Kapitel 7
Sofort entfernte sie sich ein paar Schritte von ihm, damit er sie nicht mit einem direkten Gegenangriff überrumpeln konnte. Er würde jeden Moment versuchen sie zu töten, das konnte sie von seinem zornverzerrten Gesicht ablesen. Mit festem Griff umklammerte sie ihre Waffe und bereitete sich mental auf einen blutigen Kampf mit ihm vor.
Nalayahs Kehle wurde ganz trocken und obwohl sie nur selten Angst verspürte, jagte ihr sein furchteinflößender Anblick in diesem Moment einen Schauer über den Rücken.
Vor ihrem inneren Auge spielte sich ein Szenario ab, bei dem der Dämon ihr bei lebendigem Leibe das Herz aus der Brust riss. Sie schüttelte ihre aufsteigenden Befürchtungen ab und sah ihren Feind entschlossen an. Selbst wenn sie ihm körperlich unterlegen war, würde sie keine leichte Beute für ihn abgeben. Sie würde es ihm schwer machen und bis zu ihrem letzten Atemzug kämpfen.
Erst jetzt fiel ihr auf, dass die Stimmung des Schreckenslords umgeschlagen war. Ganz so, als hätte ihre Angst einen Schalter in ihm umgelegt und ihn besänftigt. Es gefiel ihm offensichtlich, welche Reaktionen er ihr mit seinem Auftreten entlockt hatte. Das Feuer in seinen Augen flammte heftig auf und seine Mordlust hatte sich in etwas anderes verwandelt, in wilde, ungezügelte Gier.
Nalayah knirschte verärgert mit den Zähnen und betete zu Elune, dass diese dämonische Ausgeburt bloß von ihr fernbleiben möge. Doch er interessierte sich weder für ihre Gebete, noch achtete er auf ihre drohende Körpersprache. Stattdessen kam er ihr immer näher.
,,Keinen Schritt weiter", fauchte sie ihn warnend an, woraufhin er nur lachte, als würde er ihre Drohung nicht einmal ernst nehmen.
Rasch holte sie mit ihrer Gleve zum Angriff aus, doch er hatte sich bereits dematerialisiert und in schwarzem Rauch aufgelöst.
Hastig sah sie sich nach ihm um und achtete auf jedes noch so kleine Geräusch, das ihr Hinweise darauf geben könnte, wo er sich gerade befand. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie annehmen, dass er fort war.
Nur wenig später tauchte der Schreckenslord aus dem Nichts vor ihr auf und schlug ihre Waffe mit solcher Wucht zur Seite, dass sie außerhalb ihrer Reichweite klirrend auf dem Boden landete. Noch ehe sie wusste, wie ihr geschah, packte er ihren Hals und schnürte ihr die Luft ab.
Die Kommandantin schrie überrascht auf und kurz glaubte sie, dass ihre letzte Stunde geschlagen hatte. Doch anstatt ihr Leben zu beenden, lockerte er seinen Griff ein wenig und drückte seine Lippen noch einmal hungrig auf ihre. Sein stürmischer Kuss traf sie wie eine gewaltige Schlammlawine, unter der sie begraben wurde. Mit seiner Wildheit riss er ihre Verteidigung nieder und innerhalb eines Wimpernschlags hatte sie das Gefühl, vor Lust in Flammen aufzugehen. Die Nachtelfe wusste nicht, was mit ihr geschah, doch sie konnte den widersprüchlichen Emotionen, die wie tosende Wellen über sie hereinbrachen, nicht lange standhalten. Ihre Gefühle übernahmen die Kontrolle und intuitiv öffnete sie ihren Mund für ihn, als hätte sich ihr Körper gemerkt, wie gut sich seine Küsse anfühlten.
Azgaroth nutzte die Gelegenheit und streichelte zärtlich mit seiner Zunge über ihre, um sie dazu zu animieren, mit ihm zu spielen. Entgegen jeglicher Vernunft stöhnte sie in seinen Mund und während sie seinen Kuss voller Leidenschaft erwiderte, stieg das Bedürfnis in ihr auf, ihre Finger schmerzhaft in seine Haut zu bohren. Das was er mit ihr tat, war widerlich, geradezu abstoßend. Vielleicht fühlte es sich genau aus diesem Grund so verboten gut an.
