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Kapitel 10;1 - Schnitte für die Liebe

Dolunays Ohren kannten bereits die wehleidigen Klänge von verzweifelten Menschen. Und sie hatte genügend Erfahrung, um zu wissen, dass man sich dem Unheil nicht alleine stellen konnte.

Sie stürmte mit Caden den Hügel hinauf, um von dort aus das Dorf anzusteuern. Ihre eigenen Fußspuren waren noch sichtbar — doch der Schnee begann sich erneut darin zu sammeln.
»Ich verstehe das nicht«, murmelte sie leise.

»Dass ausgerechnet zu diesem Scheißwetter ein Angriff stattfindet, meinst du?«

Das beschrieb ihre Eindrücke nicht ganz. Sie hatte das Dorf kaum sehen können — nur einige dunkel-gekleidete Gestalten, die zwischen den Häusern huschten. Nur, als die verzweifelten Rufe „Angreifer" durch den Schneesturm gedrungen waren, hatte sie die Situation einschätzen können.

Mehr wusste sie nicht — und das Risiko bestand, dass sie überreagierte. »Ja, genau.«

Dolunay kniff die Lippen zusammen. Die Luft war schnittig; ihre Lungen brannten. Der Schal vor ihrem Gesicht war von Flocken bedeckt. Sie lief seit mehreren Minuten.  Mittlerweile spürte sie die Kälte nicht mehr; stattdessen erhitzte Panik ihr Gemüt.

Die Eindringlinge griffen im Winter an; zu einer Zeit, wo man kaum die Hand vor den Augen sehen konnte. »Ich kann mir vorstellen, dass sie das Dorf überfallen, weil sie Häuser brauchen. Draußen erfrieren sie höchstwahrscheinlich.«

»Stimmt. Darüber hab' ich noch gar nicht nachgedacht.« Caden rieb die Hände aneinander. Erst stammelte er einige Satzanfänge, dann räusperte er sich. »Wann kommen Harding und die anderen nach, um uns zu helfen?«

»Das weiß ich nicht.«

Er nickte kaum merklich. »Fantastisch.«

Der Wind trieb sie voran. Dolunay vergaß den Weg und ließ sich leiten. Für einen Moment befürchtete sie, die falsche Richtung eingeschlagen zu haben — aber das konnte nicht sein. Sie war den Weg innerhalb der letzten Monate so oft gegangen; sie hatte sich nicht verlaufen.

Das einzige, was sie finden musste, war Selbstvertrauen.

Und doch fühlte sich die Strecke länger an, als jemals zuvor.
Als sie erste Stimmen hörte, wurde sie langsamer.

Das Dorf lag im Schnee begraben und war aus der Ferne kaum erkennbar. Kleine Haufen türmten sich an den Seiten und die Flocken ließen ihre Sicht verschwimmen.

Caden kam näher, bis seine Schulter ihr streifte.

Aus dem Dorf drangen keine Schreie mehr, sondern Rufe. Waffengeklirr ebnete sich in die Landschaft ein, als sei es ein Schlachtfeld.

Über ihnen — auf dem Dach eines Hauses — bewegte sich ein bläuliches Licht.
Dolunay schritt an die Fassade und rief, so unaufdringlich, wie sie konnte: »Oryn.«

Dieser streckte den Kopf  herunter. Sein Gesicht hatte eine merkwürdige Farbe angenommen — irgendwo zwischen dem Blau seiner Haut und Rot in seinen Wangen. Der Lichtschleier, den er ausstrahlte, wirkte wie eine Erscheinung. »Holt Hilfe!«

»Haben wir bereits.« Dolunay streckte ihre behandschuhte Hand aus, um sich auf das Vordach eines kleinen Nebengebäudes zu ziehen. Von dort aus gelangte sie mit mühseligen Bewegungen zu Oryn.

Caden fiel es leichter; er nahm einen großen Schritt und hielt sich auf den schrägen Ziegeln, auf denen eine Leiter lag.

»Wenigstens haben wir jetzt die Möglichkeit, unsere Schuld zu begleichen«, brummte er, sobald er neben den beiden Aart ankam.

»Besser wäre es, wenn ihr das nicht nötig hättet«, gab Oryn zurück. Er hatte einen Bogen in der Hand und spannte diesen. »Ich hasse schießen.«

Caden rutschte auf dem Dach nach vorne. Er wuschelte sich durch die dunklen Haare. »Wo hast du denn kämpfen gelernt?«

»Die Wachmänner hier. Mein Vater wollte- Das spielt doch keine Rolle!« Er fixierte seine Aufmerksamkeit auf die Bäume, die sich im entfernten Wald unter dem Wind neigten.

Dolunay folgte seinem Blick. Sie suchte die Umgebung ab. Es war erschreckend leer — und die Stimmen lagen wie ein gespenstisches Raunen in unbekannter Richtung.

Sie konnte nicht sehen, wo sich die Angreifer aufhielten. Die anderen Häuser im Dorf waren höher, wenn man sich weiter zum Kern bewegte.

