hatte die Knie an den Körper gezogen und den Kopf darauf abgelegt. »Ich werde Sie nicht nach Weyfris begleiten.«

Rhun schloss für einen Moment die Augen — lange genug, dass sich Unbehagen in seinem Körper ausbreitete. Er riss sie auf, zwang seinen Blick auf die Umgebung. »Sie bleiben bei den Aart, nehme ich an?«

»Ja, Veu.«

»Passen Sie auf das Kind meines Herrn auf?«

Dieses saß abseits von ihnen. Einen Namen hatte der Bursche immer noch nicht. Die Wintermonate hatte er sich mit den anderen Kindern angefreundet — auch, wenn es von diesen nicht viele gab. Eine ansprechende Bildung hatte er nicht genossen, aber es schien wichtiger zu sein, dass er mit dem Bogen umgehen konnte.

»Sind Sie sich sicher? Ich dachte, den hätten sie längst vergessen.«

»Vergessen nicht. Ich fühle mich verantwortlich für ihn. Aber ich bin überzeugt, dass er sich in einer fremden Stadt nicht wohlfühlen würde. Ohnehin, ich versuche mit meiner Vergangenheit abzuschließen.«

»Da sind wir schonmal zwei.«

Rhun fuhr seine Hörner entlang, musste die Hand jedoch bald senken, da ihm die Kraft darin fehlte. Er zwang sich freundliche Worte auf: »Ich bin überzeugt, dass sie es schaffen werden. Es ist eine gute Entscheidung, sich von Hardings kriminellen Machenschaften zu distanzieren.«

»Harding ist mehr, als ein Mörder. Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, muss ich zugeben.« Sie inhalierte schaudernd die Luft. »Und heute ist es soweit. Kenga... Organisiert einige Waffen für euch«

Rhun hatte sich bereits gewundert, worauf sie warteten. Er bezweifelte, dass man Rücksicht auf Declan nehmen würde. Waffen waren also der Grund für ihre Rast — das hätte er erwarten sollen. »Werden Sie sich nicht verabschieden?«

Der Baum in seinem Rücken schien zu ächzen. Sie lehnte sich zur Seite, um näher zu rücken. »Nein. Die anderen wissen, dass ich gleich gehen werde.«

»Verzeihen Sie meine Bemerkung... aber das ist sehr unüblich, für die Menschen.«

»Den großen Abschied hatten wir bereits hinter uns. Ohnehin, ich bevorzuge es, leise zu gehen. Ich hoffe...« Sie hielt inne. »Ich hoffe, Sie erholen sich, Veu.«

»Ich hoffe, dass wir vorher nicht von Monstern gefressen werden.«

Dolunay beugte sich zu dem Jungen und flüsterte ihm etwas zu. Zorns Sohn zuckte abwesend mit den Schultern.

Rhun tastete mit seinen Fingern den Gehstock entlang. Er würde geheilt werden — darauf musste er sich verlassen... er musste sich auf das verlassen, was Declan ihm sagte.

Der Boden war frostig, doch der Schnee größtenteils geschmolzen. Es blieb nur zu hoffen, dass sich der Winter seinem Ende nähern würde.

Gerade als Rhun befürchtete, er beginne erneut zu halluzinieren, erkannte er Kenga, der zwischen den Bäumen schwirrte. Bei seinem Anblick stand Harding auf. Der Nachtschwärmer öffnete den alten Mantel, der zu groß für ihn war, und offenbarte einige Messer, die provisorisch darin angebracht waren.

Er winkte überreizt, als Rhun zu ihm sah.

Declan wurde von Caden auf die Beine gestemmt. Er schlug den Arm weg. »Ich kann nicht gehen.«

Rhun fühlte sich plötzlich leichtfüßig, als er sich aufstemmte. »Du wirst es überleben. Und ich auch.«

»Ich habe keine Angst vor dem Tod.«

»Der Tod sollte Angst vor dir haben.«

Declan schüttelte den Kopf. Er stützte sich an den Baum. »Du bist noch zu Scherzen bereit? Nachdem du uns durch reine Folter schickst? Wir könnten jederzeit sterben, Rhun!«

Seine raue Stimme jagte über den Hügel — ebenso ächzend und abgetragen, wie die Äste des Baums, die aneinander rieben.