Wie sollte sie ihren Kameraden nur je wieder unter die Augen treten können? Sie würde als diejenige verachtet werden, die einem bösartigen Schreckenslord verfallen war. Eine geschätzte Kommandantin der Kaldorei, die Schande über ihr eigenes Volk brachte.
Sie hasste sich selbst für ihre eigene Schwäche, aber noch viel mehr hasste sie ihn. Ihr Blut begann augenblicklich zu kochen und ihr Zorn auf ihn fraß sich wie Säure durch ihre Adern.
Nalayah wollte sich von dem Schreckenslord losreißen und ihm ein Auge ausstechen, sie wollte ihn leiden sehen, doch sie konnte sich nicht von seinen Lippen trennen. Vor Wut und Frustration küsste sie ihn nur noch aggressiver und ihre Zungen trafen immer wieder aufeinander, sie tanzten miteinander in ungezähmter, rauer Lust. Ein elektrisierendes, wunderschönes Kribbeln rauschte durch ihre Adern, das sich bis in ihre Seele brannte.
Aus der hintersten Ecke ihres benebelten Verstands meldete sich eine Stimme, die voller Qualen schrie und sie dazu drängte, dem Wahnsinn Einhalt zu gebieten.
Der Dämon spiegelte alles wider, was sie aus tiefstem Herzen verabscheute. Sie konnte und wollte einfach nicht akzeptieren, dass gerade er dazu imstande war, sie derart intensiv und auf solch eine positive Weise fühlen zu lassen.
Als er auf ihre Unterlippe biss und von ihrem Blut kostete, verschaffte er ihr eine Gänsehaut, die bis in ihre Zehenspitzen reichte. In immer gieriger werdenden Zügen trank er von ihr und der Moment war so intim, dass sie kurzzeitig das befremdliche Gefühl hatte, ihre Herzen würden im Einklang schlagen. Die Schnittwunde an seiner Klaue regenerierte sich rasch wieder, sein Heilungsprozess wurde durch ihr Blut erheblich beschleunigt.
Azgaroth atmete schwer vor Erregung, als er sich von ihrem Mund löste. Nalayah fühlte sich benommen und überwältigt von dem berauschenden Blutkuss. Ihr Herz raste wie wild und wollte sich gar nicht mehr beruhigen. Ihr Körper stand völlig unter Strom.
Einige Sekunden lang sahen sie sich einfach nur an, dann leckte er genüsslich ihr Blut von seinen Lippen.
,,Ich habe nicht mit Eurer Zügellosigkeit gerechnet, Elfe. Wollt Ihr noch mehr? Ihr könntet gleich hier vor mir auf die Knie gehen", schlug er vor und klang dabei belustigt.
Mühsam schüttelte sie den sinnlichen Nebel ab, der sich in ihrem Geist ausgebreitet hatte, dann kam sie wieder zu sich.
,,Ihr widert mich an", zischte sie zwischen ihren Zähnen hervor und ein überhebliches Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab, als würde ihn ihr widerspenstiges Verhalten amüsieren. Mit ihren schneidenden Blicken lieferten sie sich ein erbittertes Duell, aus dem nur einer von ihnen als Sieger hervorgehen würde.
,,Niemand wird je erfahren, was zwischen uns vorgefallen ist. Ihr braucht weder mir, noch Euch selbst etwas zu beweisen", verführte er sie und seine Augen wurden dunkler vor Verlangen. In ihnen war keine Spur von Menschlichkeit zu erkennen, nur ursprüngliche, animalische Gier. Sie erschauderte bei seinem Anblick und ihr wurde heiß und kalt zugleich.
Dieser Dämon war gefährlich für sie. Er weckte etwas Finsteres in ihr, das in den hintersten Ecken ihres Herzens schlummerte. Es war hässlich und verdorben und wollte an die Oberfläche.
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