Die Gebäude waren kreisförmig angeordnet. Verworrene Gasse gab es zum Teil, aber die Wege waren gradlinig und übersichtlich, im Gegensatz zu Brus.

Dolunay schaute auf die Eingänge. »Wie viele Angreifer sind es?«

»Dreißig habe ich gezählt. Ich lauere von oben. Die Wachmänner sind unten. Bisher habe ich niemanden getroffen«

»Bei dem Wind ist das auch kein Wunder. Habt ihr Gewehre, oder-« Caden wurde unterbrochen, noch ehe er das nächste Wort beginnen konnte.

»Nein«, stieß Oryn empört hervor. »Das ist unmenschlich.«

Dolunay verzog den Mund. Von oberhalb ließ sich nicht arbeiten — das sollte ihm eigentlich bewusst sein. »Wir gehen runter. Verstärkung kommt gleich.«

Caden schüttelte den Kopf und gab ihr einen eindeutigen Blick, der einer stummen Beschwerde gleichkam.

Oryn murmelte etwas — sie verstand nicht alles, doch die Botschaft war eindeutig: niemanden zu den Scheunen locken, da sich dort die Stadtbewohner versteckten.

Erst stapfte sie orientierungslos durch den Schnee, bevor sie in eins der naheliegenden Häuser schwenkte. Die Tür war nicht abgeschlossen — sondern sogar leicht geöffnet. Das Innere war fast ebenso kalt, wie draußen. An der Feuerstelle lag kein Holz mehr.

Caden schloss sich ihr an; holte bereits sein Messer heraus. »Suchen wir die Häuser ab?« Er hob die Luke zu einem Keller, um hineinzusehen. »Wollen wir nicht erstmal das große Chaos bekämpfen, bevor wir nach den einzelnen suchen?«

»Das sollten wir machen, wenn die anderen da sind.« Dolunay betrat bereits das gegenüberliegende Gebäude. Der Platz war gering. Nur die Läden, das Haus des Priesters und die Färberei hatten ein großes Grundstück — über denen sich teilweise Wohnungen befanden. Die anderen lebten unter ärmlichen Verhältnissen. Es genügte, dass ein Bett in der Ecke stand. An der gegenüberliegenden Seite hatte sich eine Kochstelle eingefunden. Vor einer hölzernen Trennwand stand ein kleiner Tisch. Es war nobler, als die üblichen Häuser in den Armenvierteln von Brus.

Doch Brus war generell fortschrittlicher — und zum Ende hin hatten sie sich leisten können, in guten Verhältnissen zu leben.

Caden und Dolunay teilten sich nach einem weiteren Haus auf. Sie blieben jedoch in Reichweite. Ab und an zog er ein spielerisches Gesicht, wenn sie einander begegneten.

Dolunay blieb einige Minuten länger in einem der Häuser, um das Regal herauszuziehen, das verdächtig schräg stand. Dahinter fand sie allerlei illegaler Konsumgüter — jedoch keinen Eindringling.

Als sie herauskam, stand Caden bereits vor der Tür. »Ich habe etwas gehört.«

Tatsächlich kamen aus der Nebenstraße leise Gespräche und Dutzende Schritte. Harding schwenkte zur Seite weg und hielt auf sie zu. »Hier seid ihr.«

»Gut.« Sie nickte zur Mitte des Dorfs. »Es scheint sich alles auf dem Markplatz abzuspielen. Habt ihr das mitbekommen?«

Caden stand still an der Hauswand — wie er es früher schon immer getan hatte, als er ein Jugendlicher war und Hardings Laufburschen gespielt hatte. Er hielt den Blick auf den Eingang fixiert, die Lider fast geschlossen, um durch den Schnee zu sehen.

»Es wäre einfacher, wenn es nicht so elendig kalt wär'«, grummelte Chase. Er ging langsam die Straße entlang und fügte hinzu: »Ich hab mich in den vergangenen Wintern selbst zu sehr verwöhnt.«

Caden hob die Schultern und blies den Atem schaudernd aus. »Hoffen wir, dass wir nicht die falschen Leute angreifen«

»Die Wachmänner tragen doch alle blau, soweit ich weiß.«

»Und woher wissen die, dass sie uns nicht angreifen sollen?«

Harding schaute zu Dolunay, die nur die Schultern hob. Er antwortete langsam: »Ich hoffe, sie greifen nur an, wenn man sie angreift?«

Sie gelangten auf dem Platz an. Dolunays Augen schweiften orientierungslos über das Chaos, das den Platz darstellte. Menschen rangelten aufeinander. Zwei Leichen lagen an einem umgestoßenen Karren. Jemand neben ihr hustete Blut.

Dolunays Hand verkrampfte sich um ihr Schwert, das sich anfühlte, als sei es bereits befleckt mit Blut. Sie trug weiß — ausschließlich weiß. Man würde jeden Tropfen Blut sehen. Ihre Erinnerungen echoten sofort das, was damals zu ihr gesagt worden war: das war ihr Schicksal. Sie war das Kind des Bogens. Sie war zum Töten geboren.