Rhun stützte sich auf seinen Gehstock. »Dir stand es stets frei, zu gehen.«

»Ich will nur das Beste für dich.«

»Wundervoll«, hauchte Rhun atemlos.

Er klammerte sich an den Gedanken, bald auf einem Schiff zu sitzen, in einem vernünftigen Bett. Als geachtete Person — die man verarzten würde.

Doch der Anblick von Brus in der Ferne ließ ihn träge werden. Nicht nur war die Stadt so weit entfernt, sondern noch immer von der violetten Kuppel begrenzt. Sie war verloren.

Auch, wenn Rhun keine Gefühle haben dürfte, so vermisste er seine Heimat — und beinahe alles, was er damit verband.

Declan hob nicht einmal den Blick, um die Stadt zu betrachten. Stattdessen starrte er auf den Boden, um jeden Schritt zu kontrollieren.

Die anderen waren in einen Plausch verfallen; Dolunay war verschwunden. Nicht gegangen; komplett verschwunden.

Als Rhun ihre Abwesenheit bemerkt hatte, konnte er sie nicht mehr auf der freien Fläche finden.

Es mochte daran liegen, dass sie einen großzügigen Bogen um das Dorf des Aart-Priesters tätigten — um eine Abkürzung zu schaffen — doch sie war früh gegangen.

Sie konnte zu Ihresgleichen zurückkehren. Sie hatte die Wahl gehabt. Ihre Entscheidung, zu bleiben, hatte nicht ihren sofortigen Tod zur Folge.

Ihrer Heimat war sie nah — einen Aart sollte man nicht von den Stätten trennen... und einen Cruor nicht von seiner Arbeit.

Die geisterhafte Erscheinung von Brus kam immer näher — und doch schien seine Heimat unheimlich fremd. Er würde nicht dahin zurückkehren, sondern an den Hafen, der sich an die Stadt anschloss. Dann müsste er in einer Kutsche nach Weyfris gelangen, sich dort anmelden... Es würde lange dauern, bis er wieder leben könnte — so, wie er es früher tat.

Sobald er verarztet werden würde, würde er der Zukunft hoffentlich optimistischer entgegenstehen. Nun war jeder Schritt wie ein Fall in einen dunklen Abgrund.

Sie kamen auf einem Weg an, der in wenigen Minuten zur Stadt führte.

Gerade als das Gespräch zwischen Caden und Kenga verstummte, deuteten sich andere Laute in der Ferne ab.

Es waren eindeutige Schreie — einige voller Schmerz, andere in einem Rausch Reiner Euphorie verzogen.

Sie blieben stehen. Declan sank auf die Knie und würde vollständig auf den Boden fallen, würde Caden seinen Rücken nicht stützen.

Rhun drehte orientierungslos den Kopf — woher stammten die Rufe?

»Oh, Scheiße!«, brummte Kenga und zog das Schwert.

»Wir sollten schnellstmöglich verschwinden, sonst haben wir ein Problem.«

Harding schaute zu Caden, dann zog er die Brauen herunter. Er stemmte Declan auf die Beine. »Die sind besonders hinter euch Cruoren her.«

»Ich überlebe eh nicht.« Declan entfernte sich von den beiden, hielt sich stattdessen an Rhuns Schulter.

Der Druck war unbarmherzig. Am liebsten hätte er ihn abgeschüttelt.

»Sollen wir sie hier alleine zurücklassen?«

Rhun riss die Augen auf. Er sah hinter sich, wo einige fremde Leute auf sie zuhielten. Angreifer. Eine der elendigen, kriminellen Gruppen.

Er könnte nicht kämpfen — oder rennen. Er brauchte Harding, erneut. Mit unsteter Stimme flüsterte er: »Wenn ihr in Weyfris gute Zukunftaussichten genießen wollt, braucht ihr meinen Schutz.«
Doch eigentlich war es Rhun, der ihren Schutz benötigte.

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