Als sie jemand entdeckte, brüllte der alte Mann vor Wut und preschte auf sie los. Er hatte eine Axt in der Hand; an der ein Stück Fleisch hing, das tonlos in den Schnee fiel. Harding stellte sich in den Weg und duckte sich unter der Axt weg.

Dolunay sprang über einige Kisten und gesellte sich in das Kampfgeschehen.

Jemand kämpfte mit Asche und drückte die Frau auf dem Boden. Zwei andere Männer hingen über ihr. Sie wehrte sich mit ihren Beinen, um Distanz zu halten.

Dolunay stürmte zu ihr und drehte sich um. Sie trieb ihr Schwert durch die notdürftige, viel zu große Rüstung, die der Mann trug. Sie stieß seinen zappelnden Körper auf seinen Freund, der daraufhin zu Boden fiel.

Dreißig, hatte Oryn gezählt. Das waren keine dreißig. Unter dem Kampfgeschehen befanden sich mindestens vierzig — und auch wenn sie in der Überzahl waren, blieb Dolunay misstrauisch.

Ein Wachmann des Priesters wurde bereits weggezerrt, da er zu stark verwundet worden war.

Dolunay hielt das Schwert erhoben, als jemand auf sie zuhielt. Gerade als sie seinem Schlag ausweichen wollte, musste sie zur Seite hechten, da jemand mit einem Pferd den Weg durchschritt.

Etwas traf die Aart am Kopf und sie schlug mit dem Rücken auf dem Boden auf. Jemand trat auf sie. Der taube Druck in ihrem Kopf wandelte sich zu einem schrillen Pfeifen.

Der andere Angreifer hatte sie beinahe erreicht, weshalb sie sich im Schnee wälzte und unter ein Fass griff. Die Kiste darauf fiel herunter. Es war eine mikrige Hürde — wenn überhaupt. Sie sprang auf, als der Angreifer schon vor ihr stand.

Sie stürzte sich auf die Frau, gegen die sie kämpfte und rammte ihr kurzes Messer hinein, sodass es Haut fand. Es war ein wahrlich grausames Gefühl, doch sie ignorierte die Schuld. Überall war mittlerweile Blut.

Sie handelte gewissermaßen für Harding — oder für Asche. Für die einzige Familie, die ihr noch blieb.

Es gab kein Gut oder Böse unter denjenigen, die zu Töten bereit waren. Und die meisten würden töten — darauf war die Menschlichkeit aufgebaut.

Dolunay stand auf keiner Seite; sie war nur eine von Vielen.

Bevor sie sich orientieren konnte, übermannte sie Schwindel. Eine weitere Person krachte auf sie und hob das Schwert.

Dolunays kurze Klinge fand den Hals der Person. Noch bevor sie weiteren Angriffen ausgesetzt war, schritt sie rückwärts an die Mauer, die den Springbrunnen markierte. Eine Leiche lag neben dem Eis.

Jemand schrie neben ihr spitz auf. Einer von Asches Leuten fiel vor ihr auf den Boden. Der Mann klammerte sich mit einer Hand an ihren Knöchel.

Sie stieg über ihn, um den nächsten Eindringling zu bekämpfen. Dieser brachte sie mit einem gezielten Schlag zum Liegen — und ließ sie dort. Er wandte sich ab und schritt in die Menge.

Dolunay keuchte, bevor sie sich aufsetzen konnte. Sie nahm den Weg zur Seitengasse, in der sich zwei Geschäfte befanden. Asche preschte neben sie.

Während Dolunay sich an eine Wand setzte, um durchzuatmen, kam eine vermummte Gestalt auf sie zu. Asche wurde geschnitten; doch hob ihr Schwert, um einen ungeschickten Schlag auszuüben.

Die Aart schloss die Augen. Sie wollte das nicht mitansehen. Sie war keine Schwertkämpferin.

Als Caden fluchte, hob sie jedoch ruckartig den Kopf. Asche packte ihren Arm und zog sie auf die Beine.

Jemand landete vor ihnen. Noch ehe Dolunay realisieren konnte, wo er herkam, stürmte die Person zu ihr.

Eine weitere Frau sprang vom Dach.

Dolunay hielt ihr Schwert so verkrampft, als habe sie vergessen, wie man damit umging.
Ihr Kopf hämmerte; ihre Brust schmerzte.

Wo war Caden?

Sie hob die Hände, um dem Angreifer entgegenzuhalten. Seine Bewegungen waren zu schnell; sie konnte nur auf Asche achten.

Diese hatte die Gefahr schon beseitigt und stellte sich aufrecht hin.

Der Mann vor ihr hob das Schwert. Sie stolperte zurück und hielt sich hinterrücks fest.

Und das nächste, was Dolunay sah, war Asche, die vor ihr stand. Die Frau schrie erschrocken auf.

Ein Messer versenkte sich in ihr.

Dolunay riss den Mund auf — konnte weder Worte formen, noch reagieren. Ihr Blick raste unkontrolliert dorthin, wo Asche zuvor gestanden hatte.

Doch dort war nur Harding, der die Frau offensichtlich vor Dolunay geschubst hatte.

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